Rebellen gegen Arkon. Hans Kneifel

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Rebellen gegen Arkon - Hans Kneifel


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horchte ich in mein Inneres. Der Extrasinn zog es vor, meine Gedanken ohne Kommentar verhallen zu lassen. Wie rücksichtsvoll von ihm …

      Der Leka-Diskus schoss durch die oberen Atmosphäreschichten in den freien Weltraum. Mit bloßem Auge war nichts von der Schlacht zu erkennen. Nur die Ortergeräte verrieten dem geübten Auge, was sich an welchem Ort ereignete.

      Ich forderte Peilimpulse an. Es dauerte keine zehn Minuten, dann erblickte ich vor mir ein scheinbar antriebslos treibendes, von einem starken Schutzschirm umgebenes Raumschiff. Es war die TRAVERSANS EHRE.

      Ein Blick auf die Außenhülle zeigte, dass die 500-Meter-Einheit der Fusufklasse unter schwerem Feuer gelegen hatte. Die Panzerung aus Arkonstahl hatte jedoch dem Überfall standgehalten.

      »Leka-Diskus mit Pilot Atlan bittet um Aufnahme!«

      Vor mir öffnete sich eine Strukturlücke im Schirm. Ein Traktorstrahl zog mich mit brutaler Wucht ins Innere, in einen halb zerstörten Hangar.

      Alarm gellte durch das Schiff. Ich schnallte mich los. Durch den Hangar stürmte ich Richtung Ausgang.

      Im letzten möglichen Augenblick erreichte ich den Korridor, dann schleuderte ein mittleres Beben mich an die Decke und zum Boden zurück. Ich konnte froh sein, dass ich keine Knochenbrüche davontrug.

      Bis zur Zentrale dauerte es fünf Minuten. Aus dem Antigravschacht rollte ich mitten in den Saal. Ich war der Einzige, der nicht angeschnallt war, und brach deshalb als Einziger zusammen, als einige Gravos Beschleunigung von den Andruckabsorbern nicht abgefangen wurden.

      Auf dem Kommandostand sah ich Prinzessin Tamarena sitzen. Ich war erleichtert, sie gesund zu sehen. Mein Herz fing zu klopfen an, und allein ihr Anblick ließ mich glauben, dass ich ein berechtigtes Risiko einging.

      »Atlan!«, rief sie. »Ich dachte nicht mehr, dass du kommen würdest!«

      »Das dachte ich selbst nicht.«

      Wir schauten uns in die Augen. Aber der Moment dauerte nicht lange.

      Die Prinzessin wandte sich dem hochgewachsenen jungen Mann zu, der in der Uniform eines Pal‘athor neben ihr hockte, im Kommandantensessel.

      »Das ist er, von dem ich dir erzählt habe, Irakhem! Das ist Atlan. Der Mann aus der Zukunft.«

      Der junge Mann starrte mich an, als wolle er mein Innerstes bloßlegen. Er umklammerte so fest die Lehnen seines Sessels, dass die Knöchel weiß hervortraten.

      »Was wollen Sie hier, Atlan?«, fragte er scheinbar kalt.

      »Ich habe die Absicht, das Kommando über Traversans Flotte zu übernehmen.«

      Irakhem kämpfte mit sich. Hilflos schaute er auf mich, dann wieder zurück auf die Panoramagalerie, die ein furchtbares Bild des Untergangs zeichnete.

      »Also gut. Admiral – wir warten auf Ihre Befehle.«

      Ich atmete auf.

      »Verlieren wir keine Zeit. Irakhem, Sie waren auf der Galaktonautischen Akademie?«

      »So ist es!«

      »Dann verlassen Sie nun den Kommandositz. Begeben Sie sich nach vorn und übernehmen Sie den Pilotenstand. Dort werden Sie dringender gebraucht.«

      »Das werde ich ganz bestimmt nicht tun …«

      Tamarena versetzte ihm einen heftigen Stoß.

      Pal‘athor Irakhem presste die Lippen zusammen. Er sprang vom Podest und erreichte mit wenigen Sprüngen die Reihe der Pilotensitze.

      Die Methoden der Akademie waren mir bekannt. Mit ihm an der Steuerung fühlte ich mich erheblich wohler.

      Die Prinzessin schenkte mir einen unergründlichen Blick. Ich hatte keine Zeit, mich ihr zu widmen, auch wenn sie mir einen Moment lang als der wichtigste Mensch im Universum erschien. Ich hatte eine Schlacht zu gewinnen. Und das, so verriet mir der erste flüchtige Blick, war ein Ding der Unmöglichkeit. Irakhem hatte zu viele Fehler gemacht.

      »Hologramme und Schirmflächen vergrößern!«, ordnete ich an. »Abbildungen auf höchste Detailstufe.«

      Die Orter der TRAVERSANS EHRE stellten eine Fülle von Informationen zur Verfügung. Zu den Flussdiagrammen und dreidimensionalen Vektorgrafiken kam ein Verfahren, das den wahrscheinlichen Zustand meiner Einheiten ermittelte. Intakte Einheiten wurden grün eingefärbt, beschädigte blau, manövrierunfähige Schiffe erhielten die Farbe Gelb zugeordnet. Grün war kaum zu sehen, Blau dagegen sehr häufig.

      Die Schiffe des Feindes behielten ihre rote Kennfarbe. Allerdings hatte die Positronik eine Vielzahl von Treffern aufgezeichnet, auch auf Seiten des Gegners. Ich ließ die Summe der Treffer als Index unterhalb der roten Reflexe einblenden. Vor meinen Augen entwickelte sich ein komplexes Bild.

      »Kein Arkonide kann das mehr überschauen!«, flüsterte Tamarena.

      »Ein Admiral muss es können. Die Summe der Details gibt stets den Ausschlag.«

      Unsere Streitmacht bestand nicht mehr aus siebzig Schiffen wie zu Anfang, sondern war auf 45 Einheiten geschrumpft.

      Zehn meiner Schiffe hatten nichts anderes zu tun, als Traversan gegen durchgebrochene Feinde zu schützen. In den eigentlichen Kampf griffen sie zu keiner Zeit ein. Die Geschichte lehrte mich jedoch, dass es zu einem weiteren Durchbruch nicht mehr kommen würde; ich konnte also guten Gewissens auf die letzte Sicherung verzichten.

      Vere‘athor Troimus, der Führer der Gegenseite, hatte lediglich zwanzig Verluste zu beklagen. Er verfügte noch über achtzig Einheiten – wobei auch er zehn Raumer aus der Schlacht herausgenommen hatte.

      Schwere Schläge erschütterten die TRAVERSANS EHRE. Eine Sekunde lang fiel in der Zentrale die Beleuchtung aus, und in der Dunkelheit glomm allein noch die Galerie der Panoramaschirme. Ich erkannte zwei Schlachtkreuzer der Fusufklasse, die uns unter Feuer genommen hatten.

      »Irakhem!«, brüllte ich gegen den Lärm. »Regeln Sie das allein!«

      Der Pal‘athor an den Kontrollen machte eine bejahende Geste. Ich versuchte, mich geistig mit seinen Maßnahmen nicht zu befassen.

      »Schirmauslastung 120 Prozent!«, hörte ich einen Offizier schreien. »Steigend!«

      Die TRAVERSANS EHRE beschleunigte mit maximalen Werten, verzögerte, schüttelte die Schlachtkreuzer ab. Ein Verband Schwerer Kreuzer kam uns von hinten zu Hilfe. Die Thermogeschütze feuerten im Salventakt, positronisch synchronisiert mit den übrigen Einheiten.

      Ich entwickelte meinen ersten Plan.

      »Die zehn Schiffe über Traversan werden abgezogen!«, kommandierte ich. »Eingliedern in die Kampfverbände!«

      »Admiral! Das ist nicht …«

      »Befolgen Sie meine Befehle!«, donnerte ich.

      Der Orbton, der mich in eine Diskussion hatte verwickeln wollen, hastete wortlos davon.

      Ich hatte nicht die Absicht, dem Untergang tatenlos zuzusehen. Wenige Minuten später verfügte ich über sämtliche Einheiten.

      Biete dem Gegner einen Köder an!, empfahl der Logiksektor. Und dann schlage zu!

      Vere‘athor Troimus versuchte, zwei Lichtminuten von Traversan entfernt eine permanente Kampfzone zu schaffen. Bei permanentem Feuer, wenn sich alle Schiffe stets in Schussreichweite befanden, wog die zahlenmäßige Überlegenheit der imperialen Flotte besonders schwer.

      Irakhem schickte mir einen warnenden Blick. Ich nickte unmerklich; als Zeichen, dass ich die Gefahr erkannt hatte.

      »Atlan«, drängte Tamarena. »Wir brauchen Distanz, sonst geht es zu schnell!«

      »Keineswegs. Wir benötigen einen Köder für den Feind.«

      »Müssen wir denn selbst dieser Köder sein?«

      »Etwas anderes haben wir nicht.«

      Troimus ließ eine große Kugelschale aus Raumschiffen


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