Das Nibelungenlied. Группа авторов

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kühnen Mannzu einer Sonnenwende, bei der die Festlichkeit begann.

       34 Da ging zu einem Münster so mancher schmucke Knechtund mancher edle Ritter. Die Alten taten recht,dass sie den Jungen dienten, wie man ihnen einst getan;sie hatten ihre Kurzweil und auch viel Freude daran.

       35 Gott man da zu Ehren eine Messe sang.Mit Macht von den Leuten da jeder vorwärtsdrang,wie sie zu Rittern wurden nach Ritterbrauch gemachtmit also hohen Ehren, dass nie man schaute mehr an Pracht.

       36 Sie eilten, wo sie fanden gesattelt Rosse vielin dem Hofe Sigmunds; da gabs ein Ritterspiel,dass man ertosen hörte Palas und Saal.Die hochgemuten Degen erhoben mächtigen Schall.

       37 Von Alten und von Jungen man hörte manchen Stoß;es ward vom Schäftebrechen das Getöse groß.Splitter sah man fliegen bis zum Palas hinan;von mancher Recken Hände ward voll Eifers dies getan.

       38 Der Wirt gebot es zu lassen. Man führte die Rosse fort.Nun sah man auch zerbrochen viel starke Schilde dort,viele edeln Steine gestreut auf das Feldvon lichten Schildes Spangen; die hatte da ein Stoß zerschellt.

       39 Da gingen des Wirtes Gäste, wo man sie sitzen hieß.Von vieler edeln Speise Ermattung sie verließ,vom allerbesten Weine, den man in Fülle trug.Den Fremden und Bekannten bot man Ehre da genug.

       40 So viel auch bei Kurzweil den Tag sie brachten zu,viele fahrenden Leute kamen nicht zur Ruh.Sie dienten um die Gaben, die man da reichlich fand.Drum ward ihr Lob zur Zierde König Sigmunds ganzem Land.

       41 Der Fürst hieß verleihen Sigfrid, dem jungen Mann,Lande und Burgen, wie einst er selbst getan.Seinen Schwertgenossen gab viel seine Hand.Da freute sie die Reise, dass sie gekommen in das Land.

       42 Die Festlichkeit währte bis an den siebenten Tag.Siglind, der reichen, von Alters ob es lag,um des Sohnes willen zu verteilen rotes Gold.Sie konnte es wohl verdienen, dass ihm die Leute waren hold.

       43 Gar wenig man an armen Fahrenden da fand:Rosse und Kleider verschleudert ihre Hand,als hätten sie zu leben nur eines Tages Zeit.Man sah bei Ingesinde nie größre Freigebigkeit.

       44 Mit preislichen Ehren schloss die Festlichkeit.Mächtige Herren hörte man sagen nach der Zeit,dass sie den Jungen wollten haben zu ihrem Herrn.Sigfrid, dem gar schmucken, lag solches Begehren fern.

       45 Solange beide lebten, Sigmund und Sigelind,nicht wollte die Krone tragen ihr geliebtes Kind.Doch wollt er Herr werden aller Gewalt im Land,die irgend furchtbar dünkte den Degen kühn und vielgewandt.

       46 Ihn durfte niemand schelten, seit er die Waffen nahm.Zur Ruhe kam gar selten der Recke lobesam.Es suchte nichts als Streiten seine starke Hand.Die ward zu allen Zeiten in fremden Reichen wohlbekannt.

      Drittes Abenteuer

      Wie Sigfrid nach Worms kam

       47 Den Herren traf da selten irgendein Herzeleid.Er vernahm die Kunde, dass eine so schöne Maidbei den Burgunden wäre, wie man nur wünschen kann,von der er noch viele Freuden und viel Mühsal auch gewann.

       48 Von ihrer stolzen Schönheit ging die Kunde weit;und auch ihr Hochgemüte zu der gleichen Zeithatte bei der Jungfrau so mancher Held erkannt.Das lockte viele Degen hin in König Gunthers Land.

       49 So viele um ihre Minne man auch werben sah,Kriemhild in ihrem Sinne selber nie geschah,dass sie jemand wollte haben zum trauten Mann.Noch fremd geblieben war ihr, dem bald sie wurde untertan.

       50 Da sann auf hohe Minne der Siglinde Kind.Aller andern Werben, das ging in den Wind.Er mochte wohl verdienen schöner Frauen Leib.Bald ward die edle Kriemhild des kühnen Helden Sigfrid Weib.

       51 Ihm rieten seine Magen und auch manch andrer Mann,wenn auf stete Minne sich richtete sein Plan,dass er eine wählte, die an Rang gleich ihm käme.Da sprach der edle Sigfrid: »Kriemhild alsdann ich nehme,

       52 die edele Jungfrau aus Burgundenlandin ihrer großen Schönheit. Das ist mir wohlbekannt,kein Kaiser sei so mächtig; hätt er ein Weib im Sinn,ihm zu minnen ziemte diese reiche Königin.«

       53 Diese Märe hörte da König Sigmund.Davon sprachen seine Leute. Dadurch ward ihm kundder Willen seines Sohnes. Das war ihm bitter leid,dass er werben wollte um diese herrliche Maid.

       54 So vernahm es auch die Mutter, die edle Sigelind.Sie musste schwere Sorge haben um ihr Kind:sie meint ihn zu verlieren durch Gunthers Heeresbann.Die Werbung man dem Degen sehr zu widerraten begann.

       55 Da sprach der starke Sigfrid: »Viellieber Vater mein,ohn aller Frauen Minne wollte ich immer sein,ich würbe denn, wo mein Herze innige Liebe hat.«Was man auch reden mochte, es gab dawider keinen Rat.

       56 »Willst du davon nicht lassen«, der König sprach also,»so bin ich deines Willens doch im Innern frohund will zum Ziel dir helfen, wie ichs am besten kann.Doch hat der König Gunther gar manchen übermütigen Mann.

       57 Wenns niemand anders wäre als Hagen, der Degen;der weiß voll Übermutes der Hoffahrt zu pflegen,so dass ich sehr befürchte, dass es uns werde leid.Solche Mär erzählt man von den Recken weit und breit.«

       58 »Wie kann uns das hindern?« hub da Sigfrid an.»Was ich nicht in Freundschaft von ihnen erbitten kann,das mag mit ihren Kräften erwerben meine Hand;ich trau mich zu erzwingen beides, Leute und Land.«

       59 »Die Rede ist mir schmerzlich«, sprach König Sigmund;»denn wenn diese Märe am Rheine würde kund,dann dürftest du nimmer reiten in das Land:Gunther und Gernot, die sind mir lange bekannt.

       60 Mit Gewalt erwerben kann niemand die Maid«,sprach der König Sigmund. »Da weiß ich wohl Bescheid.Wollen wir aber mit Recken reiten in das Land,unsern besten Freunden gebe ich die Fahrt bekannt.«

       61 »So ist mir nicht zumute«, sprach da Sigfrid,»dass mir Recken sollen zum Rheine folgen mit,wohl auf einer Heerfahrt; das wäre mir gar leid,sollt ich so erzwingen diese herrliche Maid.

       62 So soll sie erwerben allein meine Hand:Ich will mit zwölf Gefährten in König Gunthers Land;dazu sollt Ihr mir helfen, Vater Sigmund.«Da gab man seinen Degen zu Kleidern Stoff, grau und bunt.

       63 Da vernahm auch diese Kunde seine Mutter Sigelind.Sie begann zu trauern um ihr liebes Kind.Sie war in schwerer Sorge vor König Gunthers Heer.Die Königin, die edle, darüber weinte sie sehr.

       64 Da kam der Herr Sigfrid, wo die Frau er sah,hin zu seiner Mutter. Gütig sprach er da:»Um meinetwillen sollt Ihr nimmer weinen, Frau:sorglos jeden Helden zu bestehn ich mich getrau.

       65 Doch helfet mir zur Reise nach Burgundenland,dass ich mit meinen Recken habe solch Gewand,wie es so stolze Helden in Ehren mögen tragen.Dank dafür will ich Euch von Herzen immer sagen.«

       66 »Willst du davon nicht lassen«, sprach Frau Sigelind,»so helf ich dir zur Reise, mein einziges Kind,mit der besten Kleidung, die je ein Ritter trug,dir und deinen Gefährten; ihr sollt von allem haben genug.«

       67 Da neigte sich ihr mit Züchten der vielkühne Mann.Er sprach: »Zur Fahrt will ich niemand nehmen anaußer zwölf Gefährten, prächtig anzusehn.Ich will gern versuchen, wie es um Kriemhild möge stehn.«

       68 Da saßen schöne Frauen den Tag und die Nacht;wenig war auf Muße eine von ihnen bedacht,bis sie gefertigt hatten Sigfrids Kleiderstaat.Der wollte für seine Ausfahrt weiter haben keinen Rat.

       69 Sein Vater gab zur Zierde ein ritterlich Gewand,darin er reiten sollte zum Burgundenland.Ihre lichten Brünnen, die waren auch bereit,und ihre festen Helme; ihre Schilde waren schön und breit.

       70 So kam für ihre Ausfahrt die Zeit nun heran.Wie es ihnen ergehen würde, zu sorgen man begann,ob sie wieder kommen würden in ihr Land.Da belud man für die Degen Pferde mit Waffen und Gewand.

       71 Schön waren die Rosse, das Reitzeug golden rot.Dünkte sich jemand höher, das wäre keine Not,als Sigfrid


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