Hauptwerke: Der Kaufmann von Venedig, Der Widerspenstigen Zähmung, Die Komödie der Irrungen, Ein Sommernachtstraum, V.... William Shakespeare

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Hauptwerke: Der Kaufmann von Venedig, Der Widerspenstigen Zähmung, Die Komödie der Irrungen, Ein Sommernachtstraum, V... - William Shakespeare


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nie sollt Ihr an Porzias Seite liegen

      Mit Unruh' in der Brust. Gold geb' ich Euch,

      Um zwanzigmal die kleine Schuld zu zahlen:

      Zahlt sie und bringt den echten Freund mit Euch.

      Nerissa und ich selbst indessen leben

      Wie Mädchen und wie Witwen. Kommt mit mir,

      Ihr sollt auf Euren Hochzeittag von hier:

      Begrüßt die Freunde, laßt den Mut nicht trüben:

      So teu'r gekauft, will ich Euch teuer lieben. –

      Doch laßt mich hören Eures Freundes Brief!

      BASSANIO liest. »Liebster Bassanio, meine Schiffe sind alle verunglückt, meine Gläubiger werden grausam, mein Glücksstand ist ganz zerrüttet, meine Verschreibung an den Juden ist verfallen, und da es unmöglich ist, daß ich lebe, wenn ich sie zahle, so sind alle Schulden zwischen mir und Euch berichtigt. Wenn ich Euch nur bei meinem Tode sehen könnte! Jedoch handelt nach Belieben: wenn Eure Liebe Euch nicht überredet zu kommen, so muß es mein Brief nicht.«

      PORZIA.

      O Liebster, geht, laßt alles andre liegen!

      BASSANIO.

      Ja, eilen will ich, da mir Eure Huld

      Zu gehn erlaubt: doch bis ich hier zurück,

      Sei nie ein Bett an meinem Zögern schuld,

      Noch trete Ruhe zwischen unser Glück!

      Alle ab.

      Dritte Szene

      Venedig. Eine Straße.

      Shylock, Solanio, Antonio und Gefangenwärter treten auf.

      SHYLOCK.

      Acht' auf ihn, Schließer! – Sagt mir nicht von Gnade:

      Dies ist der Narr, der Geld umsonst auslieh. –

      Acht' auf ihn, Schließer!

      ANTONIO.

      Hört mich, guter Shylock!

      SHYLOCK.

      Ich will den Schein: nichts gegen meinen Schein!

      Ich tat 'nen Eid, auf meinen Schein zu dringen.

      Du nanntest Hund mich, eh' du Grund gehabt:

      Bin ich ein Hund, so meide meine Zähne!

      Der Doge soll mein Recht mir tun. – Mich wundert's,

      Daß du so töricht bist, du loser Schließer,

      Auf sein Verlangen mit ihm auszugehn.

      ANTONIO.

      Ich bitte, hör' mich reden!

      SHYLOCK.

      Ich will den Schein: ich will nicht reden hören,

      Ich will den Schein, und also sprich nicht mehr!

      Ihr macht mich nicht zum schwachen, blinden Narr'n,

      Der seinen Kopf wiegt, seufzt, bedauert, nachgibt

      Den christlichen Vermittlern. Folg' mir nicht,

      Ich will kein Reden: meinen Schein will ich.

      Shylock ab.

      SOLANIO.

      Das ist ein unbarmherz'ger Hund, wie's keinen

      Je unter Menschen gab.

      ANTONIO.

      Laßt ihn nur gehn,

      Ich geh' ihm nicht mehr nach mit eitlen Bitten,

      Er sucht mein Leben, und ich weiß warum:

      Oft hab' ich Schuldner, die mir vorgeklagt,

      Davon erlöst, in Buß' ihm zu verfallen;

      Deswegen haßt er mich.

      SOLANIO.

      Gewiß, der Doge

      Gibt nimmer zu, daß diese Buße gilt.

      ANTONIO.

      Der Doge kann des Rechtes Lauf nicht hemmen.

      Denn die Bequemlichkeit, die Fremde finden

      Hier in Venedig, wenn man sie versagt,

      Setzt die Gerechtigkeit des Staats herab,

      Weil der Gewinn und Handel dieser Stadt

      Beruht auf allen Völkern. Gehn wir denn!

      Der Gram und der Verlust zehrt so an mir,

      Kaum werd' ich ein Pfund Fleisch noch übrig haben

      Auf morgen für den blut'gen Gläubiger.

      Komm, Schließer! – Gebe Gott, daß nur Bassanio

      Mich für ihn zahlen sieht, so gilt mir's gleich.

      Ab.

      Vierte Szene

      Belmont. Ein Zimmer in Porzias Hause.

      Porzia, Nerissa, Lorenzo, Jessica und Balthasar kommen.

      LORENZO.

      Mein Fräulein, sag' ich's schon in Eurem Beisein,

      Ihr habt ein edles und ein echt Gefühl

      Von göttergleicher Freundschaft; das beweist Ihr,

      Da Ihr die Trennung vom Gemahl so tragt.

      Doch wüßtet Ihr, wem Ihr die Ehr' erzeigt,

      Welch einem biedern Mann Ihr Hülfe sendet,

      Welch einem lieben Freunde Eures Gatten,

      Ich weiß, Ihr wäret stolzer auf das Werk,

      Als Euch gewohnte Güte dringen kann.

      PORZIA.

      Noch nie bereut' ich, daß ich Gutes tat,

      Und werd' es jetzt auch nicht: denn bei Genossen,

      Die mit einander ihre Zeit verleben,

      Und deren Herz ein Joch der Liebe trägt,

      Da muß unfehlbar auch ein Ebenmaß

      Von Zügen sein, von Sitten und Gemüt.

      Dies macht mich glauben, der Antonio,

      Als Busenfreund von meinem Gatten, müsse

      Durchaus ihm ähnlich sein. Wenn es so ist,

      Wie wenig ist es, was ich aufgewandt,

      Um meiner Seele Ebenbild zu lösen

      Aus einem Zustand höll'scher Grausamkeit!

      Doch dies kommt einem Selbstlob allzu nah:

      Darum nichts mehr davon; hört andre Dinge!

      Lorenzo, ich vertrau' in Eure Hand

      Die Wirtschaft und die Führung meines Hauses,

      Bis zu Bassanios Rückkehr; für mein Teil

      Ich sandt' ein heimliches Gelübd' zum Himmel,

      Zu leben in Beschauung und Gebet,

      Allein begleitet von Nerissa hier,

      Bis zu der Rückkunft unser beider Gatten.

      Ein Kloster liegt zwei Meilen weit von hier,

      Da wollen wir verweilen.


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