Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis. A. F. Morland

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Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis - A. F. Morland


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es tut, der nach getaner Arbeit das Büro verlässt. So handeln nur Stümper oder Superprofis. Du bist kein Superprofi, du glaubtest nur, wie einer auftreten zu können. Ein Superprofi hätte nämlich bemerkt, dass er beschattet wird. Dir ist das entgangen.“

      „Wenn du hinter mir her warst ...“

      „Ich war nicht hinter dir her“, fiel der Fremde ihm ins Wort. „Ich saß dem Haus gegenüber in meinem Wagen und beobachtete deine Ankunft. Als du aufkreuztest, wurde mir sofort klar, welche Bedeutung das Taxi hatte, das dir folgte.“

      „Ein Taxi?“

      „Ein Mann von eins fünfundachtzig, noch jung, so um die sechsundzwanzig herum, würde ich sagen. Groß, schlank, Typ eines Italo-Amerikaners. Er fuhr mit dem Schlitten bis zur nächsten Kreuzung, stieg aus und kam zu Fuß zurück. Er wartete, bis in deiner Bude das Licht anging, dann betrat er das Haus und blieb kurze Zeit darin. Er weiß jetzt, wer du bist, Maretti. Er kennt Cindys Killer.“

      „Das ist ... das ist ...“, murmelte Maretti.

      „Gefährlich“, ergänzte der Fremde, da dem erregten und fassungslosen Maretti die passenden Worte nicht einfielen. „Zu gefährlich für uns“, fügte er hinzu. „Der Boss hasst es, Risiken einzugehen.“

      „Ich war ihm gut genug für den Job, und ich habe die Aufgabe problemfrei gelöst!“

      „Nicht ganz“, sagte der Besucher grinsend.

      „Wer bist du?“

      „Warum soll ich dir meinen Namen verschweigen? Ich bin Louis Black.“ Louis Black.

      Der Name traf Maretti wie ein Faustschlag. Es war ein Name, der Gewicht hatte, den man flüsterte oder hinter vorgehaltener Hand nannte. Das Markenzeichen eines Killers, ein Symbol für Härte und Brutalität.

      „Black“, murmelte Maretti und sah für sich so schwarz wie der Name des Killers es ausdrückte. Maretti bemühte sich, seine Angst zu überwinden. Er trat die Flucht nach vorn an. „Wenn du bemerkt hast, dass mir jemand gefolgt ist, wüsste ich gern, warum du nicht festgestellt hast, wie der Kerl heißt und wo er wohnt.“

      „Warum hätte ich ihm folgen sollen?“, spottete Black. „Er wird wiederkommen.“

      „Hierher?“

      „Hierher“, nickte Black.

      „Ich nehme ihn in Empfang“, erklärte Maretti, dem jetzt das Hemd am Leibe klebte. „Du musst mir nur sagen, was ich tun soll. Wenn du willst, blase ich ihm die grauen Zellen aus dem Schädel.“

      „Das ist ein Job für Profis“, sagte Black.

      „Ich bin ein Profi. Ich habe bewiesen, dass ich einer bin. Cindy Bell ist tot. Sie werden keine Spuren von mir finden, mein Wort darauf!“

      „Ja, sie werden keine Spuren von dir finden“, bestätigte Louis Black. Seine Mundwinkel zuckten. In seine dunklen, weit auseinanderstehenden Augen trat ein harter, kalter Glanz.

      Er hob die Waffe um wenige Millimeter, sein rechtes Auge schloss sich.

      Maretti zuckte auf den Absätzen herum. Er wusste, dass er kaum eine Chance hatte, dem Killer zuvorzukommen, aber er musste einfach etwas tun, um die Herausforderung in den Griff zu bekommen. Wenn er schon Gefahr lief, wie eine Ratte abgeknallt zu werden, wollte er noch die Kraft finden, sich zu rächen. Maretti riss die Schublade auf und griff nach der Pistole.

      Louis Black zog durch. Er schoss zweimal hintereinander. Der Revolver in seiner Hand bäumte sich auf.

      Rufus Maretti warf den Kopf in den Nacken. Es schien, als träfen ihn heftige Stromstöße. Er wandte sich um und versuchte die Pistole zu heben, aber sie erschien ihm auf einmal tonnenschwer. In seinen Fingern war keine Kraft, und in seinen von Hass und Entsetzen erfüllten Augen zerbrach das Leben.

      Rufus Maretti ließ die Pistole fallen. Er brach in die Knie. Seine Lippen bewegten sich, ein dünnes Blutrinnsal sickerte daraus hervor.

      Dann kippte er nach vorn. Er blieb liegen, ohne sich zu rühren.

      Louis Black schoss ein drittes Mal.

      Er wusste, dass die Kugel einen Toten traf, aber er hielt es für ratsam, dem Motto seines Chefs nachzueifern und kein Risiko einzugehen.

      7

      „Der Boss empfängt keine Presseleute“, erklärte Harry Brother mürrisch. Er saß im Vorzimmer von Greenes Büro, einem Raum, der gerade groß genug war, einen Schreibtisch, einen Garderobenständer und zwei Besucher aufzunehmen vorausgesetzt, dass sie keinen Anspruch auf Sitzplätze erhoben. An den Wänden hingen knallige Poster mit erotischen Motiven.

      Harry Brother war ein kleiner, schiefgesichtiger Mann von neunundzwanzig Jahren, dessen deformiertes Gesicht immer noch in sehr viel besserem Zustand war als sein Charakter. Er war Greenes rechte Hand.

      „Bei mir wird er eine Ausnahme machen“, sagte Roberto. „Nennen Sie ihm meinen Namen. Ich heiße Briggs. Rick Briggs.“

      „Mir ist es scheißegal, wie Sie heißen. Herbie hat die Nase voll. Wie wäre Ihnen wohl zumute, wenn man Ihnen die Puppe aus den Armen pustete? Verschwinden Sie! Herb hat gesagt, was er weiß, er hat es ein Dutzend Mal wiederholt und ist nicht in der Stimmung, die verdammte Platte nochmal abzuleiern.“

      „Rick Briggs“, sagte Roberto mit der souveränen Ruhe, die seine Persönlichkeit prägte. „Geben Sie ihm den Namen durch.“

      Harry Brother seufzte. „Okay, damit Sie Ruhe geben.“ Er griff nach dem Telefonhörer. „Hier ist so’n Verrückter von der Presse“, erklärte er. „Heißt Brigg Ricks oder so ähnlich. Ja, Rick Briggs. Bildet sich ein, dass ... Wie, bitte?“ Seine Augen weiteten sich. „Okay, Boss, okay. Ich schicke ihn auf der Stelle rein! Was?“ Er schob die Unterlippe nach vorn und nickte, als könnte er dem Sprecher zeigen, dass er dessen Worte verstand und akzeptierte.

      Brother blinzelte beim Auflegen. „Ihr Name hat offenbar das gewisse Etwas“, spottete er. „Spazieren Sie ’rein. Der Boss macht eine Ausnahme.“

      Roberto betrat Greenes Privatoffice. Greene saß hinter seinem anthrazitfarbigen Metallschreibtisch in einem Raum, der zur Hälfte als Lager genutzt wurde und an dessen Wände bis unter die Decke Kisten, Kästen und Kartons gestapelt waren. Greenes Kinnladen bewegten sich träge kauend, in seinem Blick war eine drohende, hellwache Neugier. Er trug unter seinem grauen Fischgrätsakko einen dünnen, roten Rollkragenpullover und betonte mit ihm das dichte, drahtige Weiß seines Haares.

      Roberto schloss die Tür hinter sich. In seinem Inneren schlug eine Alarmglocke an. Er glaubte zu wissen, was der merkwürdige Glanz in den Augen des Weißhaarigen zu bedeuten hatte.

      „Setzen Sie sich“, sagte Greene.

      Er stand nicht auf. Er saß gleichsam auf dem Sprung. Sein rechter Ellenbogen parkte auf der Schreibtischplatte, sein Oberkörper war vorgeneigt, seine Blicke ließen das Gesicht des Besuchers nicht los.

      Roberto befolgte die Aufforderung.

      „Ich bin ziemlich fertig“, sagte Greene. „Fix und fertig, um genau zu sein. Dieses Erlebnis hat mich geschafft. Für welche Zeitung schreiben Sie?“

      „Ich arbeite für eine


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