Internationale Beziehungen. Anja Jetschke

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Internationale Beziehungen - Anja Jetschke


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und Armenien sowie um internationale Verwaltung des Bosporus und der Dardanellen als strategischem Meereszugang für Sowjetunion (Sowjetunion strebt Revision des Vertrags von Montreux 1936 an)US-Unterstützung im Rahmen der Truman-Doktrin sichert türkische SouveränitätGriechenland-Krise (1944–1947)Konflikt um Regierungskontrolle nach Ausbruch des Bürgerkriegs in Griechenland zwischen Royalisten und KommunistenGroßbritannien muss sich 1947 zurückziehen;USA und Sowjetunion treten in Stellvertreterkrieg einVietnamkrieg (1946–1954)Rückzug Großbritanniens als Verwalter Südvietnams führt zu Dekolonisationskrieg unter Führung Ho Chi Minhs zur Wiedervereinigung Vietnamsvertragswidrige Wiederbesetzung des Südens nach britischem Abzug durch Frankreich endet in französischer Niederlage bei Dien Bien Phu;Unterstützung der USA für Frankreich ab 1954 führt zu Stellvertreterkrieg mit China und Sowjetunion bis 1975Ende des chinesischen Bürgerkriegs (1949)Wiederaufflammen des Bürgerkriegs zwischen Kommunisten und Nationalisten nach Niederlage Japans 1945;Kuomintang flieht nach Taiwan und gründet dort einen neuen StaatSieg der Kommunisten unter Führung Mao Tse-tungs über die nationalistische Kuomintang;Etablierung diplomatischer Beziehungen zwischen China und Sowjetunion beschwört im Westen die „Rote Gefahr“ heraufKoreakrieg (1950–1953)Angriff Nordkoreas auf Südkorea mit Unterstützung Chinas und der Sowjetunionvon den Vereinten Nationen mandatierter Einsatz militärischer Truppen sichert Südkoreas Unabhängigkeit;Teilung entlang des 38. Breitengrades wird beibehalten

      Regionale Krisen und die Herausbildung des Ost-West-KonfliktOst-West-Konflikts

      Allen Krisen war gemeinsam, dass sie sich in strategisch wichtigen Regionen ereigneten, in denen britische direkt auf sowjetische Interessen trafen. Die Krisen hatten große Relevanz für die Herausbildung des Ost-West-KonfliktOst-West-Konflikts, weil sie eine Annäherung zwischen den USA und Großbritannien anzeigten, die ansonsten größere Interessenkonflikte über den weltpolitischen Machtanspruch Großbritanniens hatten (Young/Kent 2013: 38). Ab 1946/47 verhärteten sich die jeweiligen Positionen zwischen den westlichen Alliierten und der UdSSR, mit Rückwirkungen auf eine europäische Friedensordnung.

      Die wichtigsten globalen Trendsglobale Trends und Entwicklungen von den Alliierten Konferenzen bis Mitte der 1960er Jahre

      Für Europa markierte das Jahr 1947 somit einen fundamentalen Umbruch: In diesem Jahr begann in Europa die Blockbildung, im Westen forciert durch Großbritannien und die USA, im Osten durch die Sowjetunion. Als Ergebnis dieser Blockbildung entstanden jeweils zwei hochintegrierte, institutionalisierte Wirtschafts- und Militärbündnisse mit jeweils ausschließlicher Mitgliedschaft. Die zweite wichtige Entwicklung war die Dekolonisation, die die Positionen Großbritanniens und Frankreichs schwächte. Dies hatte den Effekt, dass die USA und die Sowjetunion als die stärksten Mächte international aufstiegen.

NationalstaatlicheNationalstaatliche EbeneZwischenstaatliche EbeneZeitRaum
BlockbildungEntstehung einander wechselseitig ausschließender Staatengruppen, liberal-marktwirtschaftlich organisierte und sozialistische Staatenhohe Interaktion und Integration innerhalb der Blöcke, wenig Integration über Blöcke hinweg1948–1963Global
DekolonisationStaatenbildungsprozesse unter den ehemaligen Kolonien;Entstehung einer hohen Zahl neuer Staaten im Globalen Süden, die eigenständige Außenpolitik verfolgenneue integrative Verbünde, explizit konzipiert als Blockfreiheit (Dritte Welt);Wettbewerb zwischen USA und Sowjetunion um neu entstandene Staatenab 1946/ 47Afrika und Asien
Dekolonisationskriege in Afrika und in AsienKriege zwischen Kolonialmacht und Unabhängigkeitsbewegungen, oftmals gegen Unternehmensinteressen durchgesetzt;anhaltende Konflikte mit hohen Opferzahlen (Dekolonisationskriege);interventionistische Maßnahmen durch Weltmächtetransnationale Effekte in Form einer Destabilisierung neuer Staaten;Konflikte werden als Teil der Ost-West-KonfliktOst-West-Konfliktkonstellation und im Rahmen globaler Machtkonkurrenz ausgetragenab 1960er JahreAsien, Naher Osten, am Horn von Afrika, Südafrika
regionale Ordnungskonflikte in der Nahsicht: Nahost-Konflikt und Angola-KonfliktAngola-KonfliktKriege zwischen Staaten der Dritten Welt um regionale Führerschaft oder zur Klärung von GrenzstreitigkeitenKonflikte werden als Teil der Ost-West-KonfliktOst-West-Konfliktkonstellation und im Rahmen globaler Machtkonkurrenz ausgetragenab 1948Naher Osten, südliches Afrika
Verbreitung autoritärer Staaten in der „Dritten Welt“nach der Dekolonisation kommt es zur Etablierung autoritärer Einparteienherrschaften;Militärdiktaturen und Entwicklungsdiktaturen dominieren den gesamten Globalen Südenkommunistische Ideologie wirkt auf ehemalige Kolonien ein;westliche Staaten wirken mit einer militärisch angeleiteten Entwicklungsstratgie entgegenab 1950Lateinamerika, Afrika, Asien

      Die wichtigsten globalen Trendsglobale Trends von 1947 bis Mitte der 1960er Jahre

      BlockbildungBlockbildung (1948–1963)

      Merke

      Blockbildung

      Blockbildung bezeichnet die institutionalisierte Integration der ost- und westeuropäischen Staaten nach 1947 in zwei unterschiedliche wirtschaftliche, politische und ideologisch ausgerichtete Systeme. In beiden Fällen vollzieht sich diese Integration unter der Dominanz eines Hegemons, im Fall des westlichen Blocks der USA, im Fall des östlichen Blocks der Sowjetunion. Sie wird durchbrochen durch die Bildung der BlockfreienbewegungBlockfreienbewegung im Zuge der Dekolonisation ab 1947.

      In Westeuropa war es Großbritannien, das damit begann, eine Allianz als Gegengewicht zur sowjetischen Einflusssphäre zu organisierenWesteuropa: Blockbildung unter Führung Großbritanniens. Der Bündnis- und Beistandsvertrag von Dünkirchen (1947) zwischen Großbritannien und Frankreich war zwar primär gegen Deutschland gerichtet, stellte jedoch zugleich den Kristallisationskern für eine westeuropäische Zusammenarbeit im Kontext des sich verschärfenden Ost-West-KonfliktOst-West-Konflikts dar. Dieser Vertrag wurde 1948 – wiederum auf Initiative Großbritanniens – um Belgien, Luxemburg und die Niederlande (Brüsseler Fünf-Mächte-Pakt) zu einem Pakt zur kollektiven Verteidigung und zur wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Zusammenarbeit erweitert.

      Die USA hatten 1947 damit begonnen, den wirtschaftlichen Aufbau Westeuropas durch den Marshall-Plan zu unterstützen. 1948 gründeten sie die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC), zur Koordination der europäischen Volkswirtschaften mit Kanada und den westeuropäischen Staaten. Die Berlin-Blockade im Juni 1948 führte zu Verhandlungen über einen Atlantischen Vertrag und zur Gründung der NATONATO 1949 durch die USA, Kanada und zehn westeuropäische Staaten. Die NATO war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch keine integrative Militärorganisation mit gemeinsamen militärischen Einheiten und einem Oberkommando, sondern definierte sich selbst als kollektives Sicherheitssystem.

      Die Transformation der NATONATO in eine Integrierte Allianz vollzog sich erst 1950: Sie wurde mit dem „Verlust“ Chinas (1949) für den Westen, unter dem Eindruck der Explosion der ersten sowjetischen Atombombe (September 1949) und insbesondere durch den Ausbruch des Korea-Kriegs (Juni 1950) gefördert. 1950 fiel die Entscheidung, die Bundesrepublik wieder aufzurüsten und in die NATO zu integrieren, bei gleichzeitiger Verstärkung der Bodentruppen in Europa und der Entsendung eines US-amerikanischen NATO-Oberbefehlshabers nach Brüssel. Mit der Integration Griechenlands (1952) sowie Deutschlands und der Türkei (beide 1955) war die Beitritt Deutschlands zur NATO 1955Bildung der NATO vollendet. Sie sollte in dieser Form bis nach dem Ende des Ost-West-KonfliktOst-West-Konflikts bestehen bleiben.

US-EinflussbereichSowjetischer Einflussbereich
Europa
Vertrag von Dünkirchen 1947 (Führung: GB)bilaterale Bündnis- und Beistandsverträge (1943–1948)
Koordination der Volkswirtschaften: Organization for European Economic Cooperation (OEEC, 1948)Koordination der Volkswirtschaften: Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW, 1949)
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