Jan und Jutta. Liselotte Welskopf-Henrich

Читать онлайн книгу.

Jan und Jutta - Liselotte Welskopf-Henrich


Скачать книгу
brauchen deshalb keine Post von Dir.«

      Jan legte das Papier zur Seite. Keine Post von dir. Keine Post von dir. Wir brauchen keine Post von dir. Keine Post …

      Gut. Er würde also nie mehr an seinen Vater und an seine Mutter schreiben.

      Jan zerriß den Antwortbrief.

      Während er den ganzen Tag Tüten klebte und auch zuweilen des Nachts, wenn er in der erleuchteten Zelle mit Schmerzen an Händen und Füßen auf dem harten Bett lag, dachte Jan jetzt an seine Eltern. Sie wollten von ihrem Kind nichts mehr wissen.

      Jan versuchte, sich selbst begreiflich zu machen, warum seine Eltern solche Menschen geworden waren, die von ihrem Kinde nichts mehr wissen wollten. Die Schande fürchteten sie, die Schande. Was war das, Schande? Wer hatte zu urteilen, was Schande sei?

      Die Kunden hatten zu urteilen. Die Kunden, die in den Kellerladen am Rathausplatz kamen und Äpfel, Kartoffeln, Weißkohl und Rotkohl kauften. Die Lieferanten hatten zu urteilen, die großen Händler in der Hamburger Halle, zu denen Jans Vater immer vor Morgengrauen fahren mußte, um frische Ware zu holen, und die großen Bauern, die die Äpfel aus den Obstscheunen an den kleinen Grünkramhändler gaben, wenn er ihnen genehm war und sein Gesicht ihnen gefiel. Oh, welche Schande mochte das wohl für Vater und Mutter gewesen sein, als ihr Sohn, der Kommunist und »Untermensch«, gefesselt, als wieder eingefangener Ausbrecher, an ihrem Geschäft vorüber in die Polizeiwache gebracht worden war. Ja, daran hatte Jan noch gar nicht gedacht.

      Der Gefangene schaute mit seinen Augen, deren Sehkraft in der Gefangenschaft langsam nachließ, zu dem Nachtlicht an der Decke.

      Die Eltern hatten kaum je von sich gesprochen. Aber einmal war er als Kind dabeigewesen, wie die Mutter von der eigenen Jugend erzählte.

      Jan hatte keinen Schlaf. Die Hände und Füße schmerzten, und er verbrachte die langen Nachtstunden damit, in den Bildern der Phantasie noch einmal zu erleben, was die Mutter an jenem Abend von der eigenen Jugend erzählt hatte. Vielleicht konnte er in den Erlebnissen ihrer Jugend die Erklärung für das finden, was sie später geworden war.

      Mutter Marie Möller war eine gute Erzählerin. Aber sie tat nur selten den Mund auf, um etwas zu sagen, was in ihren Augen unnütze Rede war. Aber dieses eine Mal, des Abends, im Winter, hatte die Mutter mit einer alten Freundin zusammengesessen, die nach langen Jahren zu ihr zu Besuch gekommen war. Der Name der Freundin war Emmi, daran erinnerte sich Jan noch genau. Er wußte auch noch, wie die Freundin ausgesehen hatte, ein wenig kleiner als die Mutter, sehr zierlich, und ihre Sprache war lebhaft gewesen, dabei schien es, als ob jedes ihrer Worte von einer gewissen Furcht zur Eile getrieben werde. Es war in einem Dezember gewesen, um die gleiche Zeit wie jetzt, in den trüben Tagen, in denen sich der Tag so früh zur Nacht neigte.

      Jan, damals noch ein Junge, hatte sich neben den Herd gekuschelt und hatte die Ohren gespitzt, als Mutter Marie und ihre Freundin anfingen, von den Erlebnissen und Gefahren lange vergessener Jahre zu erzählen. Jan, der Gefangene, erinnerte sich jetzt daran, was die Mutter damals berichtet hatte, und mit der Erinnerung an die Erzählung der Mutter mischten sich die Erinnerungen an seine eigenen Eindrücke aus Kindheit und Jugend.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCAEiAMgDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD896KK KgAooroPh94MuviL450HwtYzRW9/rN7FYW0k+fLEsjBU3EdBkjJ7daAOforZfwvc/wBr61YRzQFt KWd5pZGKKyxNtbbxySeg71mmwuh5GbWcfaBuh/dN+9HqvHzfhQBBRXTv4DuI/hvL4ve8jSOLWV0W TT3jcTK5haUOSRjHyMpXqDWPH4f1WW5nt49LvnuIEMs0K2rl40HVmXGVHueKAKFFX7nQNUsrSwur jTbuC21AE2cskDBbgA7T5Zx83PHFT+G9BXXfE1jo11fQaK1zcC1a6vwyxW7k7f3uBlQG4Jx8vJPS gDJor17Wf2btX0D7Cb3VrWCO61K60je8TqIry2dlnt3zjbIgUvt7qVIPOK4bwX4DvvG/iKDSrVxa efaXt7DdXMTrHJFbWs1yxXjnckLAY7kZoA5qiuk8A+A9R+IXjHw54es/9EfXNSg0uC9uI28hJZZA iliBzgnJA5wDWHBpt7cvbxx2N08txF50USwsWkTBJZQBkrweRxwaAK9FWoNKvrq3mngsrmeCEEyy xQsyRgddxAwPxrodb+H1x4d8EeH/ABFfXiRHXojc6fYfZ5N8sCz3EDyGTGwbZLY/LnJEqMODQByl Fdpp/wAL77UvDXhnWoZ99truqy6TEsdvI7Qyx+TvZ8D7v+kRY9ct/dNYnijwtdeGPEuuaM+buXR7 mS2up4I2KKyOULH0XcCAT1oAxqKsy6Xew28VxJZXMdvMdsUzwsEkOAcKxGCcEHj1FXB4X1MWepXU 1rJZx6fDHPMLtGiYq8qxLtBHJ3N7cKx7UAZVFdV4N+HGreNLvULe3jktZLXS5tVjE1vITcpGyKUj AGWJMgwRxxXLyxSQSvFLG8UqEq8cilWUjqCDyDQA2iiigAooooAKKKKACuq+FXjZfhr8S/C/i17R r/8AsPUYNRW1V9nnNE4cKWwcAkDPtXK0UAeh2nxF0TS9X8TXtjpF9/xPtN1CxuDcXaMyNcurBlwg ACbcAYydxyeldDp/7QMFrqHhOabQPOXRtKudKmmjmWK4lSW3MCujBcB4kK7HYMx24YsK8booA9c0 j4/TaTLBdTaYdcvo/GUfi2WTVphIt0UR18qUKBksXJZhj2AqSb48wTXCQDSruLTY/C134X+0Jdj+ 0ZknmeXzpp9uJHUvtGV+6PU5rx+igD1bw58botEm8BSTaXcXf/CNadqGlyIbvCyxXQnHmRZU+XKg uCQeRlE4615/4r8Q3HinxJqGr3E9zPPdTGQzXcvmTt6M7AAFsAZIAGegFZNFAHs/jH9prV/Gnw/v PDF5YRoLm3g33SMC32tYhbz3HI6zWyRRsP7yeZ94mnzftExz+JtC1UaRc29rZ2V7a3GkxXubVHud PeykktlZT5XyOH2ksNw9OK8VooA9f8DftAHwZpngC0fSBqJ8J67ba1DK7JGzCGaeYW4KqCY2a4LE vuKndtKhiKdbfHLSbLXJr618MPaxXOnadZTJBdBDG9lJE8ckPy4jEggVZUAwQz42ljXj1FAHv2kf GWx0j4fazrgggXxFqPijVrtNGt5RHbpb3uni3ZpEAyyKWcoARh0BIINecap8SVvNF8E2SaZBdnw3 pc+mbNXRLu3mEl5cXXmCJhhWDXTKP9mNO4OeIooA9E0n4svpHg/wfocEV7B/YOtz6xJJBchRc+b9 nzHjbxj7MuDz99vbGzN8ej9g8cwWun3VjN4h1i51eK4trvY6efGY5LebC/vIcEkAYIbnPJryKigD 1Hxb8YrTxT4D/wCEZOm3kEQh0KFZRcqRH/ZtnPa7kXZwZluC7H+9GnYYqbxb8dX8V+JfiZrE9hO5 8YSI0VrPcB4rFBqEd95YG35kDoUA4wjt35ryiigD1u/+NtjceKNf1i00vUdPGsaNc6Y1tFqG5bKS fyyzW5K5RAYwQpyRnrwK474qeNY/iP8AEPXvE8Vl/Zo1W5a6a13hhGzcsAQBxnOP1zXK0UAFFFFA BRRRQAUUUUAFFWdNmtrfULaW9tTe2iSK01sspiMqA8qHHK5HGR0r6N/aV+GPwu+Fvwd+FPiTw3ou tf2r4+0ubUA1/qpePTzF5AZQoX95lpiBnHC+9AHzTRUZuI12BnVC/Chjgn6VJQAUVG1xEhQNIil/ ugsPm+nrUlABRSMwQZYgD1JoZgn3iB9TQAtFBIUEk4A6k0wzxCRUMiB2GVUsMn6CgB9FFfQP7Eml eGPGnxW1Pwx4j8OaT4hhn0XUL2KS9DNNaSwWzujR4YDk9cg9BQB8/UVWsrr7TGPUAZr339jj4Z+D fjZ8adG8A+LtO1CWPWTN5OoaffGB7YxW8suCmCGDeWB6jNAHhdFdn8cbHw34W+Lnivw54asbnT9L 0LU7rSh9suzcSTNBPJEZSxAxu2g7RwK

Скачать книгу