Rebellen gegen Arkon. Hans Kneifel

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Rebellen gegen Arkon - Hans Kneifel


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das Kommando führt, behauptete sein Extrasinn.

      Damit hatten beide Seiten gleich viele Einheiten aus der Schlacht herausgelöst. Vor- und Nachteile waren egalisiert.

      Irakhem befahl:

      »Sperrkordon halten! An alle Einheiten: Bei Kernschuss-Reichweite der schweren Impulskanonen automatisch Feuer eröffnen! Erste Raketensalve mit selbstlenkenden Köpfen ausschleusen!«

      Es dauerte zehn Sekunden. Irakhem prüfte, ob er an seinen Kontursessel geschnallt war.

      »Kanonen 1 bis 8 – feuerklar!«

      Er nickte den Männern am Feuerleitstand zu.

      In der TRAVERSANS EHRE brach ein Inferno los. Innerhalb eines Atemzuges sah er die Schutzschirmauslastung auf den Rekordwert von 190 Prozent klettern. Die Zahl, so irreal sie schien, bedeutete eine sehr konkrete Lebensgefahr. Es konnte jeden Augenblick zu Ende sein.

      Ein Blitz schlug von der einen Seite der Zentrale zur anderen. Aggregate fingen zu kohlen an. Am Rand seines Blickfeldes schrien Techniker unverständliche Wortfetzen.

      »Gegenschub!«, brüllte er. »Schirme verstärken!«

      Irakhem erinnerte sich an die erste Schlacht um Traversan, als er gehofft hatte, dass irgendein wie auch immer gearteter Zufall sich zu ihren Gunsten auswirken würde.

      Es wird allmählich Zeit für das Wunder, dachte er.

      Sein Logiksektor stimmte zu: Der Meinung bin ich ebenfalls.

      Im Kommandosaal des Palastes von Erican versammelten sich zwei Dutzend Personen. Die Blicke aller waren an die Wand gerichtet, auf eine rotierende Holographie, die in komfortabler 3-D-Sicht das Kampfgeschehen abbildete. Allerdings waren keine Fachleute dabei; die Raumfahrer des Systems befanden sich oben, jenseits des Orbits, in einer zum Untergang verurteilten Abwehrflotte.

      Ich schaute in gefasste Gesichter. Meiner Versicherung, dass den Personen am Boden nichts geschehen konnte, wurde kein Glauben geschenkt. Selbst Nert Kuriol schien mit dem Leben abgeschlossen zu haben. Ich empfand Verständnis für die Leute; an ihrer Stelle hätte ich kaum anders reagiert.

      In diesem Augenblick wurde das Feuer eröffnet.

      Das Hologramm explodierte in einer Orgie aus fehlerhaft dargestellten Strahlschüssen und Schiffsbewegungen. Für die Abbildung eines komplexen Kampfgeschehens war es nicht geeignet. Von hier konnten lediglich sehr grobe strategische Entscheidungen getroffen werden.

      Ich war sicher, dass der Kapitän zweiter Klasse Irakhem über eine sehr viel differenziertere Sicht der Dinge verfügte. Schließlich hatte ich oft genug selbst in einer Schlacht das Kommando geführt.

      Meine Augen fingen zu tränen an. Am Boden waren wir machtlos, wir konnten nichts tun außer zusehen.

      Kapitän Irakhem beging seinen ersten Fehler, als er die Raketenwaffen gleich zu Anfang einsetzte. Im Feuersturm der ersten Sekunden erreichte kaum ein Viertel sein Ziel. Damit hatte er sich einer wichtigen taktischen Waffe beraubt, ohne einen Vorteil daraus zu ziehen.

      »Atlan!«

      »Ich höre«, sagte ich tonlos.

      Neben mir stand plötzlich Tamarena. Die Prinzessin trat hilflos von einem Fuß auf den anderen, und sie starrte mit einer Spannung auf das Hologramm, als wolle sie jede Sekunde persönlich in die Kämpfe eingreifen.

      »Du darfst das nicht zulassen«, drängte sie mich. »Da oben sterben mit jedem explodierenden Schiff Hunderte von Menschen!«

      »Ich kann nichts daran ändern, Tamarena.«

      Sie ballte die Hände und starrte mich an, als sei die Schlacht jenseits des Orbits meine Schuld. Mit hilflosem Zorn drehte sie sich um.

      Fürst Kuriol trat an meine Seite, und er legte eine Hand auf meine Schulter.

      »Nehmen Sie es ihr nicht übel«, sagte er. »Sie kennt Irakhem sehr gut. Ihn und noch einige andere Traversaner in der Flotte.«

      Ich versuchte zu erklären:

      »Erhabener, ich habe niemals für die Sicherheit der Raumschiffe garantiert. Ich habe nur gesagt, Traversan wird unversehrt bleiben!«

      »Das weiß ich.«

      »Man hätte die Schiffe in ein anderes System verlegen sollen!«

      »Und Traversan ohne Schutz lassen?«

      »Es existiert auch so kein Schutz!«, platzte es aus mir heraus. »Die Schiffe da oben sind Kanonenfutter, Nert!«

      Kuriol entgegnete nichts darauf. Er winkte seine Tochter heran und versuchte, sie zu beruhigen.

      Sie denkt gar nicht daran, behauptete mein Extrasinn. Pass auf diese Frau auf. Sie ist zu jeder Kurzschlussreaktion imstande.

      Nebenbei behielt ich Tamarena im Sichtfeld. Der Hauptteil meiner Aufmerksamkeit galt allerdings der Schlacht.

      Ich erkannte, dass Irakhem sich nicht ungeschickt anstellte – gemessen an seiner Qualifikation als Pal‘athor. Die vielen kleinen Fehler fielen mir jedoch ins Auge, selbst angesichts des schlecht auflösenden Hologramms.

      Dies war das Jahr 12.402 da Ark. Zehntausend Jahre vor der Gegenwart, in die ich gehörte. In dieser Zeit war ich ein Fremdkörper, und ich machte mir immer wieder klar, dass jede Handlung meinerseits für die Gegenwart eine Katastrophe bedeuten konnte. Jeder Fehler konnte dazu führen, dass der Zeitstrom gespalten wurde. In meine Zeit konnte ich dann niemals wieder zurückkehren.

      Tamarena riss sich von Kuriol los. Sie baute sich so nahe vor mir auf, dass ich ihren Atem auf meiner Haut spürte:

      »Atlan! Ich bitte dich noch einmal um Hilfe! Wir dürfen die Flotte von Traversan nicht untergehen lassen!«

      »Für mich ist es längst Vergangenheit!«, erwiderte ich rau. »Ich darf kein Zeitparadoxon auslösen!«

      »Du bist ein Feigling!«, warf sie mir vor.

      Ihr Gesicht hatte jede Farbe verloren.

      »Was stellst du dir vor? Was soll ich konkret tun?«, fragte ich sie. »Ich bin nur ein einzelner Mann! Ich habe keinen schwarzen Zylinder und keine Zaubertricks. Ich kenne nur die Zukunft, das ist alles. Und ich sage euch: Traversan überlebt! Solange ich mich still verhalte! Solange die Kausalität gewahrt bleibt.«

      »Bitte!«, drängte sie.

      »Wenn ich die Nerven verliere, dann ist alles in Frage gestellt. Dann kann es sein, dass eure Heimat untergeht. Wenn ich eingreife, ist alle Sicherheit dahin, weil man sich auf den Lauf der Geschichte nicht mehr verlassen kann.«

      »Du kannst das nicht ernst meinen, Atlan!«

      »Stehe ich etwa selbst nicht hier unten? Ich weiß, was passiert, wenn die imperiale Flotte über Traversan erscheint. Dann sterbe auch ich.«

      Ich blickte in ihre Augen – von denen ich eine Stunde zuvor noch so intensiv geträumt hatte. In ihren Zügen erkannte ich blanke Ablehnung.

      »Diese Männer sterben!«

      »Ich … ich kann nichts daran ändern!«

      Etwas in ihren Zügen veränderte sich mit einem Mal.

      »Du bist wirklich nur ein Schwätzer«, sagte sie abfällig. »Und ich, ich dachte schon …«

      Kuriol griff nach ihrem Arm.

      »Tamarena.«

      Doch die Prinzessin riss sich los, mit einem heftigen Ruck, der den weitaus größeren Nert beinahe ins Straucheln gebracht hätte. Anklagend streckte sie die Hand aus.

      »Vater! Ich habe seine Gedanken gelesen! Da ist noch etwas, das ich bis jetzt nicht preisgegeben habe. Dieser Mann …«, ihr Finger zeigte direkt auf mich wie auf einen Angeklagten, »dieser Mann ist ein Admiral! Er ist ein erfahrener Flottenkommandant! Er könnte Irakhem und die anderen jederzeit retten!«

      Von einer Sekunde


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