Unser Schrebergarten für Dummies. Christa Pöppelmann

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Unser Schrebergarten für Dummies - Christa Pöppelmann


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vergnügliche Milieustudie.

      Andererseits muss das nicht bedeuten, dass Sie nicht auch in Datschensiedlungen oder anderen Freizeitkolonien ein Grundstück finden können, auf dem Sie Ihre gärtnerischen Ambitionen verwirklichen können. Eine Erkundung kann sich also durchaus lohnen. Doch in der Regel taugt die Datsche eher zum Grillen als zum Graben.

      

Theoretisch können Sie einen Garten auch auf einem Grundstück anlegen, das komplett versiegelt oder kontaminiert ist oder einfach ungeeignete Erde hat. Sie müssen bloß mit Hoch- und Kastenbeeten sowie Kübeln agieren. Die berühmt gewordenen Prinzessinnengärten in Berlin-Kreuzberg etwa wurden auf einer städtischen Brache ohne ein einziges Erdbeet verwirklicht. Was Sie jedoch nicht ersetzen können, ist das nötige Licht, das gerade Obst und Gemüse zum Wachsen brauchen. Ein Garten lässt sich also eher auf einem Parkplatz einrichten als im Schatten von Kiefern und Fichten.

      Andere dagegen würden am liebsten alle Zäune niederreißen und gemeinsam mit anderen Gartenenthusiasten arbeiten und gestalten. Auch solche Gemeinschaftsgärten ohne Zäune gibt es.

      Interkulturelle und andere offene Gärten

      Ein Pionier der Community Gardens – Gärten, die von einer Nachbarschaft gemeinsam geschaffen und bewirtschaftet werden – war Karl Linn. Linn, der mit seiner Familie im Alter von elf Jahren vor den Nazis aus Brandenburg geflohen war, war Psychotherapeut und Dozent für Umweltdesign. In den 1950er-Jahren gestaltete er in seiner neuen Heimat Pennsylvania zusammen mit Studierenden und der Anwohnerschaft Neighborhood Commons, öffentliche Räume zur Begegnung, darunter auch Community Gardens.

      In Deutschland waren es vor allem die interkulturellen Gärten, die der Idee der Gemeinschaftsgärten zur Verbreitung verhalfen. Der erste entstand Mitte der 1990er-Jahre in Göttingen. Bosnische Flüchtlingsfrauen hatten in Gesprächen gestanden, wie sehr sie ihre Gärten vermissten. Das Projekt jedoch, das Caritas und evangelische Kirche dann gemeinsam mit dem Agraringenieur Tassew Shimeles ins Leben riefen, war keine Kleingartenanlage für Flüchtlinge. Zwar bekam jede Interessentin (zu denen auch einige bereits gut integrierte Menschen mit Migrationshintergrund und engagierte »Biodeutsche« gehörten) gegen sehr kleine Pacht einen Streifen Land, den sie nach Belieben beackern und mit heimischem Gemüse, Kräutern und Blumen bepflanzen durfte. Doch Zäune zwischen den einzelnen Parzellen gab es nicht und auch keine Lauben, sondern nur einen Pavillon, in dem man gemeinsam zusammensitzen, essen und feiern konnte. Das Miteinander – und die fast zwangsläufig damit einhergehende Integration – war mindestens genauso wichtig wie der Ertrag der Parzellen.

      Inzwischen gibt es in Deutschland über 100 solcher interkulturellen Gärten, aber auch andere Gemeinschaftsgärten. In manchen haben die Mitmachenden wie bei den interkulturellen Gärten ihre eigenen Beete oder Parzellen und teilen nur die Gemeinschaftseinrichtungen. Noch öfter jedoch wird das ganze Gartengelände im Kollektiv betrieben.

      

Sehr bekannt geworden sind die Prinzessinnengärten in Berlin. Sie entstanden als temporär angelegtes Gartenprojekt auf einer innerstädtischen Brache. Alle »Beete« wurden in mobilen Containern, zum Beispiel alten Bäckerkisten oder großen Reissäcken angelegt, da der Boden nicht zum Gärtnern taugte und der Garten, falls nötig, auf ein anderes Gelände umziehen können sollte – was dann nach zehn Jahren auch geschah. Mitgärtnern können alle, die dazu Lust haben.

      Einen Überblick über verschiedene Gemeinschaftsgärten in Deutschland gibt es zum Beispiel hier: www.i-share-economy.org/kos/WNetz?art=CompanyCategory.show&id=9.

      Trend: Urban Gardening

      Gemeinschaftsgärten wie die Prinzessinnengärten oder auch Karl Linns Community Gardens sind Teil der Bewegung Urban Gardening. Darunter fallen alle Gartenprojekte in der Stadt jenseits von öffentlichen Parks. Städtische Schrebergartenanlagen sind also klassisches Urban Gardening.

      Zum modernen Urban Gardening gehört aber viel mehr, etwa auch das Guerilla Gardening. Das sind Pflanzaktionen mit dem Ziel, öffentliche Plätze durch gärtnerische Tätigkeiten aufzuwerten. Da werden zum Beispiel auf dem Mittelstreifen einer Hauptstraße Blumenzwiebeln vergraben oder auf einer langweiligen Grünfläche Sonnenblumen ausgesät. Manche Guerilla-Gärtner gießen nicht nur die Straßenbäume vor ihrem Haus, sondern legen rundherum auch kleine Beete an, andere nehmen sich eine hässliche Brache vor. Viele dieser Aktionen sind im Kern illegal – was für so manche Aktivistinnen und Aktivisten auch den besonderen Reiz darstellt. In anderen Fällen aber wird die Aktion mit den zuständigen öffentlichen Stellen abgestimmt. Und manchmal wird aus einer kleinen Aufhübschungsaktion am Ende ein Gemeinschaftsgarten.

      Nun kann ich mir vorstellen, dass diese Art des städtischen Gärtnerns eher wenig mit Ihrem Traum vom eigenen Schrebergarten zu tun hat. Aber vielleicht kann das Engagement in einem Gemeinschaftsgarten eine befriedigende Übergangslösung sein, bis die eigene Parzelle gefunden ist.

      Gemüse für Städter

      In vielen Ländern der Welt hat Urban Gardening allerdings einen viel ernsteren Hintergrund als irgendwelche Guerilla-Aktionen oder Spaß im Gemeinschaftsgarten. Angesichts der enorm steigenden Verstädterung und vor allem der Ausdehnung städtischer Armenviertel in vielen Metropolen geht es ganz konkret darum, auch in der Stadt möglichst viele Lebensmittel zu erzeugen, um die Bevölkerung überhaupt ernähren zu können. Die Stadtgärtner nutzen ihre Flachdächer, bestücken ihre Hinterhöfe mit Kübeln und betreiben vertikales Gärtnern mit Pflanzgestellen an der Wand. Der Erfindungsreichtum ist groß und viele Menschen in ärmeren Ländern bereichern mit Pflanzungen auf dem kleinsten Raum nicht nur den eigenen Speisezettel, sondern verdienen damit auch einen Teil ihres Lebensunterhaltes. Daneben gibt es größere Aktivitäten, die von Kommunen oder Wohlfahrtseinrichtungen gefördert werden und die wieder ganz nah an der Idee der Armengärten aus dem Europa des 19. Jahrhunderts sind, um »Städte ohne Hunger« zu schaffen.

      Gärtnern im Verein: gut leben mit Paragrafen und Vorschriften

      IN DIESEM KAPITEL

       Gesetze

       Gartenordnungen

       Gepflogenheiten

      In diesem Kapitel geht es nun (fast) ausschließlich um Kleingärten gemäß Bundeskleingartengesetz (beziehungsweise entsprechenden Bestimmungen in Österreich und der Schweiz), die von Vereinen verpachtet werden.

      

Zumindest den Absatz »Der große Rahmen: das Bundeskleingartengesetz« empfehle ich Ihnen auch dann zur Lektüre, wenn Sie sicher sind, nie einem Kleingartenverein beitreten zu wollen, denn die Bestimmungen können auch in anderen Pachtverhältnissen greifen.

      So begehrt Gartenparzellen sind: Kleingartenvereine und ihre Gartenordnungen haben keinen guten Ruf. Nicht wenige künftige Schrebergartenpächter sind eher zähneknirschend bereit, diese zu akzeptieren, um an einen Garten zu kommen. Tatsächlich


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