Das Nibelungenlied. Группа авторов

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sprach der edle König: »Lasst kommen den herbei,der Euch dazu gefalle! Zum Landvogt der bestellet sei.«

       536 Ihrer nächsten Magen einen die Frau bei sich sah;der war ihr Mutterbruder; zu ihm sprach sie da:»Nun lasst Euch anbefohlen Burgen sein und Land,bis das Recht hier weise König Gunthers eigne Hand!«

       537 Aus dem Gesinde wählte sie dann tausend Mann,die mit ihr zum Rheine fahren sollten alsdann,zu jenen tausend Recken aus Nibelungenland.Sie rüsteten sich zur Reise. Man sah sie reiten an den Strand.

       538 Sie führte mit von dannen sechsundachtzig Fraun,dazu wohl hundert Mägde; die waren schön zu schaun.Sie säumten da nicht länger und kamen rasch heran.Die sie daheim ließen, ach, welch ein Klagen da begann!

       539 In tugendreichen Züchten räumten sie ihr Land.Sie küsste die Gefreundten, die sie bei sich fand.Mit gutem Abschiede kamen sie auf See.Zu ihrem Vaterlande kam die Fraue nimmermeh.

       540 Auf der Seefahrt hörte man allerhand Spiel.Kurzweil jeder Weise hatten sie da viel.Auf kam zu der Reise ein rechter Wasserwind.Sie fuhren von dem Lande und waren alle frohgesinnt.

       541 Doch wollte sie den König nicht minnen auf der Fahrt.Ihre Kurzweil wurde für das Haus aufgespartzu Worms in der Feste, für die Hochzeit sein,da die Freudenreichen mit ihren Recken zogen ein.

      Neuntes Abenteuer

      Wie Sigfrid nach Worms gesandt ward

       542 Da sie gefahren waren volle neun Tage,da sprach der kühne Hagen: »Nun merket, was ich sage!Ihr säumet mit der Kunde nach Worms an den Rhein;Eure Boten sollten bei den Burgunden schon sein.«

       543 Da sprach der König Gunther: »Ihr habt gar recht gesagt.Nun rüstet Euch zur Reise, Ritter unverzagt,da ich zu dieser Stunde niemand nennen kann,der dorthin reiten könnte!« Da sprach der hochgemute Mann:

       544 »Wisset, Herr, mein lieber, ich bin kein Bote gut,ich will Euch einen weisen, der es doch gerne tut:Sigfrid, dem kühnen, sollt Ihr es nicht versagen.Eurer Schwester zuliebe wagt er es nimmer abzuschlagen.«

       545 Er sandte zu dem Recken; der Herr kam sogleich;er sprach: »Da wir nahen heimwärts meinem Reich,müsste ich Botschaft senden der lieben Schwester meinund auch meiner Mutter, dass wir nun wieder nahn dem Rhein.

       546 Drum bitt ich Euch, Herr Sigfrid, dass Ihr die Reise tut.An Euch und mir es vergelte die edle Jungfrau gutund allen meinen Freunden, den Recken freudebereit.«Da sprach der kühne Sigfrid: »Zur Fahrt für Euch bin ich bereit.

       547 Gebietet, was Ihr wollet! Verweigert wird es nicht.Der Minniglichen bringe ich gerne Bericht.Wie sollt ich auf die verzichten, von der mein Herze voll?Was Ihr für sie gebietet, alles das geschehen soll.«

       548 »Sagt meiner Mutter und auch der Schwester mein:wir können ob dieser Reise hohes Mutes sein!Lasst wissen meine Brüder, wie geworben wir!Auch unsre andern Freunde sollen hören diese Kunde hier.

       549 Kriemhild und meiner Mutter sollt Ihrs nicht verschweigen,dass ich mich ihr mit Brünhild in Diensten wolle neigenund all ihrem Gesinde und jedem, der mein Mann;wonach gestrebt mein Herze, wie wohl ich alles das gewann!

       550 Und sagt auch meinen Brüdern und den Gefreundten mein,dass sie mit großem Eifer dazu gerüstet sei’n.Man gebe allen Degen die Kunde wohl bekannt:eine große Hochzeit mit Brünhild halte ich im Land.

       551 Und saget meiner Schwester, damit sie das vernommen,ich sei mit meinen Gästen nun an Land gekommen,dass eifrig sie empfänge die Geliebte mein.Dafür will immerdar ich in Treuen ihr zu Diensten sein.«

       552 Da der vielkühne Recke Urlaub von ihm nahmund auch von Brünhilde, der Ritter lobesamritt in großer Freude nach Worms an den Rhein.Es konnte in allen Landen wohl kein bessrer Bote sein.

       553 Mit vierundzwanzig Recken er nach Worms da ritt;ohne den König kam er. Als man das teilte mit,litt das ganze Gefolge in Jammer da Not:sie fürchteten, dass ihr Herrscher dort geblieben wäre tot.

       554 Abstiegen die Boten; gar hoch stand ihr Mut.Eilend kamen beide, die jungen Könige gut,und alles Hofgesinde. Doch Gernot sprach da,weil er seinen Bruder nicht bei dem kühnen Sigfrid sah:

       555 »Willkommen, edler Ritter! Ihr sollt uns hören lassen,wo Ihr meinen Bruder, den König, habt verlassen!Brünhildes Stärke hat ihn uns genommen.Dann ist durch hohe Minne großer Schaden uns gekommen.«

       556 »Euch beiden edlen Recken und allen Magen seinentbietet seine Hulde der Heergeselle mein.Ich verließ ihn in Gesundheit. Er hat mich abgesandtals Boten mit der Nachricht, dass ich Euch gäbe die bekannt.

       557 Ihr sollt nun dies bedenken, wie das bald gescheh,dass ich Eure Mutter und Eure Schwester seh.Die will ich hören lassen was ihnen hat bestelltGunther, der edle König, dessen Ehre glänzt in aller Welt.«

       558 Da sprach der junge Giselher: »Geht zu ihnen hinan!Da habt Ihr meiner Mutter viel Liebes angetan.Sie ist in schwerer Sorge um den Bruder mein.Sie sehn Euch beide gerne. Drum sollt ohne Furcht Ihr sein.«

       559 Da sprach der kühne Sigfrid: »Was ich ihnen dienen kann,das soll gutes Willens in Treue sein getan.Wer sagt es nun den Frauen, dass ich dorthin will gehn?«»Das tu ich«, sprach da Giselher, der wackre Degen ausersehn!

       560 Der stolze, kühne Recke zu seiner Mutter sprachund auch zu seiner Schwester in beider Frauen Gemach:»Zu uns ist Sigfrid kommen, der Held aus Niederland.Ihn hat mein Bruder Gunther vom Rheine her zu uns gesandt.

       561 Er bringt uns die Kunde, wie es um den König steht.Nun sollt Ihr ihm erlauben, dass er zu Hofe geht.Er bringt die rechte Kunde her von Island.«Noch war den edeln Frauen da große Sorge bekannt.

       562 Sie eilten nach ihren Kleidern; die legten sie sich an.Sie baten da Sigfrid, zu Hof zu gehen hinan.Das tat er guten Willens, da er sie gerne sah.Kriemhild, die vielschöne, zu ihm freundlich sprach sie da:

       563 »Willkommen seid, Herr Sigfrid, Ritter lobesam!Sagt, wohin mein Bruder, der reiche König, kam!Durch Brünhilds Stärke haben wir ihn wohl verloren.O weh, mir armer Jungfrau, dass ich jemals ward geboren!«

       564 Da sprach der kühne Ritter: »Nun gebt mir Botenbrot,Ihr edeln Jungfrauen! Ihr sorget ohne Not:gesund verließ ich Gunther; das geb ich Euch bekannt.Er und die schöne Brünhild haben mich Euch beiden hergesandt.

       565 Sie verheißen Euch getreulich Dienste hierzuland,vielreiche Königinnen; das geb ich Euch bekannt.Nun lasst Euer Weinen! Sie werden baldigst kommen.«Seit langer Zeit hatte sie liebere Kunde nie vernommen.

       566 Mit schneeweißen Tüchern ihre Augen wohlgetanwischte sie frei von Tränen. Sie dankte sodanndem Boten für die Kunde, die ihr da gekommen.Da war die tiefe Trauer und auch das Weinen ihr genommen.

       567 Den Boten hieß sie sitzen; dazu war er bereit.Die Jungfrau da sagte: »Mir brächte es kein Leid,wenn als Botenlohn ich Euch geben dürfte mein Gold;doch seid zu reich Ihr selber. Ich will Euch immer bleiben hold.«

       568 »Hätte ich alleine«, sprach er, »manches Land,so empfinge ich doch gerne Gabe aus Eurer Hand.«Da sprach die Minnigliche: »So soll dies geschehn.«Sie hieß ihren Kämmerer nach der Kemenate gehn.

       569 Vierundzwanzig Ringe besetzt mit Steinen gut,die gab sie ihm zum Lohne. Da beschloss sein Mut,er wollte es nicht behalten: er gab es kurzerhandihrem nächsten Gesinde, das bei der Kemenate er fand.

       570 Die Mutter bot ihre Hulde gütig ihm an.»Ich muss Euch mehr noch sagen«, sprach da der kühne Mann,»worum der König bittet, kommt er nun hierher.Er will Euch immer danken, leistet Ihr, was er begehr.

       571 Seine reichen Gäste Ihr wohl empfangen sollt.Drum bittet er Euch dringend, dass Ihr nicht säumen wollt,zu reiten ihm entgegen bei Worms an den Strand.Daran seid von dem König in großen Treuen Ihr gemahnt.«

       572 Da sprach die Minnigliche:


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