Seewölfe Paket 18. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 18 - Roy Palmer


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daß seine Steuerbordbreitseite der „Galicia“ zugewendet war, und als diese querab lag, fielen die Stückpforten.

      „Feuer frei!“ brüllte Hasard.

      Die Spanier hätten überraschter nicht sein können, zumal sie ihre Aufmerksamkeit auf die „San Donato“ konzentriert hatten. Tatsächlich hatten sie angenommen, der fremde Segler sei eine Zufallsbegegnung. Und daß der sich verzog, wenn man hier mit den unverschämten Indianern zur Sache kam, hielt man für völlig selbstverständlich.

      Die Salve der „Isabella“ traf voll – die Entfernung hatte knapp hundert Yards betragen.

      Der Fockmast der „Galicia“ wurde umgesenst, die Höllenflaschen Ferris Tuckers lagen im Ziel und verstreuten Tod und Verderben, und Big Old Shanes und Batutis Brand- und Pulverpfeile rasten in die spanische Kriegsgaleone.

      Hasard ging auf Gegenkurs und hämmerte seine Backbordbreitseite in die „Galicia“. Von dort wurde dieses Mal zurückgeschossen, und die „Isabella“ erwischte ein paar Treffer, aber die waren nichts im Vergleich zu den Dons. Dort herrschte bereits Zustand, zumal sich die Brände verstärkten.

      Als Hasard die „Isabella“ zum dritten Angriff ansetzte, ergriff die spanische Galeone die Flucht. Brennend segelte sie nordwärts und verschwand hinter der Kimm.

      Jetzt konnten sich die Seewölfe wieder um die Timucuas kümmern, aber ihnen schwante bereits, daß es bei dieser Begegnung mit den Spaniern nicht bleiben würde. Da bahnte sich mehr an. Die Frage lautete nur, wie schnell man sich mit den Timucuas aus dieser Gegend verziehen konnte – und drüben auf der „San Donato“ waren Kranke an Bord …

      ENDE

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       Burt Frederick

Die Todesfalle

       1.

      Noch verbarg sich die Küste hinter jenem Dunst, der für dieses Land mit seiner Feuchtigkeit und seiner Hitze so typisch war.

      Aber Don Bruno Spadaro ließ sich nicht täuschen. Er hatte diesen Teil der Neuen Welt mit allen guten und schlechten Seiten kennengelernt und wußte, daß ihn nur noch wenige Seemeilen von Pensacola trennten.

      Die Gedanken des stämmigen Mannes waren düster. Alle äußeren Eindrücke, denen er nun schon seit Stunden ausgesetzt war, trieben seine Stimmung immer mehr dem Tiefpunkt entgegen. Da war der beißende Brandgeruch, der buchstäblich auf den Decks der „Galicia“ haftete und sich selbst von dem handigen Südsüdwest nicht verscheuchen ließ. Und da war der Anblick dessen, was vom Fockmast übriggeblieben war – ein zersplitterter Stumpf, der eben noch über die Balustraden der Back hinausragte.

      Es schmerzte Don Bruno Spadaro, dies ertragen zu müssen. Noch schlimmer war, daß er seine Niedergeschlagenheit nicht zeigen durfte. Nach außen hin mußte er der harte, unbeugsame Kapitän seiner Allerkatholischsten Majestät bleiben, den der Anblick seines waidwunden Schiffes nicht im mindesten zu rühren schien. Denn die Mannschaft brauchte eine starke Hand, und das galt besonders in Situationen von dieser Art. Brach er selbst in Gejammer und Wehklagen aus, dann war es bald auch mit der Moral der Crew endgültig vorbei.

      Spadaro erblickte die Statur von Don Angelo Baquillo beim Niedergang an Steuerbord. Baquillo enterte auf, und sein Gesicht erhellte sich, als er Don Bruno sah. Mit schnellen, zielstrebigen Schritten ging er auf den Kapitän der Kriegsgaleone zu. Spadaro nahm ihn beiseite und trat mit ihm an die Heckbalustrade. Was für die Mannschaft galt, galt in diesem Fall auch für die Offiziere, die sich auf dem Achterdeck aufhielten: Deprimierende Worte waren nicht für ihre Ohren bestimmt.

      Spadaro musterte den Kommandanten des Lagers an der Waccasassa-Bucht und rang sich ein Lächeln ab. Baquillo trug saubere Kleidung, sein dunkles Haar war geordnet, desgleichen der Schnauzbart.

      „Sie sehen wieder menschlich aus, Don Angelo. Ein Segen, daß unsereins die Spurea des Geschehenen so rasch abschütteln kann. Was an der Waccasassa-Bucht geschehen ist, muß furchtbar gewesen sein.“

      Baquillo schüttelte den Kopf.

      „Das empfinden Sie jetzt, Don Bruno, weil Sie sich in einer ähnlichen Lage befinden. Halten Sie sich lieber an das, was Sie vorher sagten. Was geschehen ist, verblaßt. Gottlob haben wir Menschen die Fähigkeit, sehr schnell zu vergessen. Sonst würden wir aus unserem Jammertal wohl nie herauskommen.“

      „Wir sind keine alten Weiber“, sagte Spadaro rauh. „Unser Volk hat die Neue Welt erobert. Das ist das Holz, aus dem wir geschnitzt sind.“

      „So gefallen Sie mir schon besser“, entgegnete Baquillo mit einem zufriedenen Nicken. „Und warten Sie nur ab: Auch die ‚Galicia‘ wird bald wieder ein stolzer Anblick sein.“

      „Davon bin ich noch nicht überzeugt. Unsere zuständigen Beamten urteilen nicht nach persönlichen Empfindungen. Wenn Art und Umfang der Schäden zu groß sind, dann bedeutet es eben das Ende für dieses Schiff. Sie kennen die Maßstäbe, wann ein Neubau rentabler wird.“

      Don Angelo Baquillo schwieg betreten.

      „Am schlimmsten ist aber“, fuhr Spadaro fort, „daß wir diesen verfluchten Bastard aus England nicht verfolgen können. Daß man gezwungen ist, wie ein geprügelter Hund davonzu…“

      Ein gellender Ruf aus dem Großmars unterbrach ihn.

      „Deck! Galeone Backbord voraus!“

      Auf der Kuhl verstummten Kommandos und Gespräche der Mannschaft. Auf dem Achterdeck eilten die Offiziere mit ihren Spektiven nach Backbord. Spadaro und Baquillo folgten ihrem Beispiel. Die hochwertigen Gläser, mit denen Kapitän und Offiziere ausgerüstet waren, lieferten ein passables Bild.

      Was sich aus dem milchiggrauen Dunst schälte, sah zu Anfang aus wie ein schemenhaftes Geisterschiff. Dann aber wurden die Konturen rasch klarer und entwickelten sich zu einer Kriegsgaleone von stattlichen Ausmaßen.

      „Das ist doch …“ Don Bruno Spadaro hielt verblüfft inne und drehte an der Justierung seines Spektivs. „Por dios, das ist in der Tat die ‚Santa Teresa‘! Mich soll der Schlag treffen, wenn ich nicht weiß, warum Don José ausgelaufen ist.“

      „Sie sprechen von dem Kapitän dieses Dreimasters?“ fragte Baquillo.

      „So ist es“, sagte Spadaro strahlend, „Don José Isidoro, ein guter alter Freund von mir. Er ist in Pensacola stationiert, das weiß ich.“

      „Und jetzt vermuten Sie, daß man den Gefechtslärm gehört hat? Daß man nach dem Rechten sehen will?“

      Spadaro ließ das Spektiv sinken und nickte. Seine Kopfbewegung hatte etwas fast Andächtiges. Wie gebannt beobachtete er die „Santa Teresa“, die bereits auf weniger als sechs Kabellängen herangesegelt war.

      Von der imposanten Galeone war Befehlsgebrüll zu hören. Die Segel wurden aufgefiert. Isidoro hatte also die Absicht, mit der „Galicia“ Sprechkontakt aufzunehmen. Spadaro kam sich fast lächerlich vor, als er Order gab, die schäbigen Reste von Tuch wegzunehmen, die seinem Schiff noch Vortrieb gaben.

      Wenig später hatten sich die beiden Galeonen auf Rufweite genähert. Für Don Bruno Spadaro war es ein Bild von niederschmetternder Unterschiedlichkeit. Er fühlte sich klein und häßlich wie sein Schiff, zerschunden und krank, ein Lahmer, der nach Hause kroch. Isidoro und die „Santa Teresa“ erschienen dagegen als großer, starker Bruder, der loszog, um die Schlappe des kleinen Erfolglosen auszubügeln.

      „Hola, Don Bruno, alter Freund!“ brüllte Isidoro vom Achterdeck der „Santa Teresa“ herüber. „Was, in aller Welt, ist mit Ihnen passiert?“

      „Sieht man das nicht?“ entgegnete Spadaro in der gleichen Lautstärke und deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf die ramponierten Decks der „Galicia“.


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