Seewölfe Paket 29. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 29 - Roy Palmer


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wie sich herausstellte. Das heißt, er verkaufte nicht nur Lebensmittel, sondern nahezu alles, was es an Bedarfsgütern gab. In dem großen, ummauerten Hof, der einem Basar glich, war alles gestapelt, was das Herz begehrte. Das Angebot reichte von Geschirr und Haushaltswaren über Kleiderstoffe, Werkzeuge, Lederwaren und Möbel bis zu Teppichen, Fischerei- und Schiffsbedarf, darunter Segeltuch und Seilereiwaren. Die Lebensmittel waren allerdings in kühlen Gewölben gelagert.

      Offenbar belieferte Kymet die gesamte westliche Schwarzmeerküste samt dem Hinterland mit Waren aller Art.

      Der Kutscher schenkte Achmed eine Silbermünze, nachdem er sie zu dem Kaufmann gebracht hatte. Pfeifend verschwand der Kleine.

      Wie der Hafenkommandant war auch Kymet ein rundlicher Mensch. Sie schienen beide ein gutes Essen zu lieben. Die Arwenacks störte die Beleibtheit nicht. Dicke Menschen waren meistens gemütlich und genossen die angenehmen Seiten des Lebens.

      Kymet war ein bißchen kurzatmig. Er hatte listige Augen, eine Knubbelnase und ein Doppelkinn. Und er strahlte, als der Kutscher durch Philip vortragen ließ, was er alles einzukaufen gedenke.

      „Haben wir, haben wir!“ rief er. „Alles erstklassige Ware, frisch und gut erhalten, beste Qualität. Sie werden sehen. Bitte mir zu folgen!“

      Sie verließen den Hof, der keineswegs menschenleer war, und folgten dem dicken Handelsmann, der geschäftig voranwatschelte. Es ging eine breite Steintreppe hinunter, die zu den Gewölben führte. Sie schnupperten, denn der unverkennbare Geruch von Gewürzen drang ihnen entgegen, ein sehr angenehmer Duft, der verriet, daß der Kaufmann auch mit den Spezereien des fernen Ostens bestens eingedeckt war.

      Sie waren im Schlaraffenland gelandet.

      Zur Einstimmung ließ ihnen Mehmed Kymet einen mundigen Rotwein kredenzen, zusammen mit kleinen Käsehappen und Stücken von Fladenbrot. Er trank aus demselben Faß mit, ein Genießer, der die Lippen spitzte und die listigen Augen verdrehte, als er kostete.

      Mac Pellew hätte an dem Faß am liebsten Wartestellung bezogen, was allerdings nicht nur mit dem vorzüglichen Wein zusammenhing, sondern auch mit der Lady, die hier ihres Amtes waltete. Sie hatte Glutaugen, rosige Wangen, einen Kirschmund und blitzende Zähne. Die Rundungen unter dem Gewand verrieten gleichfalls, daß die Schöpfung an nichts gespart hatte.

      „Reiß dich zusammen!“ knurrte der Kutscher seinen Mac an, denn der stierte auf die Rundungen wie ein Hahn auf einen fetten Käfer – besser auf zwei fette Käfer, denn diese Rundungen waren ja immer zweifach anzutreffen. „Wir sind nicht hier, um uns zu verlustieren, verstanden?“

      Philip junior feixte und fragte, ob er das für den Kaufmann übersetzen solle.

      „Untersteh dich!“ schnappte der Kutscher.

      „Nie darf man was“, maulte Mac Pellew. „Da kann ich auch gleich ins Kloster gehen.“

      „Dem steht nichts entgegen“, sagte der Kutscher spitz. „Ich halte dich bestimmt nicht auf. Am besten nimmst du deinen Zechkumpan Carberry dann gleich mit, damit endlich Ruhe ist.“

      „Das sage ich ihm“, erklärte Mac giftig, „und dann kriegst du was aufs Maul …“

      Mehmed Kymet sagte etwas, und Philip junior übersetzte: „Er fragt, ob Mac der Wein nicht geschmeckt habe, weil er so sauer aussehe!“

      Der Kutscher hätte am liebsten laut geflucht. Verdammt peinlich war das mal wieder.

      „Nein, nein“, erwiderte er hastig. „Sag dem Mister Kymet, Mac sehe immer so aus. Das habe nichts zu bedeuten. Und der Wein sei hervorragend. Von dem möchte ich sechs Fässer ordern.“

      „Sechs Fässer!“ motzte Mac Pellew. „Die sind ja für’n hohlen Zahn!“

      „Wer kauft hier ein – du oder ich? Wer ist denn für den Proviant verantwortlich?“ fragte der Kutscher scharf.

      „Ich jedenfalls nicht“, erwiderte Mac pampig.

      „Dann spar die deine Kommentare über die Mengen, die ich einkaufe. Rechnen kannst du sowieso nicht. Aber Busen begaffen, das kannst du. Und am Zapfhahn hängen. Und bilde dir bloß nicht ein, du hättest Chancen bei dem Mädchen – mit deinem bunten Horn auf der Stirn!“

      „Das werden wir ja sehen!“ trumpfte Mac auf.

      Stenmark sprang dem Kutscher bei, dem die ganze Geschichte immer peinlicher wurde.

      „Mac, halt’s Maul“, sagte er knapp. „Wir sind hier, um einzukaufen. Hör auf, herumzumeckern. Wenn dir das hier nicht paßt, dann troll dich. Wir kommen auch ohne dich zurecht.“

      „Ich bleib aber“, sagte Mac und warf der Schönen einen schmelzenden Blick zu – oder das, was er für schmelzend hielt. So sah ein magerer Hund aus, wenn er den Mond anjaulte.

      Viel Erfolg hatte er aber nicht. Die Schöne wußte den Schmachtblick nicht zu deuten und schaute verwundert drein.

      Philip junior orderte sechs Fässer von dem Wein, wie der Kutscher gewünscht hatte, und der dicke Kymet rieb sich die Patschhändchen. Der Kutscher beglückwünschte sich aber auch, denn der Preis pro Faß – bei Abnahme von sechs Fässern erhielt er sogar noch Rabatt – war überhaupt nicht der Rede wert.

      Der Einkauf ließ sich gut an, fand er.

      Sie durchschritten einen Gang, nachdem sie sich artig für die Weinprobe und die Appetithappen bei der Maid bedankt hatten, und gelangten in ein Gewölbe mit Leerfässern und Leerkisten. Der Dicke watschelte wieder voran.

      Er passierte eine Tür, sprang plötzlich sehr behende zur Seite – und schwupps! Die Tür krachte zu. Riegel wurden rasselnd vorgeschoben.

      Die fünf Arwenacks standen wie vom Donner gerührt.

      Bevor sie sich umdrehten, wurde auch die Tür hinter ihnen zugeschlagen und verriegelt.

      „Das gibt’s doch gar nicht!“ sagte der Kutscher verdattert. „Soll das ein Witz sein?“

      Stenmark glitt zu der hinteren Tür und warf sich dagegen. Er hätte auch versuchen können, einen gewachsenen Granitfelsen umzustürzen. Beide Türen bestanden aus massiven Hartholzbohlen. Die waren auch von fünf Männern nicht aufzusprengen.

      Das Holz fing auch kein Feuer, wie sie feststellten, als sie mit einer der beiden Öllampen versuchten, die Tür in Brand zu setzen. Die Öllampen hingen an schmiedeeisernen Haken an den beiden Seitenwänden des sonst fensterlosen Gewölbes. Insofern hatten sie wenigstens Licht und hockten nicht im Dunkel.

      Sie starrten sich ratlos an.

      „Kann mir mal einer sagen, was das soll?“ fragte der Kutscher.

      Sie wußten es nicht. Sie wußten nur, daß sie geleimt worden waren. Der dicke Kymet hatte sie so richtig eingelullt. Sie waren nichtsahnend in die Falle getappt.

      Nichtsahnend?

      „Granddads schwarze Katze“, sagte Hasard junior und grinste schief. „Und er hat dem ‚Dünger‘, wie er ihn nannte, nicht getraut und erklärt, der führe was im Schilde.“

      „Und Dad hat ihn zur Schnecke gemacht“, setzte Philip junior hinzu.

      „Wollt ihr behaupten, der Stadtkommandant und Kymet stecken unter einer Decke?“ fragte der Kutscher.

      „Wer hat uns denn Kymet empfohlen und den Jungen geschickt, daß er uns hinführt?“ fragte Philip zurück.

      „Stimmt“, sagte Stenmark.

      Mac Pellew sagte gar nichts. Dafür stelzte er in dem Gewölbe herum und beklopfte jedes Faß. Offenbar suchte er nach einem vollen, aber hier befand sich tatsächlich nur Leergut. Mißlaunig setzte er sich auf eine Kiste und starrte vor sich hin.

      „Ich kapier das nicht“, fing der Kutscher wieder an. „Was haben die davon, uns hier einzusperren?“

      „Der Kymet ist ein Menschenhändler“, sagte Mac Pellew dumpf. „Der verschachert uns an einen reichen Sultan, und der läßt


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