Seewölfe - Piraten der Weltmeere 217. Roy Palmer

Читать онлайн книгу.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 217 - Roy Palmer


Скачать книгу
die mich warnt.“

      „Andrew“, sagte Forbes eindringlich. „Ich gebe ja zu, daß du der Klügste unter uns bist – und wir alle haben uns mit Begeisterung deinem Vorhaben angeschlossen, nach dem Südland zu suchen, wo wir eine Kolonie des Friedens und der Gerechtigkeit gründen wollen. Du bist auch immer noch unser Vorbild, aber selbst du kannst dich täuschen.“

      „Nicht, wenn Gott es ist, der mir die Wahrheit eingibt“, sagte MacLeod.

      „Aber du bist doch nicht unfehlbar!“

      „Versündige dich nicht, Hamilton.“

      Forbes hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Ich habe zwar nicht den Eindruck, etwas Lästerliches gesagt zu haben, aber ich will mich nicht mit dir streiten. Denk von mir aus, was du willst. Ich kann und will dich nicht anders beeinflussen. Laß dir nur noch das eine gesagt sein: Ich finde, du überschätzt dich ein bißchen, was die Beurteilung deiner Person betrifft.“

      MacLeod verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg.

      „Ich gehe jetzt von Bord“, sagte Forbes. „Willst du uns nicht doch begleiten?“

      „Nein, ich bleibe hier“, erwiderte MacLeod. „Ich werde über das Schiff und über meine Töchter wachen, denen ich nie und nimmer gestatte, auch nur einen Fuß auf die Insel zu setzen.“

      Forbes stieg auf die Kuhl hinunter. Himmel, dachte er, er ist unausstehlich geworden. Vielleicht hat er selbst schon erkannt, daß er sich in der Berechnung der Position und der Bestimmung unseres Kurses vertan hat, und das wirkt sich bei ihm jetzt auf diese Weise aus.

      „Hamilton“, sagte Oliver Selkirk, der jetzt aus dem Großmars auf die Kuhl abgeentert war. „Sollten wir nicht wenigstens schon ein leeres Faß mit auf die Insel nehmen?“

      „Ich bin der Meinung, daß wir uns zunächst überzeugen sollten, ob es überhaupt eine Süßwasserquelle auf der Insel gibt“, entgegnete Forbes. „Aber auch darüber sollten wir abstimmen.“

      „Ja“, sagte Kenneth Berwyn. „Ich bin dafür, daß wir erst mal ohne Faß übersetzen. So ist der Trupp größer, der in der Jolle Platz findet, denn das Faß würde ziemlich viel Raum in Anspruch nehmen.“

      „Je mehr wir sind, desto besser“, sagte Gallagher. „Es wird gleich dunkel, aber mit einer starken Gruppe haben wir die Insel schnell erforscht.“

      Andrew MacLeod sah zu, wie die Mehrheit der Männer die Hand hob und somit entschied, das leere Faß vorerst auf der „Confidence“ zurückzulassen.

      Die demokratische Mitbestimmung mag eine gute Sache sein, dachte er erbittert, aber ein Schiff ist doch besser bedient mit einem Kapitän, der als einziger die Befehlsgewalt hat und bestimmt, was zu geschehen und was nicht zu geschehen hat.

      Die Eintracht, die unter den dreizehn Männern der „Confidence“ geherrscht hatte, war brüchig geworden. Eine düstere Stimmung des Zwiespalts und des Mißtrauens schien sich über das Schiff gesenkt zu haben. Dies war eine der deprimierenden Folgen der langen, entnervenden Überfahrt, die vor Monaten in Schottland begonnen hatte und deren Ende noch nicht abzusehen war.

      MacLeods puritanisches Gemüt war durch die plötzliche Aufsässigkeit der Kameraden erheblich erschüttert worden. Mit zunehmendem Zorn blickte er denen nach, die jetzt an der Jakobsleiter in die an der Bordwand der „Confidence“ dümpelnde Jolle abenterten.

      Es waren Forbes, Berwyn, Gallagher, Colmody, Selkirk, Feininger, Lionello und zwei andere, deren Namen Timball und Jackson lauteten. Die drei restlichen Männer – Mulligan, Duvalier und Burnell – blieben als Wachtposten an Bord der Karavelle zurück. Sie beugten sich über das Schanzkleid und winkten den neun Kameraden nach, als diese mit dem Boot ablegten und zum südlichen Ufer der Bucht hinüberpullten.

      Der Herr wird euch für euren sträflichen Leichtsinn zur Rechenschaft ziehen, dachte Andrew MacLeod. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Sein Blick wanderte an dem mächtigen Felsen hoch, der sehr nah war, so nah, daß man glauben konnte, er würde jeden Augenblick auf die „Confidence“ stürzen.

      MacLeod meinte wieder das Kreuz hoch oben auf dem Gipfel zu sehen und wußte, daß er diese Insel haßte, wie er zuvor selten etwas gehaßt hatte.

      Phyllis und Rebecca, die längst wieder ihre Kammer im Achterkastell aufgesucht hatten und nur durch ein winziges Fenster das Ablegen der Jolle hatten beobachten können, blickten sich mit sorgenvollen Mienen an.

      „Glaubst du, daß es gut ausgeht?“ fragte Phyllis. „Vaters Bedenken sind doch bestimmt nicht grundlos.“

      „Wegen der Insel bereite ich mir keine Sorgen“, sagte Rebecca. „Viel schlimmer ist, daß es Ärger gegeben hat und jetzt eine Spannung zwischen Vater und den anderen Männern herrscht.“

      Phyllis riß ihre großen blauen Augen auf. „Meinst du etwa, sie könnten ihm etwas – etwas antun?“

      „Sag doch so was nicht“, erwiderte Rebecca ärgerlich. „An offenen Streit und Meuterei denke ich nicht. Ich habe nur Angst, Forbes und die anderen könnten an dem Erfolg unserer Mission zu zweifeln beginnen.“

      „Daran, daß wir das Südland finden?“

      „Ja.“

      „Glaubst du denn, daß wir es finden?“

      „Vater sagt, es sei ein riesengroßer Kontinent mit mildem Klima, wo das Saatgut, das wir an Bord haben, reichen Ertrag bringen wird“, erwiderte Rebecca. „Niemand brauche dort Hunger zu leiden. Die Sonne scheine fast das ganze Jahr über und der Reichtum der Menschen seien ihre Sorglosigkeit und Friedfertigkeit.“ Sie sagte es voll Überzeugung, wich dem offenen Blick ihrer Schwester aber plötzlich aus, weil sie selbst wußte, daß dies keine Antwort auf die Frage war.

      Phyllis fuhr plötzlich zusammen, weil tief im Innern des Schiffsrumpfes ein dumpfes Rumoren ertönte. Sie griff nach dem Arm ihrer Schwester. „O Gott, was ist das?“

      „Herrje!“ entgegnete Rebecca. „Das sind die Schweine und Schafe, die wir an Bord haben. Wie oft soll ich dir denn noch sagen, daß die Männer alles daransetzen, unsere Haustiere lebend bis zum Südland zu bringen?“

      „Ich werde mich nie daran gewöhnen“, sagte Phyllis mit unglücklicher Miene. „Schweine, Schafe und Hühner – mit uns zusammengepfercht auf einem kleinen Schiff, das wie ein Spielball im Meer schaukelt. Ich kann die Seefahrt nicht ausstehen.“

      „Aber du wirst durchhalten – versprichst du mir das?“

      „Ja“, erwiderte das blonde Mädchen, und plötzlich lächelte sie. „Natürlich. Bis hierher sind wir gelangt, und den Rest der Reise werden wir wohl auch noch schaffen.“

      Weder die beiden jungen Mädchen noch ihr Vater oder die drei Deckswachen der „Confidence“, noch die neun Männer, die inzwischen am Ufer gelandet waren und sich auf den Aufstieg in die Felsen vorbereiteten, ahnten, daß sich zu diesem Zeitpunkt ein zweites Schiff der Insel Tristan da Cunhas näherte. Die Ankerbucht der Karavelle befand sich an der Nordseite der Insel, die „Isabella VIII.“ jedoch segelte von Südosten heran.

      Zwischen den Männern der „Confidence“ und der „Isabella“ stand der hohe Felsen, der ihnen den Ausblick auf die Galeone und die beiden kleineren Inseln versperrte. Man mußte ihn erst erklimmen, um sich ein vollständiges Bild von der Umgebung zu verschaffen.

      Im bläßlichen Büchsenlicht, das den Übergang vom Tag zur Nacht kennzeichnete, steuerte die „Isabella“ mit einem letzten Kreuzschlag von Osten nach Westen auf das Südufer der großen Da-Cunha-Insel zu. Bill hielt die Augen nach einem geeigneten Ankerplatz offen, und Dan O’Flynn war in den Vormars aufgeentert, um ihn dabei zu unterstützen.

      Die beiden kleineren Inseln lagen jetzt Backbord achteraus. Hasard hatte sie durch sein Spektiv aufmerksam betrachtet, aber er war nach wie vor der Ansicht, daß er und seine Männer Trinkwasser nur auf der großen Insel finden würden – wenn überhaupt.

      Wieder stand er auf der Back und hielt


Скачать книгу