Seewölfe Paket 18. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 18 - Roy Palmer


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Schanzkleides. Gato hatte sich in Deckung werfen können, er richtete sich wieder auf und ergriff mit seinen letzten Kumpanen die Flucht.

      Sie landeten im Wasser, tauchten und schwammen, so schnell sie konnten. Die Landzunge war nicht mehr weit entfernt, sie konnten sie erreichen.

      Aber auch der Gegner war heran. Den Spaniern an Bord der beiden Galeonen war nicht entgangen, daß einigen Piraten die Flucht gelungen war. Don Augustos Anweisungen waren klar – keiner durfte entkommen.

      Die Läufe von Musketen und Tromblons schoben sich über das Schanzkleid der Galeone, die dem Ufer von Pirates’ Cove am nächsten war.

      „Feuer!“ schrie der Kapitän, und die Büchsen begannen zu krachen.

      Gato sah einen seiner Kumpane neben sich untergehen. Der Mann gab noch einen gurgelnden Laut von sich, dann war er nicht mehr zu sehen. Überall klatschten die Kugeln ins Wasser, und auch die Blunderbüchsen spuckten ihre höllischen Ladungen aus gehacktem Blei und Eisen aus. Gato tauchte, konnte sich aber nicht mehr lange unter Wasser halten. Er mußte wieder Luft schöpfen, seine Lungen drohten zu bersten.

      Er schaute sich um. Die Kumpane waren verschwunden. Keiner war mehr am Leben. Die Angst packte ihn wie eine Kralle. Er sah die Galeone und erkannte auch die Gestalten der spanischen Seeleute und Soldaten, die ihre Waffen auf ihn richteten.

      „Feuer!“ schrie der Kapitän wieder.

      „Nein!“ Gato versuchte, erneut wegzutauchen, aber schon krachten die Waffen. Es war zu spät. Verflucht, dachte er, ich sterbe.

      Und dann starb er – eine Musketenkugel traf ihn und löschte sein Lebenslicht aus. Er ging unter, ohne auch nur noch einen Laut von sich zu geben.

      Die „San Carmelo“ sackte weg, ihr Heck hob sich aus dem Wasser und ragte wie in einer stummen Anklage in die Nacht. Die Männer an Bord der beiden Galeonen bekreuzigten sich, als sie an ihr vorbeisegelten, im Angedenken an Don Helder Avarez und dessen Mannschaft.

      Die Galeonen steuerten die Bucht im Osten an und segelten durch die nördliche Einfahrt zwischen der Landzunge und Skull-Eiland auf das Ufer zu. Dann gingen sie in den Wind. Die Segel wurden aufgegeit, die Anker rauschten an ihren Trossen aus. Boote wurden abgefiert. Die Spanier landeten.

      In ohnmächtiger Wut hatte Oka Mama von der Landzunge aus alles verfolgt. Pedro, der Wachtposten, war gefunden worden, sie hatten ihn befreit. Nachdem er berichtet hatte, hätte Oka Mama ihn in ihrem Zorn fast niedergeschossen.

      Jetzt aber schrie sie: „Schlagt die Hunde mit den Wurfbomben in die Flucht!“

      „Es sind keine mehr da, Oka Mama!“ rief einer der drei Piraten zurück.

      „Dann ab zur Bucht, und lauert den Bastarden auf! Ich laufe ins Lager und hole die anderen!“

      Sie eilten davon. Oka Mama hastete zum Lager und hörte Musketenschüsse krachen. Die Spanier hatten die drei Piraten entdeckt. Sie nahmen die Insel im Sturm, nichts konnte sie aufhalten. Im Nu hatten sie auch diese drei Gegner überwältigt.

      Oka Mama erreichte das Lager. Wie vom Donner gerührt blieb sie stehen. Die Wachen waren verschwunden – die Türen der Hütten standen offen! Verwirrt lief sie hin und her, dann begriff sie, was geschehen war, und schrie verzweifelt auf.

      Sie wollte die vier Piraten suchen, doch sie hatte keine Zeit mehr dazu. Stimmen näherten sich – die Spanier nahten, und es gab auf dem Pfad, den sie benutzten, keine Fallen, die sie aufhielten.

      Auch Oka Mama ergriff die Flucht. Allein konnte sie gegen die Übermacht der Feinde nicht bestehen. Ihr ganzes Bestreben war jetzt, Mardengo, ihren Sohn, zu erreichen.

       11.

      Mardengo war am Ende. Erst jetzt begriff er, auf welches Risiko er sich eingelassen hatte. Die „Isabella“ war hoffnungslos unterbemannt, nur mit einer vollzähligen Besatzung hätte sie gegen zwei Schiffe bestehen können. So aber mußte er es geschehen lassen, daß sich die Spanier von zwei Seiten näherten. Sie nutzten zum Längsseitsgehen eine Feuerpause aus, die er gezwungenermaßen einlegen mußte, weil er mit dem Nachladen der Geschütze nicht nachkam.

      Die Spanier schrien und stürmten von beiden Seiten heran, sie sprangen auf die Decks der „Isabella“ und schossen und fochten nieder, wer sich ihnen in den Weg stellte. Der Korse brach unter einem wilden Säbelhieb Don Augustos zusammen, ein anderer Pirat fiel, als Don Lope auf ihn schoß.

      Mardengo verteidigte das Achterdeck, aber auch er konnte sich nicht halten. Zwei Spanier trieb er zurück, einen dritten tötete er, doch dann drang die Übermacht von allen Seiten auf ihn ein – nur der Weg nach achtern war noch frei.

      Mardengo zögerte nicht, zumal er sah, daß keiner seiner Kerle den Enterangriff überlebte. Er schwang sich über die Heckreling, hechtete ins Wasser und verschwand in den Fluten.

      Die Spanier stürzten an die Reling und richteten ihre Musketen, Arkebusen und Tromblons auf das Wasser, doch Mardengo tauchte nicht mehr auf.

      „Wo steckt der Hurensohn?“ brüllte Don Lope de Sanamonte. „Ist er ertrunken?“

      „Ja, Señor“, entgegnete der Bootsmann der „Santa Veronica“. „Jedenfalls hat es den Anschein.“

      Doch der Schein trog. Mardengo tauchte sehr weit, bis er sich außerhalb der Sichtweite des Gegners befand. Er erreichte das Nordufer der Insel und ging an Land. Er schlüpfte ins Dickicht und bewegte sich durch den Urwald. Sein Gesicht war verzerrt. Rache, dachte er immer wieder, ihr werdet alle sterben.

      Die Spanier suchten nicht nach ihm, sie segelten mit den drei Schiffen in die Mündung des Flusses und gingen vor Anker. Die Boote wurden abgefiert, und ein starkes Aufgebot ging an Land. Don Augusto und Don Lope führten je einen Trupp an, sie waren sicher, Mardengo früher oder später zu finden.

      Oka Mama hatte den Fluß fast erreicht. Plötzlich zuckte sie zusammen – vor ihr war ein Geräusch, dann eine Bewegung. Sie hob die Muskete und war zum Feuern bereit, da erklang der Laut eines Nachtvogels, und sie wußte Bescheid. Sie ließ die Waffe wieder sinken.

      „Bist du’s?“ fragte sie leise.

      „Ja“, erwiderte Mardengo und trat aus dem Dickicht auf den Pfad. „Wir müssen verschwinden. Die Spanier haben gesiegt. Nur einige bleiben in den Fallen hängen, die anderen kämmen alles ab.“

      Oka Mama schwieg. Sie vernahmen das Gebrüll der Spanier, die in Fallgruben stürzten oder von Giftpfeilen getroffen wurden. Aber beide wußten sie, daß jede Hoffnung umsonst war. Die Partie war verloren.

      Es hatte auch keinen Sinn, Mardengo für sein Versagen zu bestrafen.

      „Gehen wir“, sagte Oka Mama mit brüchiger Stimme. „Die Berge sind unsere letzte Rettung.“

      Ja – dort wollten sie sich verstecken, bis Ruhe eintrat. Die Nacht war noch lang. Vielleicht konnten sie später wenigstens ein Boot entführen und damit fliehen.

      Sie stiegen in den Felsen auf und langten vor dem Wasserfall an. Oka Mama hob mißtrauisch den Kopf.

      „Bist du sicher, daß sie noch nicht hier sind?“ fragte sie im Rauschen des Wassers.

      „Ganz sicher“, erwiderte er. Als erster betrat er die Höhle. Hände packten ihn von allen Seiten, jemand hielt ihm den Mund zu. Er konnte Oka Mama nicht mehr warnen.

      Sie folgte ihm durch den Wasserfall, und es waren Carberry und Dan O’Flynn, die sie festnahmen.

      „Ich sollte dich quer durch den Busch jagen, du verschrumpelte Sumpfhexe“, sagte der Profos. „Aber darauf verzichte ich.“

      Mardengo versuchte sich loszureißen, aber Hasard fällte ihn mit einem einzigen Hieb. Er schleppte ihn unter den Wasserfall, brachte ihn wieder zum Bewußtsein und fragte ihn über den Verlauf des Gefechts aus. Mardengos letzter Widerstand zerbrach, er schilderte, was sich zugetragen hatte.

      Ilaria war neben Oka Mama und fesselte sie.


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