Didaktik /Methodik Sozialer Arbeit. Johannes Schilling
Читать онлайн книгу.noch mit Heimann gemeinsam entwickelt; die nachfolgenden sind aus einer eigenständigen Entwicklung erwachsen. Ihre Grundorientierung kann als gesellschaftskritisch bezeichnet werden.“ (Kron et al. 2014, 93)
1.Element: Grundlagen didaktischer Theoriebildung sind die erfahrungswissenschaftlichen Forschungen und die eigene Praxis.
2.Element: Ausgang und Ziel aller Forschungs- und Theoriebemühungen bleibt der Unterricht und seine Bedingungszusammenhänge.
3.Element: Zweck der Forschungen und Theoriebildungen ist die Analyse und Planung von Unterricht.
4.Element: Die Grundstruktur des Berliner Modells bleibt erhalten, wird aber hinsichtlich des emanzipatorischen Interesses vertieft.
5.Element: Die grundlegende Legitimation eines aufgeklärten Unterrichts wird weiter in der Verantwortung des Lehrers bzw. der Lehrerin gesehen.
6.Element: Eine moderne Didaktik muss kritisch sein. Die kritische Intention des lehrtheoretischen Ansatzes ist in vierfacher Hinsicht zu sehen: in der Einbeziehung gesellschaftlicher Entwicklungen, in der Rezeption der kritischen Gesellschaftstheorien, in dem radikalen Ausgang von der Erziehungswirklichkeit und in der Einbeziehung erfahrungswissenschaftlicher Forschungsmethoden und -ergebnisse.
7.Element: Durch Einbeziehung kritischer Positionen entwickelt Schulz zentrale Lernziele: Kompetenz, Autonomie und Solidarität. Sie machen es dem Einzelnen möglich, die Widersprüche in dieser Welt auszuhalten und auch ihre teilweise Überwindung zu realisieren. Wenn SchülerInnen z.B. in fachlich-kognitiver und sozialaffektiver Hinsicht Kompetenz, Autonomie und Solidarität erfahren, kommen sie einen Schritt in Richtung Emanzipation voran.
8.Element: Didaktische Theorien müssen Ergebnisse der Sozialisationsforschung berücksichtigen.
9.Element: Anthropologisches Interesse kann man dort in den Unterricht einbringen, wo auch die gesellschaftliche Entwicklung berücksichtigt wird.
10.Element: Neben der Intentionalität bilden die Inhalte ein Grundkriterium. Daneben werden noch Verfahren und Medien genannt. Die vier Strukturmomente sind: Intentionen, Themen, Verfahren, Medien (Kron et al. 2014) (Abbildung 3)
Planungsmodell
Für Schulz ist Didaktik ein Handlungs- und Planungsmodell. Dieses enthält fünf Schritte:
1.Schritt: Aufstellen von Kriterien für die Planung wie z.B. Lebensorientierung, Wissenschafts- bzw. fachdidaktische Orientierung, Handlungsorientierung, Methodenorientierung, Orientierung an den individuellen und kollektiven Behinderungen von Lernprozessen, Orientierung an den Medien, Orientierung an den Orientierungsformen von Unterricht, Orientierung an Selbst- und Fremdkontrolle (Erfolgskontrolle).
2.Schritt: Strukturmomente für didaktisches Handeln: Verständigung der Lehrenden und Lernenden untereinander, Festlegung der Unterrichtsziele, Bestimmung der Ausgangslage, Festlegung der Vermittlungsvariablen, Bestimmung und Darlegung der Erfolgskontrolle, Herausarbeitung der institutionellen Bedingungen, Erkennen der gesellschaftlichen Widersprüche.
3.Schritt: Tätigkeit und Funktionen didaktischen Handelns: beraten, beurteilen, analysieren, planen, realisieren, verwalten und kooperativ handeln.
Abb. 3: Strukturzusammenhang von Unterricht und Strukturmodell für die Unterrichtsplanung von Schulz 1971
4.Schritt: Prinzipielle Überlegungen für die Planung: Zusammenhang von Erfahrungen und Intentionen (Zielen).
5.Schritt: Ebene der Planung (vier Ebenen): Perspektivplanung, Umrissplanung, Prozessplanung, Planungskorrektur.
Zwischen der lerntheoretischen Didaktik von Schulz und der bildungs-theoretischen Didaktik von Klafki besteht kein prinzipieller Unterschied mehr:
„Irgendwelche prinzipiellen oder wesentlichen Unterschiede zu der Position von Schulz sehe ich schon seit langem nicht mehr und nach den neuen Ansätzen schon gar nicht.“ (Klafki. In: Gudjons et al. 1981, 108)
Auch Schulz hat seit 1972 seine bisherige Position im Sinne einer kritischen Didaktik verändert:
„Die Didaktikdiskussion der letzten 10 Jahre hat gezeigt, dass es sinnvoll und notwendig ist, will man den Zusammenhang zwischen Zielen/Inhalten und Methoden/Medien nicht zerreißen, von einem weiten Didaktikbegriff auszugehen.“ (Schönberger 1987, 35)
2.3.3 Zusammenfassung: Anregung für eine Didaktik Sozialer Arbeit
Das didaktische Modell von Heimann und Schulz ist weit verbreitet und gilt als praktisches, griffiges Schema für die Unterrichtsplanung, aber nicht nur für den Schulbereich.
Auch hier stellt sich die Frage: Welche Aspekte der lerntheoretischen/lehrtheoretischen Didaktik könnten für eine Didaktik Sozialer Arbeit relevant sein? Tragen Sie einige Punkte zusammen!
Die lerntheoretische Didaktik geht von einer weitgefassten Definition von Didaktik aus. Dadurch bezieht sie ihre Ergebnisse nicht nur auf den schulischen Unterricht, sondern auf alle organisierten Lehr-Lern-Prozesse und damit wird sie auch für eine Didaktik Sozialer Arbeit relevant. Besonders die Überlegungen über Lernziele und das Entscheidungsmodell in seiner Einfachheit und Überschaubarkeit findet in der Sozialen Arbeit Beachtung und Anwendung. Gorges kommt zu dem Schluss seiner Ausführungen:
■„Unter den zahlreichen in der Fachliteratur vertretenen didaktischen Positionen […] haben die bildungstheoretische und die lerntheoretische Didaktik einen herausragenden Stellenwert.
■Ihre jeweilige Weiterentwicklung, die kritisch-konstruktive Didaktik und das Hamburger Modell können als besonders geeignete Theorieansätze für eine Didaktik Sozialer Arbeit angesehen werden.“ (Gorges 1996, 68)
Gudjons, H., Winkel, R. (Hrsg.) (2015): Didaktische Theorien. 13. Aufl. Bergmann + Helbig, Hamburg
Klafki, W. (2007): Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive Didaktik. 6., neu ausgest. Aufl. Beltz, Weinheim, Basel
Kron, F./Jürgens, E./Standop, J. (2014): Grundwissen Didaktik. 6., überarbeitete Aufl. Reinhardt, München
Meinert, A., Meyer, H. (2007): Wolfgang Klafki. Eine Didaktik für das 21. Jahrhundert. Beltz, Weinheim
Peterßen, W.H. (2001): Lehrbuch Allgemeine Didaktik. 6., völlig veränderte, aktualisierte und stark erweiterte Aufl. Oldenbourg, München
Schulz, W. (1980): Unterrichtsplanung. Urban & Schwarzenberg, München, Wien
Schulz, W. (2015): Die lehrtheoretische Didaktik. In: Gudjons, H., Winkel, R. (Hrsg.): Didaktische Theorien. 14. Aufl. Westermann, Braunschweig
1.Frage: Welche Bücher über Didaktik Sozialer Arbeit gibt es und welche sind vergriffen?
2.Frage: Gibt es viele Theorieansätze von Didaktik?
3.Frage: Wie nennt Wolfgang Klafki die von ihm entwickelte Didaktik?
4.Frage: Welche drei Aspekte von Bildung nennt Klafki?
5.Frage: Welches sind die sieben Grundfragen eines Lehr-Lern-Prozesses?
6.Frage: Wie nennt Klafki die von ihm entworfene Didaktik?
7.Frage: Wie lauten die zwölf Bestimmungen zur Struktur eines didaktischen Problemfeldes?
8.Frage: Von wem wurde das Berliner Modell und von wem das Hamburger Modell einer Didaktik entworfen?
9.Frage: