Wechselspiel der Liebe. Heather Graham
Читать онлайн книгу.war – plötzlich begann er zu beten.
4
Nach der Hochzeit drängte Jarrett McKenzie zur Eile, und Tara konnte kaum mit ihm Schritt halten. Sie beobachtete sein markantes Profil, spürte seine Entschlossenheit. Ein großer, starker Mann, über den sie genausowenig wußte wie er von ihr ...
Sie kehrten zum Dock zurück, wo er ihr in ein kleines Boot half und sich dann neben sie auf die Bank setzte. Zitternd verschränkte sie im kalten Nachtwind die Arme vor der Brust, während er den Kahn losband und auf den Mississippi hinausruderte. Das Mondlicht warf einen silbernen Glanz auf die Wellen, berührte aber nicht McKenzies Gesicht, und Tara erkannte den Ausdruck seiner Augen nicht.
Schließlich brach sie das Schweigen. »Willst du bis nach Florida rudern?«
Als er lächelte, sah sie seine weißen Zähne schimmern. »Da vorn wartet die Magda auf uns.«
Sie drehte sich um und entdeckte ein großes Schiff. Sanft schaukelte es auf dem Wasser und wirkte sehr einladend, von hellen Laternen beleuchtet. Dann wandte sie sich wieder zu dem Fremden, den sie geheiratet hatte. »Sind wir an Bord auch wirklich in Sicherheit?«
»Hoffentlich. Das Schiff gehört mir.«
»Oh ...«
»Robert hat dir doch erzählt, daß ich reich bin.«
»Und was hat er mir nicht verraten?«
»Eine ganze Menge. Da du deine Geheimnisse so beharrlich hütest, wirst du mir wohl gestatten, auch meine zu bewahren.«
Sie zuckte die Achseln und wünschte, sie hätte ihre Frage nicht gestellt.
»Hallo!« erklang eine freundliche Stimme in der Nacht, und das Ruderboot legte an der Magda an, einem neuen, eleganten Schiff. Lächelnd beugte sich Robert Treat über die Reling. Eine Strickleiter wurde herabgelassen.
»Kannst du hinaufsteigen?« fragte Jarrett seine Frau.
»Ja.« Etwas zu schnell stand sie auf, und der Kahn schwankte gefährlich.
Aber Jarrett hielt sie fest bis sie ihr Gleichgewicht wiederfand und ergriff eine Sprosse der Strickleiter. »Keine Bange, ich bleibe dicht hinter dir.«
Wenig später half ihr Robert, über die Reling zu klettern. »Willkommen an Bord, Mrs. McKenzie!« Freudestrahlend umschloß er ihre Hände und küßte sie auf beide Wangen, sichtlich zufrieden mit den Ereignissen dieser Nacht, die er als sein Werk betrachtete.
Vier weitere Männer standen an Deck, und ihre neugierigen Blicke trieben das Blut in Taras Wangen. »Gentlemen, das ist meine Frau Tara!« erklärte McKenzie und legte einen Arm um ihre Schultern. »Tara, der erste Maat heißt Leo Hume, und das sind die wackeren Matrosen Ted und Nathan Nailor und George Adair.«
»Hallo«, murmelte sie, und die Männer verneigten sich grinsend. Ted Nailor, der älteste, mußte Nathans Vater sein, etwa vierzig Jahre alt, und der Junge zählte höchstens siebzehn Lenze. Beide waren kräftig gebaute Rotschöpfe mit sommersprossigen Nasen.
Vermutlich stammte der dunkelhäutige Leo Hume, mit schwarzen Haaren und Augen, von Spaniern ab. Der schlanke George Adair hatte braunes Haar und helle Augen.
Nur Ted wagte es, Tara anzusprechen. Schwungvoll nahm er seine Mütze ab. »Mrs. McKenzie, wir alle freuen uns sehr, Sie kennenzulernen. Wie wir gestehen müssen, sind wir überrascht, aber entzückt, und wir werden Ihnen in treuer Ergebenheit dienen.«
Sie lächelte, und zu ihrer eigenen Verblüffung brannten Tränen hinter ihren Lidern. Plötzlich fühlte sie sich beschützt und geborgen nach der langen Flucht, nach ihrer fragwürdigen Gesellschaft in letzter Zeit.
Sekundenlang schloß sie die Augen, erinnerte sich an die schöne Stadt, wo sie aufgewachsen war, im Glauben, dort würde sie ihre Zukunft verbringen. Aber er hatte ihr alles genommen und den Anschein erweckt, sie wäre die Mörderin des Mannes, dem sie soviel verdankte ...
Inzwischen würde daheim der erste Schnee gefallen sein. In weißer Pracht reihten sich die Hügel aneinander – schön, aber eiskalt. Wie der Mann, vor dem sie geflohen war. Ein Mann, der sich nicht scheute, das Blut seines nächsten Verwandten zu vergießen, um seine eigenen Interessen zu verfolgen.
In dieser Nacht hätte er sie beinahe gefangengenommen. Bei diesem Gedanken begann Tara zu zittern. Der Griff der kraftvollen Hand, die ihre Schulter umfaßte, verstärkte sich. McKenzie. Er hatte sie gerettet und auf dieses Schiff gebracht, obwohl er nichts von ihrer Vergangenheit wußte.
»Segeln wir los, Kameraden!« befahl er. »Morgen soll New Orleans schon weit hinter uns liegen.«
»Aye, aye, Sir«, stimmte Ted zu. »Obwohl wir nur wenig Zeit fanden, um alles vorzubereiten, taten wir unser Bestes, und ich glaube, Sie werden sich in Ihrer Kabine wohlfühlen.« Dann wandte er sich ab. »Lichtet den Anker!« rief er, und die Männer eilten zu ihren Posten.
Jarrett führte seine Frau unter Deck, wo der Großmast zwei Kabinen trennte. Durch eine polierte Doppeltür betraten sie die Kapitänskajüte. Auf dem großen Schreibtisch in der Mitte brannte eine Kerze, daneben standen zwei zugedeckte Silbertabletts. Kandelaber aus Messing schmückten die Wände. Rechts vom Tisch schimmerte ein großer Globus, an der linken Seite erblickte Tara ein erstaunlich breites Bett und eine hölzerne Badewanne, aus der Dampfwolken stiegen.
»Ja, die Leute haben wirklich gute Arbeit geleistet«, meinte Jarrett und nahm ein hellblaues Nachthemd vom Bett. »Eine Mahlzeit, ein heißes Bad. Das wird dir sicher gefallen.«
Eigentlich wäre ihr der kalte Mississippi lieber gewesen. Würde das Halbdunkel die Angst in ihren Augen verbergen?
Zwischen den Tabletts standen eine entkorkte Weinflasche und zwei Kristallgläser. Jarrett füllte ein Glas, das er Tara reichte. Die nächtlichen Schatten genügten nicht. Viel zu deutlich spürte sie seinen prüfenden Blick. »Trink, das wird dich beruhigen.«
Mechanisch gehorchte sie, und erst danach wurde ihr bewußt, was sie damit eingestand – daß ihre flatternden Nerven tatsächlich eines Balsams bedurften.
Mit geschickten Fingern löste Jarrett die Verschnürung an Taras Rücken, und sie rang mühsam nach Atem. Rasch ging sie zum Tisch, schenkte sich noch einmal Wein ein und leerte das Glas in durstigen Zügen.
»Nicht so schnell, meine Liebe!« mahnte Jarrett. »Du sollst dich beruhigen, aber nicht betäuben.« Lächelnd drehte er Tara zu sich herum und nahm sie in die Arme. Ein paar Sekunden lang betrachtete er ihr Gesicht. Dann neigte er sich herab und preßte seinen warmen Mund auf ihren. Langsam schob seine Zunge ihre Lippen auseinander.
Als er Tara an seinen muskulösen Körper drückte, spürte sie seine Erregimg. Sie hätte sich gewehrt, wäre der Kuß nicht so verführerisch gewesen. Aufreizend erforschte seine Zunge ihren Mund, sandte flüssige Hitze durch ihre Adern. Eine süße Schwäche erfüllte sie, und ihr Herz schlug wie rasend. Nach einer Weile blickte er auf. »Nun, ist es sehr schlimm?«
Wortlos schüttelte sie den Kopf, schluckte krampfhaft und schämte sich, weil sie sich so leicht von einem Fremden betören ließ. Und sein sichtliches Amüsement ärgerte sie.
Er lachte leise und streichelte ihre Wange. »Also wird es dir nicht schwerfallen, deine Pflicht zu tun?«
»Mach dich nicht lustig über mich!«
»Vielleicht weißt du schon, was dir bevorsteht, und diese Nacht hält keine Überraschungen für dich bereit.«
»Wie ich schon bei deinem albernen Pokerspiel sagte – ich bin keine Hure!« fauchte sie und versuchte sich von ihm loszureißen.
»Das habe ich auch gar nicht behauptet. Welch ein Temperament du besitzt ...«
Erbost warf sie ihren Kopf in den Nacken. »Falls du mich geheiratet hast, weil du dir eine fügsame, ergebene Frau wünschst ...«
»Nein«, unterbrach er sie, »ich habe dich wegen deiner Haare geheiratet.«
»Wegen