Erkrankungen im Bewegungsapparat. Dr. Hanspeter Hemgesberg
Читать онлайн книгу.- sowohl als Monosubstanzen und noch weit gefährlicher in unterschiedlichen Fixkombinationen (u.a. auch mit Codein) – Nebenwirkungen haben können und werden, zumal bei längerem Gebrauch! [das gilt natürlich auch für die anderen in der Schmerz-Behandlung eingesetzten chemisch-synthetischen Wirkstoffe, so die Opiate/ Morphine und auch Psychopharmaka mit Schmerz-distanzierender Wirkung].
Die größte Gefahr liegt in der Schadenskaskade „zuerst Gewöhnung, dann erforderliche Dosis-Steigerung, dann Abhängigkeit und zuletzt Schmerzmittel-Sucht“!
Daher:
„Wehret den Anfängen“!
Für den Schmerzpatienten heißt das:
Keine Schmerzmittel-Einnahme ohne fachmännische Untersuchung/
Beratung länger als maximal drei bis vier Tage ohne Pause!
Immer mit niedriger Dosierung beginnen und nicht zu früh die Dosis
steigern!
Immer nur mit einem Arzneiwirkstoff beginnen!
Bei Erfahrung mit Schmerzen sollte auf die Substanz zurückgegriffen
werden, die bereits früher gut geholfen/gewirkt hat!
Unerlässlich ist die konsequente „Selbstkontrolle“ des jeweiligen
Schmerz-Grades!
Halten Schmerzen länger als vier Tage an und/oder verstärken sie sich
auch unter der Arzneimitteleinnahme: unbedingt und sofort einen Therapeuten aufsuchen!
Nun zu Schmerzmittel-verursachten Organschäden:
Zwar einmal „unmittelbar“ – d.h. der Wirkstoff ist der Verursacher – und dann „mittelbar“ – d.h. eine bisher unerkannte z.B. Leberschädigung oder eine Nierenschädigung werden verstärkt oder aber die Schadenswirkungen ergeben sich aus dem Zusammenspiel der Schmerzmittelwirkstoffe mit sonst eingenommenen Arzneimitteln z.B. CSE-Hemmer, orale Antidiabetika … –.
Daran sollte (müsste) seitens der Behandler unbedingt im Voraus [im Voraus heißt: vor der Einnahme, besser noch vor dem Kauf in der Apotheke und immer vor der Verordnung durch den Therapeuten] gedacht und danach gehandelt werden.
Hierzu lediglich 3 Beispiele für – es handelt sich um die in unendlicher Anzahl verordneten, frei-gekauften und insbesondere auch und nicht selten zulange, zuviel eingenommenen – Schmerzmittel-Wirkstoffe:
Paracetamol, Ibuprofen und Diclofenac und Co.!
Zu gesundheitlichen Risiken von Paracetamol (in der Einnahme mit hoher Dosis und über längere Zeit durch Verstärkung bestehender Erkrankungen und/oder Neuerkrankungen): u.a. Leberschädigung, Analgetika-Asthma, Blutbildschäden, Allergische Reaktionen, Nierenschäden.
Zudem wichtig zu wissen:
Bei chronischem Alkoholkonsum (mit morgendl. ‚Kater und Kopfbrummen) besteht verschärfte Anwendungsbeschränkung.
Weiter:
Paracetamol geht in die Muttermilch über!
Zuletzt:
Langzeitgebrauch führt v.a. zum „Schmerzmittel-induzierten Dauer-Schmerz“!
Nun die Aussagen zu Diclofenac (d.i. ein viel-verordnetes bzw. eingenommenes „Nicht Steroidales Antirheumatikum/Analagetikum/NSAR“): u.a. Asthma bronchiale, Blutbildungs- und Gerinnungsstörungen, Magen-Darm-Blutungen, Einblutungen ins Gehirn, ausgeprägte Leber- und Nieren-Funktionsstörungen, Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus, Allergische Reaktionen, weibl. Fertilitätsstörungen, Ödeme/Wasser-Einlagerungen – und: Verstärkung der Nebenwirkung bei Rauchern und chron. Alkoholkonsum! –.
Bleibt der viel-angepriesene und (über-)reichlich konsumierte Wirkstoff Ibuprofen (ebenfalls ein NSAR): Im Prinzip gelten die Angaben wie für Diclofenac (s.o.) – nebenbei: das gilt nahezu unisono für sämtlich sogen. NSAR (Nicht-Steroidale-Anti-Rheumatika)! –.
(Quelle: ROTE LISTE 2020)
Zuletzt zum berühmt-berüchtigten und zu Recht gefürchteten „Schmerzmittel-induzierten Dauerschmerz“, dem Ende der sich immer enger zuziehenden ‚Schmerz-Spirale’!
Die (vielfach unkontrollierte und überdosierte und gleichzeitig mit unterschiedlichen Wirksubstanzen) Langzeit-Einnahme von Analgetika (bes. den zentral wirkenden) ist ob des großen Gesundheitsrisikos (und nicht nur und einzig bezogen auf einen chronischen Dauerschmerz!) für den Betroffenen so etwas wie ein Gesundheits-GAU!
Was nichts anderes heißt, als, dass Medikamente/Arzneien weiter und stärker „krank machen“ (können)!
Bei unkontrolliertem Analgetika-Konsum droht die Gefahr, dass die Arzneiwirkstoffe selbst zum Schmerzauslöser werden; bes. dem sogen. „Schmerzmittel-induzierten Dauerkopfschmerz“ (z.B. wenn ein Mensch an mehr als 8 Tagen im Monat und länger als 3-4 Tage in Folge Analgetika und Benzodiazepine und deren Derivate und/oder Schmerz-distanzierende Psychopharmaka – und vielmals in „bunter Reihe“ einnimmt, dann ist das Risiko sehr groß, einen solchen Dauerschmerz auszulösen und zu unterhalten!).
Nebenbei:
Ganz zu schweigen von Risiken wie Gewöhnung, Abhängigkeit, Sucht!
Was passiert?
Psychische (seelische) und somatische (körperliche) Faktoren sind für das Aufkommen dieser Extra-Schmerzform verantwortlich. Insbesondere immer dann besteht ein erhöhtes Risiko, wenn Schmerzmittel quasi „vorbeugend“ (präventiv) und (s.o.) in zu großer Menge, zu oft und zu viele verschiedene parallel eingenommen werden und, wenn die Wirkung dieser Analgetika nicht abgewartet wird und so zu früh erneut zu Tabletten etc. gegriffen wird. Das hat fatale Folgen: durch die permanente Zufuhr verstellen sich die körpereigenen „Schmerz-Regler“; die Schmerzinformationen werden nicht mehr gefiltert, sondern strömen ungehindert in das Bewusstsein, wodurch ein Dauerkopfschmerz entsteht.
Fakt ist:
Der Teufelskreis (Circulus vitiosus) nimmt seinen Lauf und mit Fortdauer zieht sich die Schmerzspirale immer enger zu!
Durch diese Fehlsteuerung der Schmerzregler schaukeln sich die Schmerzen in der Intensität immer mehr und weiter auf – bzw. diese werden subjektiv so erlebt – und beim Patienten wächst die Angst vor den Schmerzen immer mehr.
Mit der Folge:
Das Einnahme-Quantum wird permanent gesteigert und die Einnahme erfolgt in immer kürzeren Abständen.
Der Erfolg ist allerdings nur sehr kurz, dann kommt es zur neuerlichen Schmerzsteigerung!
Was ist zu tun? Was kann getan werden?
Nach meinen langjährigen Erfahrungen hilft hier kein langes Probieren und Drumherum-Reden.
Hier ist sofortiges Handeln oberstes Gebot!
Und das kann nicht sein, im häuslichen Milieu einen Behandlungsversuch zu starten, der zum Scheitern verurteilt ist und der nur wertvolle Zeit koste! Das Gebot der Stunde heißt:
„Sofortige Zuweisung in eine hierfür spezialisierte Fachklinik“
zur umgehenden Akut-Therapie, d.h. Entzug und nachgehend dann Zuweisung zur stationären Rehabilitation (ebenfalls in einer Facheinrichtung).
Auch das muss gesagt sein:
Das ist kein „Spaziergang“ für den Kranken, sondern sehr harte Arbeit.
Und der Erfolg kann nicht garantiert werden!
Soviel und soweit zur einen Seite der Medaille „chronischen Dauerschmerz“.
Und die andere Seite, wie sieht die aus?
Lange