Cassel Wilhelmshöhe. Erik Schreiber

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Cassel Wilhelmshöhe - Erik Schreiber


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den Fleis des bekannten Garten- Inspektors Herrn Schwarzkopf‘s bepflanzt sind; z.B. verschiedene Sorten Cedern, den Tulipanen-Baum, verschiedene Arten Nadelhölzer, als: Amerikanische Fichten mit 5 Sprossen, den sogenannten Baum des Lebens, die Hemloks-oder Schierlingstanne aus Amerika, etc.

      Etwas weiter hin, und zwar oberhalb des schon bemerkten Aqueducs, wird man ebenfalls durch den Anblick eines prächtigen Wasserfalls überrascht. Das Wasser fällt hier über einen ungeheuren Felsen, halb so tief, allein in einer größeren Breite, als das Wasser des Aqueducs, und vielleicht gewährt dieser Anblick mehr Ergötzen, als der des Aqueducs, da der Fels, welcher diesem Wasserfall zur Grundlage dient, ganz Natur zu seyn scheint. Ueber demselben ist eine Brücke gesprengt, nach einer ähnlichen in der Schweiz, die Teufels Brücke genannt, auf welcher man den majestätischen Wasserfall unter sich hörbar durchstürzen sieht, und vor sich die prächtigste Aussicht hat, indem das Auge den Strom des Wassers bis an den äußern Rand des Aqueducs, wo es herabstürzt, verfolgen kann. -

      In einer kleinen Entfernung von dieser Brücke, etwas unterwärts, kommt man in die Hölle oder das Plutonische Reich, welches tief in einen Felsen gehauen ist. Auf einer Seite des Eingangs steht Herkules, mit Alcesten, welche er aus der Unterwelt zurückbringt, und ihrem entzückten Gemahl, dem König Admet zuführt; er wird von den drey Furien verfolgt, welche ihm den schönen Raub wieder abnehmen wollen. Alle diese Figuren sind von Gips, und haben viel Ausdruck. Auf der andern Seite sieht man den Sänger Orpheus, mit seiner Geliebten Euridice. Pluto hatte, gerührt vom Saitenspiel des Unglücklichen, die Rückkehr seiner Geliebten auf die Oberwelt ihm unter der Bedingung verstattet, daß er sich, so lange er mit seiner Beute noch in seinen Staaten verweilen würde, nicht nach ihr umsehen sollte; er überschreitet dieses Gebot, und nun bemächtigen die Furien sich von neuem der Euridice, und ein kleiner Armor beweint das harte Schicksal der beyden Liebenden. - Neben diesen Statuen erblickt man die drey Parcen, Lachesis hält den Rocken, Clotho zieht den Faden, und Atropos schneidet ihn ab; - als eine Abbildung der drey menschlichen Alter. -

      Inwendig steht beym Eingang der Grotte abermals Herkules mit seiner Keule, welche er gegen den Cerberus, den strengen Wächter des Tartarus, schwingt. In der Mitte sitzt auf einem Thron, Pluto, der Gott der Unterwelt, mit seiner Gemahlin Proserpine, welche die drey Höllenrichter: Minos, Aeacus und Rhadamantus zu ihrer Rechten haben. - Verschiedene Gruppen stellen die mancherley Stufen vor, womit, nach der Dichtung der alten Griechen, die Verbrechen der Oberwelt im Tartarus gebüßet wurden.

      So sieht man den Tantalus, angeschlossen im Wasser; über ihm beugt sich ein Baum mit schönen Früchten, welche aber, so wie er im Begriff ist, sie mit dem Munde zu haschen, gleich dem Wasser, worinnen er bis ans Kinn steht, zurück weichen. Er leidet diese Strafe um deswillen, weil er die Geheimnisse der Götter, womit diese bey einem von ihm veranstalteten Gastmale, unter den Freuden des Weins und der Tafel, zu freygebig gewesen waren, zum größten Aerger unter die Leute gebracht hatte.

      Ixion ist mit Schlangen auf ein Rad geflochten, welches sich schnell und unaufhörlich mit ihm umwendet. Er hatte die Verwegenheit gehabt, seine Augen zur Gemahlin des ersten der Götter zu erheben, und ihre nähere Bekanntschaft zu wünschen. Jupiter, welcher sich ein Gleiches in diesem Punkte von seinen Geschöpfen natürlicherweise nicht gefallen lassen wollte, empfand das Beginnen Ixions, ihn einem so menschlichen Schicksale unterwerfen zu wollen, sehr übel, und strafte den Frevler auf die gedachte Art. Auch Juno entrüstete sich gewaltig darüber, daß Ixion sie schön gefunden hatte, - zum offenbaren Beweise, daß sie nicht zu den Töchtern der Erde gehöre. - Sisyphus ist verurteilt, einen großen runden Stein einen hohen Berg hinauf zu schieben, welcher sich immer, sobald er dem Gipfel desselben nahe ist, wieder in die Tiefe wälzt. Seine Räubereyen auf der Oberwelt hatten ihm diese ewig vergebliche Arbeit auferlegt. - Tityus, weil er Latone, die Schwester Apoll's liebte, wurde von diesem getödet und im Tartarus auf dessen Befehl auf einen Felsen geschmiedet, wo ein Geyer ihm am Tage die Leber zerfleischt, welche Nachts wieder wächst; ein zu grausames Urtheil vom Gotte der Musen! - Die Danaiden, welche ihre Geliebten in der Brautnacht ermordet hatten, sind durch einen gerechten Urthelsspruch zu dem langweiligen Geschäfte verdammt, ein durchlöchertes Faß mit Wasser zu füllen. - Zwey große Flügelthüren dienen zum Eingang in die Grotte, und sind durchaus mit gelben Glasscheiben versehen, welche eine grausende Dämmerung darinnen verbreiten, und, wenn man von innen den Blick auf die weit ausgebreitete Landschaft wirft, solche in einem ganz besonderen Lichte darstellen.

      Oberhalb des Plutonischen Reichs, und zwar linker Hand desselben, kömmt man an einen Wasserfall von einer neuen Anlage; die Gegend ist hier so wild und schauerlich, als sich eine lebhafte Phantasie solche nur immer denken kann. Der Wasserfall stürzt sich in einem etwas schmalen Beet über dem Scheine nach unordentlich aufeinander gethürmte Felsenstücke und durch wildes Baumgestrüppe in eine beträchtliche Tiefe, und rauscht von da, als ein schmaler Giesbach, über natürliche Cascaden, durch die Eremitischen Fluren der vorhin erwehnten Griechischen Philosophen, bis er sich in dem großen See verliehrt. -

      Auf dem Gipfel des Carlsbergs, welchen man auf den mit vielen Kosten, an manchen Stellen gar durch Felsen gebaueten bequemen Chausseen erreicht, steht dann das sogenannte Octogon, ein achteckiges sehr sonderbares Gebäude von Duvstein, aus welchem letztern auch die sämtlichen Grotten, Cascaden und Treppen bestehen. Ein großes Kreuzgewölbe mit vielen offenen Bogen macht den ersten Stock dieses Gebäudes, worüber noch zwey andere Gewölbe aufgethürmt sind. In der Mitte ist es völlig leer, und hat den Himmel zum Dach; das dritte und letztere Gewölbe hat über sich eine Platteforme, mit einer Galerie, welche auf 192 Pfeilern ruht, und auf deren vorderen Seite eine 96 Fuß hohe Pyramide von Quadersteinen sich erhebt, welche die Statue des Herkules, wie er auf seine Keule gestützt stehet, trägt. Sie ist von Kupfer, 32 Fuß hoch, 8 Fuß im Durchschnitt, und nach dem vollkommensten Ebenmaaße gebildet. Bis in die Keule, worauf die Figur ruht, und welche 9 Menschen ganz bequem faßt, kann man ohne Gefahr steigen, und die weitesten und schönsten Aussichten haben; aus dieser aber in den Körper fortzusteigen, ist ein etwas schwieriges Unternehmen. Vor der vorerwähnten Pyramide sind zwey Figuren mit Posaunen angebracht. -

      Einige Stufen unter dem Octogon ist die Grotte Polyphems, welcher auf einem Felsen sitzend, und auf einer siebenstimmigen Flöte blasend vorgestellt ist; hinter dem Felsen befindet sich eine kleine, von außen nicht sichtbare Orgel, welche vom Wasser getrieben wird, und 7 verschiedene Stücke spielt; neben der Statue des Riesen selbst aber sind die Bilder des Neids, der Hofnung, der Liebe und des Todes, in Gips geformt. Es sind in dieser Grotte, so wie auf verschiedenen Stufen neben den Cascaden, kleine Vexirfontainen angebracht, welche unvermerkt angelassen werden können, und den unbesorgten Zuschauer überraschen. -

      Auf jeder Seite der Grotte befinden sich noch zwey verschlossene Grotten, die auf verschiedene Art ausgeziert sind; vor derselben aber ein Bassin, mit einer steinernen Artischocke, aus welcher das Wasser 50 Fuß hochspringt. - Einige Stufen tiefer kommt man an den sogenannten Riesenkopf. Man sieht nemlich daselbst einen Riesen bis an die Schultern unter einem Felsen begraben; vermuthlich eine Vorstellung des Enceladus eines Sohns der Erde, welcher mit seinen Brüdern, nach der Griechischen Götterlehre, den Olymp bestürmte, und vom Zeus vernichtet wurde. Sein hohler Kopf wirft mit einem sonderbaren Geräusch das Wasser bis auf eine Höhe von 55 Fuß; der Sturz der breiten Wasserwand über den ungeheuren Fels giebt einen angenehmen Anblick, und die monotonische Musik, welche ein auf beyden Seiten angebrachter Centaur und Faun , die in Hörner stoßen, hervorbringen, erregt in dem Zuschauer ein sonderbares Gefühl. Vor dem Fels selbst ist ein Bassin, worin das Wasser sich sammelt, und ein Fremder wird selten diesen begeisternden Ort verlassen, ohne, auf der darselbst zur Bequemlichkeit angebrachten steinernen Bank, den verschiedenen hier befindlichen Kunstwerken seine Aufmerksamkeit einige Minuten hindurch geschenkt zu haben. Aus dem letztern Bassin fällt das Wasser auf die bewundernswürdige Cascade, die hier ihren Anfang nimmt, und wiederum 3 Bassins hat, von denen das Wasser herabfällt, und einen herrlichen Anblick gewährt. Am Ende der Cascade kömmt man in eine Grotte, worinnen Neptun mit andern Meer-Gottheiten residirt. -

      Um von der Höhe des Werkes einen Begriff zu geben, so ist zu bemerken, dass an beyden Seiten der Cascade 842 Stufen in die Höhe führen; will man aber bis in die Keule des Herkules steigen, so beträgt die Höhe überhaupt 902 Stufen. - Aus dem vor Neptuns Grotte befindlichen Bassin geht das Wasser unter der Erde in ein anderes nahe an dem Plutonischen Reiche gelegenes, woraus dann


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