Das Mündel des Apothekers. Stefan Thomma

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Das Mündel des Apothekers - Stefan Thomma


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einen festen Männergriff an ihrem Arm.

      Er führte sie nach rechts von der Zelle weg und bog nach wenigen Schritten links ab. Kurz darauf blieb er stehen. Ein Klicken und ein knarzendes Geräusch waren zu hören.

      »Bück dich«, sagte die Wache zu ihr und drückte Katharinas Kopf nach unten. Ein leichter Zugluft blies der Apothekerin entgegen. Es roch noch muffiger und feuchter als in ihrer Zelle. Eine ganze Weile marschierten sie geradeaus.

      »Jetzt die Treppe hoch!« So stapfte sie eine Vielzahl von Stufen empor, bis sich vor ihr wieder knarzend eine Türe öffnete. Der Modergeruch war plötzlich verschwunden.

      Als ihr die Augenbinde abgenommen wurde, staunte Katharina nur noch. So viel Pracht und Prunk hatte sie in ihrem Leben noch nie gesehen. Sie war in einer Halle, die gut zwei Steinwurf lang und einen breit war. Sie hätte einen Stein wohl nicht so hoch werfen können, um die Decke der Halle zu treffen. An dieser waren Malereien, umrahmt von goldenen Verzierungen. Es war unglaublich hell durch die vielen Fenster.

      »Da staunst du, was!«, lachte der Wachmann.

      »Lass uns allein«, befahl ein gut gekleideter Mann, der einige Jahre jünger als Katharina sein musste. Der Wachsoldat verbeugte sich und entfernte sich.

      »Man hat mir wirklich nicht zu viel versprochen. Eure Schönheit raubt mir fast den Atem.«

      »Danke, aber wer seid Ihr?«, fragte Katharina neugierig.

      »Oh, verzeiht mein rüpelhaftes Verhalten. Sigismund Franz von Habsburg. Wie ist Euer werter Name?«

      »Katharina Hof … ähm … Riesinger«, stotterte sie. Es war wohl besser, nicht den Namen des roten Willi zu erwähnen.

      »Na dann, Katharina, leistet mir ein wenig Gesellschaft. Lasst uns ins Fürstenzimmer hinübergehen. Hier im goldenen Saal ist es etwas ungemütlich«, erklärte Sigismund und reichte ihr den Ellbogen.

      »Warum hält man mich hier gefangen?«

      »Das, meine Liebe, entzieht sich meiner Kenntnis.«

      »Aber Ihr seid doch hier das Oberhaupt, dann müsstet Ihr doch wissen, wer wegen welcher Straftaten inhaftiert wird.«

      »Ich glaube, Ihr seid Euch nicht ganz bewusst, wen Ihr vor Euch habt. Ich bin Erzherzog und Bischof von Augsburg. Mein Onkel war Kaiser Ferdinand II. Meine Schwester wird am 2. Juli Ferdinand III., den römisch-deutschen Kaiser, meinen Cousin, heiraten. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass ich Wichtigeres zu tun habe, als zu wissen, wer bei uns im Kerker sitzt? Ohne Grund ist dort niemand«, verschärfte sich der Ton des edlen Mannes.

      »Tut mir leid, wenn ich Euch widersprechen muss, Eure Exzellenz. Ich leider schon. Und es wurde mir bisher nicht gesagt, was mir überhaupt vorgeworfen wird.«

      »Wärt Ihr nicht ein so bezauberndes Wesen, würde ich Euch für diese Unverschämtheit hinrichten lassen«, erwiderte ihr der Erzherzog mit lächelnder Miene. »Aber lasst uns doch das Thema wechseln. Ihr kommt aus Augsburg?«

      »Nein, ich komme aus Nördlingen. Mein Stiefvater hatte dort eine Apotheke, die ich erst kürzlich übernommen habe. Aber es gibt Probleme mit der Erbschaft. Warum können hierzulande Frauen nicht erben?«

      »Warum? Weil schon das Alte Testament lehrt: Mach dir die Frau zu deinem Untertan. Wozu also soll ein Weib eine Erbschaft machen?«, fragte er sie und blickte ihr in die Augen. Darauf wusste sie keine Antwort. Sie konnte sich nicht auch noch in Anwesenheit des Bischofs gegen die Kirche stellen.

      »Wie, sagtet Ihr, ist Euer Name?«

      »Riesinger.«

      »Nie gehört den Namen. Aus Nördlingen kenne ich nur einen Hofmeister.« Katharina schluckte.

      Was hat Wilhelm mit dem Bischof zu schaffen, dachte sie sich.

      »Hab Ihr schon einmal von einer Silbermine in Eurer Gegend gehört?«

      »Eine Silbermine? In Nördlingen? Nein.«

      Sigismund Franz von Habsburg schaute enttäuscht.

      »Gut, Katharina. Es wird Zeit, mich zu verabschieden. Auf mich wartet noch eine Menge Arbeit. Hat mich sehr gefreut, Eure Bekanntschaft zu machen. Ich werde gleich einer Wache Bescheid geben, die Euch zurückbringen wird.«

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