Quentin Durward. Walter Scott

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Quentin Durward - Walter Scott


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müßige Frage zu geben.“

      Darüber stimmte der Kaufherr ein noch lauteres Lachen an wie bisher ... „Sapperment! Das Sprichwort: Stolz wie ein Schotte, lügt doch nicht, aber kommt nur, junger Freund! Ich halte was auf das Land, aus dem Er stammt; denn ich habe eine Zeitlang auch mit Schottland Geschäfte gemacht. Ein recht braver Menschenschlag, dieses Gebirgsvolk! Komm mit uns ins Dorf hinunter, und wenn's Ihm recht ist, so will ich Dir dort ein Glas Branntwein und ein Frühstück geben lassen als Entschädigung für das kalte Wasser, in das Er hat tauchen müssen. Aber, Sapperment! Was tut denn der Jagdhandschuh auf Seiner linken Faust? Weiß Er nicht, dass in den königlichen Gehegen alle Jagd verboten ist?“

      „Das hab ich schon erfahren von einem hundsföttischen Försterknecht des burgundischen Herzogs“, erwiderte der Jüngling, „ich hab meinen Falken, den ich von Schottland mit herübergebracht, und mit dem ich mir recht große Ehre einzulegen dachte, in der Gegend von Peronne bloß auf einen Reiher steigen lassen, und sans façon schießt mir dieser freche Wicht meinen schönen Falken mit einem Pfeil weg!“

      „Und wie hast Er sich da verhalten?“, erwiderte der Kaufmann.

      „Tüchtig verprügelt hab ich den Kerl“, rief der Jüngling, „und zwar so, dass ihm wohl eine Weile Hören und Sehen vergehen wird ... aber totgeschlagen hab ich ihn nicht, denn sein Blut wollte ich nicht des Galgens wegen auf mein Gewissen laden.“

      „Weiß Er auch, dass ihn der Burgunder an die erste beste Haselstaude hätte aufknüpfen lassen, wenn Er ihm in die Hände gefallen wär?“

      „Er soll ja mit solchen Sachen genau so flink sein, wie der König von Frankreich. Aber ich hab den Jägersknecht unweit von Péronne verhauen und war flink über die Grenze, als seine Mannen sich sehen ließen, und hab sie von dort aus mitsamt ihrem Herzog weidlich ausgelacht“. Nach einer kleinen Pause setzte er hinzu: „Wäre der Burgunder Herr übrigens nicht gar so flink mit seinen Drohungen gewesen, so hätte es mir wohl geschehen können, mich um einen Dienst bei ihm zu bewerben.“

      „Na, vermissen wird er einen solchen Paladin wie ihn ganz gewiss ungern“, erwiderte der Kaufmann mit einem Seitenblick auf seinen Kameraden, „besonders wenn der Waffenstillstand aufgekündigt werden sollte!“ Während dieser wieder sein seltenes Lächeln zeigte, bloß vielleicht noch düsterer als vorher, rückte der junge Schotte die Mütze über sein rechtes Auge wie jemand, dem es nicht recht ist, dass über ihn gespottet wird, und erwiderte mit fester Stimme: „Ich möchte den beiden Herren, besonders aber Euch als dem älteren und mithin auch wohl klügeren, ein für alle Mal sagen, dass es mir nicht eben klug zu sein scheint, auch wohl nicht recht anständig, sich auf meine Kosten einen billigen Spaß zu machen. Mir liegt an solcher Unterhaltungsweise überhaupt nicht viel. Hab ich einen Tadel verdient, so nehme ich ihn gern hin, besonders von einem Manne, der älter ist; auch wohl, wenn er nicht gerade beleidigt, einen Spaß; aber mich als Jungen behandelt zu sehen, das gefällt mir nicht, denn ich fühle mich schließlich doch eben Manns genug, es mit Euch beiden aufzunehmen, falls es einem oder beiden von Euch belieben sollte, mich herauszufordern.“

      Über diese Reden des Jünglings lachte der ältere der beiden Männer, dass er fast erstickte, während sein Kamerad mit der Hand nach dem Schwert fuhr. Das bemerkte der Jüngling und gab ihm ohne Besinnen einen so derben Schlag mit der Faust auf die Hand, dass er sie nicht mehr zu rühren vermochte. Die Heiterkeit des älteren wurde hierdurch nicht wenig erhöht ...

      „Ruhe gehalten, Herr Schotte!“, rief er, sich mit Gewalt das weitere Lachen verhaltend, „um Ihres eignen Vaterlandes willen! Und Ihr, Gevatter! Die Hand vom Schwert und kein solch bärbeißiges Gesicht mehr! Wir wollen uns in Ruhe zusammen verständigen. Der junge Mensch ist nass geworden, und Ihr habt was auf die Finger bekommen: Also seid Ihr zusammen quitt. Ihr aber, junger Mensch“, setzte der Kaufmann hinzu mit düster-ernster Miene, „sage ich ein für alle Mal, lasst es Ihm nicht noch einmal einfallen, eine solche Gewalttätigkeit herauszunehmen. Das ist bei mir nicht am rechten Ort! Sagt mir, wer Ihr seid! Mein Begleiter hat, wie Ihr seht, mehr als genug von Eurem Schlag.“

      „Auf eine höfliche Frage antworte ich ebenso höflich“, versetzte der Jüngling, dem der Ernst des andern, wenn auch wider Willen, Achtung abnötigte, „zudem werde ich Eurem Alter die gebührliche Achtung nie vorenthalten, vorausgesetzt dass Ihr meine Geduld durch Euren Spott und Hohn auf keine zu scharfe Probe stellt. Seit ich den Fuß nach Frankreich und Flandern gesetzt habe, nennen mich die Leute den Musje mit der roten Samttasche; wegen des Falkenbeutels, den ich an der Seite trage. In meiner Heimat führe ich aber den Namen Quentin Durward.“

      „Durward?“ wiederholte der ältere Mann. „Ist das ein Edelmannsname?“

      „In unserer Familie seit der fünfzehnten Generation“, erwiderte der Jüngling, „und ebendarum fühle ich zu keinem andern Berufe Neigung, als zum Waffenhandwerk.“

      „Ein echter Schotte! Voll Blut und voll Stolz, aber dafür ohne Dukaten im Sack ... na, Freund“, wandte er sich zu seinem Begleiter, „geh nur voraus und bestell ein gutes Frühstück für uns, dort beim Maulbeerbusche, hörst Du? Ich denke mir, der junge Mensch wird sich wohl ebenso dran halten, wie die verhungerte Maus ans Käsebrot in der Küche der Hausfrau. Was endlich den Zigeuner anbetrifft ...“

      Der Begleiter zeigte wieder sein düsteres Lächeln, entfernte sich aber mit schnellen Schritten. Der andere aber wandte sich wieder an Durward: „Wir wollen miteinander gehen und können unterwegs im Wald, in der Hubertuskapelle, gleich eine Messe mit anhören. An fleischliche Dinge zu denken, ehe man die Seele gestärkt hat, ist nicht eben christlich.“

      Quentin Durward machte als guter Katholik keine Einwände, wenn ihm auch der Wunsch, die nassen Kleider vom Leibe zu bekommen, näher lag. Den Kameraden mit dem zur Erde gewandten Gesicht hatten sie bald aus den Augen verloren, obwohl sie in die gleiche Richtung wie er gingen, bis sie den Fuß in einen ziemlich dichten Wald setzten, der von langen Alleen durchschnitten wurde, über die man hüben und drüben das Wild so ruhig hinziehen sah, als ob es sich hier unter ganz besonderem Schutze wüsste.

      „Ihr fragtet, ob ich guter Bogenschütze sei?“ ergriff der junge Schotte das Wort; „nun, so gebt mir doch einen Bogen und ein paar Pfeile, und Ihr sollt im Handumdrehen ein Stück Wildbret haben.“

      „Sapperlot, junger Mensch!“, erwiderte der Kaufmann, „da nimm Er sich doch ein bisschen in acht, aufs Wild hat mein Kamerad ein ganz besonderes Augenmerk und lässt in dieser Hinsicht nicht mit sich spaßen.“

      „Der sieht doch weit mehr aus wie ein Fleischer als wie ein Weidmann!“, rief Durward, „ich kann mir wahrhaftig nicht denken, dass solch ein hündischer Kriecher wie der, einen guten Jäger abgeben könnte?“

      „Lasst nur gut sein, junger Mensch“, entgegnete sein Begleiter, „mein Begleiter sieht freilich auf den ersten Blick nicht einladend aus, aber ich habe noch von keinem, der mit ihm umgeht, über ihn klagen hören.“

      In dem Ton, mit welchem das gesagt wurde, fand Quentin Durward etwas so Abstoßendes, dass er nicht umhin konnte, den Kaufmann schärfer zu beobachten, und da kam es ihm vor, als ob er in dem halben Lächeln, das dessen Lippen umspielte, wie auch in dem kecken Blicke von dessen schwarzen Augen einen gewissen Ausdruck gewahrte, der seine nicht eben angenehme Verwunderung zu begründen schien. Es ist mir, dachte er bei sich, manches über Räuber und Wegelagerer zu Ohren gekommen, die sich auf allerlei Weise an allein unterwegs befindliche Wanderer heranwagen; wie, wenn der Mensch dort ein Mörder, der alte Schurke hier aber sein Helfershelfer wäre? Ich will doch lieber auf meiner Hut sein. Mehr als eine tüchtige Tracht schottischer Senge sollen sie, so wahr mir Gott helfe, nicht vorfinden!

      Während dieses Selbstgesprächs gelangte er unter der Begleitung seines Führers an eine Stelle, wo die großen Bäume weiter auseinander standen, und der Boden unter ihnen, von Unterholz und Gebüsch befreit, einen Rasenteppich vom sanftesten Grün zeigte, das vor den sengenden Sonnenstrahlen geschützt hier besser zu wachsen schien als irgendwo anders in Frankreich. Die Bäume, die hier standen, waren meist Buchen und Ulmen, aber von solcher Größe, dass sie Baumhügeln glichen, die in die Luft emporstiegen. In ihrer Mitte, an der offensten Stelle der Lichtung stand eine kleine Kapelle, in deren Nähe von ihr


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