Social Web. Anja Ebersbach
Читать онлайн книгу.href="#ulink_06dbe8f2-b21b-5baa-a3f1-21463368da55">3.2.6 Schutz persönlicher Daten
4.1 Herausforderungen der Technik
4.2 Gesellschaftliche Herausforderungen
Glossar
Besprochene Websites
Vorwort
Warum eine dritte Auflage? Ganz sicher deswegen, weil uns der Verlag mit großer Beharrlichkeit gebeten hat, das Buch zu aktualisieren. Was ja nur umgekehrt wieder zeigt, dass es immer noch eine Nachfrage und einen Orientierungsbedarf beim Thema Social Web gibt und eine neue Auflage rechtfertigt. Gerade für Menschen, die sich das Thema neu aneignen und die Debatten in den letzten zehn Jahren nicht verfolgen konnten, leistet dieses Überblicksbuch nach wie vor sehr gute Dienste.
Als das Buch 2008 zum ersten Mal erschien, dachten viele Rezensenten und auch wir, dass es sich inhaltlich schnell überholen würde. Und selbstverständlich gibt es heute für viele Themenfelder, die 2008 noch »neu« waren, weitergehende Erfahrungen und eingehendere Studien. Doch die Grundlinien haben sich bis heute nicht verändert.
Und so konnte »Social Web« trotz seiner begrenzten Auflage sogar zu einem kleinen Standardwerk werden. Uns freut es besonders, wenn Lehrerinnen und Lehrer, Schüler, aber auch der wissenschaftliche Nachwuchs auf unser Überblickswerk zurückgreifen, um ihre Hausarbeiten und Veranstaltungen zu gestalten. Das Buch hat aber auch jenseits der Bildungseinrichtungen ein Publikum gefunden. Das motiviert natürlich, das Buch noch einmal herauszubringen.
Wir haben das Buch noch einmal durchgesehen, fortgeschrieben und aktualisiert. Und auch wenn wir gerade in den Schlusskapiteln vieles gründlich überarbeitet und nachgezogen haben, waren wir doch überrascht, dass sich die wesentlichen technologischen und sozialen Konzepte des Social Webs kaum verändert haben. Es gibt nach wie vor fünf Medientypen (Blog, Wiki, Social Network, Social Sharing, Microblogging). Und auch die gesellschaftlichen Konfliktlinien und Fragestellungen haben sich im Kern nicht verändert: Das Social Web ist nach wie vor ein Leitmedium einer sich tiefgreifend verändernden Gesellschaft, das von politischen, sozialen und kulturellen Kämpfen durchzogen ist, auch wenn sich die Beteiligten dessen nicht bewusst sind.
Würde man das Buch heute komplett neu schreiben, gäbe es dennoch einige Akzentverschiebungen.
• Wenn das Social Web seine Möglichkeiten für eine offene Gesellschaft entfalten soll, ist der Blick stärker auf die Bedingungen einer kollaborativen Kultur zu richten, die immer noch aussteht. Die Formen der Zusammenarbeit und des Umgangs miteinander sind für das gemeinsame Erarbeiten und Verteilen von Wissen zentral und werden vielfach blockiert. Diesen Zusammenhang müssen wir besser verstehen lernen.
• Es wäre auch genauer nach den ökonomischen Bedingungen des Social Webs zu fragen. Gibt es so etwas wie eine Ökonomie des freien Wissens? Und wie würde sie aussehen? Wer hat Einfluss? Wer hat Zugriff? Die ökonomische Zukunft der digitalen Medien ist nicht nur ein Thema von Lobbyisten großer Player, sondern von Bedeutung für alle, die das Social Web als möglichst offenen medialen Raum erhalten wollen.
• Nach dem NSA-Schock steht das Thema Datenschutz und Bürgerrechte ganz oben auf der digitalen Agenda. Das Social Web und die privaten Daten sind dem Zugriff von Geheimdiensten und Konzernen maßgeblich ausgesetzt.
Wir werden diese Punkte vor allem im Ausblick ansprechen. Es sind Zukunftsfragen, die auch nicht in wenigen Jahren erledigt sind.
So liegt nun eine entsprechend aktualisierte Neuauflage vor. Wir möchten an dieser Stelle den Leserinnen und Lesern, aber auch den Rezensenten für ihr Feedback und ihre Unterstützung danken. Wir danken aber auch nicht zuletzt unserem Lektor Rüdiger Steiner bei der UVK Verlagsgesellschaft, der Geduld bewahrt und unser Buchprojekt zum Glück nicht aufgegeben hat.
Regensburg, April 2016 | Anja Ebersbach, Markus Glaser, Richard Heigl |
1 Einleitung
1.1 Perspektiven für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Social Web
Worum geht es im Social Web? Eigentlich nicht um die Technik. Sie ist nur Bedingung. Im Mittelpunkt stehen die medial vermittelten Kooperationsformen, die kollektive Meinungsbildung und der kulturelle Austausch sozialer Gruppen. Das Verhalten im Netz ist eine spezifische Form sozialen Verhaltens mit Zusammenschlüssen und Abgrenzungen. Deshalb kann eine sinnvolle Analyse des Social Webs eigentlich nur sozialwissenschaftlich sein. Und dazu gehören natürlich auch die Ebenen des Kulturellen und des Politischen. Diese drei Ebenen müssen zusammengedacht werden. Schließlich ist das Social Web eng mit allen gesellschaftlichen Bereichen verzahnt: Es greift in die Arbeits- und Lebensweisen von Menschen ein, es gibt klare ökonomische Interessen, politische und rechtliche Implikationen, Auswirkungen auf die Erschließung von Inhalten für Bildung und Wissenschaft. Das Öffentliche und das Private, Fragen des Eigentums müssen neu bestimmt werden. Ganz generell erweitert das Social Web Horizonte der Nutzer und grenzt sie gleichzeitig wieder ein. Es ist ein Unterhaltungsmedium, das Spaß bereitet. Auf der privaten Ebene lernt man Menschen und Sichtweisen kennen, erlebt Erfolge und Enttäuschungen – auch Bedrohungen. Man erfährt sich als Teilhabender an einem Medium. Für Jugendliche, aber auch Ältere ist das Social Web längst Teil ihrer Sozialisation und Teil ihres kulturellen Austauschs.
Dies alles unterstreicht, dass man sich dem Thema nur interdisziplinär nähern kann. Die Politologin, der Medienwissenschaftler oder der Sozialpsychologe sind hier verloren, wenn sie sich nur in den engen Grenzen ihrer Disziplinen bewegen. Die unendliche Vielfalt der Beziehungen von Individuen über das Internet lässt sich aber nur wissenschaftlich ordnen, wenn man eine konkrete, sinnvolle Fragestellung an den zu untersuchenden Gegenstand hat.
Wir wollen in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass die moderne Wissenschaft im Zeitalter der Aufklärung mit dem Programm antrat, den Menschen als gesellschaftliches Wesen zum selbstkritischen Subjekt seiner Geschichte zu machen. Mit diesem Auftrag in der Tasche will sie auf das Bewusstsein der Menschen wirken und ihnen ihre emanzipatorischen Perspektiven aufzeigen. Das heißt konkret: Wie können Menschen über das Web ihre gesellschaftlichen Verhältnisse, ihre soziale Lage verändern oder auch nur besser erkennen? Was tun sie, bewusst oder unbewusst? Wo liegen Potenziale, wo Lernblockaden?
Das ist ein anderes Programm als das einer rein anwendungsorientierten Wissenschaft. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Medien wie dem Social Web kann und muss mehr sein als der Erwerb eines weiteren Passierscheins auf dem persönlichen Karriereweg, möglicherweise in ein Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, Communitys aufzubauen, um diese oder die gewonnenen privaten Profile zu vermarkten.
Eine in unserem Sinne gefasste Wissenschaft der Medien ist praxisorientiert, nicht nur, weil eine mediale Praxis ihren Gegenstand bildet, sondern weil sie diese Praxis analysiert und Theorien darüber ausarbeitet, die auf diese Praxis zurückwirken und sie verändern. Dies ist schon deshalb dringlich, weil