Soziologische Kommunikationstheorien. Rainer Schützeichel
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Abbildungsverzeichnis
Literatur
Vorwort zur Neuauflage
Der Verfasser konnte erst nach langer Zeit dem Wunsch des Verlages nach einer Überarbeitung der Erstauflage dieses einführenden Lehrbuchs in soziologische Kommunikationstheorien nachkommen. Dies war zum einen dem überbordenden und dem mit engen Fristen operierenden Tagesgeschäft an der Universität und innerhalb der ›scientific community‹ geschuldet, welches nur bei einer gewissen Rigidität einen kleinen Raum für langfristige Vorhaben lässt. Mehr noch spielte zum anderen die Ratlosigkeit des Verfassers darüber eine Rolle, wie man einen komplexen Sachverhalt und sowohl horizontal wie vertikal stark verästelte Theorien in die Form einer für die neuen Studiengänge tauglichen Form gießen und dabei gleichzeitig der Bitte des Verlags nach einer deutlichen Verschlankung des Textes entsprechen kann. Denn schon die Erstauflage sparte manche Theorietradition aus und vernachlässigte zentrale Gegenstandsbereiche wie etwa die Medienforschung.
Nun hat sich der Verfasser entschlossen, diesen Grenzziehungen mittels einer kombinierten Strategie zu begegnen. Auf der einen Seite wird in dieser überarbeiteten Neuauflage die schon in der Erstauflage verfolgte Konzentration auf eine leitende Fragestellung noch entschiedener verfolgt und das Profil als Einführung gestärkt. Dabei rückt die analytische Perspektive in den Vordergrund, die sich damit befasst, wie von bedeutsamen soziologischen Theorien Kommunikationsprozesse konzipiert und analysiert werden. Danach richtet sich die Auswahl der vorgestellten Theorien und Themen. Zwar sind manche Kapitel der Erstauflage gekürzt oder gar gestrichen worden, mit der Kommunikationstheorie von Stuart Hall wird jedoch nunmehr eine wichtige theoretische Strömung aufgenommen. Alle weiteren kommunikationstheoretisch und soziologisch wichtigen Fragen finden ihre Antwort in einem weiteren Band. Das vorliegende Buch wird also hoffentlich in nicht allzu weiter Ferne um einen Band ergänzt, der sich in systematischer Weise mit strukturellen und historischen Formen von Kommunikation befassen wird. Ein kleiner Ausblick auf diese Themen findet sich im abschließenden Kapitel.
Bielefeld, im Juli 2015
Rainer Schützeichel
Einleitung
Es gibt kein soziales oder gesellschaftliches Leben ohne Kommunikation. Kommunikation ist ein, wenn nicht der zentrale Akt, durch welchen sich die Gesellschaft produziert und reproduziert. Entsprechend ist auch für die Wissenschaft der Gesellschaft die Analyse von Kommunikation von zentraler Bedeutung. Daraus resultiert eine Vielzahl von soziologischen Theorien, die sich mit der Analyse von Kommunikation und kommunikativen Prozessen befassen und dabei unterschiedlichste analytische Perspektiven und Fragestellungen voraussetzen.
Das vorliegende Buch richtet sich an Studentinnen und Studenten, die sich einführend mit soziologischen Kommunikationstheorien befassen. Deshalb verhandelt es nur einige ausgesuchte Theorien und Themen, die zudem auch nicht in der ihnen eigenen Tiefe und der Breite ausgelotet werden. Es bleibt also nicht aus, dass man den einen oder anderen theoretischen Ansatz hier vermissen wird.
Was diese Einführung bietet, ist die Analyse der verschiedenen Theorien unter einer spezifischen Fragestellung: Wie erklären sie das Prozessieren von Kommunikation? Wie beschreiben sie Kommunikationsprozesse? Wir befassen uns also mit einer abstrakten Fragestellung, die gerade auch für die soziologische Theoriebildung von Interesse ist. Wie ist überhaupt Kommunikation möglich? Diese relativ abstrakte Fragestellung wird aus folgendem Grunde gewählt: Die Einführung ist aus Vorlesungen und Seminaren an verschiedenen Universitäten hervorgegangen. Hier hat sich gezeigt, dass es für viele Studentinnen und Studenten in den ersten Semestern ihres Studiums schwierig ist, einen guten Einstieg in die spezifischen Fragestellungen der Soziologie zu finden. Man kann versuchen, einen Sachverhalt deskriptiv gut zu beschreiben, also zu klären, was eigentlich der Fall ist. Man kann auch die Frage stellen, wie ein Sachverhalt zu erklären ist. All das sind wichtige soziologische Techniken. Um aber eine spezifisch wissenschaftliche Haltung zu den Dingen zu finden, ist vielleicht kein Weg geeigneter als derjenige, Vertrautes in Unvertrautes oder Evidentes in Problematisches zu überführen. Unsere Alltagsintuitionen müssen auf Abstand gebracht werden. Wir alle kommunizieren tagtäglich in vielfacher Weise. Kommunikation ist uns allen also überaus vertraut. Dass wir kommunizieren können, ist ein selbstverständlicher, evidenter Sachverhalt. Was aber sind die strukturellen oder funktionalen Bedingungen dafür, dass wir kommunizieren können? Diese analytische Verfremdung oder Problematisierung eines Sachverhalts ist überaus wichtig, um richtige Fragen stellen und adäquate Forschungen betreiben zu können, aber sie ist auch aus didaktischen Gründen geeignet, um in die Soziologie im Allgemeinen und die Kommunikationstheorie im Besonderen einzuführen.
Aus