Seewölfe Paket 18. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 18 - Roy Palmer


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„unter den gegebenen Umständen ist es sicher die beste Position, die wir anlaufen können. Vor allem, wenn wir mit einkalkulieren, daß uns dieser Sturm auf den Pelz rücken wird.“ Er deutete mit dem Daumen über die Schulter.

      „Aber?“ Hasard zog die Brauen hoch.

      „Nun, vielleicht ist unser Freund Marcos etwas zu optimistisch. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein so großer Binnensee nicht auch bei anderen bekannt ist. Zumal er ja selbst sagt, daß es Erkundungsfahrten von spanischen Galeonen gegeben hat. Und schließlich haben französische Freibeuter diesem See seinen Namen gegeben. Von indianischen Ureinwohnern will ich erst gar nicht reden. Ich meine also, wir sollten uns davor hüten, uns zu sicher zu fühlen. Böse Überraschungen kann es immer und überall geben.“

      Hasard legte ihm die Hand auf die Schulter.

      „Glaubst du, ich würde daran nicht denken? Marcos ist begeistert von seinem Vorschlag, und seinem südländischen Naturell entsprechend übertreibt er natürlich ein wenig, wenn er von Abrahams Schoß spricht. Du kannst dich darauf verlassen, daß wir höllisch aufpassen werden. Und das gilt schon jetzt. Ich habe Marcos und auch Shawano entsprechend instruiert. Was sich im Süden, im Westen und im Osten abspielen könnte, haben wir im Auge. Falls aber Gefahr von Norden aufzieht, wird die ‚San Donato‘ sofort zurückfallen. Wir schließen dann auf und übernehmen die Spitze.“

      Ben Brighton nickte.

      „Ich weiß, daß wir auf alle Überraschungen vorbereitet sind. Versteh mich nicht falsch, ich will nicht dauernd schwarzsehen. Aber da wäre noch der Sturm, mit dem wir zu rechnen haben.“

      Der Seewolf wandte sich um. Die schwarze Wetterfront im Süden zog langsamer herauf, seit die beiden Schiffe Fahrt aufgenommen hatten. Gewiß, es war eine ständige Faust im Nacken. Aber Hasard rechnete fest damit, daß sie einen sicheren Ankerplatz erreichen würden, bevor der Sturm losbrach.

      Nicht einmal Ben Brighton selbst konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, daß seine leisen Befürchtungen nichts waren, gemessen an dem, was sie auf dem Lake Pontchartrain erwartete.

      Was die drohende Wetterfront betraf, erwiesen sich indessen Hasards Berechnungen während der nächsten Stunden als richtig. Sie blieben verschont und liefen vielmehr stetig rauschende Fahrt dank des anhaltenden handigen Windes.

      So hatten sie bereits in der Abenddämmerung den 29. Breitengrad fast erreicht. Der Seewolf gab Befehl zum Kurswechsel nach Nordwesten.

      Wenige Minuten später ertönte Bills durchdringende Stimme aus dem Großmars.

      „Deck! Land in Sicht – an Steuerbord!“

      Hasard und Ben hoben die Spektive. Auch die meisten übrigen Männer spähten in die angegebene Richtung, doch mit bloßem Auge war im Dämmerlicht nicht mehr als ein flacher blasser Streifen zu erkennen. Auch die Optik der Spektive vermochte kaum Wesentliches heranzuholen. Ein wenig erinnerte es an die Sumpflandschaft von Florida, die sich ebenfalls nur knapp über die Meeresoberfläche erhob.

      Hasard stellte fest, daß seine Berechnungen anhand der Seekarte stimmten. Was Bill gesichtet hatte, war nichts anderes als das Mississippi-Delta, zu dem sie östlich querab standen. Mit dem neuen Kurs segelten sie nun auf die Chandeleur Islands zu, die noch etwa fünfunddreißig Meilen entfernt waren.

      Daß sich in der Wetterküche Unangenehmes zusammenbraute, wurde immer deutlicher. Die düstere Front im Süden ging im Westen in das trübe Grau der Dämmerung über. Lediglich im Norden war die Kimm noch als einigermaßen klare Linie zu erkennen. Im Osten hingegen hing ein milchiger Schleier, wodurch die frühabendliche Szenerie etwas Unwirkliches gewann. Vor dem dunkler werdenden Himmel war eine Nebelbank aufgestiegen, deren Schwaden über die Wasserfläche krochen und wie große, gefräßige Tiere auf die beiden Schiffe zuwaberten.

      „Dieser Nebel könnte uns mehr Schwierigkeiten bringen als der Sturm“, sagte Ben Brighton dumpf, „wenn die Suppe sich noch mehr verdichtet, sieht es verdammt schlecht aus für uns.“

      Hasard wollte entgegnen, daß es sich offenbar nur um eine größere Nebelbank handele, der sie mühelos davonlaufen könnten. Aber er brachte die Antwort nicht mehr heraus.

      Abermals ertönte Bills Stimme aus dem Mars, warnender diesmal, erschrocken fast.

      „Deck! Galeone Backbord achteraus! Ein Spanier!“ Bill hielt einen Moment die Luft an, als müsse er seine eigene Überraschung verdauen. Dann schrie er es noch einmal, lauter: „Spanische Galeone Backbord achteraus!“

      Der Seewolf und Ben Brighton waren herumgewirbelt und stürzten zur Heckbalustrade. Auch die übrigen Männer auf den verschiedenen Decks hasteten an die Verschanzungen und Balustraden.

      Für Minuten lastete die Stille der Verblüffung an Bord der „Isabella“.

      Hasard und Ben ließen die Spektive sinken, noch bevor sie sie richtig angehoben hatten. Das bloße Auge reichte aus, um die wichtigsten Einzelheiten zu erkennen. Und auch auf der „San Donato“ war es plötzlich still geworden.

      Die spanische Galeone war aus der Nebelwand so unvermittelt aufgetaucht, als hätte sie einen Vorhang durchstoßen, hinter dem sie sich zuvor versteckt hatte.

      „Hölle und Teufel“, knurrte der Seewolf, „entweder ist das ein verdammter Zufall, oder die Burschen haben mit Stielaugen durch den Nebel gelinst.“

      Der Spanier war bestenfalls noch sechs Kabellängen entfernt, und es sah in der Tat so aus, als hätte er die „Isabella“ bereits seit Stunden im Visier gehabt. Aber das war unmöglich. Auf Bill als Ausguck war absolut Verlaß. Gegen die Nebelbank konnten selbst die schärfsten Augen nichts ausrichten.

      Hasard setzte nun doch den Kieker an, und seine Vermutung erwies sich als richtig.

      Auch die Dons waren verwirrt und vor Überraschung offenbar aus dem Häuschen geraten. Kein Zweifel, ihnen erging es nicht anders als den Arwenacks und den Indianern. Die Crew dort drüben auf der stattlich armierten Galeone hing ebenfalls über den Verschanzungen und stierte sich die Augen aus dem Kopf. Der Kapitän dieser Galeone hatte also keinesfalls damit gerechnet, so plötzlich auf die „Isabella“ und die „San Donato“ zu stoßen.

      Schon auf den ersten Blick hatte Hasard festgestellt, daß es sich um ein ausgesprochen schnelles Kriegsschiff handelte, um einen sehr guten Am-Wind-Läufer. Die Armierung bestand aus insgesamt dreißig Culverinen und sechs Drehbassen, jeweils drei auf der Back und auf dem Achterdeck.

      Über die Absichten des Spaniers gab sich der Seewolf keinen besonderen Illusionen hin. Immerhin mußte er annehmen, daß es sich um einen Helfer handelte, der von dem Kapitän der lahmgeschossenen „Galicia“ alarmiert worden war.

      Eben dies bestätigte sich wenig später, als die Spanier ihre Verblüffung überwunden hatten und den Kurs änderten. Ohne Umschweife folgten sie dem Kielwasser der „Isabella“ und der „San Donato“.

      Niemand an Bord der beiden Schiffe brauchte hellseherische Fähigkeiten, um eines zu wissen: Jene Dons, die ihnen jetzt im Nacken saßen, waren erpicht darauf, sich für die Niederlage ihrer Landsleute zu rächen.

       3.

      Don José Isidoro drehte mit einem Lächeln der Genugtuung seine Barthaare zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Er beobachtete das hektische Geschehen mit dem befriedigenden Wissen, daß er es war, der dies alles auslöste. Und kein anderer als er würde auch das weitere Geschehen bestimmen. Die Britenbastarde und die dreimal verfluchten Hundesöhne von Indianern sollten ab sofort keine Chance mehr haben, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

      Auf der „Santa Teresa“ überschrien sich die Männer gegenseitig mit den Kommandos, die das Reglement zur Gefechtsbereitschaft vorsah. Der Zweite und der Dritte Offizier überwachten den Ablauf von der Schmuckbalustrade des Achterkastells aus. Die Männer an den Geschützen schufteten wie die Kesselflicker, jede Geschützmannschaft wetteiferte darum, die schnellere zu sein. Für Don José war es eine Freude, zu sehen, wie sie sich alle ins Zeug legten. Nun, da war immerhin


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