Das Nibelungenlied. Группа авторов

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dieser Recke ausersehn.

       306 Dann ging man zu dem Münster. Ihr folgte manches Weib.Da war so gezieret Kriemhildens Leib,dass von hohen Wünschen mancher ging verloren.Sie war zur Augenweide vielen Recken da geboren.

       307 Kaum konnte er erwarten, dass man die Messe sang.Er mochte in seiner Sälde immer sagen Dank,dass die ihm so gewogen, die er im Herzen trug.Doch war auch er der Schönen nach Gebühren hold genug.

       308 Als sie kam aus dem Münster, wie man ihn schon eher gesehn,schaute man ihn in Freundschaft hin zu Kriemhild gehn.Da begann ihm zu danken die vielschöne Maid,dass er vor ihren Magen so herrlich gefochten im Streit.

       309 »Nun lohn Euch Gott, Herr Sigfrid«, sprach das schöne Kind,»dass Ihr es habt verdienet, dass hold Euch alle sind,wie sie fürwahr es schuldig, wie ich sie hör gestehn.«Minniglich begann er da Frau Kriemhild anzusehn.

       310 »Ich will Euch immer dienen«, also sprach der Degen;»mein Haupt will ich nimmer eher zur Ruhe legen,bis ich verdient die Hulde, da mir liegt daran.Um Eurer Huld, Frau Kriemhild, ist eifrig alles dies getan.«

       311 Innerhalb zwölf Tagen, sooft ein Tag verstrich,sah man bei dem Recken die Maid wonniglich,wenn sie zu Hofe sollte zu den Fürsten gehn.Die Ehre war dem Degen aus großer Liebe geschehn.

       312 Freude und Wonne und mächtigen Schallhörte man da täglich vor König Gunthers Saal,draußen und drinnen von manchem kühnen Mann.Ortwein sowie Hagen große Taten da begann.

       313 Was man beginnen sollte, sie waren stets bereitmit ihren vollen Kräften, die Helden froh im Streit.So wurden den Gästen die Recken wohl bekannt.Sie wurden eine Zierde für König Gunthers ganzes Land.

       314 Die vordem wund gelegen, man nun gehen sah.Kampfspiel wollten sie üben mit Gunthers Recken da:sich schirmen mit den Schilden und werfen oft den Schaft.Dazu verhalf ihnen mancher. Sie hatten mächtige Kraft.

       315 Bei dem Feste ließ sie der König verpflegenmit der besten Speise. Er war allerwegenentgangen jedem Tadel, den je ein Fürst gesehn.Man sah ihn in Freundschaft hin zu seinen Gästen gehn.

       316 Er sprach: »Ihr guten Degen, ehe ihr von uns geht,nehmet meine Gaben! Darauf mein Sinnen steht,euch immerdar zu dienen. Verschmäht nicht mein Gut!Ich will es mit euch teilen, willig ist dazu mein Mut.«

       317 Die vom Dänenlande sprachen kurzerhand:»Eh wir wieder reiten heim in unser Land,begehren wir Versöhnung und geben reiches Gutund gewähren Euch die Sicherheit, wie Ihr es immer wünschen tut.«

       318 Von seinen Wunden war da Lüdegast geheilt;der Herrscher der Sachsen gesund bei Gunther weilt’.Etliche Toten ließen sie im Land.Da ging der König Gunther dorthin, wo er Sigfrid fand.

       319 Er sprach zu dem Degen: »Nun ratet, was zu tun!Unsere Widersacher wollen scheiden nun.Dauernde Versöhnung begehren sie von mir.Nun rat mir, kühner Degen, was da richtig scheinet dir.

       320 Was mir die Helden bieten, das will ich dir sagen:was fünfhundert Rosse an Golde können tragen,das tragen sie mir gerne für ihre Freiheit an.«Da sprach der Herr Sigfrid: »Übel wäre das getan.

       321 Ihr sollt sie beide ledig von hinnen lassen ziehn.Und dass die Recken beide sich wahren fürderhin,dass sie nie wieder führen ein Heer in Euer Land,dafür lasst Euch Sicherheit geben durch der Herren Hand!«

       322 »Dem Rate will ich folgen.« Sie gingen fort alsdann.Seinen Feinden wurde dieses kundgetan,ihr Gold begehre niemand, das sie geboten eh;daheim ihre lieben Freunde um die Heermüden fühlten Weh.

       323 Gefüllt mit Schätzen viele Schilde man trug.Er verteilte ohne Waage seinen Freunden genug,an Mark wohl fünfhundert und etlichen noch mehr.Gernot riet das Gunther, dieser Degen kühn und hehr.

       324 Urlaub nahmen sie alle, die scheiden wollten dann.Da sah man die Recken zu Kriemhild gehen hinanund auch, wo Frau Ute, die Königin, weilt’.Noch nie wurde Degen ein bessrer Urlaub erteilt.

       325 Leer die Herbergen wurden, da sie von dannen ritten.Daheim aber blieben mit ritterlichen Sittender König und seine Magen, so mancher edle Mann;die sah man alle Tage zu Frau Kriemhild gehen hinan.

       326 Urlaub wollt auch nehmen Sigfrid, der Recke gut:er hoffte nicht zu erreichen, worauf ging sein Mut.Der König hörte das sagen, dass er wollte ziehn.Giselher, der junge, begann dringend zu bitten ihn.

       327 »Wohin wollt Ihr nun reiten, vieledler Sigfrid?Bleibet bei den Degen – tut, worum ich Euch bitt! –bei Gunther, dem König, und auch bei seiner Schar!Hier sind viel schöne Frauen; die lässt man gern Euch sehn fürwahr.«

       328 Da sprach der starke Sigfrid: »Die Rosse lasset stehn!Ich wollt von hinnen reiten; das soll nun nicht geschehn.Tragt auch fort die Schilde! Ich wollte in mein Land.Das hat nun Herr Giselher mit großer Treue abgewandt.«

       329 So blieb der kühne Recke den Freunden zuliebe dort;er hatte in seinem Leben an keinem andern Ortsich so wohl gefühlet. Denn nunmehr das geschah,dass er, sooft er wollte, die schöne Kriemhilde sah.

       330 Wegen ihrer hohen Schönheit der Degen da blieb.Mit so mancher Kurzweil man die Zeit vertrieb.Dass ihn zwang die Minne, das schuf ihm viele Not.Darum dereinst der Kühne lag zu großem Jammer tot.

       331 Da erhob sich neue Märe übern Rhein.Es sagten zu dem König die höchsten Magen sein,warum er nicht zur Ehe sich nähme ein Weib.Da sprach der reiche König: »Nicht lange mehr ich ledig bleib.

       332 Drum will ich mich bedenken, wo ich die nehmen soll,die mir und meinem Reiche zur Frau geziemte wohlan Adel und an Schönheit, der geb ich meine Hand,wenn ich die rechte finde. Das soll euch werden wohlbekannt.«

      Sechstes Abenteuer

      Wie Gunther gen Island zu Brünhild fuhr

       333 Es war eine Königin gesessen überm Meer;eine, die ihr gliche, fände man wohl schwer:schön war sie über die Maßen, gewaltig ihre Kraft;sie warf mit schnellen Degen um die Minne den Schaft.

       334 Den Stein warf sie ferne, danach sie weithin sprang.Wer auf sie richten wollte seine Wünsche frank,drei Spiele musst er gewinnen mit der Frau, hochgeboren;verlor er auch nur eines, so hatte er das Leben verloren.

       335 Die Königin hatte sehr oft das schon getan.Da vernahm es an dem Rheine ein Ritter wohlgetan;der richtete seine Sinne auf das herrliche Weib.Darum mussten der Helden viel verlieren Leben und Leib.

       336 Als sie eines Tages saßen, der König und seine Schar,auf mancherlei Art sie ermaßen, was dafür und dawider war,welche ihr Herrscher sollte bitten um ihre Hand,die zur Frau er wollte und die geziemen würde dem Land.

       337 Da sprach der Vogt vom Rheine: »Ich will nieder zur Seehin zu Brünhilde, was mir auch gescheh.Um ihrer Schönheit willen wage ich Leben und Leib.Die will ich gerne verlieren; Brünhild werde denn mein Weib.«

       338 »Dem muss ich widerraten«, sprach da Sigfrid.»Es macht ihre Sitte gefährlich solchen Schritt.Wer wirbt um ihre Minne, dem kommt es hoch zu stehn.Das mögt Ihr für die Reise aus meinem Rate wohl ersehn.«

       339 Da sprach der König Gunther: »Nie ward geboren ein Weib,so stark und so kühn auch, dass ich ihren Leib,im Streit nicht bezwänge mit meiner eignen Hand.«»Schweigt!« sprach da Sigfrid. »Euch ist ihre Stärke nicht bekannt.

       340 Und wären ihrer viere, die könnten nicht bestehnvor ihrem grimmen Zorne; den Wunsch lasst Euch vergehn!Das rat ich Euch in Treuen. Wollt Ihr nicht liegen tot,so lasst durch ihre Minne Euch bringen nimmermehr in Not!«

       341 »Sie sei so stark sie wolle, ich lasse die Reise nichthin zu Brünhilde. Was mir auch geschieht,um ihrer Schönheit willen muss gewagt es sein,ob Gott es mir gewähret, dass sie mir folget an den Rhein.«

       342 »So will ich Euch wohl raten«, sprach da Hagen,»dass Ihr Sigfrid bittet, mit Euch zu tragendie starke


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