Alle hören auf »Daffy«, nur Daffy nicht. Jennifer Mai
Читать онлайн книгу.sieht’s aus, Jenny, was meinst du?“
Aus voller Überzeugung antworte ich: „Ja! Ich will diesen Hund oder keinen!“
Alle strahlen. Nur die Frage nach meinen Wohnverhältnissen trübt die Stimmung. Eigentlich bevorzugt es die Schule, wenn die Führhundhalter im Erdgeschoss, maximal im ersten Stock oder in einer Wohnung mit Fahrstuhl wohnen. Tja, ich wohne im dritten Stock ohne Fahrstuhl.
Ich bin genervt. „Leute, ich bin im Oktober da eingezogen, zwei Monate später kommt ihr mit dem Hund, und jetzt soll ich auf einmal alles umkrempeln?“
Schnell werde ich beruhigt und sie versichern mir, dass ich zunächst dort wohnen bleiben könne, allerdings nicht länger als drei Jahre, da das tägliche Trepperunterlaufen die Gelenke des Hundes zu stark belastet. Mit dieser Aussage kann ich erst mal leben.
Zum Schluss gehen wir noch in ein Kaufhaus, in dem sich Daffy fünf Minuten lang weigert, eine Treppe aus Glas hinabzusteigen. Die erste Geduldsprobe. Mir wird immer heißer und heißer in diesem überhitzten Kaufhaus mit meiner dicken Jacke und diesem Hund, der nicht möchte. Als wir endlich unten angekommen sind, geht die Party richtig los und ich drücke Daffy und knutsche sie ab. Wir kommen am Busbahnhof an und ich möchte gar nicht gehen. Ganz tief in mir drin weiß ich, dass dies nicht nur an Daffy liegt.
Vollkommen verwirrt komme ich wieder nach Hause. Alle fragen mich, wie Daffy denn so ist? Ob sie Ähnlichkeiten mit Gin hat und so weiter.
Abends sitze ich in meinem Zimmer und muss feststellen, dass ich sie jetzt schon vermisse. Das ist bescheuert, habe ich sie doch nur zwei Tage bei mir gehabt, aber ich kann nichts dagegen tun. Gerne möchte ich ihr ein Weihnachtspäckchen schicken. Ich kaufe ein Quietschesteak, Leckerli und brenne eine CD für Antoine. Wieso tue ich das? Er hat eine Freundin. Ich will keinen Stress machen, denke nur, dass er sich über die Weihnachts-CD von „Sing meinen Song“ freut, denn wir beide haben festgestellt, dass wir die Serie extrem toll finden. Doch insgeheim möchte ich, dass er mich nicht vergisst. Warum nur?
Ich erzähle meiner langjährigen Schulfreundin Tina von Antoine. Dass ich weiß, wie sinnlos das ist, was ich fühle, aber er hat mich einfach eiskalt erwischt. Sie sagt, dass niemand etwas für seine Gefühle kann und dass mir wohl nichts anderes übrig bleibt, als die Zeit, die ich mit ihm habe, zu genießen.
Doch eine Hürde steht mir noch bevor. Nachdem ich Martijn und Uwe schonend beigebracht habe, dass Daffy der tollste Hund der Welt ist und sie gar nicht anders können, als sich auf sie zu freuen, muss ich meinem Vermieter Bescheid geben. Ich habe ihn noch nie in meinem Leben getroffen. Beim Einzug lief alles über Martijn. Zwei Wochen lang versuche ich ihn mit heftigen Bauchschmerzen anzurufen, doch es meldet sich immer nur der Anrufbeantworter. Ich weiß ja, dass mein Vermieter mir den Hund nicht verbieten darf, doch ich möchte ihn trotzdem gefragt haben, bevor Daffy zu mir kommt. Drei Tage vor Weihnachten erreiche ich ihn endlich. „Guten Tag Herr Drosselbarth, hier ist Jennifer Mai. Also … Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt ist, dass ich blind bin. Aber ich bekomme im März einen Blindenführhund und wollte fragen, ob das okay ist.“
„Nein, das wusste ich nicht!“, erklärt mir Herr Drosselbarth. „Aber ganz ehrlich: Der Hund ist überlebenswichtig für Sie, wie könnte ich da Nein sagen?“
Ich muss lachen. „Nun ja, atmen kann ich auch ohne Daffy, aber es ist unwahrscheinlich nett, dass Sie das so locker sehen! Vielen Dank! Ich hatte schon richtige Bauchschmerzen vor lauter Angst, dass Sie mich auf die Straße setzen.“
Im Januar sagt Tina, dass sie Daffy unbedingt sehen will, bevor sie bei mir einzieht. Das ist verdammt nochmal ihr Recht, haben wir doch damals im selben Studentenwohnheim gelebt, und selbst nach mehreren Treffen wurde sie von Gin zur Begrüßung unbegründet angeknurrt.
Ich schreibe Antoine und frage ihn, ob wir uns treffen können.
Kurz darauf kommen wir zusammen und Tina ist einverstanden mit meiner neuen Begleiterin. „Weißt du, Gin hat erst mal in allem das Schlechte gesehen und war vorsichtig. Daffy sieht in allem das Positive und ist so sonnig von innen.“ Ich freue mich sehr darüber.
In den nächsten Monaten dreht sich alles nur noch um Daffy. Daffy hier, Daffy da. Ich könnte das kaufen und jenes … Ich wette, alle meine Freunde sind fürchterlich genervt und verfluchen sie schon jetzt. Den Klausurenmarathon stehe ich nur durch, weil ich immer daran denke, dass ich das jetzt alles schaffen muss, damit ich im März ganz viel Zeit für die Kleine habe.
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