Nächte mit Bosch. Axel Hacke

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Nächte mit Bosch - Axel Hacke


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nicht an, sondern polierte mit einem weichen Lappen sorgsam die Rohre seiner Maschine.

      »Du verkaufst Worte?«, sagte ich.

      Er polierte weiter.

      »Ick muss es tun«, sagte er schließlich. »Ick brauche Geld. Du hast es ja gehört, wegen meiner Tochter. Und sie brauchen Worte. Sie bauen dauernd neue Autos oder machen Parfüms oder Waschmittel, aber sie haben immer zu wenig Worte und wollen ständig neue. Die holen sie bei mir. Sie wissen seit einiger Zeit von der Maschine, irgendwie wussten sie es, ick weiß nicht, woher. Ick hörte die Worte dann irgendwann wieder, im Fernsehen zum Beispiel. Deshalb stelle ick immer den Ton ab. Es ist mir zu viel, und ick bereue es.«

      Er nahm seine Brille ab und putzte sie mit dem Lappen, den er noch in der Hand hatte. »Zeitungen nehme ick nur noch zum Worte-Einwickeln«, sagte er, »es ist fast dasselbe wie mit dem Fernsehen.« Er setzte die Brille wieder auf.

      »Geh mal jetzt«, sagte er leise.

      Drei Tage später lag er im Krankenhaus, in einem Bett auf einem Flur, bleich und matt. Ein Arm war gelähmt. Der Schlaganfall sei gar nicht so schlimm, aber er habe beschlossen zu sterben, sagten die Ärzte.

      »Mit mir ist es aus«, sagte er selbst. Er schob mir ein kleines Paket zu, etwas Schmales, in Zeitungspapier Gewickeltes.

      »Hier«, sagte er, »steck ein.«

      »Mensch, danke, Onkel Oskar.«

      »Steck weg!«

      Er sprach mühsam, den Blick starr in die Luft gerichtet. »Ick wollte . . . sie zerschlagen, alles . . . kaputt hauen . . . ging nicht mehr. Wahrscheinlich . . . haben sie sie schon.« Er drehte den Kopf langsam zu mir und schaute mich lange an. »Verstehste?«

      Ich hastete in seine Wohnung. Die Tür war offen, das Zimmer, in dem die Maschine gestanden hatte, leer. Zeitungspapier lag herum, dazwischen ein paar zerbrochene Worte. Ich ging wieder in den Hof. Das Päckchen, das er mir gegeben hatte, steckte in meiner Manteltasche. Ich wickelte das Wort, das darin war, langsam aus, ein nicht sehr langes, gußeisernes, schwer in der Hand liegendes Wort.

      »Kurzschröter.«

      Keine Ahnung, was das war. Ein Tier? Eine Pflanze?

      Seine Tochter stand unter der Kastanie. Ich drückte ihr das Wort in die Hand. Wir gingen zusammen durch den Torbogen des Vorderhauses. Ich holte tief Luft und brüllte:

      »Kurzschröter!!!!«

      Dann blickte ich nach unten auf die Straße. Die Worte standen schon knöchelhoch.

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