Die inneren Fesseln sprengen. Phyllis Krystal

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Die inneren Fesseln sprengen - Phyllis Krystal


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Eltern übernommen wurden. Diese sollten von der angefertigten Liste mit den negativen Eigenschaften der Eltern in Erinnerung gerufen werden. Wenn sie mit der an sich selbst vollzogenen Reinigung von solchen zurückgebliebenen Eigenschaften zufrieden ist, wird ihr gesagt, dass sie zum Trocknen hin und her laufen soll, dabei springend und hüpfend ihre Freiheit ausdrückend. Wenn sie trocken ist, überreiche ich ihr ein neues, lockeres Kleidungsstück oder Gewand von neutraler Farbe, das sie tragen soll, bis sie sich eine Reihe neuer Eigenschaften zu eigen gemacht hat oder, sofern diese innere Anweisung erfolgt, führe ich sie auf der Suche nach einem eigenen neuen Kleidungsstück. Dann frage ich, wie sie die alten Kleider zerstören soll, die sie an ihre alten Reaktionen aus der Kindheit erinnern. Meistens entscheidet sie, die alte Kleidung zu verbrennen und ich bin, wie in vielen anderen Teilen der Arbeit, immer wieder erstaunt über einige sehr aufwendige Methoden, die Menschen zur Zerstörung der Kleider wählen.

      Das wichtigste Element bei dieser Arbeit ist die aktive Beteiligung der Person, denn nur sie allein kann ins Unterbewusstsein vordringen. Je mehr Emotionen beteiligt sind, desto tiefer prägt sich die neue Botschaft in das Unterbewusstsein und kann so umso früher wirkungsvoll umgesetzt werden. Die meisten Menschen sind begeistert von der Möglichkeit, sich von alten, ungewollten Angewohnheiten befreien zu können und sehen kein Problem darin, in diesen Prozess emotional involviert zu sein.

      Ich warne die Person immer davor, dass in drei auf die Sitzung folgenden Tagen gemischte Gefühle erlebt werden können, so wie Trauer, Traurigkeit gemischt mit Erleichterung, aber dass dies kein Grund zur Besorgnis, sondern durchaus normal und auch nur vorübergehend ist. Wenn diese Warnung nicht ausgesprochen wird und die Person in eine depressive oder ähnliche Stimmung verfällt, kann es zu einem Schock kommen und die ganze Erfahrung kann in Zweifel gezogen werden.

      Es ist auch ratsam, der Person zu sagen, dass sie mindestens drei Tage mit niemandem über diese Erfahrung sprechen sollte, denn die emotionale Energie muss bewahrt werden, um die Möglichkeit zu haben, sich zu stabilisieren, zu festigen und Wirklichkeit werden zu können. Ein zu früh geführtes Gespräch darüber kann dazu führen, dass die Energie entweicht, ganz besonders dann, wenn die Person, der die Erfahrung mitgeteilt wird, vielleicht skeptisch ist und Zweifel äußert. Diese Reaktionen sind ansteckend und können das noch zarte, neue Wachstum in der Person, die gerade gearbeitet hat, wie Fäule befallen.

      Wir danken dann beide dem Höheren Selbst für die Führung in der Sitzung und ich gebe mündliche Vorschläge, wie die Person wieder zu vollem Körperbewusstsein zurückkehren kann; ich erinnere sie daran, dass dem Körper während der Arbeit auf der inneren Ebene eine Heilbehandlung zuteilwurde. Ich schlage vor, mit den Zehen zu krallen, die Knie zu beugen, die Hüfte zu bewegen, den Rücken zu krümmen, die Arme auszustrecken, alles, was an das Strecken des gesamten Körpers bei Hund oder Katze erinnert, wenn diese aus dem Schlaf erwachen.

      Ich hebe dann das Datum des Tages hervor und dass sie sich in meinem Arbeitszimmer befinden und sich jetzt langsam aufrichten können, das Tuch von den Augen nehmen, zu vollem Tagesbewusstsein zurückkehren und langsam, nach der gerade vollzogenen Ablösung, frei tätig sein können.

      Ich erkläre ferner, dass es empfehlenswert ist, nach einer Ablösung, besonders bei jener von den Eltern, einen Brief zu schreiben, der nicht abgeschickt wird, in dem man die gerade vollzogene Ablösung und Befreiung zum Ausdruck bringt. Dieser Brief umgeht den bewussten Verstand der Person, an die er gerichtet ist, erreicht aber das Unterbewusstsein. Der Brief wird am besten unmittelbar nach der Ablösungszeremonie geschrieben, weil dann die während des Rituals stark aufgetretenen Emotionen normalerweise noch präsent sind. Je emotionaler der Brief geschrieben wird, desto tiefer ist die Wirkung auf das Unterbewusstsein, sowohl der Person, die den Brief schreibt, als auch derjenigen, an die er adressiert ist, denn Emotionen sind die Energie, die notwendig ist, um die Botschaft ins Unterbewusstsein zu transportieren. Der Brief sollte eine Wiederholung der Aussage sein, die während des Rituals an die andere Person gerichtet wurde, nämlich dass nun beide frei sind, als ein getrenntes Individuum zu leben. Der Brief sollte nichts Negatives wie etwa Kritik oder Vorwürfe enthalten und sich auf die Freiheit konzentrieren, die beide nun erleben werden. Ich habe einschneidende Resultate erlebt, wenn dies mit starken Emotionen durchgeführt wurde.

      Ich erinnere mich an den Fall eines jungen Mannes, der über einige Jahre keinerlei Kontakt zu seinen Eltern gehabt hatte. Plötzlich, ohne den Grund dafür zu kennen, führte er ein Ferngespräch mit seinen Eltern. Seine Mutter hatte gerade zuvor die Zeremonie der Ablösung durchgeführt, in der ihr die engen Bindungen, die noch zu ihm existierten, gezeigt worden waren, und hatte den nicht abzuschickenden Brief geschrieben.

      Ein anderer junger Mann rief ebenfalls, ohne zu wissen, warum er dies tat, seine Eltern an, um ihnen mitzuteilen, dass er sie liebe. Vorher war er nie fähig dazu gewesen, dies zu sagen. Dies passierte, nachdem sein Vater die Bindungen zu ihm abgelöst hatte und ihn somit in ein freies, selbstbestimmtes Leben entlassen hatte.

      Es gibt viele Beispiele von Eltern, die ihre alten Verhaltensweisen gegenüber ihren erwachsenen Kindern ändern, wenn letztere die Bindungen gelöst haben. Ihre Berichte beziehen sich immer auf ein Wegfallen von Spannung und das Entstehen von Beziehungen, die weit mehr im Fluss sind. Zusätzlich zur Reduzierung von Spannungen berichten Menschen, dass es wesentlich leichter als je zuvor fällt, zu sprechen und sich zum ersten Mal als Menschen und nicht als Verwandte zu sehen.

      Wenn eine Person nicht von den biologischen Eltern, sondern von anderen Personen aufgezogen wurde, dann sollten die Bindungen auch zu diesen Personen gelöst werden, sobald die Bindungen zu den biologischen Eltern gelöst wurden. Die Methode ist nahezu identisch zu der oben beschriebenen, außer dass an Stelle des Dankes an die Eltern dafür, dass sie einem das Leben geschenkt haben, es hier angebracht ist, dafür zu danken, dass jene die Verantwortung und die Fürsorge anstelle der Eltern übernahmen. Für andere Familienmitglieder, die teilweise Einfluss auf das Heranwachsen des Kindes hatten, wie beispielsweise Großeltern, kann die Wortwahl der Zeremonie entsprechend angepasst werden.

      Während der vielen Jahre, in denen Phyllis die Methode in Seminaren, Trainings und Einzelsitzungen lehrte und anwendete, passte sie einzelne Teile der Übungen an. Um sicherzugehen, dass du die Übung genau so erhältst, wie Phyllis sie in all den Jahren lehrte, ist die Anleitung sowohl in der überarbeiteten Ausgabe des Arbeitsbuches als auch in diesem Buch auf Seite 216 zu finden. Auf jeden Fall ist es aber ratsam, sich bei Fragen oder Unklarheiten von einer mit der Methode vertrauten Person durch diese Übung leiten zu lassen.

      Das Arbeiten mit negativen elterlichen Archetypen

      Um als Person nach der Pubertät frei für eine unabhängige individuelle Entwicklung zu sein ist es, wie ich bereits erwähnte, notwendig, sich von beiden Elternteilen abzulösen, unabhängig davon, ob diese einen guten oder negativen Einfluss auf das betreffende Kind, welchen Alters auch immer, ausgeübt haben.

      Im Falle von negativen Eltern ist dennoch ein weiterer Schritt notwendig, da solche Eltern unausweichlich eine archetypische, überlebensgroße Dimension in den Augen des Kindes annehmen. Auch mit dem Archetyp muss man sich beschäftigen. In solchen Fällen gibt es zwei unterschiedliche Rituale: eines, um das Kind von der negativen Mutter und ein weiteres, um es vom negativen Vater zu befreien. Um dies zu erleichtern, wurden uns symbolische Verkörperungen gegeben, so wie Drachen, Hexen, Riesen oder Unholde aus Märchen sowie die Schwarze-Witwen-Spinne, Kraken und diverse Monster.

      Nachdem die Entspannungsübung abgeschlossen und das Dreieck aufgestellt ist, schlagen wir der Person vor, das Höhere Selbst darum zu bitten, ihm oder ihr eine Figur zu zeigen, die den diese Person überschattenden, negativen elterlichen Archetyp repräsentiert. Ich werde eine typische Erfahrung beschreiben, die von meiner eigenen Arbeit mit einer übermächtigen negativen Mutter handelt.

      Nachdem ich relativ kurze Zeit mit der Wachtraum-Technik an mir selbst gearbeitet hatte, erlebte ich eine typische Konfrontation mit dem Drachen, der für mich den negativen Mutter-Archetyp repräsentierte. Zu jenem Zeitpunkt erfasste ich nur vage die Bedeutung von dem, was vorging. Erst später, als uns andere symbolische Figuren und deren Bedeutung erklärt wurden, begriffen wir, dass uns eine Methode gezeigt worden war, die Menschen hilft, sich von solchen mächtigen


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