Die inneren Fesseln sprengen. Phyllis Krystal

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Die inneren Fesseln sprengen - Phyllis Krystal


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ob die bestehenden Bindungen zwischen ihr selbst und dem Elternteil zu sehen sind und mir dann zu sagen, an welchen Körperteilen die Bindungen jeweils angebracht sind. Die meisten Menschen können dies recht leicht erkennen, einige sind sogar geschockt über das, was sie sehen. Ich warne die Menschen, sich nicht beeindrucken zu lassen von dem, was sie sehen, denn was gezeigt wird, dient zur Verbesserung der Beziehung.

      Es ist durchaus nicht unüblich, dass das gegengeschlechtliche Elternteil Bindungen zum Kind im Bereich der Sexualorgane aufweist, was uns natürlich viel über das Verhältnis zueinander aussagt. Es zeigt zudem auf, woran gearbeitet werden muss, wenn es jemals eine gute Beziehung mit einem Menschen des anderen Geschlechts geben soll.

      Einige Menschen finden nur eine einzige Bindung, andere finden mehrere, was von der Nähe der Beziehung abhängt, sowohl negativ als auch positiv. Wir hatten einige wenige Fälle, wo die Beziehung so eng war, dass es Siamesischen Zwillingen gleichkam. In einer solchen Situation ist es für eine Person, die sich zu befreien wünscht, unmöglich, klarzusehen. Es stand außer Frage, zu erwarten, dass die Person den »chirurgischen Eingriff« alleine vollziehen konnte. In diesem Fall muss die Person, die die Sitzung leitet, bereit sein, die Operation für sie durchzuführen, aber darauf bestehen, dass sie sich so viel als möglich beteiligt.

      Sobald die Bindungen lokalisiert sind, bitte ich um die Beschreibung von Größe und Konsistenz, und auch hier habe ich buchstäblich Hunderte verschiedene Beschreibungen gehört, allesamt symbolisch für die Beziehung und oft erstaunlich aufschlussreich. Es gab Bänder aus Samt, Nylonfäden, Angelschnüre, Drähte, Seile, Ketten, Metallstangen und viele, viele Bindungsarten mehr.

      Wenn die Beschaffenheit der Bindungen geklärt ist, sage ich der betreffenden Person, sie möge darum bitten, Instrumente gezeigt zu bekommen, mit denen die Bindungen gelöst oder abgetrennt werden können und auch hier ist die Auswahl überraschend groß. Scheren, jegliche Art von Messern wie Küchenmesser, Schwerter oder Dolche, Licht- oder Laserstrahlen, Feuer, Säure, Sägen tauchen auf, um nur einige zu nennen.

      Üblicherweise schlage ich vor, dass die erste Ablösung mit dem Zertrennen einer Bindung in deren Mitte stattfinden sollte und dann die Teile von den Körperteilen, an denen sie bei beiden Personen angebracht waren, entfernt werden. Oft muss ich helfen, das Bindungsteil von dem Körper der ablösenden Person zu entfernen, wenn es ein Körperteil ist, der schlecht zu erreichen ist oder so empfindlich, dass schon der Versuch, diesen alleine abzulösen, keinen Erfolg verspricht.

      Wenn beide Teile entfernt sind, schlage ich vor, die rechte Hand (wenn die Person rechtshändig ist, ansonsten die linke Hand) an die Stelle zu legen, an der die Bindung von ihrem eigenen Körper entfernt wurde und die andere Hand auf der gegenüberliegenden Seite, so dass ein Energiefeld entsteht. Dann bitten wir darum, dass heilende Energie vom Höheren Selbst in ihre Hände sowie in die hinterlassene Wunde herunterfließen möge.

      Die Bindungen werden zu Füßen der arbeitenden Person aufgestapelt und wenn alle Bindungen gelöst sind, wird die beste Methode zu deren Zerstörung erfragt, womit ein Zurückfallen in alte Muster verhindert wird.

      Die Wahl der meisten Menschen fällt darauf, die Bindungen zu verbrennen oder zu vergraben, in Säure aufzulösen oder sie ins Meer oder einen reißenden Fluss zu schleudern. Häufig sind Menschen so sehr darauf bedacht, mit diesen Bindungen abgeschlossen zu haben, dass sie nicht genug ausdenken können, um sicher zu sein, dass diese endgültig zerstört sind und entscheiden sich häufig, sogar das Feuer, in dem die Bindungen verbrannt wurden, zu vergraben und dann auf jener Stelle herumzuspringen, so dass jedweder Nachweis ausgelöscht ist. Daraus hat sich schon mehrmals eine Art indianischer Kriegstanz entwickelt, von dem ich vorschlage, ihn als Ausdruck der Erleichterung und endlich erlangter Befreiung für die Person zu verstehen. Ich ermutige die Person dazu, loszulassen und dieser Befreiung in jeglicher von ihr gewählten Form Ausdruck zu verleihen.

      Nachdem sie damit zufrieden ist, dass alles getan wurde, um alle Spuren der alten Bindungen auszulöschen, schlage ich vor, dem Elternteil, von dem sie sich gerade abgelöst haben, zu danken für die Möglichkeit, in einem Körper auf diese Welt zu kommen und somit all das lernen zu können, was in diesem Leben notwendig war.

      Als nächstes führt die Person ein Ritual durch, in dem sie zunächst den Elternteil um Vergebung bittet und dann dem Elternteil jegliche Verletzung vergibt, die ihr zugefügt wurde, bewusst oder unbewusst. Das fällt den Menschen oft sehr schwer, besonders dann, wenn zwischen ihnen und den Eltern verbitterte Gefühle bestehen. Dass Vollziehen des Vergebens ist essenziell, da es Teil der vollständigen Ablösung ist. Mangel an Vergebung kann die Bindungen in negativer Weise wieder zusammenschweißen.

      Normalerweise fordere ich die Person auf, zunächst den Elternteil um Vergebung zu bitten, da dieser Teil des Rituals für die meisten Menschen einfacher zu sein scheint: Viele Menschen leiden unter der Last von Schuldgefühlen und dies ist eine Möglichkeit, sich von dieser Last von Schuld zu befreien. Ich schlage vor, dass sie sich eine konkrete Sache, für die sie Vergebung wünscht, zu Bewusstsein führt und diese entweder ausspricht oder schweigend vorbringt, eine nach der anderen. Wenn sie dies schweigend tun möchte, bitte ich sie, mir mitzuteilen, wenn sie damit nach bestem Wissen fertig ist. Ich sage der Person auch, dass alles, was später noch auftaucht, dann behandelt werden kann. Wir haben festgestellt, dass diese Möglichkeit, um Vergebung zu bitten, sehr willkommen ist und die Menschen häufig von quälenden Schuldgefühlen und Reue befreit, die bei ihnen besonders dann zurückbleiben, wenn die Eltern verstorben sind.

      Der nächste Schritt besteht darin, den Eltern die dem Ablösenden entweder bewusst oder unbewusst zugefügten Verletzungen und begangenen Fehler zu vergeben. Das ist für die meisten Menschen die bei weitem schwierigere Aufgabe und in einigen Fällen scheint es ihnen sogar unmöglich, dies zu versuchen.

      In solchen Momenten schlage ich vor, dass, selbst wenn die Menschen ihrem Elternteil nicht von Herzen vergeben können, sie das Höhere Selbst oder die Gotteskraft in ihnen bitten können, von der Spitze des Dreiecks zwischen uns durch sie und dann zu dem Elternteil Vergebung zu senden. Das ist fast immer akzeptabel, selbst bei den Menschen, die wissen, dass sie vergeben müssen, dies aber nicht aus sich selbst heraus können. Auch hier wieder schlage ich vor, einzelne Episoden in Erinnerung zu rufen, wo den Eltern verziehen werden muss, um beide von negativen Gefühlen zu befreien, welche ebenso wie positive Gefühle Menschen aneinander binden können.

      Schlussendlich bitten wir den Elternteil, die Szene zu verlassen, seines Weges zu gehen und dies für sich allein zu tun, nun frei von dem fortwährenden emotionalen Zu-sich-Ziehen durch das Kind. Dieses Ansinnen bedeutet nicht, dass es zwischen beiden keinen Kontakt mehr gibt; tatsächlich ist es so, dass die meisten Menschen das genaue Gegenteil empfinden, nämlich, dass die Beziehung weniger emotional geladen und zufriedenstellender wird.

      Wir schlagen immer eine angemessene Verabschiedung vor, vorzugsweise mit einer Segnung. Manchmal ist es angezeigt, ein Dreieck zwischen dem Elternteil und dem Kind aufzustellen, so dass beide mit dem Höheren Selbst verbunden sind anstatt direkt miteinander. Uns wurde gezeigt, dass dieses Bild das Hilfsreichste ist, was eine Person für eine andere tun kann, und wir nannten es »ein Dreieck aufstellen«. Wir selbst tun dies oft, wenn wir einen Hilferuf bekommen (selbst bevor wir der Person etwas darüber gesagt hätten), um uns so schnell als möglich mit dem Höheren Selbst zu verbinden.

      Phyllis hat immer wieder hervorgehoben, dass die Linie zwischen der anderen Person und dem Höheren Bewusstsein gestrichelt sein muss, falls wir dazu kein Einverständnis der anderen Person haben. (siehe auch Seite 180)

      Ein weiterer Schritt wird unternommen, um die Befreiung zu vervollständigen. Es ist ein Reinigungsprozess, der dazu dient, alle alten Konditionierungen und Angewohnheiten wegzuwaschen. Dieser Prozess ist eine Vorbereitung, um getrennt mit Angewohnheiten zu arbeiten, was im nächsten Kapitel behandelt wird. Manchmal erfolgt die Befreiung unmittelbar, aber es kann auch länger dauern, bis sie offensichtlich wird.

      Ich empfehle normalerweise, dass die Person in ihrer inneren Szene eine Wasserstelle suchen soll, so etwas wie einen Fluss, ein Schwimmbad, einen Ozean, einen Wasserfall. Dann wird sie angewiesen, die Kleider auszuziehen, sie auf den Boden auf einen Haufen zu legen und ein Blatt oder einen glatten Stein zu nehmen und ins Wasser zu gehen, um sich


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