Cassel Wilhelmshöhe. Erik Schreiber

Читать онлайн книгу.

Cassel Wilhelmshöhe - Erik Schreiber


Скачать книгу
Bibliothekszimmern. Nach einem passirten Vor- und dem Arbeitszimmer stößet man auf ein geräumiges Zimmer, das ganz von einer ansehnlichen Sammlung in Tischen mit Glasthüren nach den Objektengeordneter moderner silberner und einem Tische goldener Medaillen eingenommen wird, und dessen Wände mit farbigen Kupferabdrücken von den durch Raphael in den Logen des Vatikans befindlichen Gemälden geziert sind. Von hier öffnet sich der 270 Fus lange mit einer Galerie durchaus umgebene Bibliotheks-Saal, der bis jetzt in die 60,000 Bände faßt und wo man einen nicht unbeträchtlichen Vorrath von Bibeln und Handschriften, die Geschichte und das Staatsrecht aber am Stärksten besetzt antrifft.

      Mit dem Gebäude des Museums verbindet sich ein hoher Thurm, von 5 Geschossen und eben so vielen Sälen, der zu einem astronomischen Observatorio eingerichtet, und worüber der Herr Professor Matzko gesetzt ist. Auf dem obersten mit einem Umgange und Balüstrade versehenen Saale liegen die Augen auf der ganzen Stadt und Gegend.

      2) Die Bildergalerie, nebst der im Jahr 1775 errichteten Maler-Akademie und einer unter der ersten befindlichen Porzellaingalerie. Die Bildergalerie ist zuerst von Herrn Landgrafen Wilhelm dem VIIIten angelegt, und enthält manches vortrefliche Original-Gemälde berühmter Künstler. Hr. Inspector Tischbein, welcher nächst dabey wohnt, macht die Fremden recht gern mit denen Schätzen bekannt, die seiner Aufsicht anvertrauet sind. Bey ihm ist auch ein gedruckter Catalog der Galerie und sonstiger Fürstl. Gemälde von Cassel zu haben.

      3.) Das Lyceumsgebäude oder vielmehr das hierin befindliche Schulmeister-Seminar. Der Herr Metropolitan Rehm zu Waldkappel hat davon eine besondere Nachricht und Beschreibung herausgegeben, aus welcher man ersehen wird, daß dies Seminar mit Recht eine Stelle unter den Sehenswürdigkeiten in Cassel einnehme.

      4) Das Modellhaus, ein neues Gebäude, welches des jetzt regierenden Landgrafen Hochfürstliche Durchlaucht neben dem holländischen Thor aufführen lassen. Das sehenswehrteste darinnen ist das Modell vom Carlsberge; mit sämtlichen Kunstwerken; es geht durch das ganze Gebäude, und enthält eine Länge von 220 Fus. - Der im Hause wohnende Modell- Inspektor zeigt und erklärt Alles ausführlich.

      5) Das Zeughaus, ein 328 Fus langes und massives Gebäude, im 16. Jahrhundert erbauet.

      6) Die Münze, im alten Collegienhof

      7) Das katholische Gotteshaus, unter den Regierung Landgrafen Friedrichs II. erbaut. Es hat die Kapelle einen schönen Altar nach Römischer Art, mit Marmor bekleidet, und manches artige Stück von Stuckaturarbeit und Malerey, besonders die 8 großen Stücke, die Leidensgeschichte Christi vorstellend, von der Hand des verstorbenen Raths Tischbein. Das Obere dieses nur als Privatgebäude scheinenden Hauses, enthält die Wohnung für den Geistlichen.

      8) Die beyden schönen Plätze, der Friedrichs- und Königsplatz, welcher letztere ein merkwürdiges 7mal wiederholendes Echo hat, verdienen die Aufmerksamkeit der Reisenden. Den Friedrichsplatz ziert die marmorne an sich 15 Fus hohe Bildsäule des letztverstorbenen Landgrafen Friedrichs II., von den Landständen demselben errichtet. Sie ist das Werk des verstorbenen berühmten Raths Nahl. Den sonst unbeträchtlichen Carlsplatz verschönert die marmorne an sich neuen Fus hohe Statue des Landgrafen Carls, und steht hier, weil dieser Fürst die Oberneustadt, und die auf diesem Platze gelegene im italienischen Geschmacke aufgeführte Kirche, gegen das Ende des letztern Jahrhunderts, zu Gunsten der französischen Flüchtlinge, erbauen ließ.

      9) Die Aue, benebst dem dabey liegenden Orangerie-Hause, und Marmor-Bade. Die Aue ist ein schöner grosser Garten, welcher aus Alleen, englischen Boskets und Bassins besteht, und dem Publikum zu jeder Zeit offen ist. Des jetzt regierenden Landgrafen Hochfürstliche Durchlaucht, für den englischen Geschmack eingenommen, haben ihn nach dieser Idee umgeschaffen, da er sonsten ganz im steifen holländischen Styl angelegt war; wenige Menschen werden seine alte Gestalt zurück wünschen, und auf allen Fall hat er, mehr der Luft und Sonne zugänglich als sonst, an Salubrität unendlich gewonnen. - Das Marmor- Bad ist, wie die Orangerie, ganz im italienischen Geschmacke, und zeichnet sich durch treffliche Statuen von Marmor vorzüglich aus. –

      10) Wilhelmsthal, ein Fürstl. Schloß nebst einem Garten, 2 starke Stunden von Cassel, und von der Anlage Landgrafen Wilhelms VIIIten. Es nimmt sich durch seine zierliche Bauart und Ausmeublirung, so wie der Garten durch eine darinnen angebrachte schöne Grotte, aus; übrigens liegt es ein wenig tief, und hat daher keine Aussicht; auch hat die Natur überhaupt für diesen Ort nichts gethan, und blos durch Kunst hat er das werden können, was er jetzt ist. In den topographisch-statistischen Nachrichten von Niederhessen des Homberger Hrn. Metropolitans Martin, 2. Bandes 1s Heft S 135 etc. kann man eine nähere Beschreibung des Wilhelmsthaler Schlosses aufschlagen. Vortheilhafte Veränderungen in der Garten- Anlage werden hier nicht minder von dem jetzt regierenden Fürsten von Zeit zu Zeit vorgenommen. –

      11) Freyenhagen, ehemals das Guth einer nun ausgestorbenen adelichen Familie in Hessen. Es liegt eine starke Stunde von Cassel am Ufer der Fulda, welches im Sommer zur Lustfahrt dahin auf diesem Flusse Anlaß giebt. Die Gebäude bedeuten nicht viel; der dabey befindliche Garten aber ist recht artig, und wegen seiner Pyramiden von Taxus, deren einige eine Höhe von 50 Fus, und im Durchschnitt 12 Fus haben, sehenswerth. Die Lage selbst ist sehr einsam, und daher der Aufenthalt an diesem Orte, welchen der vorüberfließende Strom ohnehin angenehm macht, dem Freund ländlicher Ruhe und Stille besonders interessant.

      Cassel

      in historisch-topographischer Hinsicht

      Nebst einer Geschichte und Beschreibung

      von

      Wilhelmshöhe

      und seinen Anlagen

      Marburg, 1805

      Geschichte und Beschreibung

      des

      kurfürstlich-hessischen Lustschlosses

      Wilhelmshöhe und seiner Anlagen,

      von erster Entstehung an, bis auf gegenwärtige Zeiten.

      1805

      In der Entfernung einer starken Stunde nordwestwärts, von der kurfürstlich-hessischen Haupt- und Residenzstadt Cassel, am Fuße des hohen majestätischen Habichtswaldgebürges, liegt das Lustschloß Wilhelmshöhe mit seinen prächtigen und erstaunenswürdigen Anlagen. Das romantische der ganzen Gegend, die Gegenstände, welche hier die aufmerksamkeit und die Bewunderung eines jeden für Natur- und Kunstschönheiten Gefühlvollen auf sich ziehen, ganz so schildern zu wollen, wie sie sind, würde vergeblich seyn. Man muß selbst die bezaubernde Gegend durchwandert seyn, muß selbst den allgewaltigen Eindruck empfunden haben, welche der Anblick der über alle malerische Schilderungen weit erhabenen Schönheiten der Natur und Kunst auf Herz und Sinne macht, um sich zu überzeugen, daß Natur und Kunst vereint hier wetteiferten, ein Meisterwerk zu bilden, dessen gleichen in Deutschland nicht zu finden ist.

      Eine vortreffliche schnurgerade Allee von Lindenbäumen, eine Stunde lang, welche am Wilhelmshöher Thore anfängt und durch die Wilhelmshöher Vorstadt bey den Dörfern Wehlheiden und Wahlershausen vorüber, sich unmerklich bergan zieht, verbindet Cassel gewissermaßen mit der Wilhelmshöhe.

      Wegen der erhabenen Lage des Lustschlosses Wilhelmshöhe und seinen Anlagen, welche sich am Fuße des Habichtswaldgebürges ausbreiten und bis auf seinen äussersten Gipfel erstrecken, genießt man in dieser Gegend einer unbeschränkten, über alle Beschreibung malerischen Aussicht in das ganze weite Thal, in dessen Mitte Cassel liegt, einer Aussicht, welche nur durch die in weiter Entfernung hervorragenden höheren Gebürge beschränkt wird. Unzählige Dorfschaften, Saatfelder und Wiesen, durch welche die Fulde in verschiedenen Krümmungen hinfließt, liegen hier wie eine große Landcharte vor dem entzückten Auge ausgebreitet und je mehr man sich der Höhe des Berges nähert, desto mehr erweitert sich der Umfang des Gesichtstreifes, der sich endlich, auch bey den heitersten Frühlingstagen, in blauer Ferne verliert.

      Die Natur und Beschaffenheit des Gebürges, an und auf welchem Wilhelmshöhe liegt, zeigt es augenscheinlich, daß hier ehemals ein wirklicher Vulkan war. Die da herumliegenden ungeheuren Steinmassen sind offenbar ursprüngliche Geburten eines alten verloschenen feuerspeienden


Скачать книгу