Trollingermord. Hendrik Scheunert

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Trollingermord - Hendrik Scheunert


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      Er lehnte sich zurück und schaute zu ihm rüber.

      »Was kam dir merkwürdig vor?«, nahm Manfred den Faden auf.

      »Die Art, wie eingebrochen wurde. Normalerweise dauert so ein Einbruch maximal zehn Minuten, nicht länger. Hier haben sich der oder die Einbrecher anscheinend viel Zeit gelassen. Aber die Geldscheine haben sie nicht mitgenommen.«

      »Bargeld?«

      »Ja, auf dem Schreibtisch lag Bargeld, nicht viel. Vielleicht 2.000 Euro. Aber wenn ich ein Einbrecher bin, dann nehme ich dieses Geschenk doch dankend an. Es wurde aber nur der Aktenschrank durchwühlt.«

      »Merkwürdig. Meinst du, die haben was Bestimmtes gesucht?«, fragte Manfred.

      »Da bin ich mir ziemlich sicher. Aber was soll ich denn in meinen Bericht reinschreiben? Kann ja schlecht erwähnen, dass 2.000 Euro auf dem Schreibtisch nicht gestohlen wurden. Wir haben am nächsten Tag den Chef von dem Laden gefragt, ob was fehlt. Aber der schaute sich nur oberflächlich um und meinte dann, ihm würde nichts auffallen.«

      »Wie heißt der Chef denn?« Manfred zog sein Notizbuch heraus, nahm einen Kugelschreiber vom Schreibtisch des abwesenden Kollegen.

      »Andre Kalter.«

      *

      »Ich kann nur hoffen, Manfred hat wenigstens was in der Hand. Sonst stehen wir nachher vorm Henssler da wie Schuljungen und müssen uns erklären lassen, wie wir unseren Job zu machen haben«, seufzte Richard auf der Fahrt zurück ins Präsidium.

      »Der wird uns schon nicht im Stich lassen«, meinte Frank. »Zaubern können wir schließlich auch nicht. Aber ich bin mir immer sicherer, es gibt eine Verbindung zu unserem Fall. Was hier passiert, ist alles schon etwas merkwürdig«, sinnierte Frank vor sich hin.

      »Was hältst du von der Nadine Kalter?«, wollte er von Richard wissen.

      »Sieht scharf aus«, kam als Antwort, die Frank so nicht erwartet hatte. Er verdrehte die Augen. Es schien mit ihm immer dasselbe zu sein. Sobald Frauen im Spiel waren, schaltete sich sein Jagdinstinkt ein. Den zu unterdrücken, war, laut Walter Riegelgraf, nur unter Einsatz von Operationsbesteck möglich.

      »So weit bin ich auch schon«, konstatierte Frank und versuchte, jenes Gespräch wieder auf die ermittlungstechnische Ebene zu heben. »Ich meinte aber eher, inwieweit du der Meinung bist, sie könnte etwas mit dem Fall zu tun haben.«

      Richard grinste. »Im Moment glaube ich das nicht, aber hoffentlich ändert es sich bald.«

      Frank drehte den Kopf zum Fenster und schaute entnervt hinaus.

      Im Büro herrschte, entgegen sonstiger Gewohnheit, entspannte Ruhe. Manfred schien unterwegs zu sein, und Müller-Huber hockte in Gedanken versunken höchst konzentriert vor seinem Computer. Mit dem neuen Fall hatte es nichts zu tun, das konnten beide ausschließen.

      Es gab nur zwei Dinge, die ihren Chef interessierten: Das waren erstens die Leidenschaft fürs Fliegen und zweitens der Umbau seines Hauses. Ob diese Baustelle eines fernen Tages einmal fertig werden würde, daran hegte Richard erhebliche Zweifel. Denn schien die eine Sache abgeschlossen, wurde an anderer Stelle schon wieder, zum Leidwesen seiner Frau, ein neuer Umbau oder Anbau geplant. Nun, die Baumärkte in der Umgebung freute es.

      Frank klopfte an den Türrahmen.

      »Ah, sind Sie beide wieder da«, zeigte sich Müller-Huber erfreut. »Hauptkommissar Gühring kommt gleich. Er hat anscheinend etwas Neues zum Fall beizutragen.«

      Diese Nachricht hörte sich vielversprechend an. Manfred war nicht scharf auf Ermittlungen außerhalb seines Büros, doch er wusste immer, welche Stellen er anzapfen musste. So schien seine Arbeit auch dieses Mal von Erfolg gekrönt.

      »Wann kommt der Staatsanwalt?«, wollte Frank wissen.

      »Ach, der? Hat vorhin angerufen. Müsste vor circa einer Stunde gewesen sein. Er sollte also demnächst kommen«, antwortete Müller-Huber. Daraufhin konzentrierte er sich wieder auf seinen Bildschirm.

      »Was gibt’s denn da so Interessantes zu sehen?«, erkundigte sich Frank.

      »Ich baue gerade eine Terrasse in meinem neuen Garten. Nun bin ich auf der Suche nach einem Bagger. Demnächst ist doch die Bauma in München. Da wollte ich mich mal umschauen.«

      »Bauma? Was soll das sein?« Richard schaute verdutzt.

      »Eine der größten Messe der Welt für Baumaschinen. Über 600.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Die haben vom Bagger bis zum Tieflader alles, was man braucht.«

      »Ah«, meinte Richard. Das erklärte den Grund für die erhöhte Aufmerksamkeit ihres Vorgesetzten.

      »Wann kommen eigentlich Walter und Adelbert?« Frank hatte sich einen Kaffee geholt, den er, neben seinem Kollegen im Türrahmen stehend, trank.

      »Ich bin schon da.« Die Stimme gehörte Walter Riegelgraf, seines Zeichens geschätzter Rechtsmediziner am Katharinenhospital Stuttgart.

      »Bist du zu Fuß gegangen?«, erkundigte sich Richard. Der wusste, die Frage zielte auf seinen, meist aussichtslosen, Kampf gegen die Pfunde.

      »Selbstverständlich. Zu Mittag habe ich auch nichts gegessen, um den Kollegen meine Ergebnisse präsentieren zu können.«

      »Na dann glauben wir’s mal«, frotzelte Richard. »Wahrscheinlich holst du das heute Abend nach.«

      »Möglich«, grinste Riegelgraf.

      »Gehen wir rüber. So viel ich zwischen Baumaschinen und Essen mitbekommen habe, kommt demnächst der Henssler. Wahrscheinlich wird er uns grillen«, sagte Frank lapidar.

      Zu ihrer Überraschung befand sich der Staatsanwalt bereits im Besprechungszimmer, wo er seinen Aktenkoffer auspackte. Er sah den Kommissar mit seiner Kaffeetasse an.

      »Den könnte ich jetzt auch brauchen«, lachte er.

      »Ich hole Ihnen einen. Der müsste noch heiß sein.« Frank ging den Gang entlang. Mit Thermoskanne sowie einer Tasse in der Hand schaute er auf dem Rückweg bei Müller-Huber ins Büro. Jener bequemte sich nicht mitzukommen. Die Baumaschinen beschäftigten ihn anscheinend immer noch schwer.

      »Der Staatsanwalt ist da«, sagte Frank im Vorbeigehen.

      »Ich komme gleich. Muss nur noch die Eintrittskarten bestellen.«

      Frank verzichtete auf einen Kommentar, obwohl ihm der auf der Zunge lag.

      »Ah, vielen Dank, Herr Jonas.« Henssler nahm die Tasse, goss sich Kaffee ein. Der Duft verteilte sich im ganzen Raum.

      »Wer kommt noch?«, wollte er wissen, während er einen Schluck zu sich nahm.

      »Wir, der Chef, wenn er fertig ist, außerdem noch Adelbert Herzog von der Spusi«, erklärte Frank.

      »Mir wäre es lieb, wir könnten gleich anfangen. Ich habe nachher noch einen Termin beim Oberstaatsanwalt, da möchte ich nicht zu spät kommen. Also fangen wir an.«

      Er klatschte in die Hände und setzte sich. Richard sah zu Frank. Mittlerweile waren Manfred mit einer Akte sowie der geschätzte Kollege Adelbert Herzog von der Spurensicherung gekommen. Mit seinen grauen Schläfen, die, wie er sagte, von der vielen Arbeit kämen, strahlte er eine gewisse Würde aus. Er trug wie immer ein Hemd, passend zur Hose.

      Frank schätzte, jene Auswahl würde mit Sicherheit ein ganzes Zimmer füllen. Selten hatte Herzog ein Hemd zweimal an.

      »Dann fehlt ja bloß noch der Müller-Huber. Das können wir verkraften«, stellte der Staatsanwalt trocken fest. »Also, was haben wir.«

      »Eine Leiche, erschlagen in einem Weinberg am Rand von Stuttgart. Genauer gesagt am Uhlbacher Götzenberg«, begann Frank.

      »Dann scheidet Selbstmord schon mal aus.« Henssler notierte etwas auf seinem Schreibblock. »Einen Täter haben Sie noch nicht, nehme ich an. Verdächtige?«

      »Also ganz so schnell geht’s


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