Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin. Julianne Becker
Читать онлайн книгу.hing nun in der Aura. Und dieses Feld konnte bestimmt überwältigen, es war ja eigentlich viel zu viel für eine Person, und der Kater danach war nicht nur ein Kater, es war tatsächlich ein ungeheurer Dienst des Stars an den Fans. Diese Felder konnten einfach alles enthalten, sogar Drehbücher von körperlichen Krankheiten oder Depressionen. Das ergab einen unglaublichen Cocktail und in unserer Kultur wurde niemand darauf vorbereitet damit umzugehen! Und gerade, wenn ein Star besonders liebevoll und damit sehr hoch schwingend war, nahm er maximal alles in sich auf und kam vielleicht sogar wie ich in lebensbedrohliche Zustände, und keiner konnte ihm wirklich helfen.
Wie entfernte man diese Felder wieder aus der eigenen Aura? Nun, was ich bisher herausgefunden hatte, war: Mit Rückzug, alleine in dem eigenen inneren Raum bleiben, diese inneren Fremdfilme durchlaufen lassen - und es war anfangs ganz schwer, sie überhaupt als fremde zu erkennen. Und wenn man diese Themen selbst noch unerledigt herumliegen hatte, kamen die auch erst einmal hoch und verlangten Bearbeitung. Mir selbst half duschen, baden, vor allem in Salzwasser, in die Natur gehen, entspannen, alle Kleider waschen, filzen, abwarten. Es dauerte eben so lange wie es dauerte, bis ich spürte, ich war wieder ich selbst und alleine in mir.
Danach weiterfeiern und sich auch noch privat auf einer Afterparty mit vielen Menschen verbinden musste unweigerlich zu Exzessen und Drogenkonsum führen, denn man spürte bestimmt diese Überlagerung ganz stark bei all dem Zeug. Und so wie mein Körper nach Essen verlangte, war es dann wohl für so manchen anderen sehr verführerisch, sich für eine Weile zu betäuben, mit Alkohol, Zigaretten oder mehr. So musste er diese gewaltigen Überschwemmungen im Innern nicht mehr wahrnehmen, an denen er fast ertrank.
Die Medien sagten dann, der Star hätte ein psychisches Problem oder ein Alkoholproblem. Es war bequem, über einen Star zu urteilen und es ernährte die Medien, sie dabei zu begleiten, was die Stars nun noch so alles trieben um mit diesen Feldern umzugehen und sie wieder los zu werden. Ich wollte gewisslich nicht in ihrer Haut stecken, ich hatte ja schon in meinem eigenen Leben genug mit meinem Essproblem zu tun und war froh, dass das nicht auch noch in den Zeitungen stand.
Alle diese Exzesse mit Alkohol, Partys, Drogen, Essen und Medikamenten hatten eines gemeinsam: Sie fielen unter Betäubung oder Verdrängung. Das kannte jeder, der schon einmal von seinen Problemen überflutet wurde (Todesfall, unheilbare Krankheit, Scheidung). Da greift man nach jedem Strohhalm, um den Schmerz nicht dauernd und vor allem nicht zu intensiv zu fühlen. Und nun stelle man sich eine Überflutung vor, die sich aus all dem Zeugs aller Anwesenden zusammensetzte. Und der Star spürte es vermutlich erst, wenn die Menschen gegangen waren, die nächsten Stunden und Tagen, jedenfalls nach meiner Theorie, denn so war es bei mir. In welche Hölle musste er fallen, zumindest wenn er schon sensibel und in sehr hohen Schwingungen lebte. Und es handelte sich dabei eben nicht um die eigenen Probleme, sondern um die momentanen Probleme, Wünsche und Sorgen von allen Zuschauern, die sie eingespeist hatten in sein großes, charismatisches Feld. Und vielleicht schlug es sich bei ihm statt in Exzessen auch nur in körperlichen Problemen und Krankheiten nieder.
Denn diese fremden Feldinhalte, das Zeugs der Fans, verbündeten sich aber natürlich mit allen eigenen Problemen und beschleunigten eigene Erfahrungen. Eine Art persönliche Schnellreife musste das sein! Whow! Und vielleicht hatte der Star dann erfahrene Kollegen, die ihm Tipps gaben, damit umzugehen und er probierte aus, und manches funktionierte und manches nicht. Die Menschen liebten den Star, weil er ihnen ihre Sorgen abnahm, und eben nicht nur für den gesamten Zeitraum des Konzertes, sondern auch in der gesamten mitgeführten Menge!
Da besaß ein Mensch so viel Charisma und was hatte er davon? Nun, auch das war leicht zu beantworten: Er bekam neben seiner Künstlergage auch die ganze Lebenskraft aller Zuschauer, die diese für die Dauer des Konzertes auf ihn richteten, und die stand ihm nun alleine zur Verfügung und er konnte sie dafür nutzen, sich selbst ein gutes Leben zu erschaffen. Und deshalb, und weil sie wieder in sich alleine waren, spürten auch die Zuschauer ein kleines Katerchen danach.
Und das Vermögen, das er nun verdiente, war nur die materielle Entsprechung des Feldes dieser riesigen Schöpferpotenz, die ihm seine Fans zur Verfügung stellten. Und bei all der Absorbertätigeit hatten er sich das doch auch redlich verdient.
Charisma
Mit Charisma hatte ich mich immer wieder mal beschäftigt, allerdings vorher noch nie auf Feldebene. In einer Vorlesung über die großen Berühmtheiten der Psychotherapie im Umgang mit schwer verhaltensgestörten Kindern war ich über die Bemerkung meines Professors gestolpert, dass diese Therapeuten zwar große Erfolge verzeichnet hatten und ganze Schulen gegründet, ihre Methoden sich jedoch so unterschieden, dass ihr Erfolg vielleicht mehr ihrem persönlichen Charisma und nicht so sehr ihren verschiedenen Methoden zuzuschreiben sei.
Ich erinnerte mich noch, dass ich dachte, warum stopft er dann unsere Köpfe voll mit all diesem Zeug, statt uns Charisma zu lehren? Oder wenigstens darüber zu forschen! Charisma konnte man erkennen und sich darüber unterhalten, also: Was nahm man da eigentlich wahr? Die Ausstrahlung eines Menschen! Also doch sein Feld, oder?
Diese Ausstrahlung, der Glanz, der einen irgendwie als Lebendigkeit umgab, schien fast nicht vorhanden, wenn ein Mensch sich müde oder krank zur Arbeit schleppte. Betrachtete man aber den gleichen Menschen in einem Zustand von Inspiration oder Verliebtheit, dann strahlte er, so sagte schon der Volksmund. Nun, wenn er strahlte, wie z.B. ein Atomreaktor, dann emittierte er Quanten, dann sandte er Lebensenergie aus, der Volksmund sprach von: "Er strotzt nur so vor Energie." Also handelte es sich eigentlich um das Lebendige selbst, was mehr oder weniger erkennbar durch diesen Menschen hindurchfloss, seine Lebenspotenz. Ein charismatischer Mensch war dann jemand mit mehr Lebenskraft, mit mehr Gedanken- und Gefühlskraft, mit mehr schöpferischer Potenz. Und Charisma war wie Angst keine feste Eigenschaft sondern, wie ich im Laufe meines Lebens entdeckte, ein Potential, das in jedem Menschen vorhanden und durch Seelenintegration freigelegt und wesentlich verstärkt werden konnte.
Aber zurück zu diesen berühmten charismatischen Pädagogen: Die entlasteten wahrscheinlich die ihnen anvertrauten sehr schwierigen Kinder, in dem sie deren Zeugs immer wieder übernahmen. Sie stellten sich als Felder-Waschmaschinen zur Verfügung. Man musste sich nämlich die Psyche dieser verhaltensgestörten Kinder als besonders chaotisch und randvoll geladen vorstellen, ihr innerer Cocktail enthielt meist drastischste und unkontrollierbare Emotionen und Handlungsimpulse. Wenn sie dieser Cocktail abgeben konnten, dann entluden sie ihr Zeugs in die Aura des anderen und waren danach besser in der Lage, eine innere Ordnung aufzubauen. Das Gerümpel musste doch erst einmal raus, bevor man ein Zimmer bewohnen und einrichten konnte.
Dabei mussten diese Kinder außerdem noch mit ganz viel äußerer Ordnung gestützt werden und da hatten die Pädagogen-Stars aus der Vorlesung meines Professors ganz unterschiedliche Konzepte entwickelt und umgesetzt, aber viel wichtiger war möglicherweise die Entrümpelung des Inneren ihrer Schützlinge, und diesen Effekt übersah man dann ganz. Daher der Erfolg vor allem charismatischer Pädagogen und der eher mäßige durch ein alleiniges, strukturelles, äußeres Unterstützungskorsett. Diese Kinder brauchten offensichtlich eine emotionale Bindung zu einem charismatischen Menschen, um sich überhaupt vertrauensvoll öffnen zu können.
Und was mir dann in meiner eigenen Praxis dazu noch auffiel: Gerade meine schwierigsten Kandidaten hatten meist auch noch Lebensumstände, die sie nur sehr selten in Kontakt zur Natur brachten, und die Leser wissen bestimmt selbst, wie gut diese aufräumen kann. Die Natur ist die beste Waschmaschine von allen. Mir hatte der Aufenthalt in Ullas Hütte ja auch sehr geholfen.
Es gab also Kinder, die waren innerlich extrem problemüberladen und wenn man sich mit ihrem persönlichen Hintergrund vertraut machte, verstand man das auch. Und manchmal brachten sie zusätzlich sehr anstrengende Probleme aus anderen Leben mit, oder wie sonst sollte ich mir den Bericht einer Mutter erklären, dass ihr Sohn, sobald er laufen konnte, den ein Jahr älteren Bruder ständig in ausgesprochen bösem Hass verfolgte, und das ohne jeglichen äußeren Anlass. Mir gegenüber hatte der gleiche Junge auch wiederholt gesagt, er würde seinen Bruder am liebsten umbringen. Und natürlich kam er auch mir selbst einmal damit. Nach dem Unterricht sagte er aggressiv und zornig zu mir:
"Weißt du, dass ich dich umbringen