Unser Schrebergarten für Dummies. Christa Pöppelmann

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Unser Schrebergarten für Dummies - Christa Pöppelmann


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Informationen zu dieser Art von Kleingärten, ihren Vorschriften und Konventionen finden Sie in Kapitel 2. Wie man dort eine Parzelle bekommt, steht in Kapitel 3. Hier geht es erst einmal mit den Alternativen weiter.

      Zille lässt grüßen

      Sicher ist Ihnen der klassische Berliner Laubenpieper ein Begriff. Das Wort ist verräterisch. Der wichtigste Teil eines solchen Gartengrundstücks war traditionell tatsächlich die Laube. Dort konnte man in Zeiten, in denen Wohnungen meist klein, eng und dunkel waren, wirklich entspannen, mit Freunden abhängen, klönen, Skat dreschen und vieles mehr. Das Gärtnerische geriet oft zur Nebensache. Auf der Zeichnung In der Laubenkolonie des berühmten »Milljöh«-Malers Heinrich Zille beschränkt sich das Grün sogar auf drei Blumentöpfe. Diese Lauben befanden sich deswegen in der Regel eher nicht in geordneten Kleingartenanlagen. Und vielen der Besitzer war das auch ganz recht so!

      

Besonders berüchtigt unter den Armengärten mit Fürsorgeanspruch waren im kaiserzeitlichen Berlin die Rotkreuzgärten, die vom Vaterländischen Frauenverein Charlottenburg betrieben wurden und unter der Schirmherrschaft von Kaiserin Auguste Viktoria persönlich standen. Der Ausschank von Alkohol war dort verboten, politische Agitation auch und ein anständiger Lebenswandel Voraussetzung, um einen der sensationell günstigen Gärten zu bekommen. Außerdem wurden die Erträge kontrolliert, denn zu dem Bestreben, die Pächter insgesamt zu besseren Menschen zu machen, gehörte auch die Förderung von Fleiß und Sparsamkeit.

      Obwohl die Rotkreuzdamen auch noch Kinderspielplätze und Leihbibliotheken für ihre Pächter einrichteten, ihnen Baumaterial für ihre Lauben und sogar Kohlen im Winter zu Vorzugspreisen verschafften und unverschuldet in Not geratene Familien unterstützten, gab es jede Menge Proletarier, die um keinen Preis unter der Rotkreuzägide hätten leben wollen.

      Die Zille-Lauben befanden sich stattdessen auf privatem Land am Stadtrand, das Spekulanten in der Erwartung erworben hatten, dass Berlin weiterhin wachsen würde. Bis es so weit war, übergaben sie die Grundstücke an einen Generalpächter, der sie parzellenweise als Gartengrundstücke vermietete (und in der Regel auch die Generallizenz für den Alkoholausschank hatte). Meist hielten sich diese Kolonien aber nur wenige Jahre, bis der Boden bebaut oder gewinnbringend weiterverkauft wurde. Das Anpflanzen von Bäumen und Büschen lohnte sich deswegen für die Pächter nicht und auch die Lauben waren meist nur aus ein paar Brettern und Dachpappe zusammengeschustert – wenn sie nicht als Dauerwohnung benutzt wurden, was verboten, aber üblich war.

      

»Sechsmal spuckste in die Hände, aber danach ruhste aus und marschierst zum Wochenende quietschvergnügt nach Treptow raus. Haste noch so viele Sorjen, darf dir nie verjehn dein Witz: Mensch, denk an den Sonntagmorgen und an deinen Grundbesitz. Wat braucht der Berliner, um jlücklich zu sein? ’ne Laube, ’n Zaun und ’n Beet! Wat braucht der Berliner ’nen heurigen Wein, wenn vor ihm sein Weißbierglas steht«, besang die populäre Chansoniere Claire Waldoff in den 1920er-Jahren das Laubenidyll.

      Diese Gärten müssen nicht dem Bundeskleingartengesetz unterworfen sein, sondern können von den Verpächtern auch nach eigenen Regeln vergeben werden. Das bringt für die Pächter und Pächterinnen jedoch einige Nachteile gegenüber »gesetzlichen« Gärten mit sich:

       Die Pacht ist meist (beträchtlich) höher.

       Der Kündigungsschutz ist meist (beträchtlich) schlechter.

       Bei Kündigung erhalten Sie keine Entschädigung für die Werte auf Ihrem Grundstück (Laube, Versorgungseinrichtungen, Beete, Bäume, Sträucher et cetera), sondern müssen all das auf eigene Kosten zurückbauen und das Grundstück »besenrein« übergeben.

      Die Gartenordnungen und weitere Bestimmungen ähneln in der Realität dann trotzdem oft denen der gesetzlichen Kleingärten. Und wenn sie nicht auf potenziellem Baugrund, sondern ausgewiesenem Gartenland liegen, wird man auch dort kein Häuschen bauen dürfen, das als Dauerwohnsitz oder Ferienwohnung dient.

      

Gelegentlich wird auch »Grabeland« angeboten. Das verpflichtet Sie nicht, mehr und tiefer zu buddeln als auf einem anderen Gartengrundstück, bedeutet aber, dass Sie nur einjährige Kulturen anbauen dürfen. Denn Grabeland steht nur sehr kurzfristig für eine gärtnerische Zwischennutzung zur Verfügung und kann am Ende jeder Saison gekündigt werden.

      Wie Sie solche alternativen Gartengrundstücke finden, steht in Kapitel 3.

      Datscha und Datsche

      Was dem Westberliner seine Laube, war im Osten die Datsche, heißt es oft. Doch das stimmt nicht wirklich. Der Name der ostdeutschen Datsche ist zwar von der russischen Datscha abgeleitet. Und auf russischen Datschas wird noch heute in großen Mengen Gemüse für den Eigenbedarf erzeugt, ebenso in polnischen Kleingärten. Für die ostdeutschen Datschen traf das nicht unbedingt zu. Von den etwa 3,5 Millionen Datschengrundstücken in der DDR (was Weltrekord war) waren etwa 2,6 Millionen keine Garten-, sondern Freizeitgrundstücke. Viele lagen und liegen an Seen, oft im Schatten hoher Nadelbäume. Für den Sommerbadeurlaub durchaus angenehm, doch Tomaten und Gurken wachsen unter diesen Verhältnissen eher nicht. Daneben gab es in der DDR noch rund 900.000 Schrebergärten, die heute den Kleingartenbestand der jeweiligen Bundesländer bilden.

      Die DDR-Führung stand dem Schrebergartenwesen anfangs eher ablehnend gegenüber. Zu sehr galt es als nationalsozialistisch verseucht und überhaupt widersprach das private Gärtnern auf dem eigenen Stück Land den Idealen des werktätigen Kollektivs. Das änderte sich Mitte der 1970er-Jahre. Die privaten Gärten wurden nun als wichtiger Beitrag zur Versorgung der Gesellschaft gesehen und die einzelnen »Sparten« animiert, möglichst viel Obst, Gemüse, Eier, Fleisch und Felle zu erzeugen. Allzu viel Ziergrün oder gar größere Rasenflächen waren verpönt, die Zucht von Hühnern und Kaninchen, teils auch Schafen und Ziegen dagegen ausdrücklich erwünscht. Die Produkte wurden bei den regionalen Sammelstellen abgegeben und gut bezahlt. So gut, dass manche Kleingärtner ihren ganzen Ertrag verkauften und dann billiger im örtlichen Konsum wieder einkauften. Aber nicht nur deshalb waren die Gärten äußerst beliebt (und die Nachfrage wie heute größer als das Angebot), sondern auch, weil sie wie die Freizeitdatschen für Familien und Freundeskreise der bevorzugte Ort des Zusammenseins waren. Die Häuser auf den Gartengrundstücken waren jedoch oft erheblich größer und solider als die Freizeitdatschen und wurden während der Gartensaison auch wochen- oder monatelang bewohnt.

      Seit 1968 und auch noch nach der Wiedervereinigung bis 2003 vermittelte die Fernsehmoderatorin Erika Krause in ihrer beliebten Ratgebersendung Du und


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