Die inneren Fesseln sprengen. Phyllis Krystal

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Die inneren Fesseln sprengen - Phyllis Krystal


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      Wir erklären jeder Person, die neu zu uns kommt, wie dieses Ritual vonstattengeht und weisen darauf hin, dass es jederzeit, unabhängig vom Alter, durchgeführt werden kann, da es in den seltensten Fällen zu Beginn der Pubertät durchgeführt wurde. Wir beziehen uns hierbei auf Rituale und Gebräuche, die noch in einigen sogenannten primitiven Kulturen praktiziert werden, da sie noch enger an den ursprünglichen Formen sind. Wir betonen hierbei besonders, wie wichtig es ist, dass junge Menschen, die kurz vor dem Erwachsensein stehen, von den Eltern und der Welt ihrer Kindheit gelöst und in das soziale Leben als Erwachsene eingeführt werden.

      Wenn diese Bindungen jenseits der Pubertät ungetrennt bleiben, entsteht oft eine ungesunde Situation, wenn das Kind, in welchem Alter auch immer, entweder zu sehr abhängig von einem oder beiden Elternteilen ist und somit unfähig, seine eigene, wahre Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen, oder schwer rebelliert und sich von den Eltern lossagt, was auf beiden Seiten zu verhärteten Gefühlen führt. Die letztere Situation kann sogar besonders negative Bindungen hervorbringen, die noch stärker einschränken als die ursprünglichen positiven Bindungen.

      Wenn Menschen diese Information erhalten, reagieren sie sehr unterschiedlich, je nachdem, wie ihre Erfahrungen und Hintergründe sind. Manche protestieren und sagen, dass sie sich bereits losgesagt und ihre Unabhängigkeit erreicht haben, wobei sie oft die drastischen Maßnahmen beschreiben, die dazu geführt haben. Allerdings haben wir immer wieder festgestellt, dass sie nur in den seltensten Fällen frei sind und dass Entfremdung, Distanz und sogar der Tod der Eltern sie nicht notwendigerweise befreien. Tatsächlich sind diese Menschen oft noch enger angebunden, auch wenn sie vom Gegenteil überzeugt sind. Andere reagieren ganz anders, wenn sie hören, dass es notwendig ist, die Bindungen zu lösen, und drücken große Erleichterung aus, wenn sie erfahren, dass es nie zu spät ist, sich zu befreien, wie alt sie auch sein mögen. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an eine junge Frau in ihren 40ern, deren Mutter eine besonders kontrollierende Matriarchin war; aus ihr brach heraus: »Wenn Sie mir helfen können, mich von meiner Mutter loszulösen, werden sich die meisten meiner Probleme lösen.« Ein junger Mann reagierte so: »Ich bin 3.000 Meilen weit weggezogen, um meinem Vater zu entgehen, aber ohne Erfolg; ich spüre seine Kritik über Tausende von Meilen hinweg.«

      Wieder andere schrecken vor der Vorstellung einer Trennung zurück, da sie glauben, dass familiäre Bindungen heilig sind, trotz ihrer oft lähmenden und erstickenden Wirkung auf die einzelnen Mitglieder einer familiären Gemeinschaft. Dann gibt es auch solche Menschen, die den Gedanken hassen, aus dem Nest gestoßen zu werden, und die vermittelte Sicherheit der Unabhängigkeit und dem Alleinsein in der Welt vorziehen.

      Manchmal werden Kinder auch von Verwandten, Freunden oder Pflegeeltern oder Einrichtungen großgezogen. In solchen Fällen führt dies oft zu einem tiefen, unbewussten Unmut gegenüber den wahren Eltern und ein Gefühl des Zurückgewiesen-Seins beeinträchtigt ihr Leben. Diese Menschen müssen eine Ablösung von ihren wahren Eltern machen, aber auch von denjenigen, die sie aufgezogen haben.

      Es ist für Eltern unmöglich, für alle ihre Kinder perfekt zu sein, und selbst die allerbesten müssen ihre Nachkommen loslassen, damit diese unabhängige Erwachsene werden können. Selbst wenn nur minimale Reibungen bestehen, ist es weise, die Trennung der inneren Bindungen vorzunehmen, da dies unweigerlich zu einer Verbesserung der Beziehungen führt, indem sie freier und fließender werden.

      Ebenso wie in den alten Bräuchen, müssen auch wir Vorbereitungen treffen, bevor die tatsächliche Durchtrennung der Bindungen vollzogen werden kann. Wir haben dazu eine vorbereitende Übung erhalten. Diese Übung muss für beide Elternteile regelmäßig täglich für nicht weniger als zwei Wochen praktiziert werden. Wir nennen diese Übung die »Figur Acht«, da sie so wie die Zahl 8 aussieht. Sie wird benutzt, um jede Person in einer engen Beziehung in ihren eigenen Raum oder ihr eigenes Territorium zu holen und ist eines unserer nützlichsten Symbole geworden.

      Wenn zwei Menschen eine enge Beziehung haben, projizieren sie unweigerlich einen Teil ihrer selbst auf den anderen, so dass keiner von beiden eine klar abgegrenzte, eigene Individualität besitzt. Sollten die Bindungen gelöst werden, ohne dass sich beide vorher jeweils in ihrem Raum oder Territorium jeweils eingefunden haben, würde das Ergebnis verwirrend sein, denn beide Personen würden weiterhin die Projektionen der jeweils anderen Person quasi als Überlagerung ihres Selbst mit sich tragen. Um dem abzuhelfen, erhielten wir die Übung der Figur Acht, die ich hier so beschreibe, wie ich sie jemandem, der zum ersten Mal kommt, beschreiben würden.

      Bevor du die Bindungen zu deinen Eltern lösen kannst, muss die folgende vorbereitende Übung täglich und für mindestens zwei Wochen mit jedem Elternteil durchgeführt werden.

      Schließe deine Augen, setze dich bequem auf deinen Stuhl oder auf den Boden und stelle dir vor, dass du um dich einen Lichtkreis ziehst, der auf dem Boden liegt und dessen Durchmesser der Länge deiner ausgestreckten Arme und Finger entspricht. Visualisiere diesen Kreis als eine Röhre aus goldenem Licht wie das Sonnenlicht. Tue dies nicht in Eile und erzwinge keine Bilder, erlaube den Bildern eher, dass sie vor deinem inneren Auge erscheinen mögen.

      Wenn du zufrieden damit bist, in der Mitte eines Kreises aus goldenem Licht zu sein, dann visualisiere einen gleichartigen Kreis, der den deinigen knapp berührt, ihn aber nicht überschneidet. Schaue nun, welcher deiner Elternteile in dem gegenüberliegenden Kreis erscheint, wenn du den einen oder anderen aufrufst.

      Versichere dich, dass ihr beide genau in der Mitte eures jeweiligen Kreises bleibt; falls es dir so scheinen sollte, dass einer von beiden sich vom Mittelpunkt des Kreises wegbewegt oder in den Raum des anderen eindringen möchte, stelle dir euch als Puppen vor, die genommen werden und dahin zurückgesetzt werden können, wo sie hingehören. Möglicherweise musst du dies mehrmals tun, bis ihr beide in der Mitte bleibt, besonders dann, wenn eine der beiden Personen dominanter ist als die andere.

      Sobald du beide Kreise klar sehen kannst und beide Personen sich in der Mitte ihres Kreises befinden, visualisiere einen im goldenen Kreis laufenden, leicht neonblauen Lichtstrahl, beginnend an dem Punkt, an dem sich beide Kreise berühren, dann im Uhrzeigersinn um den Kreis deines Elternteiles dir gegenüber, dann zurück zu dem Punkt, an dem sich beide Kreise berühren. Beobachte nun, wie das blaue Licht um deinen Kreis weiterfließt, zunächst auf der linken Seite, dann hinter dir und schließlich zu deiner Rechten und dann auch wieder zu dem Punkt, an dem sich beide Kreise treffen und somit eine Acht bilden. Beobachte den Fluss des blauen Lichtes mit deinem inneren Auge so lange, bis du ohne Anstrengung an dem Bild verweilen kannst. Es ist bei jedem Menschen anders, aber es dauert selten länger als zwei Minuten. Das neonblaue Licht grenzt die Person im einen Kreis und die Eltern im anderen Kreis ab und zieht sie magnetisch auf sich selbst zurück, sodass beide ihre getrennten Territorien ganz für sich innehaben.

      Diese Übung muss täglich und regelmäßig wiederholt werden, bis sie leicht vonstattengeht, um so sicherzustellen, dass deine Botschaft, dass du wünschst, ein unabhängiges Individuum zu werden, sowohl in dein als auch das Unterbewusstsein deiner Eltern eindringt. Das Unterbewusstsein versteht Bilder und Symbole besser als Worte, allerdings müssen diese regelmäßig wiederholt werden, damit die beabsichtigte Botschaft ankommt und Wirkung zeigt. Die beste Zeit, um Botschaften so auszusenden, sind die Augenblicke kurz nach dem Erwachen aus dem Schlaf und unmittelbar vor dem Einschlafen, weil wir dann dem Unterbewusstsein am nächsten sind.

      Wenn du das Bild klar vor dir hast, reicht eine zweimalige tägliche Übung von ungefähr zwei Minuten morgens und abends. Über den restlichen Tag ist es hilfreich, die Figur Acht zu visualisieren, um diese im Fluss zu behalten, so wie kleine Kinder einen hölzernen Reif rollen lassen und diesen mit einem leichten Anstoß mit einem Stock am Rollen halten.

      Da die Phyllis Krystal Stiftung nun die Obhut über die Methode wahrt, kann diese bei Problemen mit den Übungen gerne konsultiert werden, um sicherzustellen, dass diese von Anfang an korrekt durchgeführt werden. (www.phylliskrystal.com)


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