Stalking. Margarithe W. Mann

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Stalking - Margarithe W. Mann


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Fußpflege gelernt?“. Als ich es bestätige sagt sie: „Ich brauche auch immer unbedingt Medizinische Fußpflege, weil ich Probleme habe. Aber da wo ich hingehe, da fallen öfter die Termine aus, ich habe mal gehört, dass man dort dringend Personal brauchen würde“. „Oh, das wäre ja schön, wenn ich noch einmal Arbeit bekommen würde, wenn man etwas älter ist, dann wird es schwierig, noch irgendwo unter zu kommen, wo ist das denn?“. „Das ist direkt in der Stadtmitte, das ist eine größere Gesellschaft, die bieten auch noch Kosmetik an. Gegenüber im gleichen Haus ist ein Friseur der selben Firma, gehen Sie doch nachher gleich einmal vorbei und fragen Sie nach“, erklärt sie. „Das werde ich tun, fragen kostet nichts. Das ist nett von Ihnen, dass Sie mir das sagen“, entgegne ich. „Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg, vielleicht sehen wir uns ja einmal wieder, … wenn ich zu Ihnen komme mit meinen Füßen, alles Gute wünsche ich Ihnen“, lächelt sie. „Danke, das wünsche ich Ihnen auch, auf Wiedersehen!“.

      Ich schaue meine Freundin an: „Mensch Marli, das hatte sich alles so gut angelassen, … “. „Ja Susanne, diese Gedanken, dass das alles mehr als nur super wäre wenn es klappen würde. Es wäre fast zu schön um wahr zu sein, … noch einmal Arbeit zu bekommen. Ich wusste dass es mir schwer fallen würde, immer zu Hause bleiben zu müssen. Es dauerte nicht mehr lange, dann würde es auf mich zukommen. Die Praxis war weg wegen Eigenbedarf, aber das weißt du ja alles bereits“. „Ja, das hattest du mir erzählt Marli, sag` nur, du hattest von der Firma, die dir die Kollegin von der Wobag vorgeschlagen hatte, eine Zusage bekommen?“. „Ja, Susanne, das hatte ich, zwar noch keinen genauen Termin, weil ich ja noch nicht wusste, wann mein Umzug sein würde, aber es wurden so dringend Mitarbeiter gesucht, dass man mir eine Zusage gab, auch auf Grund der vielen Weiterbildungen, die ich habe“. „Und zu diesem Zeitpunkt hast du noch keine Ahnung gehabt, was der Jacob für ein Mistkerl ist?“. „Nein, Susanne, er war so liebenswürdig und zuvorkommend zu mir, ich habe mich zu ihm hingezogen gefühlt. Ich war zwar zuerst ein wenig überfordert durch diese bisher mir nicht gekannte Fürsorge, aber ich hatte angefangen, Vertrauen zu Jacob zu bekommen und hatte mich wohlgefühlt in seiner Nähe“, berichtet meine Freundin weiter und ich höre zu:

      Als ich nach meinen erfolgreichen Besuchen auf den Ämtern meine Stadtrunde beendet hatte und bei meiner Laube anlangte, hörte ich Stimmen im Nachbargarten. Ich entledigte mich meiner Stadtgarderobe und kleidete mich wieder salopp und gartenmäßig, wie man sagt. Als Jacob sah, dass ich aus der Stadt zurück bin kam er gleich durch das Türchen in meinen Garten. „Marli, schön, dass du zurück bist, der Franzl ist da, kommst du rüber?“. „Ich wollte eigentlich noch etwas tun, wenn ich schon den ganzen Vormittag unterwegs war“, antworte ich. „Ach, nun komm` schon, die Rosi ist auch da, wir helfen dir nachher wieder, der Franzl will dich doch auch kennenlernen“, bettelt er. Ich gebe mich geschlagen und gehe mit Jacob nach nebenan, natürlich gefolgt von Betty, die mich nach meiner Rückkehr wie immer ausgiebig begrüßt hatte. Der Franz steht auf und reicht mir seine Hand: „Na, dann lerne ich die nette Nachbarin auch endlich kennen, ich bin der Franz“, sagt er und macht eine kleine Verbeugung. Der Franzl ist ein großer, schlanker Mann Mitte sechzig. Er macht auf mich einen netten Eindruck und scheint ein lustiger Zeitgenosse zu sein. Die Rosi begrüßt mich mit einem „High Marli“ und umarmt mich flüchtig. Der Jacob gibt der Rosi wieder den Auftrag, für ihn Zigaretten zu drehen. Er selber verschwindet in seiner Laube und holt für jeden ein Bier, auch für mich. „Der Franz hat eine Flasche Korn mitgebracht, er will sich verabschieden, denn er muss nun zur Operation in die Klinik“, erklärt Jacob. Der Bierkasten ist mittlerer Weile halb leer und auch die Flasche Korn hat nicht mehr viel Inhalt. Ich mache mir aber darüber nicht wirklich Gedanken, weil ich nicht glaubte, dass es öfter so sein würde, sondern eben nur eine kleine Feier wegen dem Franz und ich freute mich auch über die guten Nachrichten des heutigen Tages. Der Inhalt der Flasche Korn reichte gerade noch, um jedem das Schnapsgläschen zu füllen. „Rosi, du kannst zum Supermarkt gehen und noch eine Flasche holen, … zur Feier des Tages, aber beeile dich!“, ordnet der Jacob an, nachdem ich erzählt habe, dass mein Besuch auf der Wobag erfolgreich war und dass ich bereits eine Zusage für eine Arbeit in meinem Beruf habe, wenn ich umgezogen bin. „Es ist ja schade, Franz, dass du morgen zu Jacobs Geburtstag nicht da bist und zum Walpurgisfeuer auch nicht!“, meint die Rosi. „Nee, leider, ich muss morgen in der Klinik antreten, aber man kann es ja nachholen und später auch noch mal ein Feuer machen!“. „Quatsche nicht so viel dumm herum, sondern mache lieber, dass du mit dem Korn zurückkommst!“, donnert der Jacob gleich wieder. „Jaa, ich gehe ja schon“, murmelt die Rosi und macht sich auf den Weg. „Und du willst wieder in deine Heimat ziehen, habe ich gehört, ist ja schön, dass du dann auch noch Arbeit gefunden hast“, spricht mich der Franz an, während der Jacob genau unser Gespräch verfolgt. „Ja, ich freue mich auch Franz, in unserem Alter ist das mit der Arbeitssuche nicht mehr so einfach“ „Richtig, man muss froh sein, wenn man noch etwas bekommt, ich habe auch immer gerne gearbeitet, nächstes Jahr bin ich dran mit der Rente, leider habe ich jetzt noch ein Jahr lang Hartz IV, aber das geht auch vorbei, die Firma hat Pleite gemacht, ich habe gedacht, dass eine Jahr schaffe ich noch, aber es wurde nichts mehr, schade!“. „Das kannst du nun halt auch nicht mehr ändern Franz, ich bin schon länger zu Hause und habe Hartz IV“, meint ächzt der Jacob, so als wäre es nichts besonderes und winkt ab. „Was hast du denn gearbeitet, Franz?“, frage ich ihn, in der Absicht, der Jacob würde das Thema noch einmal aufgreifen und diesbezüglich etwas von sich erzählen. Der Franz prostet mir zu: „Ich habe Elektriker gelernt und ich habe auch bis zuletzt in meinem Beruf gearbeitet, es hat mir Spaß gemacht, wie gesagt“. Er steht auf und macht im Radio die Volksmusik lauter. „Du immer mit deiner Volksmusik Franz!, das nervt!“, meckert der Jacob und verdreht dabei die Augen. „Es ist jedenfalls besser als deine Musik, die kann man manchmal nicht mit anhören!“, wehrt sich der Franz und sagt: „Marli, wenn du willst, dann kann ich dir eine Außenlampe an deine Hütte montieren, damit es nicht so finster rundherum ist!“. „Das kann ich auch!, das brauchst du nicht zu machen!“, eschoffiert sich der Jacob gleich. Indessen ist die Rosi zurück, nimmt die Flasche Korn aus dem Beutel und stellt sie auf den Tisch. Der Franz gießt jedem einen Schnaps ein. „Schon klar, Jacob, aber das mit der Lampe solltest du doch lieber dem Elektriker überlassen, o.k.!… ich bin nämlich ein guter Junge!“. er lacht dabei und die anderen stimmen ein und lachen über den Franz, der wie alle in der Runde leicht angedudelt ist. Die Rosi trinkt ihren Korn aus und kramt in der Tasche nach Busgeld. „Ich muss los, es wird Zeit, meine Katze wartet“. „Ja, dann hau doch ab, aber morgen kommst du wieder, wir müssen der Marli noch helfen, wie wir es versprochen haben!“, ruft ihr der Jacob hinterher. „Jacob, nehme es mir nicht übel bitte, aber ich gehe für heute auch in meine Hütte“,verabschiede ich mich, als noch eine männliche Person die Tür zu Jacobs Garten öffnet und auf uns zusteuert. Das wurde mir dann doch ein wenig zu viel. „Willst du schon weg?, bleib doch noch hier!“. Der Jacob stellt mir den Besucher vor: „Das ist der Gerhard, ein alter Kumpel von mir“. Der Mann, der in meinem Alter sein mochte, reicht mir die Hand. „Du bist Marli?, ich habe schon von dir gehört“. Er verbeugt sich wie der Franz vorhin, nimmt dabei seinen Hut ab, der eine Glatze freigibt. Ich bestätige seine Vermutung, die neue Nachbarin Marli zu sein. Ich wünsche dem Franzl noch alles Gute für seine bevorstehende Operation und verdünnisiere mich, während Betty schon am Zwischentürchen sitzt und auf mich wartet. Nee, dachte ich, ein bisschen feiern ist ganz schön, aber es reicht mir, ich habe es nicht gern, wenn so viel getrunken wird, viel zu viel schlechte Erfahrungen hängen damit zusammen. Es entging mir allerdings nicht, dass es dem Jacob gar nicht recht war, dass ich es vorzog, lieber nach nebenan in meine Laube zu gehen. Ich packte endlich die neuen Gardinen aus und hängte sie auf. Endlich kann ich wenn es dunkel wird, meine Fenster ordentlich dicht machen, dachte ich und setzte mir Wasser für eine ausgiebige Körperreinigung auf. Nachdem ich mit Betty zu Abend gegessen habe, krieche ich in mein gemütliches Nest und lese in meinem Liebesroman weiter. Bevor ich einschlief, dachte ich daran, ob Jacob wohl am Vormittag bei sich zu Hause war, so wie er es vorhatte, eben weil er duschen und sich rasieren wollte. Er hatte doch vor, die Katrin zu fragen, ob sie auch mal in den Garten kommt.

      Am nächsten Morgen schien wieder die Sonne, ich stehe auf und gehe mich im See waschen, nebenan ist es noch still, ich hatte am Abend vorher nicht mehr gehört, wann der Franz gegangen ist und wie lange der Gerhard noch da war, nur dass ziemlich lange die Musik lief und laute Männerstimmen


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