Das Nibelungenlied. Группа авторов

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Das Nibelungenlied - Группа авторов


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Nach den Heergesellen ward da bald gesandt,ob sie schauen wollten ihr neues Gewand,ob es den Helden wäre zu kurz nicht, noch zu lang.Den Frauen dafür sie sagten von Herzen den schuldigen Dank.

       383 Von wem sie immer kamen, der musste es gestehn,er hätte auf dieser Erde Schöneres nie gesehn.Das mochten sie gerne da bei Hofe tragen.Von besserer Heldenkleidung wüsste niemand euch zu sagen.

       384 Dank da gar eifrig wurde ihr gesagt.Urlaub erbaten die Helden unverzagt;in ritterlichen Züchten taten die Helden das.Drum wurden lichte Augen vom Weinen trübe und nass.

       385 Sie sprach: »Viellieber Bruder, ändert Euern Planund werbt um eine andre! Das hieße ich wohlgetan;wo Ihr nicht wagen müsset so sehr Leben und Leib!Ihr könnt näher finden auch manches wohlgeborne Weib.«

       386 Mich dünkt, ihnen sagt ihr Herze ihr künftiges Ungemach.Sie weinten alle zusammen, was auch jemand sprach.Auf ihrer Brust der Goldschmuck ward von Tränen fahl;die rannen ihnen reichlich von den Augen zu Tal.

       387 Sie sagte: »Herr Sigfrid, lasst Euch empfohlen seinin Treue und in Gnade den lieben Bruder mein,dass nichts ihm Schaden bringe in Brünhildens Land!«Das gelobte der Vielkühne der Frau Kriemhild in die Hand.

       388 Da sprach der kühne Degen: »Solang mein Leben währt,bleibet von allen Sorgen, Fraue, unbeschwert!Gesund ich ihn Euch bringe zurück an den Rhein.Das glaubet bei meinem Leibe!« Ihm dankte das schöne Mägdelein.

       389 Ihre goldroten Schilde, die trug man an den Strandund brachte zu dem Schiffe all ihr Gewand.Die Rosse ließ man bringen. Sie wollten fahren dann.Manche schöne Fraue bitter zu weinen da begann.

       390 Da stand an dem Fenster manch minnigliches Kind.Das Schiff mit dem Segel trieb ein frischer Wind.Die stolzen Heergesellen waren auf dem Rhein.Da sprach der König Gunther: »Wer soll nun Schiffsmeister sein?«

       391 Da sprach der starke Sigfrid: »Ich kann Euch auf der Flutwohl von hinnen führen. Das wisset, Helden gut!Die rechten Wasserstraßen, die sind mir wohlbekannt.«Mit Freuden sie da schieden aus der Burgunden Land.

       392 Der König von Niederlanden die Ruderstange nahm.Vom Gestade begann zu schieben der Held lobesam.Gunther, der kühne, selbst ein Ruder schlug.Sie entfernten sich vom Lande und waren fröhlich auch genug.

       393 Sie hatten reiche Speise, dazu auch besten Wein,den man irgend finden konnte an dem Rhein.Dankwart, Hagens Bruder, der saß und zogan einem starken Ruder; sein Mut war über die Maßen hoch.

       394 Die starken Segeltaue straffte der Wind mit Macht.Sie fuhren viele Meilen, bevor es wurde Nacht.Mit Freuden sie da kamen auf die hohe See.Ihre starke Arbeit schuf einst den Hochgemuten Weh.

       395 Binnen zwölf Tagen, wie wir hören sagen,hatten sie die Winde weit hinfort getragennach dem Isensteine zu Brünhildes Land.Das war Hagen von Tronje noch mitnichten bekannt.

      Siebentes Abenteuer

      Wie Gunther mit seinen Gefährten nach Island kam

       396 Da der König Gunther die vielen Burgen sahund auch die weiten Marken, gar bald sprach er da:»Saget mir, Freund Sigfrid, ist Euch das bekannt,wessen sind die Burgen und auch das herrliche Land?

       397 Ich hab in meinem Leben, das muss ich gestehn,so wohlgebaute Burgen nimmermehr gesehnin irgendeinem Lande, wie man hier sie schaut.Ein Mächtiger ist es gewesen, der diese hier hat gebaut.«

       398 Antwort gab da Sigfrid: »Es ist mir wohlbekannt:Frau Brünhild gehören Leute und Landund Isenstein, die Feste, wie Ihr von mir gehört.Schöner Frauen Anblick wird Euch heute noch gewährt.

       399 Ich will Euch Helden raten, habt alle diesen Mut,dass wir dasselbe sagen! So dünkt es mich gut.Wenn wir noch heute zu Brünhilde gehn,so müssen wir mit Sorgfalt vor der Königin stehn.

       400 Wenn wir die Minnigliche und ihr Gefolge sehn,so sollt Ihr auf einer Behauptung bestehn:Gunther sei mein Herrscher und ich sein höriger Mann;wir können unsere Absicht sicherlich erreichen dann.«

       401 Bereit dazu sie waren, wie er sie geloben hieß;keiner übermütig von der Rede ließ.Sie sprachen, wie er wollte – zum Vorteil es geschah –,als der König Gunther die schöne Brünhilde sah.

       402 »Solches ich nicht sage um deinen Wunsch allein,nur um Kriemhilds willen, das schöne Mägdelein.Die gilt mir wie die Seele und wie mein eigner Leib;ich will es gern verdienen, dass sie werde mein Weib.«

       403 Während sie so sprachen, war ihr Schiff so nahzur Burg herangekommen, dass der König sahoben in den Fenstern gar manche schöne Maid.Da begann zu fragen der Recke kühn voll Freudigkeit:

       404 »Saget mir, Freund Sigfrid, auf die Frage mein:kennet Ihr die Frauen und auch die Mägdelein,die dort herniederschauen zu uns auf die Flut?Sie zeigen durch ihr Gebaren, dass sie haben hohen Mut.«

       405 Da sprach der kühne Sigfrid: »Ihr mögt von hier aus spähn,heimlichen Sinnes, und sollt mir dann gestehn,welche Ihr nehmen wolltet, hättet Ihr die Wahl.«»Das tu ich«, sprach Gunther, der kühne Recke allzumal.

       406 »Von ihnen sehe ich eine in jenem Fenster stehnin schneeweißer Kleidung; die ist so wunderschön,die wollen meine Augen. Wohlgetan ist ihr Leib;wenn die Wahl ich hätte, sie müsste werden mein Weib.«

       407 »Die hat recht erkoren deiner Augen Schein:es ist die starke Brünhild, das schöne Mägdelein,die dein Herze minnet, dein Leib und auch dein Mut.«All ihr Gebaren, das dünkte König Gunther gut.

       408 Die Königin hieß da von den Fenstern gehndie minniglichen Maide: sie sollten da nicht stehnzum Anblick für die Fremden. Sie folgten unverwandt.Was da die Frauen taten, das ist uns weiter auch bekannt.

       409 Für die Unbekannten zierten sie ihren Leib,wie es übt als Sitte jedes wackre Weib.An die engen Fenster traten sie heran,wo sie die Recken sahen; das wurde heimlich getan.

       410 Ihrer vier nur waren, die da kamen an Land:Sigfrid, der starke, zog ein Ross an der Hand.Das sahen durch die Fenster die minniglichen Fraun.Da war für König Gunther eine große Ehre zu schaun.

       411 Sigfrid hielt am Zaume das stattliche Ross,das gute und schöne, stark und groß,bis der König Gunther in dem Sattel saß.Also dient ihm Sigfrid, was er doch später ganz vergaß.

       412 Er holte auch das seine von dem Schiffe dann.Solche Dienste hatte selten er getan,dass er je den Bügel gehalten Helden mehr.Das sahen durch die Fenster die Frauen schön sowie hehr.

       413 In derselben Weise den Rittern freudenreichvon schneeweißer Farbe waren völlig gleichdie Rosse und die Kleider. Ihrer Schilde Randleuchtete gar prächtig den edeln Männern von der Hand.

       414 Auf schön gezierten Sätteln mit Brustriemen schmalherrlich ritten die Helden vor Brünhildens Saal.Daran hingen Glöcklein aus lichtem Golde rot.Sie kamen zu dem Lande, wie ihre Tapferkeit gebot,

       415 mit Speeren, neu geschliffen, und wohlgeschmiedetem Schwert,das bis auf die Sporen reichte den Helden wert.Das führten die Vielkühnen, scharf, dazu auch breit.Das alles sah Brünhild, die gar minnigliche Maid.

       416 Mit ihnen zusammen kamen Dankwart auch und Hagen.Nun hört diese Kunde, wie die beiden Degenvon rabenschwarzer Farbe trugen ein reich Gewand.Gute und schöne Schilde, große und breite, hielt ihre Hand.

       417 Man sah sie Steine tragen aus Libia, dem Land,die funkeln man schaute, bewegte sich ihr Gewand.Sie ließen unbehütet ihr Schifflein auf der Flut.So ritten zu der Feste, die Helden tapfer und gut.

       418 Sechsundachtzig Türme drinnen stehn sie sahn,drei weite Pfalzen und einen Saal wohlgetanaus edelm Marmelsteine, grün wie das Gras,darin die starke Brünhild mit ihrem Ingesinde saß.

       419 Das Tor ward aufgeschlossen, die Burg aufgetan.Brünhildes Mannen eilten da heranund empfingen wohl die Kühnen in ihrer Herrin Land.Man nahm in Hut die Rosse und ihre Schilde


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