Trollingermord. Hendrik Scheunert

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Trollingermord - Hendrik Scheunert


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in Stuttgart ansässigen Fußballklubs. Bekränzt wurde die idyllische Kulisse im Vordergrund von unzähligen Weinreben, die sich vor ihren Augen erstreckten.

      »Was für eine Aussicht«, stellte Frank erfreut fest. »Ich bin dafür, unser Büro hierher zu verlegen.«

      »Das sehe ich auch so«, pflichtete Richard ihm bei.

      »Was meinst du? War’s wirklich nur ein dummer Jungenstreich, oder steckt mehr dahinter?«

      Frank fasste sich an sein Kinn, betrat den Raum, um sich umzusehen. »Ich weiß nicht, aber die Bezeichnung ›dummer Jungenstreich‹ wird mir hier etwas zu oft verwendet. Gut möglich, dass mehr dahintersteckt. Wir werden Manfred nachher fragen, was er bei den Kollegen in Erfahrung bringen konnte. Aber hier ist etwas faul. Ich fürchte, auch wenn wir bis jetzt noch keine Beweise haben, der Mord an Gerd Bäuerle steht mit dem Einbruch irgendwie in einem Zusammenhang. Dafür liegen die beiden Ereignisse zeitlich zu nahe beieinander.«

      »Ich denke, du hast recht. Aber momentan fehlt uns der Ansatzpunkt, wo wir einhaken könnten. So was gefällt mir nicht. Es wirkt alles geplant, abgekartet«, konstatierte Richard.

      »Du denkst, die Weingärtner hier spielen uns was vor?«

      »Würde mich, ehrlich gesagt, nicht groß wundern.«

      Sie schauten sich prüfend im Verkaufsraum um. Eine freundliche ältere Frau kam auf sie zu, um nach ihren Wünschen zu fragen.

      Frank, der dem roten Rebensaft nicht abgeneigt war, ergriff die Gelegenheit.

      »Können Sie uns denn einen guten Tropfen empfehlen? Etwas Vollmundiges, Fruchtiges?«

      »Da wäre ein Lemberger vom Uhlbacher Götzenberg zu empfehlen.«

      »Götzenberg klingt gut«, antwortete Frank. »Das ist doch der Berg gegenüber der Grabkapelle auf der anderen Seite des Bergkammes.«

      »Richtig. Da reift er am besten, weil dort von morgens bis abends die Sonne hin scheint. Dadurch entwickelt er sein fruchtiges Aroma. Wie viele Flaschen möchten Sie?«

      »Geben Sie mir mal einen Karton mit.«

      Nachdem Frank bezahlt hatte, verließen sie den Verkaufsraum und hinterließen eine glücklich dreinschauende Verkäuferin.

      »Ich will mir noch mal alles von draußen anschauen«, meinte Richard. »Vielleicht fällt uns was auf.«

      Frank stellte seine Kiste auf den Treppen ab, um ihm zu folgen. Im hinteren Teil schloss sich eine kleine Terrasse an, der Wanderer sowie Spaziergänger zum Verweilen einlud. Im Sommer bot sich hier wegen der rankenden Weinreben ein schattiges Plätzchen, um ein oder zwei Viertele zu trinken.

      »Siehst du hier?« Richard zeigte auf die Fensterreihe, hinter der sich das Büro befand.

      »Alle Fenster bis auf eines sind vergittert. Da muss der Einbrecher reingelangt sein.«

      Richard nickte stumm und betrachtete das Fenster mit einem prüfenden Blick.

      »So viel zum Thema ›dummer Jungenstreich‹. Wenn man ein Fenster aufkriegt, ohne Spuren zu hinterlassen, dann sind der oder die schon mal keine dummen Jungen«, erwiderte Frank lakonisch.

      »Hier finden wir nichts weiter, lass uns zum Auto gehen.«

      »Gute Idee, mir wird nämlich langsam kalt«, brummte Frank, schoss aber vorher ein paar Fotos. Er nahm seinen Karton mit den Weinflaschen, um ihn hinter dem Beifahrersitz zu verstauen.

      »Vorsichtig fahren, wir haben wertvolle Fracht an Bord«, mahnte er Richard.

      »Eine Flasche werden wir heute Abend probieren«, antwortete dieser mit einem Grinsen im Gesicht.

      5. Kapitel

      Manfred erreichte den Beamten vom Einbruchsdezernat nach einigen erfolglosen Versuchen. Erfreut stellte er fest, dass es sich bei ihm um einen früheren Sparringpartner aus seinem Boxstudio, wo er trainierte, handelte. Nach einem kleinen Erfahrungsaustausch von circa zehn Minuten entschloss sich Manfred, ihn im Nachbargebäude persönlich aufzusuchen. Seine Kollegen schienen sowohl mit Mittagessen als auch den ersten Ermittlungsansätzen im Mordfall Bäuerle beschäftigt zu sein.

      Dies konnte sich bei Franks Appetit und Richards Hang zum Detail ziehen. Erreichbar war er ja, falls es länger dauerte.

      Er zog seine Jacke an, dann machte er sich auf den Weg. Draußen lag die Temperatur knapp unterhalb des Gefrierpunktes. Hinzu kam ein kalter Nordwestwind, der die gefühlte Temperatur auf Werte weit unter null drückte. Manfred war froh, als er kurz darauf die Tür zum benachbarten Gebäude erreichte. Viel erhoffte er sich nicht, aber der Staatsanwalt verlangte nach Ergebnissen, da klammerte man sich an jeden Strohhalm.

      Der Kollege saß am Ende eines langen Flurs auf der linken Seite im zweiten Stock. Er war so alt wie Manfred, eine leicht – typisch bei Boxern – deformierte Nase zierte sein Gesicht. Wie fast alle Sportler dieser Sportart trug er wenig bis keine Haare, was teils dem Alter geschuldet schien.

      Als er Manfred sah, strahlte er, stand von seinem Schreibtisch auf und umarmte ihn freundschaftlich.

      »Alter Junge, wann haben wir uns das letzte Mal gesehen?«

      »Ist bestimmt schon ein paar Jahre her, so alt, wie du aussiehst«, grinste der.

      »Nimm Platz. Was kann ich für dich tun?« Er zeigte mit der Hand auf den gegenüberliegenden Schreibtisch. Der Kommissar, der diesen sonst in Beschlag nahm, war nicht da, also konnte es sich Manfred auf dessen Stuhl bequem machen.

      »Langer Rede kurzer Sinn«, sagte er, »es geht um den Einbruch in den Weinkonvent Uhlbach vor einiger Zeit. Meine beiden Kollegen vermuten da einen Zusammenhang mit dem Mord heute Morgen.«

      »Ein Mord?« Harald schaute etwas argwöhnisch drein. »Wo soll da ein Zusammenhang zwischen dem Einbruch bestehen?«

      »Das wollen wir ja rausfinden.« Manfred brachte ihn kurz auf den Stand der Ermittlungen.

      »Denkst du nicht, ihr verrennt euch in was? Ich meine, wir helfen euch gerne, aber sei mir nicht böse, ich denke, die Spur führt in eine Sackgasse.«

      Manfred zuckte mit den Schultern. »Die zwei haben diesbezüglich meistens ein Gespür. Außerdem ist es momentan der einzige Anhaltspunkt in unseren Ermittlungen. Überdies kommt heute Nachmittag der Staatsanwalt. Irgendetwas müssen wir vorweisen, sonst macht der uns die Hölle heiß. Du weißt ja selber, wie es läuft.«

      Sein Gegenüber seufzte. Er wusste wie Manfred, heutzutage wurden von den Staatsanwälten schnelle Ermittlungsergebnisse erwartet. Diese wiederum bekamen von Seiten der Politik Druck. Leidtragende waren die ermittelnden Beamten, die so manchen Täter eher dingfest machen könnten, würde man sie in Ruhe arbeiten lassen.

      »Ich kann dir die Akte gern zuschicken. Dann habt ihr was zum Lesen und steht nicht mit leeren Händen da«, schmunzelte Harald.

      Manfred beugte sich vor, dann sah er seinen Kollegen mit einem verschmitzten Lächeln an. »Wie lange bist du jetzt schon bei diesem Verein?«

      »30 Jahre, wenn man die Ausbildung mitrechnet.«

      »Dann solltest du wissen, dass mir die persönliche Einschätzung eines Kollegen wichtiger ist als irgendwelche nichtssagenden Akten. Aber schicken kannst du sie mir trotzdem«, grinste er.

      »Wir beide gehören zu den Dinosauriern hier. Die Jungen hängen nur noch am Smartphone oder Computer, denken, die Fälle werden über Google oder Facebook gelöst.« Er griff sich an den Kopf. »Aber den da oben schalten sie nicht ein.«

      Er erhob sich und ging zum Aktenschrank, in dem die für jede Polizeidienststelle überlebenswichtige Kaffeemaschine stand, um zwei Tassen des dunklen, duftenden Gebräus einzugießen.

      »Schwarz ohne alles, richtig?«

      Manfred nickte.

      »Was ist deine Einschätzung bei diesem Einbruch gewesen?«, fragte er, als er den ersten Schluck aus der Tasse trank.


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