Seewölfe - Piraten der Weltmeere 83. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 83 - Roy Palmer


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Ordnung, Sir.“

      Sie gingen also ins Vorschiff, zunächst in die Kombüse. Hasard nahm genau in Augenschein, was der Kutscher schon penibel für die Zubereitung der Mittagsmahlzeit zurechtgelegt hatte. Er hob eine Speckseite an, schnupperte kurz daran, reichte sie dem Kutscher – und dessen Gesicht wurde lang und länger.

      Hasard setzte seinen Gang fort und erreichte die Vorratskammern im Vordeck. Der Kutscher folgte ihm dichtauf, danach kamen Ben Brighton, Shane, Ferris Tucker, fast die ganze Crew bis auf Pete Bailie und diejenigen, die an Oberdeck gerade unabkömmlich waren.

      Ganz am Ende des Trupps humpelte der alte Donegal Daniel O’Flynn. Er ließ am laufenden Band Flüche vom Stapel. Warum, das wußte er selbst noch nicht so genau. Auf jeden Fall hielt er es für ratsam, schon mal mit der Lästerei zu beginnen.

      Als der Seewolf dann die Provianträume inspiziert hatte, bestand wahrhaftig aller Grund, die fürchterlichsten Verwünschungen auszustoßen.

      Das Gesicht des Kutschers war so lang geworden, wie es überhaupt möglich war, und am liebsten hätte der arme Kerl vor lauter Wut und Verzweiflung losgeheult.

      Hasard hielt noch einen größeren Fisch in der ausgestreckten Hand. Er klemmte die Schwanzflosse zwischen Daumen und Zeigefinger fest, und der Fisch baumelte herab, nicht als Corpus delicti, sondern als bildhafte Demonstration sozusagen.

      Es roch in den Vorratskammern der „Isabella“. Nicht übel, sondern geradezu bestialisch.

      „Also, so was hat die Welt noch nicht gesehen“, sagte Ben Brighton.

      Carberry erwiderte: „Gerochen, meinst du wohl.“

      „Hier stinkt’s nach Leichen“, sagte Shane angewidert.

      „Nach toten Hunden“, sagte Matt Davies, und sein Nebenmann Al Conroy nannte die Dinge ohne Umschreibung beim richtigen Namen.

      „Hölle und Teufel, alles total vergammelt – alles!“

      Der Kutscher preßte sich mit einem Mal die Hände gegen die Ohren und rief: „Hört auf! Verflucht und zugenäht, hört endlich auf, ihr Hornochsen, ich kann’s nicht mehr aushalten!“

      Die Seewölfe schauten sich an. Hornochse war für die Begriffe des Kutschers schon ein ganz schön deftiger Fluch, sie konnten daran messen, wie ihm zumute sein mußte. Sie protestierten nicht, sondern schwiegen unvermittelt.

      Für einen Moment war nur das Knarren und Knacken der Planken und Verbände zu vernehmen, und das Rauschen des Seewassers an den Bordwänden. Hasard war es, der dann wieder das Wort ergriff.

      „Tut mir leid, Kutscher, aber ich muß eine traurige Bilanz halten. Die Trinkwasserreserven sind hinüber. Sämtlicher Proviant ist verdorben, auch der in der Kombüse. Das Brot ist vom Schimmelfraß befallen, Pökelfleisch, Speckseiten, Fisch und Dünnbier und alles andere, was wir hier gehortet haben, sind verfault. Sogar das Salz zerfließt.“

      Der Kutscher hob die Schultern und senkte sie wieder. Es war eine Geste völliger Resignation. Plötzlich verstand er die Welt nicht mehr.

      „Woran liegt das bloß?“ murmelte Ben Brighton immer wieder. „Woran bloß?“

      „Mann, Kutscher, hast du denn überhaupt nichts bemerkt?“ fragte Ferris mit einem scheelen Blick auf den stinkenden Fisch in Hasards Hand. „Ich meine, bei der Zubereitung des Essens hättest du doch …“

      „Nein!“

      Der Kutscher funkelte den rothaarigen Schiffszimmermann an, und für einen Moment sah es so aus, als wolle er sich den verfaulten Fisch angeln und ihn Ferris rechts und links um die Ohren hauen. Aber so etwas tat er denn doch nicht.

      Er sagte nur: „Ich schwöre euch, daß alles, was ich oben in der Kombüse zurechtgelegt habe, bevor ich die Feuer anheizte, vor – ja, vor einer Stunde noch frisch war.“

      „Hier spukt’s“, unkte Old O’Flynn.

      Er handelte sich dafür die zornigen Blicke der versammelten Crew ein.

      Hasard warf den Fisch fort. Seine Miene war von tödlichem Ernst, denn es gab in einer Situation wie dieser wahrhaftig keinen Grund, unbeschwert zu lachen.

      Trotzdem sagte er: „Nun dramatisiert mal nicht. Es gibt für alles eine logische Erklärung.“

      „Old Donegal soll mit seiner Spökenkiekerei aufhören!“ rief Jeff Bowie. „Wir haben die Nase gestrichen voll vom Jonas und von ähnlichem Blödsinn.“

      „Dabei bist du abergläubischer als ich“, fauchte der Alte.

      „Ruhe“, fuhr Hasard dazwischen. „Haltet die Luft an, Männer, oder es gibt Stunk. Hört zu. Das Klima in dieser Gegend ist vernichtend. Wir befinden uns jetzt unmittelbar vor dem nördlichen Bereich des Amazonasdeltas. Wir kriegen die Auswirkungen der Urwaldluft voll zu spüren. Nichts hält sich. Was eben noch genießbar gewesen ist, vergeht binnen Minuten. Die Hitze und die Feuchtigkeit sind vernichtend.“

      Ben fuhr sich mit der Hand über die nasse Stirn. „Stimmt. Verdammter Mist, warum mußte uns das bloß passieren?“

      Hasard blickte reihum. „Ihr könnt mich jetzt kritisieren, weil ich mich mit dem Schiff zu dicht in Küstennähe gehalten habe. Aber erstens dachte ich, immer noch weit genug vom Einzugsgebiet des großen Stromes entfernt zu sein. Zweitens befürchtete ich, weiter draußen auf See in eine entsetzliche Flaute zu geraten.“ Sein Blick verharrte auf Carberrys grimmigem Gesicht. „Ihr könnt mir die volle Schuld an diesem Vorfall zuschreiben, obwohl ich mich nicht rechtfertigen will. Nur laßt den Kutscher in Ruhe, er trägt keinerlei Verantwortung.“

      „Danke, Sir“, sagte der Kutscher.

      Carberry kratzte sich verlegen am Kinn. Es klang, als bewege sich eine Kolonie Küchenschaben über trokkenes Laub. „Himmel, ich hab’s ja auch nicht so gemeint. Aber was tun wir jetzt?“

      „Kutscher, Bill, Blacky und Jeff Bowie, ihr kehrt zunächst mal das ganze Gammelzeug zusammen und befördert es außenbords. Sollen die Haie sich daran erfreuen. Kutscher, du weißt ja, daß du anschließend Provianträume und Kombüse tüchtig zu schrubben hast.“

      „Aye, aye, Sir. Wegen des verfaulten Drecks.“

      Der Profos polterte los: „Hol der Teufel diesen ganzen Kram! Was futtern wir jetzt? Und was trinken wir? Hölle, meine Kehle ist ganz trocken und kratzig.“

      Hasard ging an ihm vorbei und führte den Trupp nach oben auf die Kuhl zurück. Hier drehte er sich um und sagte: „Ed, du kannst von mir aus eine Ration Rum austeilen lassen, wenn dich das beruhigt. Aber in den nächsten Stunden müssen wir hungern und auch mit unserem Durst irgendwie fertigwerden. Nicht einmal Pökelfleisch und Schiffszwieback sind genießbar, von dem Rest ganz zu schweigen. Wir haben keinen Tropfen verwendbares Trinkwasser. Oder willst du, daß wir uns alle vergiften?“

      „Natürlich nicht“, erwiderte Carberry. „Aber wie soll’s weitergehen, Sir?“

      „Das hast du schon mal gefragt“, wandte Matt Davies trocken ein. „Du wiederholst dich, Ed. Wir haben dir ja gesagt, du sollst einen Hut oder was Ähnliches aufsetzen.“

      Schnaubend wandte Carberry sich ihm zu. „Dich kratzt das Ganze wohl überhaupt nicht, was, wie?“

      „Doch. Aber ich hab längst begriffen, daß wir eine Weile Kohldampf schieben müssen, bevor wir unsere Vorräte erneuern können.“

      Hasard bat sich mit einer Gebärde Ruhe aus, dann rief er zu Dan O’Flynn hoch: „He, Dan, signalisiere Siri-Tong, sie soll auf Rufweite heranstaffeln!“

      „Aye, aye, Sir!“ tönte es zurück.

      Wenig später hatte sich der schwarze Segler auf weniger als eine Drittel Kabellänge an die „Isabella“ herangeschoben, und der Seewolf turnte ein Stück in die Luvwanten des Besanmastens hinauf, drehte sich um und legte die Hände als Schalltrichter an den Mund.

      „Siri-Tong!“

      „Was


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