Odyssee Korsika. Matthias Arndt
Читать онлайн книгу.welches sich zur Straßenseite im dritten Obergeschoß des Gebäudes befand. Nach einer kurzen Begrüßung erkundigte er sich bei den Kollegen über den aktuellen Stand der vergangenen Stunden. Denn oft war es so, dass er kurzfristige Entscheidungen treffen musste, die dann auf einem sogenannten Verteiler in den spezifischen Abteilungen erfasst wurden. So war es auch an diesem Montag morgen des Monats Mai, wo sich gleich zwei tragische Verbrechen ereigneten. Eine rivalisierende Gangsterbande im Drogenmilieu hatte im Streit ums Geschäft versucht einen Kontrahenten aus dem Weg zu räumen. Dieser wurde anscheinend so schwer verletzt in das örtliche Krankenhaus eingeliefert, dass dieser nicht vernehmungsfähig war. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren, denn schließlich kannte man jene Pappenheimer, die sich dem Gesetz auf breiter Linie verweigerten. Es war nun an der Zeit die Ermittlungen zu fokussieren, Zeugen zu befragen und den Tathergang zu rekonstruieren. Ein Ermittlerteam aus vier Kollegen von der Spurensicherung machten sich unterdessen ein Bild von der Lage am Tatort, um später Spuren einer DNA im zentral erfassten Computer abzugleichen. Denn meistens handelte es sich um Wiederholungstäter, die zumindest schon einmal zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden sind. In dem anderen Fall ging es um eine Wasserleiche, die am Ufer des Mains gefunden wurde. Inspektor Kunert wollte sich in diesem mysteriösen Fall ein Bild vor Ort machen. Wie bei allen unklaren Verbrechen dieser Art, informierte man die Kollegen von der Rechtsmedizin über den Fund am Tatort. Kommissar Spiegler der gleichfalls im Dezernat für Morddelikte arbeitete, war der Erste der sich am Tatort einen Überblick verschaffte. Eine halbe Stunde später traf auch Inspektor Kunert am Tatort ein, der die letzten Schritte abseits der Zufahrtstraße im Müßiggang absolvierte.
>>Guten Tag Herr Spiegler ! Haben Sie schon irgendetwas zur Sachlage hier vor Ort in Erfahrung gebracht?<<.
>>Vermutlich wurde die Leiche durch die starke Strömung ans seichte Ufer angespült. Dabei handelt es sich mit aller Wahrscheinlichkeit um eine männliche Person im Alter von zirka vierzig Jahren<<.
>>Haben Sie schon eine annähernde Vorstellung, wie die Person ins Wasser gelangt ist?<<.
>>Nach ersten Erkenntnissen müssen wir davon ausgehen, dass die Person bereits tot war, bevor sie ins Wasser gelangt ist<<.
>>Haben Sie dafür eine Erklärung?<<.
>>Die unbekannte Person wurde an Händen und Füßen gefesselt und erlitt zuvor erhebliche Stichverletzungen im Thorax Bereich, nachdem sie im Anschluss daran erschossen wurde<<.
>>Was lässt sich über die Anzahl der Stichverletzungen aussagen?<<.
>>Vorerst gehen wir von fünf bis zehn Stichverletzungen aus. Aber die genauen Todesumstände lassen sich erst in der Rechtsmedizin eindeutig klären<<.
>>Hatte der Tote denn irgendwelche Papiere bei sich?<<.
>>Bis jetzt haben wir nichts gefunden, was auf die Identität der Person schließen lässt<<.
>>Danke Herr Spiegler. Dann müssen wir eben die Vermisstenfälle nochmals durchkämmen. Vielleicht werden wir ja dann fündig… <<.
>>Ach Herr Kunert wissen sie schon, ob Sie nächste Woche Samstag mit den Kollegen zum Kegeln mitkommen?<<.
>>Ab Dienstag bin ich zu einem Seminar in Berlin eingeladen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass ich Zeit für Privates dafür habe<<.
>>Oberinspektor Haller hatte mich gefragt, weil sie doch einer der Besten ihrer Jahrgänge waren. Er fand überaus lobende Worte für ihren Eifer<<.
>>Das mag schon sein, aber an Eitelkeit liegt es mir nicht<<.
>>Sie können es sich ja nochmals überlegen…. .<<.
Inspektor Kunert machte mit der Hand eine nette Geste, bevor er zu seinem Einsatzwagen zurückkehrte, als ihm gerade die Mitteilung über Funk erreichte, dass die Person aus dem letzten Fall an den Folgen der Gewalteinwirkung im Krankenhaus verstorben ist.
Kapitel 5
Es war ein durchaus verheißungsvoller Frühlingstag, an diesem Dienstag morgen in der Mainmetropole. Die Sonne zeigte sich schon recht früh am klaren azurblauen Horizont, die die Skyline und Wohnhäuser der Stadt in ein Spiel aus Licht und Schatten verzauberte. Nur ab und an hörte man von weitem die Kehrmaschinen der Stadtwirtschaft, die für Ordnung und Sauberkeit auf den Straßen und Gehwegen sorgten. Alles schien in friedlicher Idylle und im gewohnten Umfeld vonstatten zu gehen. Zuerst öffneten einige Bäckereien, die ihre Backwaren feilgeboten, an die verehrte Kundschaft auslieferten. Dann folgten in aller Regel die Einkaufsmärkte und Kaufhäuser, die neben Waren des täglichen Bedarfs, auch Gebrauchsgüter aller Art anboten.
Die Leuchtreklame an den Schaufenstern der Markthallen verblassten mit der Zeit zusehends im Antlitz der Sonnenstrahlen. Lediglich ein laues Lüftchen wehte zwischen den Häusern entlang der Straßen und Gehwege, die bis in die äußersten Winkel der Marktplätze und Grünanlagen der Stadt mündeten.
Der Tag hatte gerade erst begonnen, als sich unmittelbar auf der Allee Am Kaiserplatz einige tumultartige Szenen abspielten. Zuerst sah es so aus, als ob ein Streit zwischen den Passanten auf dem Straßenpflaster entfachte. Doch dann sah man mitunter Transparente mit Losungen und Spruchbändern, die in die Höhe gehalten wurden. Lautstark artikulierten jene Personengruppen, die in ihrem Zornesausbruch sich vermehrt Gehör verschaffen wollten. Und so dauerte es auch nicht lang, bis unaufhaltsam eine Schar von Demonstranten dort Am Kaiserplatz eintraf und der Mopp sich langsam in Bewegung setzte. Wenn man von weitem diesem Schauspiel zusah, so konnte man feststellen, dass der Demonstrationszug in kurzer Zeit ein noch nie gekanntes Ausmaß annahm. Waren es anfangs noch dreißig bis vierzig Demonstranten, so vergrößerte sich jene Zahl innerhalb von nur einer Stunde auf schätzungsweise fünfhundert. Der Demonstrationszug setzte sich in Richtung Mainzer Straße in Bewegung und weiter voran bis zur Taunusanlage. Es war ein Aufschrei der kleinen Leute gegen die Banken und den Volkskapitalismus, der die Massen auf eine Initiative hin in Gang setzte. Eine Vielzahl derer, die dem Aufruf der Organisatoren folgten, bangten um ihre Spareinlagen und fürchteten darüber hinaus um ihre persönliche Existenzgrundlage.
Auch Charlotte hatte an ihrem freien Arbeitstag über die Medien von den Demonstrationen in der Frankfurter Innenstadt Kenntnis erlangt. Es war ihr aber nicht eindeutig klar genug, um welche Art und Umfang es sich bei den Protesten im Einzelnen handelte. Trotzdem wollte sie sich unbedingt ein Bild von der Lage vor Ort machen. Sie zögerte keinen Augenblick und fuhr mit der nächsten Bahn ins Zentrum der Stadt.
Unterdessen berichteten jetzt auch einige private Medienanstalten über den scheinbaren Massenauflauf von Demonstranten vor den Banken des Großkapitals.
Kommissar Kunert verweilte an diesem Tag bereits in Berlin, um an einer Tagung anlässlich zu einer Feierstunde der Polizeigewerkschaft teilzunehmen.
Vize Kommissar Spiegler hatte gerade in seinem Büro Platz genommen und den Rechner an seinem Arbeitsplatz aktiviert, als ihm die Mitteilung eines Kollegen erreichte, dass gerade Demonstrationen im nahe gelegenem Bankenviertel stattfanden.
>>Ja um Gottes willen, dann schicken Sie eben eine Hundertschaft dorthin… .<<, mutmaßte Kommissar Spiegler seinen Kollegen.
>>Es ist mir aktuell nicht exakt bekannt, wie viele Bürgerinnen und Bürger sich derzeit im Bankenviertel aufhalten<<, entgegnete dieser selbstgefällig.
>>Dann verschaffen Sie sich wenigstens einen Überblick und versuchen Sie möglichst die Lage unter Kontrolle zu halten<<, antwortete Kommissar Spiegler genervt.
Der weitere Gesprächsfaden ging unterdessen verloren, angesichts einer neuen Fahndungsmeldung zu einem bewaffneten Banküberfall in Stadtteil Bergen-Enkheim. Vorrangig traf man zur selben Zeit die Entscheidung, mit einer Hundertschaft im Bankenviertel vor Ort Präsenz zu zeigen, um dem Treiben der mittlerweile ausufernden Demonstrationen ein Ende zu setzen.
Den Demonstranten gelang es ohne Zwischenfälle bis vor dem Haupteingang jener Bank am Standort Stellung