Seewölfe Paket 18. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 18 - Roy Palmer


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zu, der vor dem Gebäude Wache hielt, in dem Ferris, Roger, Carberry, Sam und einige andere Männer eingesperrt waren.

      Das Feuer war fast ganz heruntergebrannt. Oka Mama hatte die Anweisung gegeben, es nicht mehr zu schüren. Falls die Spanier tatsächlich auf Pirates’ Cove landeten, dann sollte es nicht das Feuer sein, das die Position des Lagers verriet.

      Diese Vorsichtsmaßnahme war richtig, aber sie begünstigte jetzt auch Hasards Vorhaben. Das Licht, das die Flammen verbreiteten, reichte nicht aus, um seine Gestalt zu erkennen, er konnte sich ungesehen bis zu dem Posten schleichen. Der Mann bemerkte ihn nicht, er schien dem Kanonendonner zu lauschen, der unverändert vom Norden der Insel herüberdrang. Welchen Verlauf nahm das Gefecht? Gelang es Mardengo wirklich, die Oberhand zu gewinnen?

      Hasard richtete sich vorsichtig auf. In diesem Augenblick drehte sich der Pirat zu ihm um. Hasard riß beide Fäuste hoch und traf sein Kinn. Der Kerl sank zusammen, ohne einen Laut von sich zu geben. Hasard nahm ihm die Waffen ab, eine Muskete, eine Pistole und einen Schiffshauer.

      Noch drei Piraten waren zu überwältigen. Hasard gab Ilaria ein Zeichen, und sie trat mutig zwischen zwei Hütten auf die Kerle zu.

      „Da bin ich“, sagte sie. „Wird es euch nicht langsam langweilig, hier nur herumzustehen und Maulaffen feilzuhalten?“

      Die Kerle waren entgeistert, sie blickten mal zu der Hütte, in der Ilaria eigentlich hätte sein müssen, mal zu ihr. Hasard nutzte ihre kurze Verwirrung aus und war mit einem Satz auf der Lichtung. Er richtete die Muskete und die Pistole, die er links hielt, auf sie und rief: „Keine Bewegung! Ergebt euch, oder ich schieße!“

      „Hasard!“ schrie Ben aus einer der Hütten. „Bist du das?“

      „Wer denn sonst?“ rief der Seewolf und grinste.

      Einer der Piraten – es war der Kerl mit dem schwarzen Vollbart und der Augenklappe, der Carberry am Fluß niedergeschlagen und mit dem Kolben seiner Muskete an der Schulter traktiert hatte – hatte sich gefaßt und hob langsam seine Muskete.

      „Du hast aber nur zwei Schüsse“, sagte er. „Und wir sind zu dritt. Mal sehen, wie du das schaffst.“

       10.

      Ferris und die anderen Männer in der einen Hütte hatten alles, was gesprochen worden war, genau verfolgen können – auch das, was der Schwarzbart eben gesagt hatte.

      „Los“, sagte Ferris. „Es wird höchste Zeit, daß wir eingreifen.“

      Carberry, Roger, Sam und ihm war es gelungen, sich von den Fesseln zu befreien. Es war eine mühsame Arbeit gewesen, aber sie hatten sie bewältigt und schickten sich eben an, auch den Kameraden die Stricke abzunehmen. Jetzt aber mußten sie handeln.

      „Mit vollem Preß gegen die verdammte Tür!“ stieß der Profos hervor. Dann sprang er auch schon und warf sich mit der gesunden Schulter gegen die Tür. Ferris, Roger und Sam waren neben ihm. Ein einziger Anlauf genügte, der Anprall war stark genug.

      Die Tür – nach Ferris’ Überzeugung ohnehin stümperhaft zusammengezimmert – krachte aus ihren Angeln und flog auf die Lichtung. Carberry, Ferris, Roger und Sam stolperten nach draußen, fielen aber nicht. Sie erfaßten die Situation mit einem Blick und warfen sich auf die Piraten, die ihrerseits wütende Flüche ausstießen.

      Der Schwarzbart wollte feuern, aber der Profos war bereits bei ihm. Er fegte ihm die Muskete mit einem einzigen Hieb seiner rechten Faust aus den Händen. Sie ging doch noch los, aber die Kugel verlor sich wirkungslos im Dunkel.

      „So!“ brüllte Carberry. „Darauf habe ich gewartet!“

      Nur mit der rechten Faust drang er auf den Kerl ein. Die linke konnte er noch nicht wieder gebrauchen. Die Schulterwunde blutete nicht mehr und war im Begriff, zu verschorfen. Aber jede Bewegung bereitete ihm höllische Schmerzen, und der Kutscher und Mac Pellew hatten ihm ohnehin geraten, den linken Arm möglichst nicht zu bewegen.

      Das tat Carberry denn auch nicht. Der Pirat sah seine Chance darin, die linke Schulter des Gegners zu treffen, und erhoffte sich leichtes Spiel, weil er nur einen begrenzt kampffähigen Mann vor sich hatte.

      Dies war sein Irrtum. Er kannte den Profos der „Isabella“ eben nicht. Unerwartet schnell schoß Carberrys Faust immer wieder vor, der Schwarzbart taumelte zurück und prallte mit dem Rücken gegen die Wand einer Hütte. Er versuchte, seine Pistole zu zücken – Carberry schmetterte ihm die Faust wie einen Hammer auf die Hand. Er wollte nach seinem Entermesser greifen, aber Carberry vereitelte auch das. Jetzt trachtete der Schwarzbart danach, die linke Schulter des Profos zu bearbeiten, aber dieser quittierte das Vorhaben mit einem Kinnhaken, der mit so großer Wucht geführt war, daß dem Schwarzbart der Kopf in den Nacken flog. Sein ganzer Leib erbebte, und die Hütte begann zu wackeln. Dann brach er zusammen und sank langsam an der Wand zu Boden.

      Carberry blickte sich um. Hasard hatte sich gedankenschnell auf einen Piraten geworfen und ihn niedergerungen. Ferris, Sam und Roger hatten mit dem vierten Gegner keine Schwierigkeiten, auch er streckte sich auf dem Boden aus.

      Mit einem grimmigen Laut der Genugtuung, der wie ein sattes Grunzen klang, wandte sich Carberry wieder der Hütte zu. Er öffnete den Riegel und riß die Tür auf.

      „Fertig“, sagte er. „Ihr könnt rauskommen. Ich nehme euch die Fesseln ab.“

      Ben und die beiden O’Flynns traten als erste aus der Hütte, auch ihnen war es gelungen, sich von den Stricken zu befreien. In aller Hast wurden auch die anderen ihrer Fesseln entledigt. Hasard drängte zur Eile.

      „Oka Mama und die beiden anderen Kerle können jeden Augenblick zurückkehren“, sagte er. „Natürlich werden wir mit ihnen fertig, aber ich will den Zusammenstoß vermeiden, wenn das irgend möglich ist.“

      „Ich habe mit der alten Schreckschraube aber noch ein Hühnchen zu rupfen“, sagte Carberry.

      „Schlag dir das aus dem Kopf. Und vergreif dich nicht an einer Frau“, sagte der Seewolf.

      „Sie ist keine Frau“, protestierte der Profos. „Sie ist eine häßliche Spinatwachtel.“ Er fluchte herum und bedachte Oka Mama mit den wüstesten Titeln, aber allmählich beruhigte er sich wieder. Natürlich hätte er sie niemals ernstlich angegriffen, obwohl sie ihm hart zugesetzt und ihm das ganze Verhängnis eingebrockt hatte, aber er hätte ihr den „Achtersteven“ versohlt, falls er sie zu fassen gekriegt hätte.

      Batuti war zu den beiden schwarzen Sklaven gelaufen, die sich mit ängstlichen, ratlosen Mienen zwischen den Hütten herumdrückten und nicht wußten, ob sie fliehen oder den Männern der „Isabella“ vertrauen sollten.

      Wenige Worte genügten, und der schwarze Herkules aus Gambia hatte sie überzeugt: Es war das beste für sie, sich ihnen anzuschließen und mit ihnen von der Insel zu fliehen.

      Ilaria hatte unterdessen ihre Freundinnen befreit und klärte sie in kurzen Zügen darüber auf, was geschehen war. Die fünf Mädchen stießen kleine, verzückte Schreie aus, schlugen die Hände zusammen und sahen Hasard und seinen „Teufelskerlen“ mit offener Bewunderung zu, wie sie die Piraten fesselten und in eine der Hütten sperrten.

      „Toll“, sagte eine von ihnen. „Wie recht du doch hattest, Ilaria. Es ist kaum zu fassen, daß wir mit diesen Männern wegsegeln dürfen. Gott, wie sie aussehen. Mir gefällt der mit dem grauen Bart.“

      „Ich finde den Schwarzen gut. Habt ihr seine Muskeln gesehen?“ sagte eine andere.

      Ilaria dämpfte ihre Begeisterung. „Noch haben wir es nicht geschafft, freut euch nicht zu früh. Und verhaltet euch ruhig, sonst lassen sie uns vielleicht doch noch hier zurück.“

      Hasard trat zu ihnen. „Wo ist der Proviant versteckt?“

      „Ich weiß es“, erwiderte Ilaria. „Er liegt hier, im Lager.“

      „Gut. Wir nehmen etwas davon mit, wir können Nachschub brauchen und haben in den nächsten Tagen vielleicht nicht


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