Das Nibelungenlied. Группа авторов

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gewann ein König; darum bin ich hergekommen.

       112 Auch hörte ich Euch selber Mannheit zugestehn,so dass man keinen kühnern König je gesehn.Das rühmen viel die Leute in diesem ganzen Land.So will ich nimmer ruhen, bis ich es selber habe erkannt.

       113 Ich bin auch ein Recke und soll die Krone tragen.Ich will das gern erreichen, dass sie von mir sagen,dass mit Recht ich hätte die Leute wie das Land.Dafür sei meine Ehre und auch mein Haupt gesetzt zum Pfand.

       114 Seid Ihr nun so tapfer, wie Euch die Kunde zeiht,so frag ich nicht, ob es jemand sei lieb oder leid.Ich will von Euch erzwingen, was Euch gehöret an;Land sowie Burgen, das soll mir werden untertan.«

       115 Den König nahm es wunder und sein Volk umher,als er vernommen hatte des Helden Begehr,dass er die Absicht hätte, zu nehmen ihm sein Land.Das hörten seine Degen; da wurden sie gar zornentbrannt.

       116 »Wie hätt ich das verdienet«, sprach Gunther, der Degen,»dem mein Vater lange in Ehren obgelegen,dass wirs verlieren sollten ob jemandes Kraft?Wir ließen übel sehen, dass wir auch pflegen Ritterschaft.«

       117 »Ich will davon nicht lassen«, sprach der kühne Mann.»Mag sein, dass durch deine Kräfte Friede das Land gewann;ich will sein nun walten und auch des Erbes mein.Doch gewinnt es deine Stärke, so soll es dir untertänig sein.

       118 Dein Land und auch das meine sollen gleich viel wiegen:wer von uns beiden den andern kann besiegen,dem soll es alles dienen, die Leute und auch das Land.«Dawider schnell alleine der Herr Gernot Worte fand.

       119 »Wir wollen es nicht vollbringen«, sprach da Gernot,»dass wir Lande erzwingen, darum jemand totläge von Reckenhänden. Wir haben ein reiches Land,das dient uns mit Rechten und niemand besser zugewandt.«

       120 In grimmigem Zorne da standen die Freunde sein;da war auch darunter von Metz Herr Ortwein.Der sprach: »Diese Sühne ist mir von Herzen leid;wider Euch hat Sigfrid unverdient erhoben Streit.

       121 Ob Ihr und Eure Brüder auch hättet keine Wehrund ob er auch führte ein großes Königsheer,ich wollte wohl erstreiten, dass der kühne Mannden Übermut, den großen, wohl mit Rechten gäbe dran.«

       122 Darob grimmig zürnte der Held aus Niederland:»Vermessen nicht erhebe wider mich die Hand!Ich bin ein reicher König, du eines Königs Mann.Dir ziemt es nicht zum Streite wider meinesgleichen zu treten an.«

       123 Nach Schwertern rief da eifrig von Metz Herr Ortwein.Er mochte Hagens von Tronje Neffe wahrlich sein.Dass der so lang geschwiegen, das war dem König leid.Eingriff da aber Gernot, der Recke kühn und kampfbereit.

       124 Er sagte zu Ortwein: »Halt dein Zürnen an!Uns hat der Herr Sigfrid solches noch nicht getan.Wir können es wohl noch schlichten in Güte, das ist mein Rat,und ihn zum Freunde haben. Das ist die rühmlichere Tat.«

       125 Antwort gab da Hagen: »Es mag uns sein zum Leidund allen andern Degen, dass er ritt zum Streitjemals her zum Rheine. Er hätt es lassen sollen.Ihm hätten meine Herren solch ein Leid nicht antun wollen.«

       126 Da sprach aber Sigfrid, der kraftvolle Held:»Wenn Euch, was ich gesprochen, Herr Hagen, missfällt,so will ich lassen sehen, dass die Hände meinwerden gar gewaltig bei den Burgunden sein.«

       127 »Das denke ich zu wenden«, sprach da Gernot.Allen seinen Degen zu reden er verbotetwas Übermütiges, was ihm wäre leid.Da gedachte auch Sigfrid an die gar herrliche Maid.

       128 »Was ziemt uns zu streiten?« sprach weiter Gernot.»Wenn darob nun Helden müssen liegen tot,wir hätten wenig Ehre, täten wir es schon.«Darauf gab ihm Antwort Sigfrid, König Sigmunds Sohn.

       129 »Warum wartet Hagen und auch Ortwein,dass er ablehnt zu kämpfen mit den Freunden sein,deren er so viele hier zu Lande hat?«Sie mussten die Rede meiden; das war Gernots Wille und Rat.

       130 »Ihr sollt uns sein willkommen«, sprach Giselher, das Kind,»und Eure Heergesellen, die mit Euch gekommen sind.Wir wollen gern Euch dienen, ich und die Magen mein.«Da hieß man den Gästen schenken König Gunthers Wein.

       131 Da sprach der Herr des Landes: »Was uns gehöret an,erbittet Ihrs mit Ehren, das sei Euch untertan,und sei mit Euch geteilet, Leben und Gut.«Da ward dem Herren Sigfrid ein wenig sanfter zumut.

       132 Da ließ man sie behalten all ihr Wehrgewandund gab ihnen Herberge, die beste, die man fand,allen Knappen Sigfrids ein gut Gemach allda.Den Gast fortan man gerne bei den Burgunden sah.

       133 Man bot ihnen große Ehre danach manche Tage:tausendfach vermehren müsst ich, was ich sage.Das hat verdient seine Stärke; ihr sollt wohl wissen das.Man sah wohl selten jemand, der wider ihn empfunden Hass.

       134 Der Kurzweil sich beflissen die Herrscher und ihre Mannen;stets war er der Beste, was sie auch begannen.Gleichtun konnt ihm niemand: so groß war seine Kraft,ob den Stein sie warfen oder schleuderten den Schaft.

       135 Wenn so vor den Frauen nach höfischem Brauchdie wackeren Ritter der Kurzweil pflegten auch,da sah man immer gerne den Helden aus Niederland.Er hatt auf hohe Minne seine Sinne gewandt.

       136 Alsbald an dem Hofe fragten die schönen Fraun,wer sei der fremde Recke, so stolz anzuschaun:»Sein Wuchs ist so herrlich, gar reich sein Gewand.«Da sprachen ihrer viele: »Das ist der König aus Niederland.«

       137 Was man beginnen mochte, dazu war er bereit.Er trug in seinem Herzen eine minnigliche Maidund einzig ihn die Jungfrau, die nimmer er geschaut.Sie sprach im Geheimen von ihm gar vieles lieb und traut.

       138 Wann immer auf dem Hofe die Jugend das Spiel begann,Ritter sowie Knappen, so schaut es eifrig anKriemhild durch die Fenster, die Königin hehr.Keine Kurzweil brauchte zu solchen Zeiten sie mehr.

       139 Wüsst er, dass ihn schaute, die er im Herzen trug,davon hätt er Kurzweil immerdar genug.Könnt auch er sie schauen, glauben ihr mirs könnt:ihm wäre auf dieser Erde nie ein besser Los gegönnt.

       140 Wenn er bei den Recken auf dem Hofe stand,wie es noch jetzt die Leute zur Kurzweil tun im Land,so stand da so minnig der Siglinde Kind,dass ihm in Herzensliebe manche Frau war wohlgesinnt.

       141 Auch er dacht zuweilen: Wie soll das geschehn,dass ich die edle Jungfrau könnte mit Augen sehn,die ich von Herzen minne, wie ichs lang getan?Sie ist mir gar fremde. Drum muss ich traurig sein fortan.

       142 Wenn die mächtigen Fürsten ritten in das Reich,so mussten stets die Ritter mit ihnen allzugleich.Mit diesen ritt auch Sigfrid. Das war den Frauen leid.Er hatte durch hohe Minne viel Beschwerde allezeit.

       143 So wohnt er bei den Herren – das ist gewisslich wahr –in König Gunthers Lande ein volles Jahr,da er die Minnigliche die ganze Zeit nicht sah,durch die einst viele Liebe und auch viel Leides ihm geschah.

      Viertes Abenteuer

      Wie Sigfrid mit den Sachsen stritt

       144 Da kam fremde Nachricht in König Gunthers Landdurch Boten, die von ferne man dorthin gesandtvon unbekannten Recken, die erfüllt von Hass.Als sie die Mär vernahmen, leid war ihnen von Herzen das.

       145 Die will ich euch nennen: es waren Lüdegeraus dem Sachsenlande, ein mächtiger König hehr,dazu vom Dänenlande der König Lüdegast.Dessen Freunde gern trugen jeder Unterstützung Last.

       146 Ihre Boten waren kommen zum Burgundenland;dessen Widersacher hatten sie hingesandt.Man fragte nach ihren Wünschen die unbekannte Schar;dann brachte man sie eilend zu Hof, wo der König war.

       147 Da sprach der König Gunther: »Nun seid mir willkommen!Wer euch hierhergesendet, hab ich noch nicht vernommen.Das möget ihr hören lassen«, sprach der Ritter gut.Da zagten sie gar heftig vor des grimmen Gunthers Mut.

       148 »Wollt Ihr uns, König, erlauben, dass wir die Botschaft sagen,die wir Euch nun bringen, so wollen wirs vortragen.Wir nennen die Herren, die uns hergesandt:Lüdegast


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