Seewölfe - Piraten der Weltmeere 7/II. Davis J. Harbord

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 7/II - Davis J. Harbord


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erwiderte der Seewolf.

      „Ich.“ Ferris Tucker reckte die breite Brust heraus.

      „Na also. Ihr beiden, du, Ben, und du, Ferris, ihr werdet den Schneckenfressern das Fürchten beibringen. Oder seid ihr da überfordert?“

      Ben Brighton und Ferris Tucker wechselten einen kurzen Blick. Dann starrte Ferris Tucker an die Decke, und Ben Brighton suchte neben Hasards rechtem Ohr einen Fixpunkt. Ihren Mienen war zu entnehmen, daß sie die letzte Frage ihres Kapitäns bereit waren, tunlichst zu überhören – womit sich auch die Antwort erübrigte.

      „Na denn“, sagte Hasard, „ich sehe schon, wie froh ihr seid, mich endlich los zu sein.“

      „Davon kann wohl gar nicht die Rede sein“, sagte Ben Brighton erbost.

      „Jawohl“, sagte Ferris Tucker, „und sieh zu, daß du in einem Stück bleibst. Die Iren hauen immer mächtig drauf, aber wem sag ich das!“

      Hasard grinste.

      „Wen willst du mitnehmen?“ fragte Ben Brighton sachlich.

      „Stenmark, Matt Davies, Tom Smith, Gary Andrews, Blacky und Batuti. Sag ihnen Bescheid, Ferris. Die sollen Pistolen, Musketen und Entermesser mitnehmen. Und etwas Proviant und Trinkwasser. Laß das Beiboot segelklar machen. Wir brechen sofort auf.“

      „Aye, aye.“ Ferris Tucker verschwand.

      „Was ist, wenn Kapitän Drake inzwischen einläuft?“ fragte Ben Brighton.

      „Erklär ihm die Situation, Ben. Berichte ihm, wie sich Burton hier aufgespielt hat. Reib Captain Norris ruhig unter die Nase, daß sein ehrenwerter Unterführer Burton ein gemeingefährlicher Trottel sei, der uns aufgrund seiner Handlungsweise zu den jetzigen Maßnahmen gezwungen habe. Sage Kapitän Drake meine Empfehlung. Ich hielte es für ratsam, mit allen drei Galeonen die Ausfahrt aus der Bai zu blockieren. Wenn die ‚Marygold‘ und die ‚Santa Cruz‘ noch in dieser Nacht eintreffen und deine Position am nördlichen Baiausgang verstärken, haben die auslaufenden Karavellen keine Chance, durchzubrechen. Allein die ‚Santa Cruz‘ mit ihrer Kampfkraft kann es mit allen fünf Karavellen aufnehmen. Sonst noch Fragen?“

      Ben Brighton schüttelte den Kopf.

      „Alles klar. Sowie ihr mit dem Beiboot weg seid, gehen wir ankerauf und beziehen unsere Position am Nordausgang der Bai. Ich wünsche euch viel Glück.“

      „Wird schon werden“, sagte der Seewolf, „danke, Ben. Ich wünsche euch das gleiche.“

      Als sie an Deck traten, war dort der Teufel los.

      Ferris Tucker ließ den brüllenden Dan O’Flynn am ausgestreckten Arm zappeln und toben. Batuti, der riesige Gambia-Neger, stand mit belämmerter Miene daneben und rollte die Augen.

      „Was ist denn mit euch los?“ fauchte Hasard.

      „Diese Laus hier konnte ich gerade noch erwischen, wie sie ins Beiboot schlüpfen wollte“, sagte Ferris Tucker wild, „und der schwarze Affe da heult mir die Ohren voll, ‚kleines O’Flynn‘ müsse unbedingt mit. ‚Kleines O’Flynn‘! Wenn ich den Käse schon höre! Das Bürschchen braucht mal wieder ’ne saftige Abreibung, diese Rotznase!“

      „Ha!“ schrie Dan O’Flynn. „Laß mich ja los, du Ochse, oder ich beiß dir die Nase ab!“

      „Ruhe“, sagte der Seewolf, „hier werden keine Nasen abgebissen, Dan O’Flynn. Oder brauchst du wieder eine Rizinuskur?“

      „Du mußt mich mitnehmen, ich hab die besten Augen.“

      „Ja, und die größte Klappe. Ferris, stell ihn wieder an Deck, den Kleinen. Er wird uns begleiten, aber den Proviantsack schleppen.“

      Dan O’Flynn strahlte.

      „Und wenn du etwas daraus klaust“, sagte Hasard, „bist du die längste Zeit hier an Bord gewesen.“

      Dan O’Flynns Gesicht wurde ziemlich lang.

      „Mister Tucker ist dein Vorgesetzter“, fuhr Hasard ungerührt fort. „Hattest du ihn eben ‚Ochse‘ genannt?“

      „Hm – ja.“

      „Dann entschuldige dich bei ihm.“

      „Ich bitte um Entschuldigung, Mister Tucker, Sir.“

      „Ist gut“, sagte Ferris Tucker. „Hol den Proviantsack aus der Kombüse. Der Kutscher hat alles zugerichtet – zwei Speckseiten, vier Brotlaibe. Ein kleines Faß Trinkwasser ist bereits im Beiboot. Dann hilf Stenmark und Blacky, das Boot aufzuriggen.“

      „Aye, aye.“ Das Bürschchen huschte zur Kombüse und holte den Proviantsack – einen Beutel aus grobem Segeltuch, der über die Schulter gehängt werden konnte.

      Gary Andrews und Tom Smith mannten inzwischen die Waffen ins Boot, das an der Steuerbordseite der Galeone längsseits lag. Matt Davies und Batuti hievten den einen Mast für das Beiboot über das Schanzkleid. Stenmark und Blacky – bereits unten im Boot – nahmen ihn wahr. Er wurde durch eine Ausnehmung in der zweitvordersten Ducht gesteckt und ruhte unten in einer viereckigen Mastspur. Ein Vorsteg sowie je ein Backbord- und Steuerbordwant stützten den Mast ab. Als Besegelung diente ein dreieckiges Lateinsegel.

      Eine Viertelstunde später war das Boot aufgeriggt und alles an Bord verstaut. Hasard enterte als letzter hinunter und winkte seinen Männern an Bord der „Isabella“ noch einmal zu.

      Sie standen am Steuerbordschanzkleid, mitten unter ihnen Ben Brighton und Ferris Tucker. Irgendwie hatten sie alle da oben an Bord der „Isabella von Kastilien“ das Gefühl, den Mann zu verlieren, der fast so etwas wie ein Fixpunkt in ihrem Leben geworden war. Der Mann aus Cornwall aus der Sippe der Killigrews, noch jung zwar, aber was zählten da die Jahre? Dieser Mann hatte es in knappen drei Monaten geschafft, jeden einzelnen von ihnen an sich zu binden – ohne Peitsche, ohne jede Arroganz der vom Adelsstand her Bevorzugten. Er war ein Teil ihrer selbst.

      Smoky, der Decksälteste der „Isabella“, stand ganz vorn an der Back. Er sagte das, was sie alle dachten.

      „Komm ja zurück, du verdammter Hund!“

      Dieses „du verdammter Hund“ klang fast zärtlich.

      Der leichte Südostwind wurde von den Felsen vor der Nebenbucht abgefangen. Hasard ließ die Riemen ausbringen und das Beiboot durch den etwa dreißig Yards breiten Eingang pullen. Als sie ihre Nase in die Dungarvanbai steckten, packte sie das auslaufende Wasser und trieb sie sofort westwärts in die Bai.

      Hasard hielt den Bug gegen den Wind und ließ Lateinsegel setzen. Als es stand, fiel er etwas ab und nahm Kurs auf das gegenüberliegende Ufer, das sich vor ihnen in etwa zwei Meilen Entfernung von Osten nach Westen erstreckte. Dort drüben war Sandstrand. Hinter dem Strand wuchs hügeliges Gelände aus der Dunkelheit. Die Wälder südlich der Bai reichten zum Teil bis an diesen Strand heran.

      Ein fahles Mondlicht zeigte undeutlich die Umrisse des Südufers. Hasard steuerte das Boot quer über die Bai und merkte aufgrund der Peilungen, wie sie vom Flutstrom nach Westen versetzt wurden. Er ließ das Segel dichterholen und luvte etwas an, um nicht zu weit westwärts vertrieben zu werden. Nach knapp einer Stunde gerieten sie in die Windabdeckung des Südufers.

      Hasard fiel ab und steuerte etwa dreißig Yards querab des Ufers westwärts in jene Richtung, wo er die Blinkzeichen an Land gesehen hatte. Er hatte auf der Seekarte nachgesehen, die ziemlich genau den Uferverlauf der Dungarvanbai zeigte. An der Stelle, wo die Blinkzeichen aufgeleuchtet waren, befand sich das felsige Kap, um das herum die Bai nach Süden zum Stiefel abbog. Dieses Kap hatten auch die fünf spanischen Karavellen gerundet.

      War das Kap noch von irischen Ausguckposten besetzt? Wenn ja, dann mußten sie das Boot gesehen haben, wie es die Bai überquerte. Hinter dem Südufer allerdings war es schwieriger, sie zu erkennen. Das Boot würde sich vom dunklen Ufer kaum abheben. Hasard schob die Gedanken an ein Entdecktwerden beiseite. Wer etwas erreichen wollte, mußte auch etwas riskieren.

      Wind und Flutstrom schoben


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