Ja, so ist das Leben, eben.. Erik Kejser

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Ja, so ist das Leben, eben. - Erik Kejser


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ha.“

      Es gibt aber auch Relativhelicopterfliegen. Der eine Pilot meinte: „Mach die Türe zu.“ Der andere flog eine Rechtskurve. Ich um ein Haar aus dem Helicopter. Ich konnte mich gerade noch an der Türe abstützen und genoss den Ausblick auf einen sehr kleinen Flugplatz. Hätte es mich da rausg´haut meine Mutter hätte mich im Sandküberl identifizieren müssen.

      Die Piloten perlweiß unter ihrem Helmen: „Hinsetzen, Hinsetzen!“ Das hätte das Ende ihrer Karriere bedeutet, meiner sowieso.

      Aber sie entschuldigten sich bei mir.

      Abwechslung garantiert. Ich hatte einen Wochenenddienst ausgefaßt. Herrliches Sprungwetter, unsere Vaterlandsbeschützer trainierten, im auf Bundesheergrund gelegen Aero-Club. Im Dienst auf Staatskosten hüpfen, am Wochenende im Club. Das ist Dienstauffassung. Ich hatte Jacke, Stiefel, etc. ausgezogen und beobachtete interessiert den Flugbetrieb. Überfallartig kletterten plötzlich einige Polizisten, Sanitäter, Feuerwehrleute über unseren Zaun. „Hier ist ein Flugzeug abgestürzt!“ Ich entgegnete: „Na, geh´ns.“ Als aber kurz darauf unser Oberstabswachtmeister auftauchte, mich kurz abmahnte, “Wos is des für a Adjustierung!“ – aber offensichtlich andere Sorgen hatte, bestiegen wir die Einsatzfahrzeuge und rauschten zum imaginären Flugzeug.

      Unglaublich, da lag sie, auf dem „Rücken“ wie eine entgleiste Schildkröte. Der Pilot hatte zu spät aufgesetzt, (am größten Naturflughafen Europas), und war über den Schützengraben am Ende des Flugfeldes gefahren. Da er keine gröberen Verletzungen aufwies, konnte ich ein mitleidiges Lächeln nicht verbergen. Allerdings wurde mir bewusst, dass ich noch immer keine Stiefel anhatte. Jeder gab dem Anderen die Schuld und ich verdrückte mich unauffällig, adjustierte mich nach Heeresvorschrift und legte mir einen „is eh nix passiert“, Gesichtsausdruck zu.

      Nachdem die ganze Meute wieder abgezogen war, kehrte wieder der einsame Dienstalltag ein. Ich borgte mir von einem Tiroler Korporalskameraden seine Parka aus, ohne Hemd ohne Mütze, ließ ich die Kaserne im Stich und ging einkaufen. Ich verspeiste meine Wurstsemmeln und sinnierte über die weiteren Aktivitäten. Da die Universalschlüssel sicherheitshalber unter der Türmatte verwahrt wurden, durchstöberte ich die ganze Kaserne. In der Unterkunft unseres Hauptmannes probierte ich sein rotes, polnisches Fallschirmjägerbarret und widmete mich seinen Playboymagazinen. Zu fortgeschrittener Stunde kontrollierte ich mit seinem Zeiss-Fernglas, ob sich irgendwo ein OVT (Offizier vom Tag), blicken ließ. Diese Arschlöcher saufen sich zuerst im Kasino einen an, schikanieren dann die Fahrbereitschaft und anschließend die Wehrmänner. Tatsächlich kam der Depp im riesigen LKW angefahren. Ich lief in meine Stellung sperrte alles ab und ließ ihn erst einmal zehn Minuten klingeln. Wir hatten ja aus Personalmangel nur einen Journaldienst mit eigener Dienstanweisung. Z.b. Essen, Trinken, der Gebrauch von Genussmittel (Rauchen) erlaubt, Alkohol verboten. Nach der Aufheizphase ließ ich ihn herein, machte zackig Meldung und verwies auf die Dienstvorschrift. Er nuschelte: „Essen, Rauchen Saufen, ollas erlaubt?! Do geh i!“ Richtig lesen wäre auch erlaubt gewesen.

      Selbstverständlich fuhren unsere Vaterlandverteidiger auch auf Staatskosten zu den Militärfallschirmweltmeisterschaften. Nach Szolnok, Ungarn, gut sie wurden Weltmeister, hatten sie doch beste Trainingsbedingungen. Natürlich waren sie auch im Feiern Weltmeister. Ein mir völlig unbekannter Reservistenspringer, namens Udo Proksch (der Luconaversenker) schmiss die Party. Lachs, Kaviar, Champagner, der gerissene Typ wusste wie man sich beliebt macht. Nach kurzer Zeit waren die meisten durch übermäßigen Dimple-Whiskygenuß außer Gefecht gesetzt. Wir beschlossen mitzufeiern und klauten einige Demel Torten, auch eigens gestylte Szolnok WM Zigaretten, zur Erinnerung. Einige Jahre Später, mangels eigener Tschik zu Hause, musste ich sie leider meucheln. Man kann über den Udo sagen was man will, ein spendables, angeberisches Arschloch war er schon.

      Der Sommer heizte Wiener Neustadt, oft der Hitzepol Österreichs, ganz schön ein. Die Verlautbarung, dass wir am Neufeldersee einen Stützpunkt unterhielten kam mir gerade recht. Der Seedienst schloss ein Wochenende mit ein, keiner wollte, ich schon. Erhöhtes Tagegeld, ich beschloss Urlaub zu machen. Freitagabend kutschierte mich unser Hauptmann mit seinem privat PKW(!) an den Neufeldersee. Zu Urlaubsbeginn durfte ich gleich einmal zwei Taucherpressluftflaschen schleppen. Doch der Stützpunkt, eine Kleine nur durch einen Steg erreichbare Insel, war privilegiert.

      Unser Überlebenskampf ausgebildeter Jagdkommando- Hauptmann erteilte mir den Befehl, ein Stück „Maschendrahtzaun“ zu requirieren. In der Zwischenzeit fing er am seichten Kiesstrand kleine Krebse. Lebend auf dem Maschendrahtzaun, über dem Holzkohlelagerfeuer wurden sie rot vor Zorn. Die Einladung zum Menü konnte ich nicht abschlagen, Gott sei Dank nur ein Fingernagel Krebsfleisch durch eine besondere „Technik“ ausgelöst. Viel Zitrone. Gott sei Dank schon vorher gegessen. Als „Nachspeise“ soff er eine Flasche Whisky,

      voll auf harter Jagdkommandosoldat. Kann ich heute auch, leider weiß ich wie blöd man danach aussieht.

      Nächster Tag, Samstag, immens heiß, die Liegeflächen für normal Sterbliche doppelt besetzt. Am Wochenende zu zweit, mein Freund Walter und ich hatten die Aufgabe unsere Insel, besetzt durch einige Unteroffiziere, zu verteidigen. Jeder wurde beinhart ins „Meer“ zurückgeworfen. Als sich ein Schlauchboot mit drei ca. siebzehnjährigen Mädchen näherte, dachte ich kurz über Befehlsverweigerung nach. Ich beschloss einen jungen Unteroffizier um Rat zu fragen: „ Da sind Drei, die möchten zu uns auf die Insel, wir haben doch genug Platz.“ „Nix!“ Nach kurzer Kopfdrehung, sprang er auf und geleitete die Damen auf „unsere“ Insel.

      Wie das Leben immer gleich spielt, war die „Netteste“ auch die mir „Zutraulichste“.

      Sie beschlossen ihre Eltern zu fragen, ob sie am Abend mit uns etwas „unternehmen“ dürften. Knapp bevor wir Ihren Wohnwagen erreichten, kam uns ein älterer, Gutgebauter Herr entgegen, knallte ihr eine: „Und Marsch!“

      Vermutlich ihr Vater. Präsenzdiener hatten hier augenscheinlich kein gutes Ansehen.

      Den Rest der Woche, jeden Tag ein Schnitzel mit Kartoffelsalat, dank erhöhtem Sold, Sonne liegen, Nichtstun. Eigentlich sollte ich, unter anderem, unsere Rettungszillen bewachen. War mir aber zu blöd, die Kinder rissen die Verankerungskette ab und die Zille trieb beschaulich am See. Also, diese Rockerbanden in der Nacht!

      Nachdem ich sämtliche Unteroffiziere beim Weittauchen deklassiert hatte, außer einem Hauptmann Dvorak, der den Weltrekord im Eistieftauchen innehatte, beschloss ich mir die Pressluftflaschen näher zu betrachten. Nach kurzer Landerprobung, überlegte ich: „Alleine da unten? Bist du sicher, dass du wieder raufkomms´t?“ Nau guat, dann net. Ich ließ es mir lieber weiter gut gehen, Urlaub eben.

      Sonntag in Wien, braungebrannt, studierte ich in der Gratiskrone die Meldung – Zwei Tote bei Badeunfällen am Neufeldersee! Montag erstattete ich Meldung: „Keine besonderen Vorkommnisse.“

      Der Jagdkommandogrundkurs rückte bei uns ein. Ziemlich geschlaucht die Burschen, nach achtzehn Wochen Ausbildung. Als Zuckerl, die letzten vierzehn Tage – Fallschirmsprungausbildung. Die Boys betrachteten uns als ein Teil des Kaderpersonals respektvoll. Als ich einem Teilnehmer, einen im Waschraum vergessenen Goldsiegelring zurückbrachte, verehrten sie mich. Einen echt antiken Nassrasierer behielt ich, bin ja nicht ihr Kindermädchen. Am Übungssprungturm ließ sich erkennen, wer ein tapferer Soldat war. Anschließend Fallschirmpacken für den ersten Absprung. Ich beobachtete einen besonders „Tapferen“. Alle übrigen hielten die Packschritte ein, ließen es sich auf dem Packschein bestätigen. Jener Held machte ein paar „Kraxen“ auf seinen Packschein, rollte den Schirm ohne Leinen zu entwirren einfach ein und stopfte ihn in die Fallschirmtasche. Ich meinte zu ihm: “Bist sicher das der aufgeht?“ „Die Reißleine zieht ihn e´raus.“

      So long, Ranger. Der Schirm ging tatsächlich auf. Aber es war interessant zu beobachten.

      Die nächsten Tage erfuhr ich einiges bezüglich der Werte von Heeresvorschriften. Ein Sprungschüler war kurzsichtig, jedoch mit Kontaktlinsen. Der Heeresarzt: „Absolutes Sprungverbot!“

      Nächsten Tag liefen die Telefone heiß, plus unser Kommandant. Ein General, Minister etc., nach dem anderen rief an. Der „Spieß“ salutierte sogar am Telefon. Fazit – gegen Revers durfte


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