Wechselspiel der Liebe. Heather Graham

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Wechselspiel der Liebe - Heather Graham


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ich gesagt, du wärst eine Million wert?« fragte er zwischen zwei Küssen. »Vergiß es! Du bist imbezahlbar.«

      Glücklicherweise verbarg er sein Gesicht an ihrem Hals, denn jetzt begannen die Tränen zu fließen. Nicht der Schmerz brachte Tara zum Weinen, sondern das zärtliche Kompliment. Und er hatte nicht zuviel versprochen.

      Allmählich verebbten die Qualen, und das Wunder, das sie vorhin genossen hatte, betörte sie von neuem. Jarrett begann sich langsam zu bewegen, Feuerströme durchzuckten ihren Körper, und alles in ihr sehnte sich danach, jene berauschenden Gefühle noch einmal zu erleben.

      Und die köstliche Ekstase blieb ihr nicht versagt. Während Jarrett seinen Rhythmus beschleunigte – unfähig, sich noch länger zu beherrschen –, begleitete sie ihn zum Gipfel höchster Lust. Flammendes Rot schien sie einzuhüllen, dann ein undurchdringliches Schwarz, und sie wußte nicht, ob sie noch lebte, noch atmete.

      Aber als die Schatten entschwanden, spürte sie Jarretts Nähe. Er lag neben ihr und hielt sie in den Armen. Sie schloß erschöpft die Augen. Meine Hochzeitsnacht, dachte sie – verlegen und beglückt zugleich. Ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf, und sie preßte das Gesicht an seine Brust, um seinem Blick zu auszuweichen.

      Sanft strich er mit einem Daumen über ihre Wange. »Tränen? Tut mir leid, daß ich dir weh getan habe.«

      »Jetzt tut mir nichts mehr weh«, log sie. Nach der rauschhaften Erfüllung war der Wundschmerz zurückgekehrt.

      Eine Zeitlang schwieg er, dann bemerkte er: »Eins steht jedenfalls fest – du läufst nicht vor einem Ehemann davon.«

      Gekränkt wandte sie sich ab und starrte in die Kerzenflamme. »Ich habe dir doch gesagt, daß ich nicht verheiratet war.«

      »Verzeih mir, aber es gibt sehr viel, was du mir nicht gesagt hast«, erwiderte er, umfaßte ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.

      »Nun, du hast mich geheiratet, ohne Erklärungen zu verlangen.«

      »Das stimmt.«

      »Bereust du es?«

      »O nein. Du hast mir die angenehmste Überraschung meines Lebens bereitet.«

      »Aber ich ...«

      Ein hungriger Kuß erstickte ihre Worte, und sie vergaß die Vergangenheit, sorgte sich nicht mehr um die Zukunft. Diesmal erschien ihr die Ekstase noch magischer, noch köstlicher. Und der Schmerz war vollends vergessen. Danach lag sie schweigend neben Jarrett, und während sich ihre Atemzüge und Herzschläge beruhigten, versank sie langsam im Reich der Träume.

      Er blieb noch lange wach, hielt Tara in den Armen und dachte über ihre mysteriöse Vergangenheit nach. Nun begann seine eigene ihn zu verfolgen. So lange hatte ihn das Leid seines Verlustes begleitet. Stets war er bestrebt gewesen, sich an seine Erinnerungen zu klammern. Sicher, er brauchte eine Frau. In dieser Nacht hatte er eine gefunden, aber nicht mit den Gefühlen gerechnet, die sie in ihm wecken würde.

      Was empfinde ich denn, fragte er sich. Ich kenne sie kaum. Und ich weiß nicht, wovor sie flieht. Nun, vielleicht bin ich auch ein Flüchtling, und wir helfen einander, unseren Qualen zu entrinnen.

      Vorsichtig strich er ihr das goldenen Haar aus der Stirn. Wie schön sie war, wie exquisit ... In ihren Armen hatte er seinen tiefen Kummer vergessen. Gewissensbisse plagten ihn. Aber die Vergangenheit ist tot, sagte er sich. Tot und begraben. Seine Vergangenheit, Taras Vergangenheit. Sie würde ihre für sich behalten, er die seine.

      Lautlos stand er auf, ging zum lisch und schenkte sich ein Glas Wein ein. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, wandte er sich zum Bett und begegnete Taras Blick. Lächelnd prostete er ihr zu. »Auf die Zukunft – unsere Zukunft.«

      Clive Carter wartete, bis der Morgen graute und die Kerzen in der Taverne gelöscht wurden. Während der langen Nacht hatte er seinen Zorn und seine Ungeduld kein einziges Mal verraten. Er war der Sohn eines bekannten Politikers, das einzige Kind eines reichen, allseits respektierten Mannes. Oft genug hatte er die Ränkespiele auf der politischen Bühne beobachtet und seine Lektion gelernt. Ein Mann mußte gelassen bleiben, was immer auch geschehen oder welche Ereignisse er selbst heraufbeschwören mochte.

      Bis jetzt waren seine beiden Leibwächter nicht zurückgekehrt – nur die Diener des elenden Wirts, um zu berichten, sie hätten die junge Frau gefunden, aber McKenzie würde sie vor Ablauf der Nacht nicht gehen lassen. Danach wurden sie noch einmal in die Pension geschickt, wo sie feststellten, daß McKenzie mit dem Mädchen verschwunden war.

      »Irgendwie muß man ihm das Mädchen entreißen«, erklärte Carter dem unglücklichen Eastwood. »Ich sage Ihnen, Sir, dieser Mann schützt eine Mörderin. Lassen Sie McKenzie hierherbringen ...«

      »So einfach ist das nicht. Er ist ein reicher angesehener Mann ... Und unglaublich stark. Angeblich kann er sogar Alligatoren bekämpfen, mit bloßen Händen.«

      Carter brach in verächtliches Gelächter aus. »Schicken Sie Ihre Männer noch einmal los, Eastwood. Sie müssen herausfinden, was mit Tara Brent geschehen ist. Und dieser Mann, der mit Alligatoren ringt, stirbt wie jeder andere auch, wenn ihn eine Kugel zwischen die Augen trifft.«

      »Mr. Carter! Ich fürchte, Sie verstehen das alles nicht. Sollten Sie sich mit McKenzie anlegen, wird das Gesetz nicht mehr auf Ihrer Seite stehen.«

      »Beenden wir diese sinnlose Diskussion. Beschaffen Sie mir lieber die Informationen, die ich brauche, Sir. Bis jetzt haben Sie mich schmählich enttäuscht.«

      Eastwood holte tief Luft, eilte zur Tür, wo seine Männer warteten, und jagte sie wieder in die schwindende Nacht hinaus. Während er noch auf der Schwelle stand, erschien einer seiner anderen Diener im rosigen Nebel der Dämmerung und hielt sich den Kopf. »Was ist passiert?« herrschte der Wirt ihn an.

      »Jemand war bei ihr. Und er bewegte sich so schnell wie ein Indianer. Er schlug mich zusammen, und danach konnte ich die beiden nicht mehr aufspüren.«

      Seufzend drehte sich Eastwood zu Clive um. »Habe ich’s Ihnen nicht gesagt? An diese Frau kommen Sie nicht ran, wenn McKenzie beschlossen hat, sie bei sich zu behalten.«

      »Großartig!« rief Clive verächtlich.

      »Aber wenn Sie sich’s was kosten lassen, werde ich McKenzie finden. Allerdings wird’s eine Weile dauern. Ich nehme an, er segelt nach Florida zurück.«

      »Dort kann ich ihn selber finden.« Angewidert musterte Clive den erbärmlichen Wirt, dessen Geldgier ihm verwehrt hatte, Tara noch diese Nacht in seine Gewalt zu bringen. Er erhob sich, schlug mit dem Gehstock auf den Boden, und plötzlich sprang ein kleines, scharfes Messer aus dem Silbergriff. Blitzschnell lief er zu Eastwood hinüber und schwang den Spazierstock hoch.

      Mit bebender Hand griff sich der Wirt an die Kehle, Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Er starrte Carter verblüfft an, dann brach er zusammen. Noch ehe er den Boden berührte, starb er.

      Clive drehte sich zu einem seiner Männer um, der in der Ecke des Schankraums wartete. »Wirf diesen Abfall in den Fluß. Dann streu das Gerücht aus, das Mädchen sei zurückgekommen, um Eastwood zu ermorden und dann wieder davongelaufen.«

      Schweigend schleppte der Mann die Leiche aus der Taverne. Schon oft hatte das schlammige Wasser des Mississippi eine verlorene Seele aufgenommen, um sie irgendwo wieder an Land zu spülen.

      Niemand wird sich darum kümmern, dachte Clive. Fast täglich sterben Männer wie Eastwood – an den Docks, in den Spielhöhlen und Freudenhäusern. Und dieser verdammte Wirt hat den Tod verdient.

      So wie Julian Carter.

      Aber manche Dinge mußten sorgfältiger geplant werden als andere.

      Immer noch erfüllte ihn heißer Zorn. Nicht zuletzt, weil Tara sich lieber einem anderen Mann verkauft hatte, als anzunehmen, was er – Clive Carter – ihr bot. Nun mußte er sehr vorsichtig zu Werke gehen. Er setzte sich wieder, seine Finger trommelten auf die Tischplatte. Sicher hatte sie diesem McKenzie nicht die Wahrheit gestanden und ihn nur veranlaßt, ihr zur Flucht zu


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