Jesse James. Michael Franzen
Читать онлайн книгу.Lunge. Die Guerillas flohen in wilder Hast und überließen Jesse dabei seinem Schicksal. Er konnte sich jedoch mit letzter Kraft in ein Kornfeld schleppen, wo er dann am nächsten Morgen wo einer Familie Rudd gefunden und gesund gepflegt wurde.
Für die südstaatlichen Guerillas wurde die Lage gegen Ende des Krieges ebenfalls immer hoffnungsloser. Die Generäle Sterling Price und Joseph „Joe“ Shelby befanden sich auf dem Rückzug aus Missouri und die Unionsarmee durchstreifte das Gebiet, um die Trümmer zusammenzukehren, sprich, Jagd auf Anderson und Quantrill zu machen, die sich noch lange nicht geschlagen gaben. Am 27. September ritten Andersons Guerillas, unter ihnen auch Frank und Jesse James in Centralia ein und stoppten einen Zug, wobei 23 Unionssoldaten gefangen genommen wurden. Während einer der Unionssoldaten gegen einen gefangenen Guerilla ausgetauscht wurde, wurden die anderen 22 kaltblütig erschossen. Als rund 200 Unionisten unter Major Johnson die Verfolgung Andersons aufnahmen, wurden sie in eine Falle gelockt und 120 von ihnen getötet, während der Rest ihr Heil in der Flucht suchte. Nach dieser Episode in und bei Centralia, gerieten wiederum die Guerillas in einem Hinterhalt. Jesses Pferd wurde unter ihm weggeschossen, er selber wurde in die linke Seite und am Arm getroffen. Bald darauf befanden sich die Guerillas vor Independence, dass sich insbesondere eines Bordells erfreute, in dem Unionsoffiziere regelmäßig einzukehren pflegten. Jesse verkleidete sich daraufhin als Mädchen, begab sich zur Chefin des Bordells und erfuhr von ihr, dass an jenem Abend der Besuch von rund ein Dutzend Offizieren bevorstand. Jesse bedankte sich artig und zusammen mit dem Rest der Truppe lauerte er diesen Offizieren auf und machte sie dann anschließend nieder.
Gegen Ende des Krieges, am 26. Oktober 1864, ereilte schließlich auch „Bloody Bill“ Anderson sein wohlverdientes Ende. Eine Unionskugel traf ihn in der Nähe von Orrick, Ray County, Missouri in den Kopf und tötete ihn auf der Stelle. Sein Leichnam wurde fotografiert und im Gerichtsgebäude von Richmond, Missouri öffentlich zur Schau gestellt. Die Guerillas zerstreuten sich. Jesse floh gemeinsam mit Leutnant Archie Clements hinunter nach Texas, wo er den Winter 1864/65 über verbrachte und bei Leutnant George Shepherd Aufnahme fand. Im Frühjahr kehrte er aber wieder nach Missouri zurück.
Frank James tauchte derweil in Kentucky unter, wo er sich erneut Quantrill anschloss. Die Waagschale des Bürgerkrieges hatte sich da bereits endgültig auf Seiten der Union geneigt und am 10. Mai 1865, einen Monat nach der Kapitulation von Robert E. Lee bei Appomattox Court House, Virginia, kam auch für William Quantrill das jähe Ende. Er und seine Guerillas gerieten in einen Hinterhalt der Nordstaatler und er wurde von einer Kugel in die Brust getroffen. Er lebte zwar noch einige Wochen, verstarb dann aber am 06. Juni in Louisville, Kentucky.
Am 15. Mai ritt Jesse James an der Spitze einer Gruppe mit einer weißen Fahne, um sich zu ergeben. In der Nähe von Lexington gerieten sie jedoch mit einer Gruppe betrunkener Unionssoldaten aneinander, die sofort das Feuer eröffneten. Jesse wurde dabei abermals in dieselbe Lunge getroffen und da man glaubte, dass er sterben würde, strich ihn der Unionsmajor Rodgers kurzerhand von der Liste der Guerillas. Doch Jesse sollte auch diese schwere Verwundung überleben. Er wurde zwei Tage später von seinem ehemaligen Kommandanten Archie Clements gefunden und zum Teil wieder gesund gepflegt. Danach wurde er nach Harlem (ging 1889 in Kansas City auf), Missouri gebracht und dort in der Pension seines Onkels William James von seiner Cousine Zerelda „Zee“ Mimms weiter versorgt. Jesse verliebte sich während dieser Zeit in sie und das Ganze endete 1874 schließlich in einer Hochzeit, wobei ihre Ehe bis zu Jesses Tod anhalten sollte.
Am 26. Juli 1865 ergab sich Captain Henry Porter von Quantrills Brigade in Samuels Depot, Kentucky dem Captain Young von der Unionsarmee. Zusammen mit Porter ergab sich auch Frank James - nicht zum ersten Mal, denn bereits nach der Schlacht von Wilson Creek, Missouri, am 10. August 1861, die mit der Niederlage der Konföderierten geendet hatte, war Frank relativ glimpflich davongekommen. Er hatte allerdings einen Treueid auf die Union ablegen müssen. Einen Eid, den er nachfolgend gebrochen hatte und hätte Young davon Kenntnis gehabt, hätte er Frank wahrscheinlich sofort erschießen lassen.
Der Bürgerkrieg war nun offiziell beendet gewesen, doch die Glut des gegenseitigen Hasses in Missouri schwelte weiter. Quantrill und Andersons Taten waren weder vergessen noch vergeben gewesen. Der Befehl No. 11, der im Sommer 1863 erlassen worden war, hatte bereits eine Versöhnung zwischen Nord und Süd verhindert. Nach dem Bürgerkrieg kam die „Drake Constitution“ hinzu, die besagte, dass jeder Südstaatler, ob Soldat, Guerilla oder Anhänger voll für seine Taten während des Krieges zur Verantwortung gezogen werden konnte. Dazu kam, dass diese Personen bestimmte Berufe, wie Arzt, Rechtsanwalt oder Geistlicher nicht ausüben durften. Im Gegenzug wurden Unionssoldaten und Guerillas für alle Taten, die sie nach dem 01. Januar 1861 begangen hatten, zur Gänze amnestiert. Eine aus Sicht der ehemaligen Südstaatler himmelschreiende Ungerechtigkeit, die am Ende zur Folge haben sollte, dass Missouri auch Jahrzehnte nach dem Krieg nicht zur Ruhe kommen sollte. De facto gesehen ging der Krieg in Missouri sogar weiter, zwar nicht offiziell, doch im Verborgenen und folgenschwer für den weiteren Lebensweg von Frank und Jesse James.
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