Ja, so ist das Leben, eben.. Erik Kejser
Читать онлайн книгу.Cowboy plus Revolver war. Der blöde Cowboy verfolgte mich so lange, bis er ca. fünf Meter hinter mir, mich durch einen gezielten Schuss auf die Ferse außer Gefecht setzte. Ich glaubte mich holt der Qui,Qui (Tod).Aber ein Indianer kennt ja bekanntlich keinen Schmerz.
Als ich leicht hinkend bei meiner Mutter vorbeizog, fiel ihr Blick sofort auf meinen Bruder, der sich das Ganze natürlich nicht erklären konnte. Ich war immer Stolz, dass ich einen „Großen Bruder“ hatte.
Er half mir auch jegliche Mutprobe zu bestehen. In der Nähe des Hauses meiner Großmutter, hatte die Firma Haanl ein Kies und Schotterwerk. Ein langes Transportband ragte bis auf die Spitze des Schotterberges. Mein Bruder und alle großen Großbauernbuam erklommen das Transportband und sprangen mit braunen Streifen in der Unterhose auf den Schotterberg. Umso mehr Kraft beim Absprung, desto kürzer ist der freie Fall. Jetzt kam der kleine Ennio, ich konnte ungefähr einschätzen, wo ich landen würde, das war nicht so gut. Als ich noch überlegte wie ich dem „Todesurteil“ entgehen konnte, rief mein bereits etwas genervter Bruder:“ Chief, der Pfarrer kommt!“ (Wie er auf diesen Satz gekommen ist, weiß er bis heute nicht).
Ich jedenfalls sprang. Eh, überhaupt nix dabei. Ein großer Bruder schaut auf dich.
Das äußerte sich in einem leicht autoritären, wie auch freundschaftlichen Verhalten.
Als meine Freunde und ich, die ersten Zigaretten bei unserem Zuckerbäcker, fünfzig Groschen das Stück kauften, und den nicht gerauchten Rest, grün im Gesicht, an einer geheimen Stelle vergruben, wurden wir von einem Freund meines Bruders, Wolfgang S. beobachtet.. „Burschen, habt’s eine Zigarette für mich?“ Großzügig überreichten wir einen „Lungentorpedo.“ „Nadererwolfgang“ rauchte sie genüsslich, und mit gleicher Harmonie erzählte er es meinem Bruder. Er erklärte er mir den Altersunterschied mit einer „Watschen“. Die Autorität waltete ihres Amtes.
Meine Mutter hatte es wahrlich nicht leicht. Um das Salär der Familie aufzubessern musste sie hart arbeiten. Manche Fabriken hatten jedoch auch ihre Vorteile (für mich), z.B., die Firma Niemetz. Die Arbeiterinnen hatten ein Freideputat, anfangs verputze ich einen Karton „Schwedenbomben“ auf „einen Sitz“. Gut nach einiger Zeit konnten man die Dinger nicht mehr sehen, aber nach einer kurzen Pause ging´s wieder. Wesentlich härter ging es bei der Firma „Hummer“ zu, eine Plastikfabrik. Meine Mutter arbeitete „Schicht“ bis zehn Uhr abends, die Plastikdämpfe, die Akkordarbeit war beinhart. Sie hat bis heute gesundheitliche Schwierigkeiten. Ich hatte das Privileg, abends alleine mit meinem meist besoffenen Vater zu sein, ab und zu durfte ich zu meiner Mutter in die „Plastikbude“. Ich freute mich wenn ich zusammenkehren durfte. Bis heute ist es mir unerklärlich, mit diesem schwer verdienten Geld kaufte sie, unter anderem, meinem Bruder ein neues KTM Moped. Die KTM-Comet war das erste Moped, das diesen Namen auch verdiente. Nach langem Bitten, nahm er mich auf seinem nagelneuen Moped mit, wo es uns natürlich in der ersten ernstzunehmenden Kurve hinstreute. Etwas lakonisch meinte er. „Nicht gegen die Kurve lehnen!“ Eigentlich waren wir mit dem Fußraster am Asphalt gestreift, noch mehr in die Kurve legen…..vermutlich wären es dann die Knie gewesen. Bei Anblick des zerkratzen Tanks verzichtete ich aber auf eine Gegendarstellung. Da alle Körperteile, sogar die Hosen noch intakt waren, beschlossen wir zur Oma ins Marchfeld zu fahren. Wir schafften es, als Preis gab es ein Glas Cola bei meiner Großmutter. Die Kohlensäure verflüchtigte sich ziemlich schnell, da sich die Vibrationen des Mopeds, sich auf meine Hände übertragen hatten.
Sogar ins Fußballstadion nahm mich mein Bruder mit (widerwillig), Österreich–Russland.
Eins zu Null gewonnen, einundneunzig tausend Zuschauer.
Was wünscht sich ein kleiner Bruder mehr?
Ich weiß es. Am Leben zu bleiben.
Da wir direkt neben der Schnellbahn wohnten, nicht so einfach. Der Fußball flog öfters über die Abzäunung, wer holte ihn? Richtig. Bei dieser Gelegenheit horchte ich wie ein Indianer, ein Ohr auf den Schienen, ob eine Schnellbahn sich ankündigte. Ich dachte, dass funktioniert nicht. Richtig, zehn Sekunden später brauste die S-Bahn vorbei.
Ja, es waren gefährliche Zeiten. Besonders als mein zwei Jahre älterer Freund Gerhard B., auf die Idee kam, "U-Hagerl" zu kaufen. Das sind kleine U-förmige Stahlstifte, die mit einem Gummiringerl abgefeuert werden. Garantiert ungefährlich.
Das Kommando hieß „nur auf die Füße“. Wir befetzten uns, dass uns das Blut in der Hose herunterlief. Nach einer gewissen Zeit hatte ich genug, und vertschüßte mich. Im ersten Stock des Stiegenhauses blickte ich aus dem Fenster und Dilogerhard zielte auf mich. Wie in einem Gangsterfilm hatte die Scheibe plötzlich ein kleines Loch. Ich lief die Stiegen hinunter, um ihm mitzuteilen, dass er ein Idiot ist. Da kam Karin G. zufällig des Weges. Aus größerer Entfernung machte sich Gerhard B. noch einen zweiten Spaß. Er traf sie genau zwischen die Augen. Einen Zentimeter links oder rechts und das Auge wäre verloren gewesen. Ja, es waren gefährliche Zeiten.
Gefährlich war es auch, als mein Bruder sein erstes Auto kaufte (eigentlich der Vater). Um es abzubezahlen, durfte er ab und zu, die Familie zu Verwandten kutschieren. An einem sonnigen, aber eiskalten Februarsonntag, beschloss die Familie, der Großmutter, im Marchfeld einen Besuch abzustatten. Blauer Himmel, die Straße staubtrocken. Kurz vor der Ortstafel „Markgrafneusiedel“ jedoch eine Baumgruppe. Das bereits getaute Wasser, durch die Bäume wieder gefroren, wie auf einem Eislaufplatz. Mein Bruder konnte unmöglich reagieren, der Wagen drehte sich um die eigene Achse, anschließend stürzten wir uns überschlagend, über die Böschung in das Flussbett. Meine Mutter „krallte“ sich mich, wie es nur eine echte Mutter schafft. Auf dem Autodach liegend, absolute Stille, einzig das Surren der noch drehenden Räder war zu hören. Unglaublich, keinem etwas Ernsthaftes passiert, nur der Bruder ein Schnitt an der Nasenwurzel. Die Tetanusinjektion im Spital war schmerzhafter.
Einzig meinem Vater war zu Heulen zumute. “Mei schen´s Auto!“
Ich beschloss mir Autos nur noch aus der Ferne anzusehen, z. b. Chruschtschow und Kennedy paradieren im offenen Straßenkreuzer über den Gürtel. Mir war die Begeisterung unheimlich:
„Bitte, wer ist denn das?“ Der Glatzerte kam mir irgendwie bekannt vor.
Die Gürtelbrücke über die Schnellbahn war einige Tage später noch unheimlicher. Eine Menschentraube schaute sensationslüstern auf die Zuggeleise:“ Do hot si ana umbrocht!“
Ich muss natürlich auch einen Blick riskieren. Ein abgetrennter Fuß liegt noch mitten am Gleis, der Leichenheini legt den Schädel in den Zinksarg.
Nau mehr hob i net braucht.
Aber als der Konvoi abgezogen war, widmeten meine Freunde und ich uns wieder den wichtigen Sachen des Lebens, - Äpfel klauen in der Kleingartenanlage, neben dem Gürtel. Mit den gestohlen Äpfel, ging´s dann auf unsere Jagdgründe (genannt „Ascha“, warum, weiß kein Hund mehr, heute steht hier eine riesige Versicherung, die uns nicht entschädigt hat).
Alte Matratzen, die umweltbewusste Bürger entsorgt hatten, gab es genug für unser Lagerfeuer. Mit den Bratäpfeln setzen wir uns auf den Plankenzaun der unser Revier eingrenzte. Die Polizei ließ nicht lange auf sich warten, wir zogen einfach die Füße ein.
Wenn es dich wirklich erwischt, nützt Füße einziehen nichts.
Eine Blindarmentzündung kostete mich fast mein junges Leben. Nach der Operation nicht trinken zu dürfen, fast ein zweites Mal. Die Operationsnähte zu ziehen tötete mich ein drittes Mal. Ich entwickelte eine tiefe Spitalsaversion. Kurz darauf schickte mich eine Ärztin schon wieder in Spital. Dieses Mal wollte man mir die Vorhaut „kürzen“. Scheiß Weiba, ersten bin ich kein Jude, zweitens lernt man dem Umgang mit seinem Zumpferl selbst, drittens bin ich abgehaut. Kein Weib der Welt spielt ungefragt mit meinem besten Freund.
Da ich ein anfälliges Bürschchen war ging der Alptraum jedoch weiter, -Blutsenkung. Meiner Meinung, eine rein Pubertäre Erscheinung. Ich denke, die Ärzte hatten keine Ahnung, deshalb verpassten sie mir vierzehn Tage, täglich eine Injektion. Am Entlassungstag, sah ich der Visite zuversichtlich entgegen. Eine Ärztin betrat mit aufgezogener Injektion unser zwanzig Personenzimmer. Sie konnte sich mit ihren zwei