Seewölfe Paket 29. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 29 - Roy Palmer


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bereits der Kutscher-Trupp befand. Daß sie wie die Fuhrknechte fluchten, erleichterte sie zwar, aber das war auch alles.

      Immerhin konnten sie die fünf Kameraden darüber aufklären, warum man sie gefangengesetzt hatte.

      „Das gibt’s doch gar nicht“, sagte der Kutscher wild. „Habt ihr den Kerlen nicht erklärt, daß ihr gar kein Russisch könnt?“

      Matt Davies feixte. „Wie denn, Kutscherlein?“

      „Indem ihr verlangt, mit einem Russen konfrontiert zu werden – oder mit einem, der russisch spricht.“

      „Na und? Der hätte uns auf russisch angequasselt, und wir hätten mit den Schultern gezuckt und gesagt: Nix verstehen! Und was weiter? Gar nichts, weil sie nämlich erklärt hätten, wir täten nur so, tatsächlich aber würden wir jedes Wort verstehen. Kapiert?“

      Der Kutscher knirschte mit den Zähnen. „Wir und Russen! So ein Quatsch! Sehe ich vielleicht wie ein Russe aus?“

      „Na, mit Dschingis-Khan hast du nicht viel Ähnlichkeit“, erwiderte Matt Davies grinsend, „aber was besagt das schon!“

      „Hä-hä-hä!“ meckerte Mac Pellew. „Der Kutscher und Dschingis-Khan! Da lachen ja die Hühner!“

      Matt Davies wandte sich zu ihm um und sagte trocken: „Bei dir würden sie einen Lachkrampf kriegen, sollte dich jemand mit Attila vergleichen!“

      Macs Meckerlachen brach ab, und er sah mal wieder aus wie der Vorsteher einer Gemeinde von Trauerklößen.

      „Mit Matt und mir“, sagte Dan O’Flynn sachlich, „sind nunmehr sieben Mann der Crew abgängig, ohne daß die anderen ahnen, was mit uns passiert ist. Ich fürchte, wir können bald die nächsten bei uns begrüßen.“

      „Das befürchte ich auch“, sagte der Kutscher düster.

       5.

      Old Donegal bekam immer mehr Auftrieb. Daß „der Dünger“ was im Schilde führte, hatte er ja vorausgesagt. Und außerdem hatte er die schwarze Katze gesehen. Zwar gab’s hier kein Silberbergwerk, aber Old Donegal war inzwischen schon wieder vom Gegenteil überzeugt. Aber er hütete sich, das laut zu verkünden.

      Statt dessen hatte er insofern Oberwasser, als nunmehr auch sein Sohn Dan und Matt Davies nicht an Bord zurückkehrten, von den fünf anderen ganz zu schweigen.

      „Hm-hm“, brabbelte er vor sich hin, „ich soll zwar nicht mehr ganz richtig im Kopf sein, und was ich sage, wird als dummes Geschwätz bezeichnet, aber ich sehe klar: das Unheil reitet auf einem schwarzen Rappen!“

      „Rappen sind immer schwarz“, erklärte Gary Andrews, „es gibt keine weißen Rappen und auch keine schwarzen Schimmel, weil die weiß sind. Und ’ne schwarze Katze mit einem Rappen zu verwechseln, das kann nur einer, dessen Augen auf mindestens zehnfache Vergrößerung eingestellt sind.“

      „Klugscheißer!“

      „Lieber klug scheißen als eine Maus zum Tiger vergrößern“, entgegnete Gary Andrews gleichmütig.

      „Kolossal witzig.“

      „Oh, danke, das ist meine Art.“ Old Donegals Sticheleien prallten an Gary Andrews ab. Im übrigen zählte er zu jenen Arwenacks, die völlig immun gegen Old Donegals Prophezeiungen waren.

      „Kannst du mir mal sagen, wo unsere Leute abgeblieben sind?“ fragte Old Donegal lauernd.

      „Ja – an Land“, erwiderte Gary freundlich.

      Old Donegal stieß einen Schnauflaut aus. „Und warum sind sie noch nicht zurück?“

      „Sie werden ihre Gründe haben. Oder weißt du es mal wieder besser?“

      „Sie sind in Gefahr“, sagte Old Donegal und blickte zum Land, wo sich nichts verändert hatte. Alles war beschaulich und friedlich.

      Gary Andrews seufzte. „Hast du dafür einen Beweis?“

      „Ich habe einen sechsten Sinn“, erklärte Old Donegal.

      „Der genügt mir leider nicht. Aber du kannst ihn ja mal fragen, ob er Genaueres weiß. Sollte das der Fall sein, empfehle ich dir, alles unserem Kapitän zu melden, damit wir gegen die Gefahr etwas unternehmen können.“

      „Der glaubt mir nicht.“

      Gary nickte. „Ja, so ist das, Old Donegal. Ich glaube dir nämlich auch nicht.“

      Carberry schob sich näher – er hatte was aufgeschnappt.

      „Was glaubst du ihm nicht?“ fragte er.

      Gary zuckte mit den Schultern. „Old Donegal behauptete, unsere Leute an Land seien in Gefahr. Ich fragte nach Beweisen, und da erklärte er, sein sechster Sinn sage ihm das. Na ja, ein sechster Sinn – was immer das auch sein mag – ist für mich kein Beweis.“

      Old Donegal hob den rechten Zeigefinger und dozierte: „Ein sechster Sinn empfängt Wahrnehmungen aus der unsichtbaren Welt, die gewöhnlichen Sterblichen mit fünf Sinnen auf ewig verschlossen bleibt!“

      „Ei der Daus!“ sagte der Profos. „Erzähl mal mehr aus der unsichtbaren Welt. Reiten da nackichte Hexen auf Besenstielen herum?“

      „So ist es“, sagte Old Donegal dumpf, „vor allem gilt das für die Walpurgisnacht. Da reiten sie nicht nur auf Besenstielen, sondern auch auf Ziegen und Böcken zum Blocksberg, wo sie sich mit dem Teufel auf unzüchtige Handlungen einlassen!“

      „Erklär das mal näher“, verlangte Carberry wißbegierig.

      Old Donegal warf einen Blick nach achtern – und blieb stumm.

      Dort stand nämlich Philip Hasard Killigrew, breitbeinig und die Fäuste in die Hüften gestützt. In seinen Augen schimmerte Gletschereis. Old Donegal zog den Kopf ein, drehte sich nach links und marschierte mit pochendem Holzbein zum Vorschiff.

      „Wenn’s spannend werden soll, haut er ab“, grollte Carberry hinter ihm her.

      Gary stieß ihn an und flüsterte: „Der Kapitän hat mitgehört!“

      „Ach du Scheiße“, murmelte Carberry.

      „Sollte da eben jemand etwas von Hexen auf Besenstielen und so weiter geschwafelt haben“, rief Hasard, „dann bitte ich das zu vergessen! Es handelt sich wieder mal um die Weisheiten eines Narren, der geistig nicht in der Lage ist, eine Katze von einem Rappen zu unterscheiden. Wenn der Kutscher hier wäre, würde er das vermutlich mit Altersschwachsinn bezeichnen. Aber der Kutscher ist überfällig und mit ihm sechs weitere Arwenacks. Das muß nicht unbedingt Gefahr signalisieren, aber ich möchte das auch nicht bagatellisieren. Ich schlage vor, daß wir noch einen Trupp an Land schicken, um ihn erkunden zu lassen, wo unsere Leute abgeblieben sind. Hat jemand einen anderen Vorschlag?“

      Don Juan de Alcazar hob die Hand. „Nur den, daß ich den Trupp übernehme.“

      „In Ordnung, Juan“, sagte Hasard. „Wer soll dich begleiten?“

      „Der Profos, Ferris und Smoky.“

      „Einverstanden. Ihr auch?“ Hasard blickte zu den drei Mannen.

      Sie nickten und zeigten klar.

      Don Juan sagte nachdenklich: „Unsere sieben Mann waren unbewaffnet. Vielleicht sollten wir das nicht tun.“

      Hasard überlegte und schüttelte den Kopf. „Bisher habe ich hier keine ablehnende oder gar feindliche Haltung uns gegenüber erkennen können. Wir haben uns als Engländer vorgestellt und unsere Absicht erklärt, Proviant einzukaufen. Wenn ihr jetzt bewaffnet an Land geht, kann ein anderer Eindruck entstehen, verstehst du?“

      „Das schon“, erwiderte Don Juan, „nur ist es eben doch merkwürdig, daß die sieben Mann noch nicht zurückgekehrt sind. Es geht auf den Abend zu. Aber gut, zeigen wir also weiterhin unsere friedlichen Absichten.


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