PLATON - Gesammelte Werke. Platon

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PLATON - Gesammelte Werke - Platon


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Und auch das Eins, welches dann nur des Einen Eins ist, auch dieses sei wiederum nur eines Namens Eins.

      Theaitetos: Notwendig.

      Fremder: Und wie, das Ganze sei verschieden von dem seienden Einen, werden sie sagen, oder einerlei damit?

      Theaitetos: Wie sollten sie nicht letzteres jetzt und immer sagen?

      Fremder: Wenn es nun ganz ist, wie ja auch Parmenides sagt, Ähnlich von überall her der schönstgerundeten Kugel Gleich von der Mitte heraus sich verbreitend; denn größer nach hierhin, Kleiner nach dorthin sein, das darf es sich nimmer vergönnen, so hat das Seiende als ein solches ja Mitte und Enden, und dies habend hat es ja wohl ganz notwendig Teile. Oder wie?

      Theaitetos: So allerdings.

      (245) Fremder: Allein dem Geteilten kann zwar in Beziehung auf die Gesamtheit seiner Teile die Einheit zukommen, und nichts steht im Wege, daß es auf diese Art als ein Ganzes und All auch Eins sei.

      Theaitetos: Woher auch?

      Fremder: Aber ist es nicht unmöglich, daß dieses dem dies alles zukommt das Eins selbst sei?

      Theaitetos: Wie so?

      Fremder: Vollkommen unteilbar muß doch wohl das wahre Eins nach der richtigen Erklärung angenommen werden.

      Theaitetos: Das muß es freilich.

      Fremder: Ein solches aber aus vielen Teilen bestehendes stimmt nicht mit dieser Erklärung.

      Theaitetos: Ich verstehe.

      Fremder: Soll nun das Seiende, so daß ihm nur die Eigenschaft des Eins zukomme, Eins und Ganz sein, oder sollen wir ganz und gar nicht sagen, daß das Seiende ganz sei?

      Theaitetos: Eine schwere Wahl legst du mir vor.

      Fremder: Ganz richtig bemerkt. Denn wenn das Seiende nur die Eigenschaft hat auf gewisse Weise Eins zu sein; so zeigt es sich ja als nicht dasselbige seiend mit dem Eins, und so wird doch alles mehr sein als Eins.

      Theaitetos: Ja.

      Fremder: Wenn aber dagegen das seiende nicht, weil ihm nur die Eigenschaft von jenem zukäme, ganz ist, das Ganze selbst aber ist auch, so wird ja das Seiende sich selbst fehlen.

      Theaitetos: Freilich.

      Fremder: Und wenn es diesem zufolge sich selbst fehlt, so wird ja das Seiende nicht seiend sein.

      Theaitetos: Allerdings.

      Fremder: Und es wiederum wird alles mehr als Eins, wenn das Seiende und das Ganze abgesondert jedes sein eigenes Wesen bekommen.

      Theaitetos: Ja.

      Fremder: Ist hingegen das Ganze selbst ganz und gar nicht: so begegnet dem Seienden nicht nur das nämliche wie vorher; sondern außerdem daß es nicht ist, kann es auch nicht einmal geworden sein.

      Theaitetos: Warum nicht?

      Fremder: Das gewordene ist immer ein Ganzes geworden. So daß weder ein Sein noch ein Werden als seiend anzunehmen ist, wenn man das Ganze nicht unter das Seiende setzt.

      Theaitetos: Auf alle Weise scheint sich dies so zu verhalten.

      Fremder: Aber auch überall nicht irgendwie groß darf das nicht ganze sein. Denn ist es irgendwie groß, so ist es doch, wie groß es auch sei, so groß notwendig ganz.

      Theaitetos: Offenbar ja.

      Fremder: Und es wird sich zeigen, wie eben so jedes tausend andern nicht zu beseitigenden Schwierigkeiten ausgesetzt ist für den welcher sagt, das Seiende sei nur zwei oder nur Eins.

      Theaitetos: Das offenbart sich schon durch das jetzt zum Vorschein kommende. Denn an jedes knüpft sich immer ein anderes, und bringt größere und schwierigere Irrung in jedes vorher gesagte hinein.

      Fremder: Die nun welche sich so genau einlassen über das Seiende und Nichtseiende haben wir ganz zwar noch gar nicht durchgenommen. Doch es sei schon genug. Aber die sich anders erklären müssen wir nun auch in Betrachtung ziehn, um an Allen zu sehen, daß es um nichts leichter ist das Seiende als das Nichtseiende zu erklären, was es ist.

      Theaitetos: So laß uns denn auch an diese gehn.

      (246) Fremder: Zwischen diesen scheint mir nun ein wahrer Riesenkrieg zu sein wegen ihrer Uneinigkeit unter einander über das Sein.

      Theaitetos: Wie so?

      Fremder: Die Einen ziehn alles aus dem Himmel und dem Unsichtbaren auf die Erde herab mit ihren Händen buchstäblich Felsen und Eichen umklammernd. Denn an dergleichen alles halten sie sich und behaupten das allein sei woran man sich stoßen und was man betasten könne, indem sie Körper und Sein für einerlei erklären; und wenn von den andern einer sagt es sei auch etwas was keinen Leib habe, achten sie darauf ganz und gar nicht und wollen nichts anderes hören.

      Theaitetos: Ja arge Leute sind das von denen du sprichst, denn ich bin auch schon auf mehrere solche getroffen.

      Fremder: Daher auch die gegen sie streitenden sich gar vorsichtig von oben herab aus dem unsichtbaren verteidigen, und behaupten gewisse gedenkbare unkörperliche Ideen wären das wahre Sein, jener ihre Körper aber und was sie das wahre nennen stoßen sie ganz klein in ihren Reden, und schreiben ihnen statt des Seins nur ein bewegliches Werden zu. Zwischen ihnen aber, o Theaitetos, ist hierüber ein unermeßliches Schlachtgetümmel immerwährend.

      Theaitetos: Wahr.

      Fremder: Laß uns also von beiden Teilen nach einander Erklärung fodern über das Sein welches sie annehmen.

      Theaitetos: Wie sollen wir das aber machen?

      Fremder: Von denen die es in Ideen setzen ist es leichter, denn sie sind zahmer; von denen aber die mit Gewalt alles in das körperliche ziehen ist es schwerer, vielleicht wohl gar unmöglich. Aber so, glaube ich, müssen wir es mit ihnen machen.

      Theaitetos: Wie?

      Fremder: Am liebsten, wenn es möglich wäre, sie in der Tat besser machen; wenn aber dies nicht angeht, dann wenigstens in unserer Rede, indem wir voraussetzen daß sie uns rechtlicher als sie jetzt wohl zu tun pflegen antworten. Denn was von Besseren eingestanden wird ist ja wohl mehr wert als was von Schlechteren. Und wir kümmern uns ja nicht um sie, sondern suchen nur das wahre.

      Theaitetos: Ganz richtig.

      Fremder: So laß denn sie die bessergewordenen dir antworten, und dolmetsche uns was sie sagen.

      Theaitetos: Das soll geschehen.

      Fremder: Mögen sie dann sagen, ob sie annehmen es gebe sterbliches lebendiges?

      Theaitetos: Wie sollten sie das nicht!

      Fremder: Und ob sie eingestehen dies sei ein beseelter Leib?

      Theaitetos: Ganz gewiß.

      Fremder: Daß sie also die Seele unter das Seiende setzen?

      Theaitetos: Ja.

      (247) Fremder: Und wie? nehmen sie nicht an, eine Seele sei gerecht, die andere ungerecht? und die eine vernünftig, die andere unvernünftig?

      Theaitetos: Unbedenklich.

      Fremder:


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