Das Nibelungenlied. Группа авторов

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in der Handund auch ich die meinen, so möchte sanfter fürwahrin ihrem Übermute auftreten Brünhilds Schar.

       460 Das sag ich euch in Wahrheit: sie müssten sich bescheiden;und hätt ich auch beschworen den Frieden mit tausend Eiden,eh dass ich sterben sähe den lieben Herren mein,ihr Leben müsste lassen das vielschöne Mägdelein.

       461 Wir würden in Freiheit räumen dieses Land,ich und mein Bruder Hagen. Hätten wir das Gewand,des wir in Not bedürfen, und unsere Schwerter gut,so würde wohl besänftigt der Fraue starker Übermut.«

       462 Die Königin es hörte, was Dankwart sagte da.Mit lächelndem Munde sie über die Achsel sah:»Dünkt er sich so tapfer, so bringet ihr Gewand!Und ihre scharfen Waffen gebt den Recken in die Hand!

       463 Mir gilt das nicht anders, wenn sie bewaffnet sind,als ob sie bloß dastünden«, sprach das Königskind.»Ich fürchte niemandes Stärke, der mir ward bekannt,ich getraue mich zu bestehen im Streit wohl jedes Helden Hand.«

       464 Da sie die Schwerter erhielten, wie die Frau gebot,da wurde vor Freude der kühne Dankwart rot.»Lasst spielen, was sie wollen!« sprach der Recke wert.»Gunther ist unbezwungen, da wir nun haben unser Schwert.«

       465 Brünhildes Stärke zeigte sich nicht klein.Man trug in den Ring ihr einen runden Marmelstein,groß und ungefüge, gewaltig und schwer.Zwölf kühne Helden trugen mühsam nur der Frau ihn her.

       466 Den warf sie alle Zeiten, wie sie den Ger verschoss.Der Burgunden Sorge wurde übergroß.»Wehe«, sprach da Hagen, »ist die dem König traut?Sie sollte in der Hölle sein des übeln Teufels Braut!«

       467 An ihren weißen Armen sie die Ärmel wandund schickte sich an, zu fassen den Schild mit der Hand.Den Ger schwang sie nach oben. Der Kampfbeginn war das.Gunther und Sigfrid waren besorgt um Brünhilds Hass.

       468 Wär ihm der starke Sigfrid nicht rasch zu Hilfe gekommen,so hätte sie dem König das Leben wohl genommen.Hinzu trat er gar heimlich und rührte seine Hand.Gunther ob seiner Künste in großer Sorge sich befand.

       469 Wer hat mich da berühret? dachte der kühne Mann.Er schaute allenthalben; doch traf er niemand an.Der sprach: »Ich bin es, Sigfrid, der liebe Helfer dein.Ohne Sorge sollst du vor dieser Königin nun sein.

       470 Den Schild gib in die Hand mir und lass mich ihn tragen!Und merke meine Lehre, die du mich hörest sagen:du habe die Gebärde! Das Werk vollbringe ich.«Als dieses er vernommen, in Trost der König fasste sich.

       471 »Verhehl nun meine Künste! Das ist uns beiden gut.Die Königin vermag dann ihren starken Übermutan dir nicht zu vollbringen, darauf ihr Wille geht.Nun sieh, wie furchterweckend vor dir sie in dem Ringe steht!«

       472 Da warf mit allen Kräften die vielstarke Maidden Ger nach dem Schilde, mächtig und breit.Den trug an seinem Arme der Siglinde Kind.Feuer sprang aus dem Stahle, als ob da wehete ein Wind.

       473 Des starken Speeres Schneide so den Schild durchdrang,dass lohendes Feuer aus den Ringen sprang,vom Wurf strauchelten beide, die Recken auserkoren:betäubt waren so stark sie, dass sie das Leben fast verloren.

       474 Sigfrid, dem Vielkühnen, aus dem Munde schoss das Blut.Doch schnell sprang auf er wieder. Dann nahm der Recke gutden Ger, den sie geschleudert ihm durch des Schildes Rand.Den warf zurück ihr wieder seine kraftgewaltige Hand.

       475 Er dachte: ich will nicht treffen das schöne Mägdelein.Er kehrte des Geres Spitze hinter den Rücken sein.Mit der Speerstange warf der kühne Mannauf sie mit solchen Kräften, dass sie zu straucheln begann.

       476 Feuer stob aus dem Stahle, als triebe es ein Wind.Den Wurf tat mit Kräften der Sigelinde Kind.Sie konnte nicht bestehen den Wurf mit ihrer Kraft.Das hätte König Gunther fürwahr nimmer geschafft.

       477 Brünhild, die schöne, auf gar eilend sprang.»Gunther, edler Ritter, für den Wurf habe Dank!«Sie wähnte, dass er es hätte mit seiner Kraft getan.Ihr war heimlich begegnet ein viel stärkerer Mann.

       478 Dann ging sie hin geschwinde, zornig war ihr Mut.Den Stein hob empor sie, die edle Jungfrau gut.Sie warf mit allen Kräften ihn weit aus der HandNachsprang sie dann dem Wurfe, dass laut erklang ihr Gewand.

       479 Der Stein war gefallen wohl zwölf Klafter weit.Doch übertraf im Sprunge den Wurf die edle Maid.Wo der Stein gelegen, ging da Sigfrid hin.Berühren tat ihn Gunther; doch warf der edle Recke ihn.

       480 Sigfrid war ja tapfer, dazu stark und lang.Den Stein warf er weiter, dazu er weiter sprang.Das war ein großes Wunder und kunstvoll genug,dass er bei dem Sprunge den König Gunther auch noch trug.

       481 Der Sprung, der war vollführet; der Stein, er lag da.Dennoch keinen andern als Gunther man sah.Brünhild, die schöne, ward vor Zorne rot,Sigfrid hatte bewahret König Gunther vor dem Tod.

       482 Zu ihrem Ingesinde sprach die Fürstin da,da sie am Rand des Ringes gesund den Helden sah:»Sogleich tretet näher, wer mein Mage und Mann!Ihr sollt dem König Gunther alle werden untertan.«

       483 Da legten die Kühnen die Waffen aus der Hand.Es neigte sich zu Füßen aus BurgundenlandGunther, dem reichen, mancher kühne Mann.Sie wähnten, die Spiele hätt er mit seiner Kraft getan.

       484 Er grüßte sie in Minne; denn er war tugendsam.Die liebliche Jungfrau an der Hand ihn nahm.Sie erlaubt ihm, dass er sollte haben die Gewalt.Drob freute sich da Hagen, der als kühn und verwegen galt.

       485 Sie bat den edeln Ritter, mit ihr zu gehen fortin den weiten Palas, viel Mannen waren dort.In Ehrfurcht man dem Degen besten Dienst entbot;durch Sigfrids Kräfte waren sie gekommen aus der Not.

       486 Sigfrid, der schnelle, war wohl klug genug,so dass die Tarnkappe zum Versteck er wieder trug.Dann kam zurück er wieder, wo manche Fraue saß.Er sprach zu dem König und tat ganz unbefangen das:

       487 »Was wartet Ihr, mein Herrscher, wann beginnt das Spiel,dazu Euch entboten die Königin so viel?Nun lasset das uns schauen, wie dies werde getan!«Als ob er nichts gesehen, stellte sich der listige Mann.

       488 Die Königin sprach da: »Wie ist das geschehn,dass Ihr habt, Herr Sigfrid, die Spiele nicht gesehn,die hier hat gewonnen König Gunthers Hand?«Antwort gab da Hagen, der Held aus Burgundenland:

       489 »Als Ihr also schmerzlich betrübt uns den Mut,da war bei dem Schiffe Sigfrid, der Degen gut,wie der Held vom Rheine das Spiel mit Euch gewann.Drum ist es ihm unbekannt«, sprach da König Gunthers Mann.

       490 »Wohl mir ob der Kunde«, sprach Sigfrid, der Degen,»dass Euer Hochmut also ist erlegen,dass ein so Kühner lebet, der Euer Meister möchte sein.Nun sollt Ihr, edle Jungfrau, von hier uns folgen an den Rhein.«

       491 Die Königin sprach da: »Das kann noch nicht sein.Es müssen erst erfahren die Magen und Mannen mein.So leicht kann ich wahrlich nicht verlassen mein Land.Meinen hohen Gefreundten muss es werden erst bekannt.«

       492 Boten hieß sie reiten allenthalben alsdann:sie sandte zu ihren Gefreundten, jedem Magen und Mann;die bot sie bald zu kommen zu Hof nach Islandund gebot, allen zu geben reiches, herrliches Gewand.

       493 Sie ritten alle Tage zur Burg der Königinvom Morgen bis zum Abend scharenweise hin.»Ja doch«, sprach Hagen; »was erreichten wir?Wir erwarten uns zum Schaden der schönen Brünhild Mannen hier,

       494 wenn in solcher Stärke sie kommen in das Land;Brünhildes Wille ist uns unbekannt.Wenn sie also zürnet, dass wir wären verloren,so ist die edle Jungfrau zum großen Unheil uns geboren.«

       495 Da sprach der edle Sigfrid: »Dem will ich widerstehn.Was euch Sorgen schaffet, das lass ich nicht geschehn.Ich will euch Hilfe bringen her in dieses Landvon auserwählten Degen, die euch bisher noch unbekannt.

       496 Ihr sollt nach mir nicht fragen. Ich will von hinnen fahren.Gott möge eure Ehre derweil wohl bewahren!Gar bald kehr ich wieder und bringe euch tausend Mannder allerbesten Degen, von denen jemand Kunde gewann.«

       497


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