Seewölfe Paket 18. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 18 - Roy Palmer


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den Mann in den Sumpf zu stoßen. Auf dem Wasser konnte der Mann vielleicht noch eine Weile treiben, bevor er unterging. Und bis zum Untergang würde er die Luft mit seiner Krankheit verpesten. Da war der Sumpf schon besser. Allerdings wäre man in diesem Falle gezwungen, zu landen, und da lauerten wieder die Gefahren der Sumpfwildnis.

      Don Angelo Baquillo war sich unschlüssig und kaute auf seinem Schnauzbart herum. Natürlich verfluchte er diesen dämlichen Kerl, der sich jetzt erdreistete, krank zu werden.

      Eine dritte Lösung verhinderte den geplanten Mord. Es war der Zufall, der hier eine unerwartete Rolle spielte.

      Die spanische Kriegsgaleone „Galicia“, ein schwer bestücktes Schiff unter dem Kommando des Don Bruno Spadaro, sichtete die Jolle, die da unter Land nordwärts segelte.

      Die „Galicia“ befand sich auf einer Patrouillenfahrt, wie sie von den Spaniern unternommen wurden, seit an den Küsten von Florida Piraten und Schnapphähne aufgetaucht waren, die mit Vorliebe die spanischen Siedlungen überfielen und ausplünderten.

      Die Galeone, die von Pensacola ausgelaufen war, hatte den Auftrag, ganz Florida zu runden und dann Fort St. Augustine anzusteuern.

      Als der Ausguck im Mars der „Galicia“ die Jolle sichtete und meldete, befahl Don Bruno Spadaro, ein recht guter Seemann und Haudegen mit zahlreichen Gefechtserfahrungen, den Kurs zu ändern und das Boot anzusteuern.

      Dort hatte man die Galeone inzwischen auch gesichtet und winkte wie verrückt. Don Angelo Baquillo vergaß seine Mordpläne und segelte seinerseits auf die Galeone zu. Mit der für ihn typischen Überheblichkeit erklärte er, er habe doch gewußt, daß sie der „Galicia“ begegnen würden. Er kannte dieses Schiff, das schon mehrere Male die Waccasassa-Bucht angelaufen hatte, um Materialien für den Werftbau und die dort entstehenden Schiffe zu bringen.

      Eine halbe Stunde später befanden sich Don Angelo Baquillo und sein Stab an Bord der Galeone. Der Kranke wurde sofort in einer isolierten Kammer untergebracht und von einem Feldscher versorgt.

      Don Angelo Baquillo erstattete dem Kommandanten der „Galicia“ Bericht und schilderte die unerhörten Vorgänge der letzten Nacht, wobei er es mit der Wahrheit nicht so genau nahm und herausstrich, daß er und sein Stab bis zum letzten gekämpft hätten, aber angesichts der Übermacht wäre ihnen nichts anderes übriggeblieben, als sich fechtend in die Wildnis zurückzuziehen. Und heute morgen hätten sie noch einmal um die Jolle kämpfen müssen, denn die tückischen Hunde hätten noch Krieger zurückgelassen, die über sie hergefallen wären.

      Don Bruno Spadaro war völlig perplex über die Tatsache, daß die Timucuas mit einer Galeone geflohen waren. Und er ging ebenfalls auf westlichen Kurs, um ihnen die „San Donato“ wieder abzujagen.

      Im Morgengrauen des 14. September vollzog sich die dramatische Begegnung der drei Schiffe – der „San Donato“, der „Isabella“ und der „Galicia“. Das war über hundert Seemeilen westlich der Cedar Keys und an die achtzig Seemeilen südlich von Kap San Blas.

      Aber die „Isabella“ hatte die „San Donato“ eher erreicht. Dank Tamao hatte man sich den Timucuas als Freund zu erkennen gegeben und von ihnen mit Schrecken erfahren, welche Zustände an Bord herrschten.

      Etwa einhundertdreißig Menschen befanden sich auf der „San Donato“. Von ihnen litten bereits dreißig unter Fieberanfällen und Krämpfen, den typischen Anzeichen des furchtbaren Sumpffiebers. Von den übrigen hundert waren siebzig Frauen, Kinder und alte Leute. Da blieben nur an die dreißig Männer, von denen die „San Donato“ unter Anleitung der fünf Spanier gesegelt worden war.

      Darum auch hatten die Seewölfe in der Nacht immer mehr aufholen können. Sie hätten festgestellt, daß die „San Donato“ nicht voll ausgesegelt wurde. Natürlich konnten die Timucuas nicht über Nacht zu vollwertigen Seeleuten werden, bei allem Fleiß und aller Lernbegierde war das ein Unding.

      Hinzu kamen die Kranken an Bord, um die man sich kümmern mußte. Und alles war ungewohnt, einschließlich der einzigen Kochstelle für so viele Menschen.

      Angst und Nervosität hatten sich auf dem Schiff ausgebreitet – Angst, den Spaniern zu begegnen, denen man gnadenlos ausgeliefert gewesen wäre, Nervosität, weil mit dem Segeln nicht alles so klappte, wie man sich das vorgestellt hatte. Einmal war die „San Donato“ aus dem Ruder gelaufen, als Marcos einen Timucua an den Kolderstock gestellt hatte, um ihn anzulernen. Da hatten die Segel wie verrückt geknattert, und die Rahen waren herumgeschlagen. Die Galeone hatte sich weit auf die Seite geneigt, und die Timucuas waren nach Lee gerutscht.

      Fast wären die Krieger über die fünf Spanier hergefallen, weil sie dachten, die hätten diesen plötzlichen Zustand bewußt herbeigeführt, um den Timucuas zu schaden.

      Shawano hatte die Ruhe bewahrt und seine Krieger sehr schnell wieder zur Räson gebracht.

      Aber die Nervosität oder eine gewisse Unsicherheit war geblieben und dann wieder aufgeflammt, als man merkte, daß von achtern eine Galeone auflief, die viel, viel schneller als die „San Donato“ war.

      Marcos hatte erklärt, das sei kein ihm bekanntes Schiff, vor allem habe er noch nie bei einer Galeone so hohe Masten gesehen. Er könne sich nicht vorstellen, daß dies ein spanisches Schiff sei. Insgeheim hatte er die „Isabella“ für einen Piratensegler gehalten, das aber nicht laut gesagt, um die Timucuas nicht noch mehr zu verstören.

      Die „San Donato“ war mit sechzehn Culverinen bestückt, aber wer hätte sie bedienen sollen? Die Timucuas hatten den Spaniern zwar abgeschaut, wie man mit den Handfeuerwaffen hantierte, aber mit den Kanonen wußten sie nicht umzugehen.

      Es war alles ziemlich hoffnungslos.

      Wenn es so sein sollte, konnte man nur versuchen, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen, wenn die Piraten enterten. Aber vielleicht konnte man sie abhalten, das zu tun – die Habseligkeiten der Timucuas waren keine Beute für die Schnapphähne zur See.

      Die Ungewißheit war vorbei, als die „San Donato“ von dem fremden Schiff aus in der Sprache der Timucuas angerufen worden war.

      Kein Feind, sondern ein Freund!

      Sogar der beherrschte Shawano hatte aufgeschrien, als er vernahm, daß Tamao und Asiaga an Bord des fremden Schiffes, eines Engländers, seien. Also keine Spanier.

      Schwerfällig drehte die „San Donato“ in den Wind, und die Segel wurden aufgegeit. Die Rahen mußten fast mittschiffs geschiftet werden, damit das englische Schiff längsseits gehen konnte.

      Das genau war der Moment im Morgengrauen des 14. September, als der Ausguck im Großmars der „Isabella“ einen Alarmschrei ausstieß und Mastspitzen an der östlichen Kimm meldete. Sam Roskill war es, der dort oben Ausguck ging und aufgepaßt hatte, ohne sich von dem Längsseitsgehen bei der „San Donato“ ablenken zu lassen.

      Hasard ließ sofort wieder abfallen und verschob das Manöver. Er blieb in der Nähe der „San Donato“ und wartete ab. Eine Viertelstunde später meldete Sam Roskill, unterstützt von Dan O’Flynn, der zu ihm aufgeentert war, daß es sich bei dem heransegelnden Schiff um eine spanische Kriegsgaleone handele.

      „Klarschiff zum Gefecht!“ befahl Hasard ruhig. „Shane, Batuti, holt eure Langbögen und entert auf! Ferris, auch auf deine Pulverflaschen werden wir nicht verzichten können. Ich schätze, daß es ziemlich rundgehen wird!“

      Nicht auf die „Isabella“ segelte die Kriegsgaleone zu, sondern stur auf die „San Donato“. Die „Isabella“ schien man seitens der Spanier überhaupt nicht zu beachten. Vielleicht dachte man, dieses Schiff habe sich nur bei der „San Donato“ aufgehalten, weil man entdeckt hatte, daß dort Indianer an Bord waren. Und Indianer hatten nicht an Bord von Galeonen zu sein.

      Dann blitzte es bei der „Galicia“ auf, und man setzte der treibenden „San Donato“ einen Warnschuß vor den Bug.

      Eine spanische Stimme, die bis zur „Isabella“ zu hören war, forderte „die roten Räuber“ auf, die Flagge zu streichen und sich zu ergeben.

      „Los geht’s!“ sagte Hasard.


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