Erkrankungen im Bewegungsapparat. Dr. Hanspeter Hemgesberg
Читать онлайн книгу.bestimmter das Gelenk umgebender Weichteilstrukturen, die zu einer Bewegungseinschränkung des Gelenkes führen) und Ankylosen (= Gelenkversteifung) (Quelle: Pschyrembel, 268. Auflage).
Und zumeist mehr oder minder stark ausgeprägte Bewegungs-Einschränkung in der Hüfte mit Gang- und Standproblemen und mit graduell unterschiedlichen Schmerzen (mit Schmerzverstärkung unter Belastung und als Einlaufschmerz).
Nebenbei:
Bei älteren Menschen wird die chronische Coxitis umgangssprachlich auch bezeichnet als die „schlimme Hüfte“!
Leitsymptom – außer und neben zumeist starken Schmerzen – bei einer akuten Coxitis/Coxarthritis ist Fieber! Fieber ist stets ein „Alarm-Zeichen“ des Körpers.
Neben den bereits unter der chronischen Verlaufsform genannten Beschwerden kommen noch hinzu: Schüttelfrost, ferner Geh- und Stand-Beschwerden mit Schmerz-Verstärkung; außerdem zu Fehlstellungen – primär im Hüftgelenk und sekundär auch in der gesamten Becken-Bein-Achse – Muskel-Verkürzungen und Versteifungen.
Coxitis ist nicht gleich Coxarthritis!
Es gilt zu differenzieren zwischen verschiedenen ‚Formen bzw. Variationen‘ – infolge der zugrunde liegenden Ursache – von Coxitis/ Coxarthritis und zwar:
Infektiöse Coxarthritis/Coxitis
[bakterielle, virale Coxarthritis, Coxitis durch Parasiten und Mikroorganismen - darunter u.a. Coxitis gonorrhoica, Coxitis syphilitica, Coxitis tuberculosa - schwere Verlaufsform als Coxitis purulenta]
Postinfektiöse Coxitis/Coxarthritis
Rheumatische/rheumatoide Coxitis/Coxarthritis
[Coxitis infolge eines entzündlichen rheumatischen Prozesses, nicht nur bei der rheumatoiden Arthritis (früher: Primär chronische Arthritis) / Sonderform: Psoriasis-Coxarthritis]
Paraneoplastische Coxarthritis/Coxitis
[bei Leukämien und malignen Tumoren, u.a. Phäochromozytom]
Traumatische bzw. post-traumatische Coxarthritis
Reaktive Coxarthritis/Coxitis
Dazu wird auch gerechnet die Coxitis fugax („Hüftschnupfen“)
Metabolische Coxitis/Coxarthritis
[= Stoffwechsel-bedingte Gelenkentzündungen, so: Gicht-Coxitis/Coxarthritis bei Hyperurikämie/Gicht und Coxitis/Coxarthritis bei Diabetes mellitus Typ-2]
Coxitis bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten
[bei der sogen. „Histamin-Intoleranz“ und bei Mangel am Enzym DAO (Diaminoxidase)]
Coxitis bei endokrinen Störungen (Störungen der Hormondrüsen)
[Schilddrüsen-Über- und Unterfunktion, Überfunktion der Nebenschilddrüse, Überproduktion des STH = Somatotropen Hormons des Hypophysenvorderlappens (HVL) „Akromegalie“ (Größenzunahme Hände/Finger, Füße/Zehen usw.), erhöhte Bildung von ACTH = Adrenocorticotropes Hormon im HVL mit nachfolgender vermehrter Freisetzung von Corticoiden aus der Nebennierenrinde (NNR) M. Cushing und als Autoimmunkrankheit durch Insuffizienz der beta-Zellen der Pankreas Diabetes mellitus, Typ-1 …]
Coxitis bei Erkrankungen des Blut-Bildungssystems
[haemolytische Anaemien, Thalassaemie, Sichelzellanämie …]
Coxarthritis/Coxitis bei Kollagenosen …
Fazit:
Die Ursachen einer Hüftgelenksentzündung können vielfältig sein.
Es kann sich um eine schlichte Reizung der Gelenkschleimhaut handeln, die im Anschluss an einen (z.B. grippalen) Infekt auftritt und sich von selbst nach 1-2 Wochen zurückbildet.
Insbes. Kinder im Alter von 4-8 Jahren sind davon betroffen. Man spricht vom sogen. „Hüftschnupfen", der Coxitis fugax (bzw. Coxalgia fugax).
Die Entzündung kann aber auch durch Bakterien hervorgerufen werden und eitrig sein. Hierbei handelt es sich um ein schweres Krankheitsbild, das eine sofortige und intensive Therapie erfordert.
(Eitrige) Gelenkentzündungen durch Bakterien:
Überwiegend werden diese Gelenkentzündungen verursacht bzw. ausgelöst durch eine Infektion vor allem durch Staphylokokken (S. aureus, S. epidermis), dann auch durch Streptokokken, dazu Infektionen mit/durch Yersinien und Chlamydien und immer wieder einmal auch durch das Mycobacterium tuberculosis; aber auch durch Treponoma pallidum und Gonokokken und Campylobacter.
Die Keime können durch eine offene Wunde oder eine Operation bzw. Punktion („iatrogen“) eingedrungen sein, über die Blutbahn („hämatogen“) oder über das Lymphatische System („lymphogen“) oder durch eine Osteomyelitis (Knochenhautentzündung), die in das Hüftgelenk durchgebrochen ist oder auch durch eine Fistelbildung oder einen sich absenkenden (abszedierenden) Abszess.
Wird nicht umgehend eine adäquate Behandlung mit Antibiose (gezielte Gabe von Antibiotika) bzw. spezifisch wirkende Chemo-Therapeutika, Punktion und eventuell chirurgischer Ausräumung des Entzündungsherdes durchgeführt, kann dies zu bleibenden Schäden am Gelenk führen.
Als Spätfolge einer eitrigen Coxitis (Coxitis purulenta) bzw. eines Hüftgelenk-Empyems kann sich dann eine Coxarthrose entwickeln.
Gelenkentzündungen durch Viren:
Hauptverantwortliche sind hierbei einmal das Röteln-Virus und dann der Ebstein-Barr-Virus (EBV) – auch genannt Humanes-Herpes-Virus 4 (HHV-4) –, verantwortlich für das sogen. Pfeiffer’sche Drüsenfieber (infektiöse Mononucleose) [Nebenbei: es wird darüber diskutiert, ob nicht auch das EBV mitverantwortlich ist für etliche bösartige Lymphtumoren, für chron. Müdigkeits-Syndrome und für die Multiple Sklerose und zwar im Sinne einer sogen. „Slow-Virus-Infection“]; ferner durch den Erreger der Mumps (Paramyxo-Viren), sowie die Erreger von Windpocken (Varizella-Viren) und Pocken (Variola-Viren).
Aber auch – wenngleich selten – können Arbo-Viren, Zytomegalie-Viren und (das wird derzeit kontrovers diskutiert) auch HI-Viren (Humanes Immundefizienz-Virus) Ursache für eine Gelenk-Entzündung sein.
Bei fulminanter viraler Entzündung kann eine akute Arthritis, so auch eine Coxitis, ausgelöst werden. Mehrheitlich kommt es aber zu einer post-infektiösen bzw. reaktiven Arthritis (s.u.).
Nicht-infektiöse Gelenkentzündung:
Auch Allgemeinerkrankungen, wie z.B. eine Erkrankung im Rheumatischen Formenkreis und/oder eine Stoffwechselkrankheit (Gicht/Hyperurikämie) können entzündliche Veränderungen des Hüftgelenkes verursachen.
Postinfektiöse und Reaktive Coxarthritis:
D.i. das Entwickeln einer Hüftgelenksentzündung nach einem zumeist viralen Infekt (u.a. Röteln-, Ebstein-Barr-Virus; s.o.). Hierzu zählt vor allem bei Kindern im Vorschulalter die relativ häufige Coxitis fugax, der „Hüftschnupfen“.