Seewölfe - Piraten der Weltmeere 547. Burt Frederick

Читать онлайн книгу.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 547 - Burt Frederick


Скачать книгу
betraf. Im Gegenteil. Seit die beiden mit an Bord waren, hatte Hasard immer wieder darauf hingewiesen, daß er für jeden Ratschlag dankbar war. Als Kapitän eines Schiffes konnte er unmöglich alle Erziehungsaufgaben allein wahrnehmen.

      So hatte die gesamte Crew mitgeholfen, aus den Bürschchen von einst ganze Kerle zu machen. Nie hatte es deswegen Spannungen zwischen dem Seewolf und seiner Mannschaft gegeben. Denn nie hatte sich irgend jemand an Bord zu Ungerechtigkeiten hinreißen lassen.

      Und scherzhafte Bemerkungen verletzten den Vaterstolz des Seewolfs ganz und gar nicht.

      Das sonderbare Hin und Her, so zeigte sich gleich darauf, hatte mit Plymmie zu tun. Die graue Wolfshündin schien von einer unerklärlichen Unrast erfüllt zu sein. Wie die Zwillinge, befand auch sie sich in einem ständigen Vor und Zurück.

      Der Landgang mit Plymmie, zwecks Markierung gewisser Duftmarken eine vertraute Übung in Häfen, schien ungeahnte Komplikationen mit sich gebracht zu haben.

      In der nächsten Minute, als die Zwillinge es nach zähem Bemühen geschafft hatten, sich der Pier zu nähern, sahen die Männer an Bord der „Santa Barbara“, was es mit der merkwürdigen Fortbewegungsart von Philip und Hasard und ihrer treuen vierbeinigen Gefährtin auf sich hatte.

      Plymmie wurde verfolgt.

      Ein zottiges Ungetüm war es, das ihr nachstellte – größer und stämmiger, von einer undefinierbaren Rasse.

      Und, kein Zweifel, es handelte sich um einen Rüden.

      Die Männer an Bord grinsten sich eins. Auch auf der Kuhl waren sie inzwischen aufmerksam geworden.

      Die Versuche des zottigen Streuners, bei Plymmie auf Sympathie zu stoßen, waren vergeblich. Trotzdem blieb der stämmige Kerl hartnäckig. Immer wieder pirschte er sich an Plymmie heran, und immer wieder kniff er aus, sobald sie sich mit gefletschtem Gebiß und heiserem Knurren herumwarf.

      Auch die Zwillinge versuchten immer wieder, den aufdringlichen Burschen zu verscheuchen. Bis jetzt war ihnen das nicht gelungen, und es hatte allen Anschein, als ob sie es auch nicht schaffen würden.

      „Den Zahn können sie sich gleich ziehen lassen“, sagte Edwin Carberry mit Grollstimme. „Zusätzliches Viehzeug an Bord wird nicht geduldet.“ Er ließ es laut und vernehmlich klingen, und da vom Achterdeck keine gegenteilige Order des Seewolfs erfolgte, nickte er zufrieden.

      „Hast du Matsch auf den Augen“, sagte Ferris Tucker. „Die armen Kerle versuchen doch alles, um das Vieh loszuwerden. So was wollen sie bestimmt nicht an Bord bringen.“

      „Kann alles Taktik sein“, entgegnete der Profos und spähte mit zusammengekniffenen Augen die Pier entlang. „Lehr du mich die Rübenschweinchen kennen! Die bringen es fertig und tun so, als ob sie etwas nicht wollen – um genau das Gegenteil zu erreichen.“

      „Aus dem Rübenschweinchenalter sind sie wohl langsam heraus“, sagte Old Donegal Daniel O’Flynn, dessen Großvaterstolz sich nun regte. „Und wahrscheinlich haben sie längst begriffen, was man mit Viehzeug um die Ohren hat, wenn man es an sich bindet.“

      „Bei Plymmie hat sich die Mühe aber gelohnt“, wandte Batuti ein.

      „Klar“, sagte Carberry versöhnlich. „Davon habe ich mich auch überzeugen lassen. Eine bessere Bordhündin kann man sich nicht wünschen, völlig klar. Was Wachsameres gibt’s gar nicht. Aber stellt euch mal vor, ein Hundepärchen an Bord zu haben! Mann, Mann, dann könnten wir uns bald vor Gekrabbel nicht mehr retten.“

      Die Männer lachten.

      Smoky deutete auf das sich langsam nähernde Knäuel aus Plymmie, Verfolger und Zwillingen.

      „Was daraus wohl werden würde! Seht euch bloß mal diese Mißgestalt von einem Hundevieh an!“

      Eine Schönheit war der Verehrer von Plymmie ganz und gar nicht. Selbst wenn man ihn in einen Zuber gesteckt und abgeschrubbt hätte, wäre dabei kaum etwas Vernünftiges herausgekommen. Ein großer, kantiger Schädel mit gedrungener Schnauze und einem Schielauge, das von einer Fellsträhne fast verdeckt wurde. Der Körper des Rüden war gedrungen und überbreit, die Beine muskulös und leicht gekrümmt. Sein Schwanz sah aus wie ein alter Schwabber, der drei Wochen unausgewrungen in der Sonne gelegen hatte.

      „So was dürfte man Plymmie sowieso nicht zumuten!“ rief Stenmark.

      Die ganze Crew lachte.

      Die Zwillinge, die sich auf der Pier schon bis auf zehn Yards genähert hatten, schickten verzweifelte Blicke herauf. Aber keiner der Arwenacks dachte daran, ihnen zu Hilfe zu eilen. Wer Herrchen sein wollte, so sagten sie sich, der mußte mit Herrchenproblemen auch fertigwerden.

      „Was ist das wohl für eine Rasse?“ fragte Bob Grey, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war.

      „Rasse!“ rief Ferris Tucker drohend. „Rassen, mußt du sagen, dann wird ein Schuh draus.“

      „Unsinn“, widersprach Old O’Flynn. „Das da unten ist ein altägyptischer Pyramidenhund, völlig klar.“

      Alle Köpfe ruckten herum, und die Männer starrten ihn an.

      Der Alte grinste hintersinnig. Endlich war es ihm mal wieder gelungen, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sonst ließen sie ihn meist links liegen, wenn er ihnen Gelegenheit geben wollte, von seiner Lebenserfahrung und seinen Kenntnissen zu profitieren. Aber alles, was mit Viehzeug zusammenhing, betraf sie eben hautnah.

      Immerhin waren da noch Arwenack, der Schimpanse, Sir John, der Papagei, und das liebe Hühnervieh. Man hatte seine Erfahrungen an Bord der „Santa Barbara“. Und was, wenn es der struppige Strolch da unten bereits geschafft hatte, Plymmie in den Zustand guter Hoffnung zu versetzen? Dann mußte man sich mit der Nachkommenschaft herumschlagen, auch wenn der Urheber selbst gar nicht mit an Bord war.

      Da spielte die Frage, ob es sich um einen altägyptischen Pyramidenhund handelte oder nicht, denn doch eine gewisse Rolle.

      Vorübergehend geriet das quirlende Knäuel aus Menschen und Hunden unten auf der Pier in Vergessenheit.

      „Wieso Pyramidenhund?“ knurrte Carberry. „Wieso altägyptisch?“ Er sah aus, als wolle er Old O’Flynn im nächsten Moment am Kragen packen, um die Wahrheit aus ihm herauszuschütteln.

      „Wieso? Wieso?“ entgegnete Old Donegal gespielt giftig. In Wirklichkeit war er froh, endlich einmal wieder Oberwasser zu haben. „Was kann ich für deine Bildungslücke, Mister Carberry?“

      „Habe ich was in der Richtung gesagt?“ entgegnete der Profos donnernd. „Bildungslücken sind dazu da, um geschlossen zu werden. Deshalb meine untertänigste Frage, Euer Hochgebildet. Also los, wenn wir schon einen Klugscheißer an Bord haben, dann wollen wir wenigstens etwas von seiner Weisheit erfahren!“

      Die anderen ließen zustimmende Rufe hören und klatschten Beifall.

      Für Old Donegal lief das Gespräch jetzt in Bahnen, die ihm nicht recht gefallen wollten. Er hatte das Gefühl, daß er trotz allem auf den Arm genommen werden sollte. Aber gut! Er gab sich einen innerlichen Ruck. Wenn sie es so wollten, nahm er eben den Kampf auf. Mal sehen, wer mehr Grips im Schädel hatte und am Ende nicht als Klugscheißer, sondern als der Gebildetere dastand!

      Auf der Pier jaulte Plymmies zottiger Verehrer. Die Wolfshündin hatte es geschafft, ihn bei einem Gegenstoß empfindlich in die Flanke zu zwacken.

      „Altägyptische Pyramidenhunde“, sagte Old O’Flynn mit Schulmeistermiene, „wurden von den Pharaonen für Spezialaufgaben gezüchtet. Die Leute hatten damals nämlich schon viel Ärger mit Grabräubern. Deshalb brauchten sie gute Wachhunde. Solche, die einen anständigen Menschen von einem unterscheiden können, der silberne Löffel klaut.“

      „Und wie stellt er das an, dein Pyramidenhund?“ fragte Carberry stirnrunzelnd.

      „Mit der Nase“, behauptete Old Donegal. „Hunde machen alles mit der Nase, das dürfte ja wohl jeder wissen.“

      „Spinner!“ entgegnete der Profos und tippte sich an


Скачать книгу